„Die Axel Springer AG oder Mathias Döpfner verbreiten keine ‚Untergangsstimmung‘, und schon gar nicht aus ’strategischen Gründen‘.“
Christoph Keese, Außenminister der Axel Springer AG.
„Wir kämpfen um unsere Existenzgrundlage.“
Mathias Döpfner, 25. Juni 2011, „Süddeutsche Zeitung“
„Wenn sich bezahlte Applikationen auf mobilen Geräten nicht durchsetzen, wird dies Tausende Arbeitsplätze in der Verlagsbranche kosten.“
Mathias Döpfner, 28. Dezember 2009, „Focus“.
Obwohl interplanetare Kommunikation schwierig ist, muss man sich, fürchte ich, mit dem auseinandersetzen, was Christoph Keese sagt. Als Außenminister der Axel Springer AG ist er der amtierende Lautsprecher einer leider großen Allianz von Verlagen im Kampf gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Dieser Kampf wird einerseits juristisch geführt, mit einer Klage gegen die Aufbereitung der Inhalte von tagesschau.de für Smartphones. Und andererseits publizistisch.
Steffen Grimberg hat in der „taz“ dazu vor einigen Tagen festgestellt:
Ein Kollateralschaden der Debatte liegt jetzt schon auf der Hand: der Medienjournalismus. Die klageführenden Blätter beherbergen das Gros der relevanten Medienseiten in diesem Land. Und so wird die Tagesschau-App ganz nebenbei zum Elchtest für die innere Pressefreiheit.
Keese erwidert:
Warum sagt [Grimberg] nicht, was er damit sagen will? Unterstellt er seinen Kollegen, dass sie nach der Pfeife ihrer Verlage tanzen und willfährig über deren geschäftliche Interessen berichten? Dann müsste er Belege für die Beschuldigung anführen, was er aber nicht tut. Eine Sammlung von Belegen würde zeigen, dass die Zeitungen durchaus unterschiedlich auf die Klage ihrer Verlage reagiert haben. Von nachrichtlicher Berichterstattung über abwägende Kommentare bis hin zur leidenschaftlichen Verteidigung. Einen der härtesten Angriffe auf die Öffentlich-Rechtlichen hat Konrad Lischka bei Spiegel Online geschrieben — der Spiegel Verlag gehört jedoch gar nicht zu den Klägern.
Es ist ein typisches Beispiel für die argumentative Unredlichkeit von Christoph Keese. Die Tatsache, dass ein Medium, das nicht an der Klage beteiligt ist, besonders scharf gegen ARD und ZDF schießt, sagt exakt nichts darüber aus, ob und wie die Klage der Verlage die redaktionelle Berichterstattung der dort arbeitenden Journalisten beeinflusst.
Aber ich will Keese gern den Gefallen tun und hiermit meinen und Grimbergs Kollegen unterstellen, dass sie nach der Pfeife ihrer Verlage tanzen und willfährig über deren geschäftliche Interessen berichten. Belege? Bitteschön:
„Die Welt“
22. Juni. Die Überschrift der vermeintlich nachrichtlichen Meldung auf Seite 1 nimmt das Ergebnis der Klage schon vorweg:
Verleger klagen gegen die ARD
„Tagesschau“-App verzerrt Wettbewerb
Am selben Tag erscheint ein langer Artikel von Ekkehard Kern: „Die aggressive Expansionspolitik von ARD und ZDF im Internet torpediert den deutschen Medienmarkt“. Er schreibt:
Sinnvolle Investitionen ins Fernseh-Programm zum Beispiel — das wäre für alle Zuschauer ein Gewinn. Stattdessen fließen bei den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunksendern seit geraumer Zeit Millionen an Gebührengeldern in Online- und Mobil-Portale. Doch davon profitiert lediglich eine geringe Anzahl von Smartphone- und Tablet-Benutzern.
Die „Tagesschau“-App, von der lediglich eine so geringe Anzahl von Menschen profitiert, ist zu diesem Zeitpunkt 1,7 Millionen Mal installiert worden. Zum Vergleich: Das ist knapp sieben Mal soviel wie die tägliche Verkaufsauflage von gedruckter „Welt“ und „Welt kompakt“.
Der juristische Vorstoß kann als ein erster Schritt gesehen werden, um auf die von ARD und ZDF geschaffenen Zustände in der Verlagsbranche öffentlich aufmerksam zu machen.
Die von ARD und ZDF geschaffenen Zustände in der Verlagsbranche. Das steht da wirklich. Und er schreibt es gleich noch einmal:
In Anbetracht des vielfältigen Online- und Mobilangebots der deutschen Zeitungs- und Zeitschriftenlandschaft ist der aggressive Expansionskurs der Öffentlich-Rechtlichen in diesem Bereich ebenso unverständlich wie überflüssig. Die wirtschaftlichen Folgen für die deutsche Medienbranche waren schon im vergangenen Jahr vielerorts zu spüren. Die von ARD und ZDF künstlich und ohne ersichtlichen Grund herbeigeführte Konkurrenzsituation mit der Privatwirtschaft sorgt für einen verzerrten Wettbewerb. Dadurch oft nötig gewordene finanzielle Einsparungen auf Seiten der Verlage sorgen mittelfristig dafür, dass die deutsche Medienlandschaft insgesamt ärmer wird.
Weil ARD und ZDF einfach ins Internet gegangen sind, mussten die Verlage bereits sparen und können deshalb nicht mehr so gut sein wie früher oder wie sie sein könnten?
Die Tatsache, dass sich ARD und ZDF neben — so lautet die Definition von Rundfunk — Fernsehen und Radio seit geraumer Zeit auf unnachgiebige Weise als Konkurrent der Print-Branche gebärden, sorgt schon seit Jahren bei vielen Branchenexperten für Unbehagen.
Man beachte, dass Kerns Definition von Rundfunk das elektronische Medium Internet ausschließt, seine implizite Definition von Print aber das elektronische Medium Internet einschließt. Ganz abgesehen davon, dass er — falsch — suggeriert, ARD und ZDF würden schon durch ihre Existenz im Internet ihren rechtlichen und gesellschaftlichen Auftrag überschreiten.
Ekkehard Kern ist übrigens der lustige Mensch, unter dessen Namen bei „Welt Online“ immer noch unkorrigiert die nicht nur falsche, sondern völlig abwegige Behauptung steht, der ZDF-Kulturkanal wolle einen eigenen Jugendkanal. Schon Ende April hatte er in diesem Zusammenhang herrlich unbeschwert getextet:
Schelte für ihre oft wenig durchschaubare Expansionspolitik haben ARD und ZDF reichlich kassiert. Man denke nur an die herrlich überflüssige „Tagesschau“-App für das iPad und überhaupt die digitale Ausbreitung im Internet — einem Terrain, das die Öffentlich-Rechtlichen unangetastet lassen müssten, denn „Rundfunk“ beinhaltet eben schon per definitionem nur Radio und Fernsehen.
„Süddeutsche Zeitung“
22. Juni. In einem scheinbar nachrichtlichen kurzen Artikel, in dem Medienredakteurin Katharina Riehl über die Klage der Verlage gegen die „Tagesschau“-App berichtet, bezeichnet sie ARD und ZDF als „quasi staatlichen Rundfunk“.
25. Juni. Medienredakteur Christopher Keil betätigt sich als Stichwortgeber für Mathias Döpfner und attestiert ihm unter anderem: „Bisher sind Sie immer wieder zu Kompromissen bereit gewesen.“ Er erklärt das nicht.
„Hamburger Abendblatt“
22. Juni. Kai-Hinrich Renner kommentiert:
Der Streit zwischen Zeitungsverlagen und der ARD über die „Tagesschau“-App ist das Symptom eines grundsätzlichen Problems: In der digitalen Welt können bisher — bis auf ganz wenige Ausnahmen — nur gebührenfinanzierte Sender aufwendigen, rechercheintensiven Journalismus finanzieren.
Wirklich? Wenn es so wäre, spräche das nicht dafür, die Position der gebührenfinanzierten Sender im Internet zu stärken? Um aufwendigen, rechercheintensiven Online-Journalismus zu ermöglichen? Andererseits: Kann mir jemand ein Beispiel dafür zeigen, wo ARD und ZDF in der digitalen Welt aufwendigen, rechercheintensiven Journalismus finanzieren?
Nun zeichnet sich ab, dass die Nutzer bereit sind, zumindest für Inhalte auf mobilen Medien zu zahlen. Die Befürchtung der Verlage ist berechtigt, dass es mit dieser Bereitschaft schnell vorbei sein könnte, sollten sich Gratis-Apps wie die der „Tagesschau“ durchsetzen. Wer aber auf die „Tagesschau“-App — die ja nicht wirklich kostenlos, sondern gebührenfinanziert ist — nicht verzichten will, muss sagen, wie sich die Wettbewerber der Öffentlich-Rechtlichen künftig finanzieren sollen. Denn die unabhängige Presse wird in diesem Land vom Grundgesetz garantiert. Sie hat einen hohen Stellenwert: Es gibt keinen Grund, daran etwas zu ändern.
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“
22. Juni. Michael Hanfeld kommentiert auf Seite 1 unter der Überschrift „Für eine unabhängige Presse“:
Mit der Klage und der Beschwerde bei der Europäischen Wettbewerbskommission ergreifen die Verlage die letzte Möglichkeit, ihre Position zu behaupten. Sie kämpfen für das Überleben der unabhängigen Presse.
26. Juni. Im Leitartikel der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ (für die ich regelmäßig arbeite) schreibt Alard von Kittlitz:
Es geht bei der Klage ganz sicher nicht darum, dass die Presse die Konkurrenz von Funk und Fernsehen furchtet. Die Presse hat sich nie darüber beklagt, dass der Staat per Gebühren Anstalten finanziert, die Leute vom Lesen zum Hören, Sehen bringen. Jetzt aber treiben die Öffentlich-Rechtlichen selbst Printjournalismus, und zwar im großen Stil.
Stimmt doch nicht, könnte man einwenden. Gibt es etwa eine gedruckte Tagesschau-Zeitung, ein Tagesthemen-Magazin? Nein. Gegenfrage: Was ist eine App? Apps sind alles Mögliche, aber sie erinnern eher an Papier denn an einen Bildschirm. Die Geräte, auf denen sie laufen, bedient man mit dem Finger. Wie ein Buch, wie eine Zeitung. Man blättert. Man kauft Apps wie Zeitungen an einem digitalen Kiosk. (…)
Die Presse in Deutschland hat schon so zu kämpfen. Staatliche Konkurrenz, aus einem üppigen öffentlichen Topf finanziert, macht ihr das Leben schwer. Dabei erfüllt gerade die Presse den Auftrag, mit dem die Gebührenfinanzierung eines öffentlich-rechtlichen Journalismus in Deutschland begründet wird: dass die Bürger sich vernünftig informieren können.
„Bild“
Die „Bild“-Zeitung hat bislang nur in Form einer kurzen Meldung über die Klage berichtet. Man darf annehmen, dass der Seite-1-Aufmacher von Paul Ronzheimer von Ende 2009 noch Bestand hat, Schlagzeile: „Der Irrsinn mit unseren TV-Gebühren“.
Die nächste große „Bild“-Kampagne ist allerdings in Arbeit. In der ARD bereitet man sich auf das Schlimmste vor und rechnet damit, dass die echten oder vermeintlichen Enthüllungen der „Bild“-Zeitung in den nächsten Tagen oder Wochen maßgeschneidert zum juristischen Vorgehen der Verlage erscheinen werden.
Fazit
Zur Erinnerung noch einmal Keese:
Eine Sammlung von Belegen würde zeigen, dass die Zeitungen durchaus unterschiedlich auf die Klage ihrer Verlage reagiert haben. Von nachrichtlicher Berichterstattung über abwägende Kommentare bis hin zur leidenschaftlichen Verteidigung.
… und bis hin zu beeindruckender Beklopptheit wie in der „Welt“. Ja, das Temperament der Reaktionen und die journalistische Qualität ist unterschiedlich; die Stoßrichtung aber ist identisch.
Ja, ich glaube, dass die Journalisten der klagenden Verlage keine Chance hätten, gegen deren Position zu schreiben. Es bedarf dazu gar keines Pfiffs aus einer Pfeife, weil sie wissen, welcher Tanz von ihnen erwartet wird. Ich glaube nicht an eine große Abstimmung der Beteiligten untereinander, aber es fällt schon auf, wie oft nun bei jeder Gelegenheit der Begriff „öffentlich-rechtlich“ durch „staatlich“ ersetzt und dass plötzlich Online-Artikel in einer fast orwellschen Umdefinition „Print“-Journalismus“ darstellen sollen.
Das bedeutet nicht, dass jeder einzelne der Journalisten von ihnen gegen seine eigene Überzeugung anschreiben muss, wenn er gegen die ARD wettert. Keese suggeriert in seiner gut gelaunt perfiden Art ohnehin, dass die Erklärung für den Gleichklang ist, dass man in dieser Sache als Journalist, der nicht bei ARD und ZDF angestellt ist, gar nicht anderer Meinung sein könne.
Die Gretchenfrage ist eine andere. Wenn der Journalismus der Verlage so gut ist, wie sie behaupten, wenn gerade die Presse, wie Kittlitz behauptet, den Auftrag erfüllt, „dass die Bürger sich vernünftig informieren können“ — warum zeigen sie der Öffentlichkeit und der ARD nicht, was das bedeutet? Warum machen sie sich nicht unangreifbar und lassen — gerade weil ihre Verlage bei diesem Thema selbst Partei sind — die Gegenseite ausführlich zu Wort kommen? Warum führt die „Süddeutsche“, wenn sie schon mit ihrem Klagepartner Döpfner so viel Raum gibt, nicht ein Interview, das an kritischen Nachfragen keine Wünsche offen lässt? Warum schafft die „Welt“ es nicht einmal, eine Nachricht zu dem Thema streng nachrichtlich zu formulieren? Warum ist es undenkbar, dass in einem Objekt eines der beteiligten Verlage ein Kommentar erschiene, der der Position der Kläger widerspricht?
Was wäre das für ein Beweis für die Qualität des privat finanzierten Journalismus, wenn man sich darauf verlassen könnte, trotz der Parteilichkeit der Verlage in dieser Sache, umfassend und fair und vielleicht sogar sauber nach Nachricht und Meinung getrennt über den Komplex informiert zu werden! Gerade der Verlag, dessen Außenminister Keese ist, scheitert an diesem Test jedesmal.
Ja, ich glaube, dass die Journalisten der klagenden Verlage keine Chance hätten, gegen deren Position zu schreiben.
Der Gegenbeweis wäre ganz einfach zu führen: Stefan könnte es ja selbst versuchen, in der FAS.
Was die letzten zwei Abschnitte betrifft: Wann ist denn mal in ähnlicher Form im ÖR Rundfunk über die GEZ-Gebühren gestritten worden? Gelegenheiten gäbe es reichlich, bei allein 5 Talkshows in der ARD denmächst. Nun wäre doch eine passende Gelegenheit.
Zitat:
„Apps sind alles Mögliche, aber sie erinnern eher an Papier denn an einen Bildschirm. Die Geräte, auf denen sie laufen, bedient man mit dem Finger. Wie ein Buch, wie eine Zeitung. Man blättert.“
Ich bin beeindruckt davon, wieviel Idiotie man in so wenige Worte packen kann. Ein iPad erinnert mehr an Papier als an einen Bildschirm und deshalb fallen die Inhalte dort in die Kategorie Printprodukt. Steile These.
Print-Journalisten schreiben nicht gegen die Interessen ihrer Verlage. ÖR-Journalisten kommentieren nicht gegen die Interessen ihrer Sender-Chefs. Die Ausnahmen von dieser Regel sind von so verschwindend geringer Zahl, dass man sie vernachlässigen kann.
Das ärgerliche ist ja, dass ich die Argumentation der Verlage ganz gut nachvollziehen kann. Besagte Apps stellen bestimmt eine beachtliche Konkurrenz dar und dürften die Verlage daher auch einiges an Umsatz kosten.
Aber: Sich jetzt darauf hinausreden zu wollen, dass sich der Versorgungsauftrag nur auf den Rundfunk erstrecke, ist scheinheilig. Da für PCs, Handys, Netbooks und Tablets als „neuartige Rundfunkgeräte“ auch Rundfunkgebühren fällig werden, ist doch unstrittig, dass eigens für diese Medien produzierte Inhalte damit auch unter „Rundfunk“ fallen. Diese Definition ist gewiss höchst streitbar, und da könnten die Verlage mal ansetzen, und hätten es auch tun sollen, als sie mit dieser Ausweitung der Gebührenpflicht noch nicht ihre eigenen Felle haben wegschwimmen sehen. Die tagesschau-App ist aber nur die notwendige und (je nach persönlicher Ansicht meinetwegen: leider) legitime Folge daraus, gegen sie vorzugehen entspricht dem berühmten crying over spilled milk.
Zitat: „denn „Rundfunk” beinhaltet eben schon per definitionem nur Radio und Fernsehen“ Hm, die Gerichte und der Gesetzgeber haben entschieden, dass das Internet sehr wohl zum „Rundfunk“ im weiteren Sinne gehört: deshalb bezahlen wir doch für internetfähige Geräte GEZ-Gebühren… Und das Internet im Gegenzug ist mit Sicherheit kein „Printmedium“ (trotz der immer noch vorhandenen Internetausdrucker ;-) )
Ahhhhhhhrgggg!!
(rennt schreiend wild mit den Armen über dem Kopf fuchtelnd durchs Bild)
Immer wieder erstaunlich, mit welcher Unverfrorenheit die ‚Totholz-Bedrucker‘ das Internet für sich beanspruchen.
Jetzt ist es die Tagesschau-App – vor nicht allzu langer Zeit war es die Begrenzung der (öffentlich rechtlichen) Mediatheken, die ebenfalls von den privaten Verlage erfolgreich durchgesetzt wurde. Und was nach meiner Ansicht einer faktischen Enteignung der GEZ-Gebührenzahler gleichkommt (da jenen der Zugriff auf die von ihnen finanzierten Inhalte nicht mehr möglich ist).
Vielen Dank für die klaren Worte! Ja, so wünschte man sich insgesamt die Berichterstattung in diesem Lande einmal wieder – getrennt nach ordentlicher, sachlicher Information und Bewertung. Und nicht so parteiisch oder „meinungsstark“, wie das heute in den
Redaktionen so schön heißt. Dass die Ö-R dabei auch nicht immer Vorbilder sind, ist geschenkt, aber sie versuchen m.E. öfter eine ausgewogene Berichterstattung.
Wes Brot ich ess,
des Lied ich sing.
Warum sollten Journalisten denn anders agieren als z.B Politiker?
(Ja, ich unterstelle Politikern, dass sie das Brot von der Wirtschaft bekommen)
Na, da ist mit der Peter zuvorgekommen – genau das wollte ich auch grade sagen: WENN ich doch schon für meinen internetfähigen Rechner Rundfunkgebühren zahlen muss, muss er wohl als Rundfunk zählen. Und DANN erwarte ich aber auch, dass von meinen Gebühren Onlineinhalte geschaffen werden. Ich hab schließlich schon dafür bezahlt; sogar schon früher, als ich noch keinen Fernseher hatte, aber einen Rechner mit Internet (weil: das ist ein Rundfunkgerät, hat man mir gesagt).
Und wenn ich das schon höre. „per definitionem“. Pfffft. Per WESSEN Definition? Da kann doch heutzutage jeder definieren, was er will. Ich definiere einfach mal, dass Internet Rundfunk ist und KEIN Printjournalismus.
Ab sofort könnt ihr also sagen: „per definitionem ist Internet Rundfunk“, und dabei auf oben stehende Definition verweisen. Meine ist da genau so gültig wie die von Herrn Kern.
Dass es sich hier um eine publizistische Kampagne handelt erkennt man weniger an der Qualität als an der Quantität der Beiträge. Bei welchem anderen Thema bekommt denn allein die Vorbereitung einer Klage so große Aufmerksamkeit? Selbst die mündliche Verhandlung im Verfahren um die Griechenland-Hilfe hat heute nur für ein paar dürre Meldungen gereicht. Man muss von den Verlagen vielleicht nicht erwarten gegen ihre eigene Klage anzuschreiben, aber dass sie sich in einem offensichtlichen Interessenkonflikt überhaupt derart exponieren, dass ist ziemlich entlarvend.
Aus den Worten der Waldvernichter trieft die nackte Angst. Mein Mitgefühl hält sich ob der ebenfalls demonstrierten Hybris jedoch in Grenzen. Sollen sie halt klagen. Es wird sie nicht retten.
[…] Eine kritische Zusammenfassung der Berichterstattung der klagenden Zeitungsverlage findet sich im Niggemeier-Blog. Dieser Eintrag wurde veröffentlicht unter P2. Permalink in die Lesezeichen aufnehmen. ← […]
Im Kern scheint es vielen Verlagen doch nur mal wieder um die Abschaffung des dualen Systems zu gehen. Dagegen haben sie gemosert, als sie sich selbst in die TV-Landschaft gewagt haben (Aktuell Presse-Fernsehen), als sie private Radiosender gründeten und als sie Internet-Angebote starteten.
Die künstlichen Unterscheidungen von Übertragungswegen und Endgeräten sind inzwischen obsolet. Man guckt über’s Internet übertragene Videos auf dem heimischen TV-Schirm, man schaut TV-Programm über den DVB-T-Stick am Laptop oder auf dem Smartphone, man liest Online-Ausgaben der Tageszeitung auf allen möglichen Geräten.
Dass eine App papierähnlich wirke, weil man die Geräte, auf denen sie laufen, mit dem Finger bediene („Wie ein Buch, wie eine Zeitung. Man blättert.“), gilt genau so für jedes über einen Internet-Browser zu sehende Angebot. Ich pflege jedenfalls meine Laptops nicht mit dem Mund oder den Füßen zu bedienen, kann bei tagesschau.de „blättern“ (vielleicht nicht mit den gleichen grafischen Effekten) und in zahlreichen „digitalen Kiosken“ alles Mögliche kaufen (auch Bezahlinhalte von Verlagen).
Nach der Logik des Herrn von Kittlitz wirkt für mich ein Laptop sogar Buch-ähnlich – man kann es auf- und zuklappen, was drauf lesen und – um 90 Grad gedreht und aufrecht gestellt – sieht es auch wie ein Buch aus. Deshalb sollte natürlich auch für Laptops die Buchpreisbindung gelten. Schwachsinn, oder?
Jubelt die Äxel Springer AG nicht ständig ob der dollen Umsätze bei/mit Digitalen Medien? Und wegen der Milliarden Downloads ihrer Welt- und BILD-App? Als Laie fragt man sich ja, wie das sein kann, wo doch das Internetz quasi komplett von den ÖR beherrscht wird.
OMG!!
Gerade diese Gruppenklage und die scheinheiligen Argumente und Texte die man in letzter Zeit so sieht unterstüzten die Notwendigkeit des Öffentlichrechtlichen Rundfunks auch im Netz und Apps.
Man, sowas macht wirklich wütend.
„Gegenfrage: Was ist eine App? Apps sind alles Mögliche, aber sie erinnern eher an Papier denn an einen Bildschirm. Die Geräte, auf denen sie laufen, bedient man mit dem Finger. Wie ein Buch, wie eine Zeitung. Man blättert. Man kauft Apps wie Zeitungen an einem digitalen Kiosk.“
Hui. Also wenn man auf *solche* Ideen kommt hat man wohl keine besseren Argumente mehr. Naja, so ganz logisch ist das auch nicht:
– Ich „bediene“ eine Zeitung/Buch nicht, ich blättere nur um (und das meistens mit mehr als einem Finger). Ich habe in der Tagesschau-App bisher noch nie umgeblättert.
– Ich hole meine Apps im Android Market. Der Kiosk um die Ecke hat allgemein sehr wenig Ähnlichkeit mit dem Market. Ich würde mich wundern wenn der AppStore Kiosk-Ähnlicher aussieht. Das einzige was wie Kiosk aussieht ist Springers iKiosk, bei dem es meines Wissens aber keine Tagesschau-„Ausgabe“ gibt.
– Apps sind nicht alles mögliche, sondern Programm. Ich kann es starten und stoppen, und sie erinnern in meinen Augen so gar nicht an Papier. Weder vom Aussehen noch vom Prinzip her.
@2: nicht nur das. Es gibt ja sehr viele Geräte, die man mit den Fingern bedient, von der Geige bis zum Bügeleisen, von der Bohrmaschine bis zum Stabmixer. Demnach wären die alle als „Papier“ zu betrachten.
Jedes Kind kann das Bild von einem Ball oder einem Auto in einem Bilderbuch vom realen Gegenstand selbst unterscheiden. Nur Alard von Kittlitz tut sich damit schwer, wenn er die Darstellung auf einem Bildschirm bewusst mit dem bedruckten Papier verwechselt. Vielleicht sollte er einfach einmal versuchen sich mit dem, einem Paper so unglaublich verwechselbaren iPad den Hintern abzuwischen. Natürlich nur, nachdem er darauf vorher die App seiner Zeitung zur Anzeige gebracht hat.
Kann mich nur wiederholen: die Verlage verhalten sich verbraucherfeindlich, leserfeindlich, kundenfeindlich.
Wäre ich ein öffentlich-rechtlicher Sender mit schlechter Laune, ich würde nur so aus Jux ja mal prompt gegen alles klagen und einstweilig verfügen, was die deutschen Verlage so an Videomaterial und sonstwelchen Animationen ins Internet stellen, denn analog zur Verlagslogik ist sowas ja offensichtlich Rundfunk aber entzieht sich Rundfunkrichtlinien.
Interessant wie sich der Axel Springer Verlag über die Tagesschau App und das Überschreiten der „roten Linie“ beklagt. Wenig zimperlich ist man allerdings, wenn das Haus Springer selbst die Geschäftsmodelle anderer übernimmt, die nicht unbedingt etwas mit einem Verlagsgeschäft zu tun haben, siehe radiomat.de. Da kann man dann ja mal ruhig mit der geballten Medienkraft in den Wettbewerb gegen die kleineren bestehenden Anbieter gehen. Herrlich.
Von Chistoph Keese würde man vor allem gerne Beispiele dafür hören, wie Journalisten der klagenden Verlagshäuser ausführlich und an prominenter Stelle ihre eigenen Verlage kritisieren oder pro Tagesschau-App argumentieren.
Denn selbst wenn man keine expliziten Beispiele dafür fände, dass die Journalisten nach der Pfeife der Verlage tanzen, könnte das immer noch bedeuten, dass das Thema totgeschwiegen wird.
Ich finde die Strategie interessant: Die Verleger gehen den fetten und gut gestopften Brocken ÖR zuerst an – wenn sie den auf den Rücken legen, ist der „Rest des Internets“ (Blogger und ähnliches Kleinvieh) mit einer Handbewegung vom Tisch zu fegen. Und dann wird wieder richtig verdient.
(Ein andermal reden wir über die etwas unappetitliche Rolle von Politikern in dieser Sache, die einerseits ihre Parteigänger im Pöstchenroulette der ÖR schadlos halten und andererseits den Verlegern nach dem Mundwinkel reden. Aber das hat hierzulande ja fast etwas Traditionelles, nicht wahr, Herr Adenauer?)
Schön. Und jetzt würde ich gerne mal alle Empörten in Köln, Berlin, Hamburg und München vor den Verlaghäusern gegen die Zerstörung unseres bezahlten Kulturgutes demonstrieren sehen.* Aber das wird wohl nicht geschehen, dafür müsste wohl erst einmal jemand den Lerchenberg verbuddeln wollen. Oder so.
*Ich spendete auch für ein Banner, denn ich könnte leider nicht extra anreisen.
Wer vom „Staatsfunk“ schreibt, diskreditiert sich selbst als Propagandist und ist kein Journalist. Und überhaupt: Wer bekommt denn unmittelbar „Staatsgeld“? Das ist doch wohl die freie Presse mit ihrem reduzierten Mehrwertsteuersatz von 7%. Ob Bauerndiesel oder weniger MWSt., das ist eine staatliche Subvention und damit echtes Staatsgeld. Haben wir deshalb eine Staatspresse?
Nur meine 2-Cent-Gedanken.
Ein netter Artikel zu diesem Thema, wenn auch der (geschätzt) mind. 20ste.
Ich frage mich immer noch, wann die Verleger bzw. die schreibenden Journalisten endlich zu der Einsicht kommen, dass es „in der digitalen Welt“ niemals einen Leser/ Kunden gegeben hat bzw. geben wird, der bereit ist, für bestenfalls leicht umformulierte Agenturmeldungen Geld zu zahlen. Für die Verbreitungen derartiger Nachrichten braucht es schlichtweg keine Verlage, wenn doch, dann würde ein einziger reichen. Google News macht auf erschreckende Weise klar, wieviele Verlage online davon leben, die gleichen Meldungen im exakten Wortlaut von der Agenturmeldung zu kopieren. Aber genau daraus besteht der Großteil des heutigen Onlinecontents vieler Printmedien. „Früher“ ist das dem Zeitungsleser nicht aufgefallen, denn er konnte nicht vergleichen und hatte zumeist nur eine Tageszeitung zu Hand, Stand heute wird das Geschäftsmodell durchschaubar.
Es wird immer jemanden geben, der die Agenturmeldungen über den Sack Reis in China kostenlos ins Netz stellt, die Tagesschau-App ist da für mich nur ein virtueller (und dankbarer) Prangerm der das Problem der Verlage never ever lösen wird.
Der erste Verlag, der begreift: Mensch, es kommt nicht auf Minutenaktualität an (bei der wir sowieso nur verlieren können), sondern auf Hintergrund, Zusammenfassung und Meinung, und sich nur darauf konzentriert (und vielleicht ganz bewusst auf alls Säcke in China verzichtet), der könnte das wohl verkaufen. 10 gute, gehaltvolle Artikel pro Tag und die wichtigen Links sollten reichen, um genug interessierte und kaufwillige Abonnenten zu finden.
Wenn ich ein paar Groschen zuviel hätte, würde ich ja glatt in ein solches Unternehmen investieren, aber so bleibt mir nur ein täglicher kostenloser Klick durch die chinesischen Reissäcke und Agenturmeldungen dieser Welt….
Ach ja – diese dahindarbende private Medienindustrie, der die Öffentlich-Rechtlichen jetzt auch noch die letzte Ente aus dem austrocknenden Teich rauben möchten: „Die Rendite im Zeitungsgeschäft liegt bei 22 Prozent, der Konzernumsatz [der A. Springer AG] ist in den ersten drei Monaten des Jahres um elf Prozent gewachsen, das Konzernergebnis um 6,5 Prozent, und allein die Erlöse aus dem digitalen Segment haben um 26 Prozent zugelegt“ (Der Freitag, 30. Juni 2011).
http://www.freitag.de/kultur/1126-das-panik-orchester
Ja, warum findet eigentlich keine offene Debatte statt?
Die Öffentlich-Rechtlichen verschweigen die Diskussion um Gebührenhöhe und -verwendung. Die Zeitungsverleger lassen keine abweichende Stimme in ihre Blätter, die das Thema Onlineaktivitäten der Öffentlich-Rechtlichen realistisch beurteilt.
Warum ist das so? Scheuen die Öffentlich-Rechtlichen eine fundierte Debatte über ihre verkrusteten Strukturen? Haben die Verleger Angst, dass Sie ihre politische Einflussnahme schwächen, mittels derer sie die geplante Zeitschriften-GEZ zu bekommen trachten? Oder ist den Zeitungsbossen ihre undurchdachte Argumentation einfach nur sehr, sehr peinlich?
Hat jemand plausible Antworten?
@Stefan Niggemeier
Hoffentlich ist Ihr Eintrag den Herren der FAS nicht zu kritisch. Dass er Punkt für Punkt den Tatsachen entspricht, ist ja offensichtlich.
Wenn man diese Verlagsaktivitäten als politisch motiviert einordnet – unterliegt der angestellte Journalist da nicht auch einfach den Zwängen eines Tendenzbetriebes (und wenn auch nur durch die eigene Schere im Kopf – und nicht durch eine konkrete Weisung)?
Ich weiß ja nicht, wie diese Verlagsfritzen das -äh- handhaben, aber ich bediene meine Fernbedienung auch mit den Fingern (gut, manchmal setz ich mich auch drauf, aber Ihr wisst, was ich meine).
@Matthias, #4: „Das ärgerliche ist ja, dass ich die Argumentation der Verlage ganz gut nachvollziehen kann. Besagte Apps stellen bestimmt eine beachtliche Konkurrenz dar und dürften die Verlage daher auch einiges an Umsatz kosten. […]“
Welche Argumente meinst du? Sie sind alle weit hergeholt, schlecht konstruiert, falsch und dumm. Welcher Umsatzrückgang? Axel Springer beispielsweise — einer der Kläger — hat gerade von einem neuen Rekordumsatz gefaselt (siehe auch #26 von Chat Atkins).
@SvenR, #6
Ein sehr gelungener Beitrag, der den inherenten Irrsinn des Inhalts dieses Blogbeitrags, in stringenter Weise zusammenfasst. ;o)
@S.Presso, #7: „[…]vor nicht allzu langer Zeit war es die Begrenzung der (öffentlich rechtlichen) Mediatheken, […] [die] einer faktischen Enteignung der GEZ-Gebührenzahler gleichkommt […]“
Geht mir auch so. Ich habe Angst, dass die Verlage gewinnen könnten, wobei ich aber noch nicht sehen kann, warum das so sein sollte. Die saublöde Idee,
staatlicheöffentlich-rechtliche Web-Inhalte nach sieben Tagen löschen zu müssen, ist mir auch schon zu Genüge ein Dorn im Auge.@nona, #19: „[…] die Verlage verhalten sich verbraucherfeindlich, leserfeindlich, kundenfeindlich.“
Ja, das Gefühl beschleicht mich auch des öfteren.
@Thomas, #24: „[…]die freie Presse mit ihrem reduzierten Mehrwertsteuersatz von 7%. […] das ist eine staatliche Subvention und damit echtes Staatsgeld. Haben wir deshalb eine Staatspresse?[…]“
Interessanter Gedanke!
@Tharben, #27:“[…]@Stefan Niggemeier[…]Hoffentlich ist Ihr Eintrag den Herren der FAS nicht zu kritisch. Dass er Punkt für Punkt den Tatsachen entspricht, ist ja offensichtlich.“
Die brauchen jeden, der die Qualität der Zeitung steigert. ;o)
Ja, wo bleibt denn eigentlich die immer wieder behauptete Qualität des so beschworenen Journalismus? Man findet ihn vielleicht in seltenen Preziosen, aber im Großen und Ganzen sieht es da eher mau aus.
Ich weiß, es ist nicht alles Boulevard, aber es fühlt sich so an, wenn die BILD in anderen Medien — die mit der BILD eigentlich so was von überhaupt nichts zu tun haben — immer wieder als unverbindlicher Stichwortgeber zitiert wird.
Wenn man eben diesen Qualitätsjournalismus denn mal Bündeln könnte, um ihn in in ein Online-Abo-System zu gießen, wäre damit gewiss Geld zu machen. Es könnte zwar einige Zeit brauchen, bis es sich rumspricht, bzw. durchsetzt, aber ich Glaube einfach, dass so etwas Erfolg haben kann.
Ich denke da nur an das c’t Magazin, welches eine hohe Qualität besitzt und damit ein Alleinstellungsmerkmal in einem auf niedrigem Niveau homogenen Computer-Magazin-Markt besitzt.
Bei dieser Diskussion geht es doch schon lange nicht mehr darum, wie die Verlage ihren Patienten, also das potentiell lukrative Online-Geschäft, noch retten können. Bestenfalls kann man hier noch den Autopsiebericht etwas in die eine oder andere Richtung beeinflussen. Aber ob es jetzt Mord war oder Tod aus Altersschwäche, ist in letzter Konsequenz auch egal. Der Patient ist nämlich so oder so tot.
Ihre Kritik in allen Ehren, Herr Niggemeier. Aber: Wenn Sie schon als freier Mitarbeiter für die FAS arbeiten, warum dann nicht dort mal ein Artikel gegen die Klage der Verlage? Angst, dass der Artikel abgelehnt wird, oder Angst, dort in Zukunft überhaupt nicht mehr zum Zuge zu kommen? Sie kritisieren die anderen – und mach es als involvierter FAS-Redakteur selbst nicht besser.
@inga #29: Wenn ich nicht schon so extrem glücklich verheiratet wäre, jetzt wäre der Momement, wo ich Dir einen Antrag machen würde.
FAS-Redakteur? Echt? Als Freier?
Mein Kommentar bezog sich natürlich auf #32. Während ich noch tippte hat sich SvenR einfach davorgedrängelt. Und zwar auch, was die Idee mit dem Antrag angeht…
(Sorry für die Anmaßung, Inga, aber im Ernst: Wann immer mein Blick schon auf Deinen Namen fällt, bevor ich den dazugehörigen Kommentar gelesen habe, weiß ich, dass gleich etwas kommt, worüber ich mich freuen werde)
33/35:
Die jungen Herren sind aber heute leicht zu entflammen…
@theo #36: Ich bin nur noch fast jung, brauche aber trotzdem das Geld…
@Klas (#32)
Wollen Sie sagen, dass es Herrn Niggemeier immer noch zu gut geht?
Vermutungen: Herr Niggemeier ist auf seine Einnahmen aus der Arbeit für die FAS angewiesen. Kein reiches Erbe, kein Vermögen, das er sich aus seinen bisherigen Tätigkeiten ansparen konnte.
Über seine Blogeinträge mag die FAS noch hinwegsehen. Aber was wäre, wenn seine wichtigen Texte wirklich Mächtige wahrnehmen und verstehen würden? Das kann kein Verleger wollen. Weg wäre der Herr Niggemeier.
Ich mache nichts weiter, als Herrn Niggemeier für seine scharfsinnigen Analysen zu bewundern und gelegentlich zu verlinken. Was machen Sie, um eine Veränderung zu bewirken?
Ich bin gefühlt auf der Seite der Verlage. Aber eher aus Skepsis gegenüber den ÖR als aus Sympathie für Zeitungen wie Welt und SZ. Mich wundert, dass der Rubikon erst im Internet überschritten scheint. Dass ARD und ZDF jährlich hunderte Millionen für Sportrechte (Bundesliga, Boxen) und überteuerte Moderatoren ausgeben (Pilawa, Beckmann, Schmidt), scheint niemanden zu interessieren. Warum keiner die Alternativen – Sat1 oder RTL übertragen die BuLi für 100 Mio weniger, Pilawa und Schmidt sind arbeitslos – auch nur andebattiert, ist mir völlig schleierhaft. Da stehe ich wohl völlig außerhalb des Konsenses.
was für ein paar jammerlappen.
Perfekte Umkehrung von Ursache & Wirkung – das muß man erst mal (absondern) können.
Ja, blöd: da hat man durch Zufall erfahren, daß man mit diesem komischen Ding „Internet“ doch noch Geld verdienen könnte – und dann zahlen die Leute einfach nicht dafür…
Dann geht halt sterben!
@32 Klas: Kann er sich als freier Mitarbeiter vielleicht nicht aussuchen, was von ihm dort gedruckt wird? (Könnte übrigens auch eine Erklärung für die Existenz dieses Blogs sein)
Und jetzt laufe ich mit SvenR um die Häuser…
@30, JensE:
Meiner bescheidenen Meinung nach würde es viel Zeit brauchen, solche Preziosen bei den erwähnten(privaten) Medien zu finden – SCNR.
@theo #36
Nö nö, das hat weder mit „heute“ noch mit „leicht“ auch nur das Geringste zu tun. Was inga hier seit Jahren schreibt ist einfach grandios. Klar hätte man das auch vorher schon mal erwähnen können, aber irgendwie schien mir die Vorlage von SvenR die richtige Gelegenheit zu sein, das endlich auch mal zu tun.
(und da ich meistens nur etwas beitrage, wenn ich irgendjemandes Kommentar schlecht finde und von wegen Karmakonto und so…)
[QUOTE]Warum führt die „Süddeutsche”, wenn sie schon mit ihrem Klagepartner Döpfner so viel Raum gibt, nicht ein Interview, das an kritischen Nachfragen keine Wünsche offen lässt?[/QUOTE]
Sinnvoller wäre imho
Warum führt die „Süddeutsche”, wenn sie schon ihrem Klagepartner Döpfner so viel Raum gibt, nicht ein Interview mit ihm, das an kritischen Nachfragen keine Wünsche offen lässt?
Ab davon nix zu moppern.
Ohne Frage ist die Marge der Verlage
Eigentlich kein Grund zur Klage
Trotzdem bleibt uns diese Sage
Bis ans Ende aller Tage
Was ich noch zu hoffen wage?
Dass der Stefan nicht verzage.
Ich kann‘ ja nicht lassen wenn Sie…
Es gab mal Verleger, die rieten
dem Gesetzgeber ÖR-Apps zu verbieten
und führten auch Klage,
doch war’n nicht in der Lage
gleiche Qualität anzubieten
Ich würde mir so sehr ein Haiku wünschen!
Würdest du, oder tust du’s?
[…] Die Tagesschau-App und die Pfeife der Verlage (Stefan Niggemeier) – Stefan Niggemeier analysiert die Berichterstattung der Verlage über die Tagesschau-App. […]
Zum Einen: Wer die permanenten Angriffe des FAZ-Medienredakteuers auf die ÖR beobachtet, kann die Medienseite des Blattes nicht mehr ernst nehmen. Obwohl dort auch niggemeier veröffentlicht. Aber der polemische Tonfall, mit dem diese Mann selbst die sachlichsten Meldungen durchsetzt, haben mit seriöser Berichterstattung längst nichts mehr zu tun. Deshalb fasse ich die früher gerne gelesene FAZ nur noch mit spitzen Fingern an. Schade, dass jetzt auch die Süddeutsche den Weg einer seriösen Medienberichterstattung verlässt und sich nicht schämt, den Stichwortgegeber für Herrn Döpfner zu geben. Wie peinlich für so ein Blatt!
Zum anderen: Ich verstehe die Aufregung um die Tagesschau-App gar nicht. Es gibt eine Spiegel-App, es gibt eine NTV-App, überall kann man kostenlos Nachrichten lesen, ohne dass sich jemand drüber aufregt. Es wird immer jemanden geben, der so etwas anbietet.
Haiku – sieh da:
„Führe die Pfeife
stets an den Mund, Du Pfeife –
pfeift sie, die Pfeife?“
Aua.
@50: Zustimmung. Voll und ganz.
„Interplanetare Kommunikation“ – das ist für mich der Brüller des Tages. Und so herrlich nonchalant serviert!
Es wäre aber schön, wenn mal jemand dem Herrn Keese verklickern könnte, dass die Einteilung der Medien eine künstliche ist, und ihre Definition deshalb nur den momentanen Status Quo beschreiben kann. Ändern sich die Gegebenheiten, so hat sich auch die Definition mit zu ändern. Meiner Meinung nach ist es ja weder hilfreich noch sinnvoll, das Internet in die alten staubigen Schubladen pressen zu wollen. Das wusste man bei der Erfindung des Begriffs „multimedial“ doch schon mal besser.
Es ist schlicht absurd: Da wurde erst unter Getöse durchgesetzt, dass das Internet Rundfunk ist und für Computer und Telefone Rundfunkgebühren bezahlt werden müssen und nun beklagen sich Verlage, wenn tatsächlich für diese Empfangsgeräte auch Inhalte zur Verfügung gestellt werden. Man fragt sich, wo die Verlage in den letzten Jahren waren. Wo waren sie, als 1980 plötzlich Nachrichten kostenlos im Videotext veröffentlicht wurden? Wo waren sie, als tagesschau.de startete? Wo waren sie, als die ÖR Podcast-Verzeichnisse wie iTunes mit ihren Inhalten geflutet hatten? Wo waren Sie, als das Internet zu Rundfunk wurde und ich auf einmal Gebühren zahlen musste? Und vor allem: Würden die Verlage auch klagen, wenn heute das Fernsehen erfunden würde, Leute für die Bereitstellung von ÖR-Content bezahlen müssten und dann dieser bezahlte Content tatsächlich ausgeliefert wird? Es ist schlicht lächerlich.
Die Gesamtdiskussion ist alleine schon deshalb überflüssig, da hier eine App Zentrum der Kritik ist, die bereits auf tagesschau.de vorhandenen Content ausgibt. Kritik hätte es deshalb für tagesschau.de geben müssen und prinzipiell für die Erweiterung des Rundfunk-Begriffs auf das Internet oder für den Digitalmasterplan der ARD von 2007. Jetzt ist es zu spät und die Verlage jaulen, weil die Kunden lieber passabel recherchierten Content in der tagesschau-App lesen als hingerotzten Dreck in deren Apps. Aber da müsste man ja sein Geschäftsmodell – aus Abfall Geld schöpfen – korrigieren. Sinnlos krakeelen ist einfacher. Und sorgt dafür, dass sich Kunden die Apps beider Seiten holen und dann aufgrund technischer und inhaltlicher Kriterien entscheiden können – in der Regel offenbar für die tagesschau.
@Oliver bisschen polemisch (und kein Haiku) aber ich stimme zu.
Die Medienbranche ist tot. Sowohl Print als auch Fernsehn. Keiner mit Verstand für 2 Cents tut sich diesen tumben Propagandamüll noch an. Selber schuld.
Ich würde mir lediglich eins wünschen: krepiert mal ein bisschen schneller und vor allem etwas geräuschloser.
@56: Oh, ein Lehrbuch-Beispiel für Medien-Kurzsichtigkeit. Print mag ja in den nächsten Jahrzehnten aussterben (was ich allerdings für keineswegs ausgemacht halte), aber Fernsehen? Und ich halte meinen Medienkonsum gerne ein wenig breiter gestreut – alle Nutzer der „Altmedien“ pauschal als geistig minderbemittelt darzustellen, hilft der Sache auch nicht weiter, eher im Gegenteil.
Zur Auflockerung: Der Film ‚The 6th Sense‘, in dem ein kleiner Junge nachweist, dass er (die Geister) tote(r) Menschen sehen kann, dürfte bekannt sein. Die folgende Fotomontage habe ich gerade in Richard Gutjahrs Blog entdeckt:
http://gutjahr.biz/blog/wp-content/uploads/2011/06/6thsensenew.jpg
Wunsch, Drama, Realität?
Habe erst mal die Tagesschau-App installiert – läuft jetzt neben der (werbefinanzierten Gratis-) App der Süddeutschen…
@ Klas (#32): Vielleicht reicht Stefan Niggemeier ja wöchentlich solche Artikel bei der FAS ein, und die werden regelmäßig abgelehnt? Könnte ja sein, das stünde dann ja natürlich nicht in der FAS.
Dabei wäre ein entsprechender Vermerk ganz hilfreich: „An dieser Stelle hätte ein x Wörter langer Artikel von y zum Thema z stehen sollen. Diesen Artikel haben wir aber abgelehnt, weil er nicht in unser Konzept passt/der politischen Linie der Redaktion nicht entspricht/dem Chefredakteur nicht gefallen hat/zu lang/kritisch/teuer gewesen wäre/aus anderen Gründen (nichtzutreffendes bitte streichen)“
nur mal so nebenbei erwähnt, wenn auch nur perifär das thema streifend: es gibt keine „gez-gebühren“. die „gez“ ist die gebühreneinzugszentrale. gezahlt werden rundfunkgebühren. „gez-gebühren“ sind nämlich auch eine erfindung von keese und konsorten, weil das nämlich viel scheißer klingt, wenn man die böse gez mit in das wort einbaut.
mhh..was wohl die größere gefahr für die verlage ist. eine tagesschau-app oder google+…..
Mal abgesehen, das die Argumentation von Keese & Co völliger Unsinn ist:
Glauben die bei Springer & Co. eigentlich ernsthaft, das, falls es keine tagesschau-App mehr geben sollte, ich mir ernstahft eine Bild-App, o.ä. installiere? Nicht wirklich, oder? Ich würde mir deshalb auch keine Welt am Kiosk kaufen. Und nein, auch die FAZ wird weder mein Smartphone, noch mein Altpapier verschmutzen.
Die Argumentation ist noch unsinniger als die der Musikindustrie, die ja auch allen ernstes glaubt, jeder illegale Download sei eine nicht verkaufte CD.
@63 Das ist das wahrlich absurde dadran, nämlich dass durch das große Blöken das eigene unbrauchbare Angebot auf das Niveau der Tagesschau gehoben wird (bzw. die Tagesschau gesenkt wird), obwohl es dafür weder technisch noch inhaltlich irgendeinen Anlass zu gibt. Und durch den möglichen Wegfall der Tagesschau ändert sich das ja nicht. Ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass alleine die inhaltlichen Zielgruppen derart weit auseinander liegen, dass schon deshalb überhaupt keine Konkurrenzsituation vorliegt. Schultheiss konkurriert ja auch nur insofern mit Chanoine Frères, als das beide Getränke herstellen. Der Wegfall von Champagner wird nun aber nicht zu einem Zustrom von Kunden bei Schultheiss führen.
@ Matthias (#63) und Oliver (#64): Stimmt ganz genau. Und dazu kommt, dass es ja die Tagesschau schon in einer handytauglichen Aufbereitung gibt (mobil.tagesschau.de) und die jetzt diskutierte App ja nur die iPhone-Benutzer angeht. Ich habe kein iPhone, aber ich vermute mal, dass man mit so einem Gerät auch auf solche mobil-dot-wasauchimmer-Seiten zugreifen kann, nur vielleichzt nicht so cool wie mit ’ner App. Von daher müsste sich die Entrüstung der Verlage wenn nicht auf das Internetangebot der Öffentlich-Rechtlichen generell, so doch auf das auf Handys zugeschnittene Angebot richten, weil die ja genauso wie die iPhone-App den Druckern die Tinte abgraben müsste. Und zwar schon seit einiger Zeit.
@gnaddrig: Natürlich nicht nur für iPhone, sondern auch für iPad – das summiert sich schon ganz ordentlich.
@gnaddrig, #65 und @Wolfgang, #66
Natürlich nicht nur für das iPhone und das iPad, sondern auch für alle Smartphone Besitzer mit Android Betriebssystem … mindestens.
@ Wolfgang: Ja, schon. Aber die können alle schon kostenlos auf die Tagesschau zugreifen. Was die gewinnen, ist die Möglichkeit, eine coole App zu benutzen statt einer schnöden Webseite oder einer mobil-dot-Seite. Der Inhalt dürfte derselbe sein, nur die Aufbereitung nicht, oder?
@56
„Oh, ein Lehrbuch-Beispiel für Medien-Kurzsichtigkeit.“
Ohne jegliche Belege ist diese Aussage „ein Lehrbuch-Beispiel für“ trolling.
„Print mag ja in den nächsten Jahrzehnten aussterben (was ich allerdings für keineswegs ausgemacht halte),“
Dann sollten Sie eventuell mal einen Blick auf die sinkenden Verkaufszahllen werfen.
„aber Fernsehen? Und ich halte meinen Medienkonsum gerne ein wenig breiter gestreut“
Ich auch. Und grade dann fällt einem erst mal auf, was für Halbwahrheiten hier mittlerweile standardmäßig verbreitet werden.
„alle Nutzer der „Altmedien” pauschal als geistig minderbemittelt darzustellen, hilft der Sache auch nicht weiter, eher im Gegenteil.“
Der Punkt war doch die Qualität und die Wahrhaftigkeit. Möchten Sie nicht drauf eingehen, sondern lieber den Eingeschnappten spielen?
Na, Sie werden dafür schon Gründe haben.
@Wolfgang & gnaddrig:
Die App gibts für fast alle Smartphone-Varianten (auch Android, BlackBerry) und Tablets und mobil.tagesschau.de konnte man schon im Jahre 2000 mit einem stinknormalen WAP-fähigen Handy nutzen (wahrscheinlich damals unter wap.tagesschau.de).
Habe jetzt wirklich das Gefühl, dass der Hausherr die Kommentare 41 und 56 unkommentiert lässt. Na gut: Dann muss mir auch erlaubt sein, den beiden Herren/Damen anzubieten, sich mal mit mit ihnen in einer abgeschiedenen Gasse zu treffen, um ihnen (gerne auch physisch) mitzuteilen, was ich von ihren guten Wünschen halte.
Vielen weiteren Schreibern hier, den zivilisierten, wünsche ich nur für ein, zwei Tage ein Leben ohne FAZ, SZ, Rundschau und von mir aus auch der Welt. Ihr glaubt, das kommt nicht. Doch, das kann kommen: Die Geschichten stehen ja dann kostenlos im Internet, geschrieben von Menschen, die sich von Luft und Wasser ernähren. Nö, ist klar.
Disclaimer: Ich bin bestens ausgebildeter Print-Journalist, fest angestellt bei einem großen Heft, das Kollege N. hier gerne, manchmal zurecht, manchmal zu recht durch den Kakao zieht. Also einer von denen, die nach Meinung der meisten hier, weder menschlich noch fachlich für ihren Job geeignet sind.
Muahahahaha!
Das Stichwort „argumentative Unredlichkeit“ lässt sich auf beide Seiten in diesem unseligen Gezanke anwenden. Sehen wir’s doch mal realistisch: Wir haben’s hier mit zwei Lobbys zu tun, die erkannt haben, dass ihren Geschäftsmodellen demnächst die Grundlage entfällt, weil sie vom technischen Fortschritt und von der Lebensrealität der Menschen schlichtweg überrollt werden. Und jetzt hauen sie sich gegenseitig vergilbte Knochen auf die Köppe. Man kann sich das in etwa so vorstellen wie in der wunderschönen Anfangssequenz von Kubricks 2001: A SPACE ODYSSEY, als der Monolith auftaucht. Nur eben weit weniger schön anzusehen.
Um anständigen Journalismus geht beiden Seiten dabei doch längst nur noch als Alibi fürs eigene, überholte Geschäftsmodell. Das sieht man nicht nur in den Zeitungen, sondern auch etwa in Thomas Leifs unsäglichem, unsäglich plumpem Ö.-R.-Propagandafilm. Als Zuschauer, dem wirklich einfach nur was an gutem Journalismus und qualitativ hochwertiger Berichterstattung liegt, kann man sich da schon lange nur noch an den Kopf fassen. Gibt’s eine Zukunft für Verlage? Gibt’s eine Zukunft für den ö.-r. Rundfunk? Aber ja doch. Man müsste halt nur mal anfangen, sich Gedanken darüber zu machen, welches die jeweils eigenen Alleinstellungsmerkmale sind, und diese dem Publikum dann auch aufrichtig, ausdauernd und mit entsprechendem Selbstvertrauen vermitteln.
Ich bin tatsächlich überzeugt, dass ein Szenario, in dem Menschen in Deutschland liebend gerne für Journalismus zahlen — egal, ob der nun ö.-r. oder von Verlagen produziert wird — keine Spinnerei sein muss. Wenn ich mir das derzeitige, selbstzufriedene Selbstverständnis und zunehmend mit Verzweiflung und Resignation gepaarte Anspruchsdenken auf beiden Seiten anschaue, kann ich allerdings leider nicht erkennen, wozu wir SOLCHE Verlage oder Sender in 20 Jahren noch brauchen sollten. Sie glauben ja offenbar nicht einmal selber daran, dass sie langfristig einen wertvollen, unverzichtbaren Beitrag zur Medienlandschaft leisten können.
„Dann muss mir auch erlaubt sein, den beiden Herren/Damen anzubieten, sich mal mit mit ihnen in einer abgeschiedenen Gasse zu treffen, um ihnen (gerne auch physisch) mitzuteilen, was ich von ihren guten Wünschen halte.
(…) Ich bin bestens ausgebildeter Print-Journalist, fest angestellt bei einem großen Heft“
Ich denke, Sie leisten hier grade außerordentliches für Ihre Branche. Immer schön weiter so!
Aber irgendwie schade, dass auch Sie sich nicht so Recht auf die Qualitätsdikussion einlassen wollen.
Wobei Sie allerdings ein wenig übers Ziel hinaus geschossen sind, ist die Auslegung, dass ich Ihnen und Ihren Kollegen Unfähigkeit unterstelle. Das Wort Propaganda impliziert ja immerhin eine gewisse Absicht.
Nur mit seriösem Journalismus hat solche Meinungsmache eben auch nicht mehr viel zu tun und wir reden hier ja von einem Phänomen nicht grade unerheblichen Ausmaßes.
@70: Prinzipiell gilt doch ganz simpel: Wenn sich etwas nicht verkauft, dann muss es sterben. Oder es wird durch Subventionen oben gehalten. Als letzteres kann man Rundfunkgebühren betrachten. Die Frage ist aber doch eher, weshalb Abonnentenzahlen zurück gehen und die Leser sich eher im Internet bewegen und was die Leser dort für Informationen/Unterhaltung suchen. Offenbar gab es hier eine Verschiebung und bislang keine Antwort darauf oder nur wenige. Wenn ich eine gedruckte Zeitung betrachte, so habe ich dort News von gestern (häufig, meist nur Agenturmeldungen) und (immer seltener) längere, recherchierte Artikel. Für letzteres nehme ich gerne Geld in die Hand, ungerne für eine Papierform, aber gerne für z.B. eine technische Realisierung, die der Spiegel-App am iPad gleich kommt. Nur: Das existiert schlicht nicht. Nun sitze ich also hier, möchte Dinge lesen und erhalte sie nicht in einer Form, die in mein Leben passt. Folglich gebe ich mein Geld nicht aus. Und _daran_ soll die kostenlose Tagesschau-App Schuld haben?
Man schaue sich nur einmal Webseiten an wie das frisch explodierte focus.de, die wirklich unbenutzbare App „Berliner Zeiten“, die faszinierend unbrauchbaren PDF-„Zeitungen“ am iPad und den nahezu sekündlich aktualisierten Spiegel Online-Content, dessen Redakteure einen Recherchehorizont von etwa zwei Minuten haben und wo mittlerweile nur noch Boulevard-Kram veröffentlicht wird oder dermaßen falsche Artikel, dass ich SpOn schon für mich sperren musste, und mich nicht mehr aufzuregen. Auch der gedruckte Spiegel ist zunehmend unlesbar geworden, gerade im Bereich der Titelgeschichten.
Mir scheint, dass sich sehr viele Verlagshäuser eine Nische gebaut haben, in der sie schlechten Content produzieren und sich in dieser Nische gegenseitig kaputtoptimieren: Schneller, günstiger, schlechter. Gleichzeitig wird damit die Bevölkerung erzogen, diesen schlechten Content als normal anzusehen und, ganz im Sinne des klassischen Brot und Spiele, viele kleine, sinnlose Informationshäppchen zu sich zu nehmen. Spiegel Online hat das verstanden und den eigenen Auftritt entsprechend optimiert: Sinnlose, billige, fehlerbehaftete Artikel, die extrem schnell ausgetauscht werden und eine sich ständig verändernde Startseite, die bei den Nutzern den Drang erzeugt, ständig nachschauen zu müssen, ob irgendetwas passiert ist. Wenn etwas passiert, wird natürlich gleich ein Panikticker erstellt. Fukushima war in diesem Zusammenhang ein nahezu gesamtmedialer GAU.
Tja, und dann hätten wir da die anderen, die noch längere und bessere Artikel schreiben, die sich Zeit lassen. Die werden aufgrund der oben beschriebenen Konditionierung weniger gekauft, denn ihr Inhalt ist trockener und anspruchsvoller und verlangt eine Wissensgesellschaft, die schon längst nicht mehr in der benötigten Breite existiert. Damit werden die Werbeeinnahmen geringer. Es greift dann das nächste Problem, dass eigentlich nicht die Leser Kunden von Zeitungen und Zeitschriften sind, sondern die Werbepartner. Da aber Werbung im Internet nicht immer funktioniert (und bei sinkenden Auflagen auch offline zusammenbricht), kommen andere „Lösungen“ auf den Tisch: Paywalls oder die absurde Idee, dass ich ein Online-Abo abschließen würde, um einen (!) Artikel zu lesen. Es ist offensichtlich, dass das nicht so funktionieren kann. Alleine die Vorstellung einer „Ausgabe“ ist im Internet absurd. Aber viel Geld für einzelne Artikel zu verlangen, das hat sich bislang nur test.de erlaubt.
Was ich mir wünsche: Lange, gut recherchierte Artikel. Artikel, die Politik und Gesellschaft kritisch hinterfragen. Artikel, die versuchen, Lösungen zu finden. Themenkomplexe, die Sachverhalte erklären und am Ball bleiben – auch nach Monaten. Keine Hektik, sondern Sachlichkeit. Keine Polemik, sondern Recherche. Und vor allem: Ein Gedächtnis. Ich möchte, dass „meine Zeitung“ auch morgen noch weiß, was sie heute geschrieben hat und dass sie das referenziert. Sowas wie nachdenkseiten.de in allen Bereichen. Dafür gebe ich gerne Geld aus. Und da ist es mir auch vollkommen egal, was dort oben für ein Zeitungsname steht, ich möchte für Artikel bezahlen, nicht für Ausgaben, Markennamen oder Verlage. Ob nun per flattr oder Click&Buy oder Paypal. Und DAS verstehen die Verlage nicht. Wie sollten sie auch?
Das Problem dabei ist nur, dass Recherche Zeit kostet und damit Geld. Dass man Experten benötigt, die Geld kosten. Dass man vor Ort sein muss, was Geld kostet. Es ist kein Wunder, dass Verlage an Ausgaben und Online-Abos denken, denn damit lassen sich Bereiche querfinanzieren, die vielleicht nur wenige lesen möchten und damit lassen sich längere Recherchen bezahlen. Beliebig lange funktioniert das aber nicht. Wenn die Nachfrage an recherchierten Artikeln oder ganzen Zeitungsbereichen sinkt, dann muss man diese halt einstellen, so unerwünscht dies auch sein mag – oder eine entsprechende Nachfrage erzeugen. Als Alternative gibt es die durch die Rundfunkgebühr finanzierte Grundversorgung, die diesen wirtschaftlichen Zwängen nicht in einem solchen Maße unterliegt. Momentan schaffen sich Politik und Medien eine Gesellschaft, die für wenig Geld Abfall lesen und sehen möchte. Auf der Strecke bleibt der wertvolle und teure Content. Absurd ist nur, dass die Müllproduzenten der Meinung wären, weiterhin genau diesen wertvollen und teuren Content zu produzieren. In 1984 wurde das Doppeldenk genannt.
Deshalb: Ich wünsche mir kritischen, intelligenten Journalismus, dessen Artikel überprüfbar sind. Ich möchte dafür Geld bezahlen. Ich möchte es nicht auf toten Bäumen lesen. Ich möchte nicht jeden Dreck querfinanzieren müssen, den ich nicht lese. Gerne möchte ich nach kostenlosen 30% des Artikels entscheiden können, ob ich diesen kostenpflichtig weiterlesen möchte. Über 50 Cent bis 1,50 pro Artikel (!) lässt sich reden. Gerne auch über ein flattr-Modell. Gerne kann auch unterschieden werden zwischen kurzen/aktuellen und langen Hintergrundartikeln, wobei nur die längeren prinzipiell Geld kosten und die anderen per flattr-Modell finanziert werden. Aber bitte lasst mich in Ruhe mit Ausgaben, Abos, Paywalls und dem Rumgeheule, weil euer selbst gewähltes Geschäftsmodell nicht mehr funktioniert. Seid mutig, experimentiert, sucht euch ein anderes Geschäftsmodell, seid flexibel, zeigt Stärken, wo ihr sie habt, setzt euch von der Konkurrenz durch ein klares Profil ab, findet eine Lösung, die für die Zukunft gedacht ist und nicht für die Vergangenheit. Oder mault über die fiese tagesschau-App, die eure nicht vorhandene Online-Strategie torpediert, bleibt in eurem nicht mehr funktionierenden Müllhaufen sitzen, seid weiterhin der Meinung, dass billig produzierter Content die Zukunft sei und pisst Google an Bein, weil Google euch kostenlose Ad-Views bringt.
Lieber daste,
ich glaube, die Mehrheit hier ist bereit, für Qualität zu zahlen. Natürlich wird es immer Leute geben, die die oftmals zitierte „Kostenlos-Mentalität“ haben, aber ich zähle mich nicht dazu.
Mir (und ich denke, auch anderen), ist völlig klar, dass Recherche und Schreiben Geld kostet und nicht für umsonst zu haben ist, und ich bin auch bereit, dafür zu zahlen.
Aber das, was die meisten „Holzmedien“ online anbieten, ist etrwas, das es auf immer und ewig online kostenlos geben wird: Klickstrecken und kopierte Agenturmeldungen. Dafür wird niemals jemand bereit sein, zu zahlen. Aber nichts desto Trotz versuchen es die großen Blätter weiterhin damit und sehen nicht ein, dass das nicht funktionieren wird/kann.
Früher, damals, ohne das Teufelszeug Internet, da ging das: wir füllen die Hälfte (oder mehr) des Blattes mit solchem Content, es merkt kein Mensch. Heute geht das nicht mehr. Ich lache mich tot, wenn ich mir bspw. eine Welt kaufe, die nicht in der Lage ist, mir das Endergebnis und einen Spielbericht über ein Fussballspiel zu liefern, das vortags um 20:45 Uhr angepfiffen wurde, stattdessen irgendein (schon überholter) Artikel um das Geschehen darum bzw. davor. Spielbericht etc. geht nicht weil wegen Redaktionsschluss.
Im Internet gibt es keinen Redaktionsschluss. Ich frage mich, wann die Holzmedien endlich begreifen, dass sie das Rennen um Aktualität auf alle Zeit hin verloren haben. There is no way back! Und Nachrichten haben eine total geringe Halbwertszeit und erst Recht kein Recht auf Exklusivität. Die Zeiten sind vorbei, in denen man Freitags munkeln konnte, dass es in der Montagsausgabe „den Knaller“ gibt, den man noch nie gelesen hat.
Und sobald man das mal akzeptiert und sich auf die eigene Stärke besinnt, die Agenturen und Klickstrecken nicht liefern können, ab dem Zeitpunkt würde man sich (endlich) mal auf das konzentrieren, für das die User bereit wären, zu zahlen. Aber stattdessen wird ein virtueller Kampf gegen hunderte Windmühlen gefochten, die nicht mehr aufhören werden, sich zu drehen, selbst wenn man es symbolisch schafft, eine davon stillzuiegen.
@75: Dazu der lustige Hinweise, dass ich für die ZEIT Geld bezahlen würde, wenn die ZEIT nicht eine Mehrheit der gedruckten Artikel zuvor kostenlos online veröffentlichen würde. Für den verblieben Rest würde ich auch Geld bezahlen, wenn die ZEIT eine passable iPad-App anbieten würde (siehe den guten Spiegel Reader) oder in einem Format erscheinen würde, für das ich mir keinen größeren Tisch und längere Arme kaufen müsste. Da bleibt theoretisch der Kindle von Amazon übrig, aber auf dem gibt es wiederum nur eine Auswahl an Artikeln der ZEIT, nicht aber die gesamte ZEIT.
Mich fasziniert vor allem die Fantasielosigkeit der Ferlage, selbst Geschäftsmodelle zu entwickeln, die ihnen das Internet möglich machen könnte. Ich meine, da gibt es eine illegale Seite, die mit raubkopierten Filmen Millionengewinne erziehlt, obwohl die User sie kostenlos anschauen können, und anstatt selbst ein ähnliches, legales Angebot zu machen, wird lieber fiel Zeit und Geld inwestiert, die Übeltäter dingfest zu machen und die Seite abzuschalten. Ich weiß ja nicht, was eine große, renommierte Firma bereit ist, für eine Werbung auf einer Seite zu zahlen, die 4Mio Zugriffe pro Tag hat, aber so wenig kann das ja eigentlich nicht sein. Mit den Printferlagen ist das ähnlich. Muss man halt mal ein paar neue Ideen haben.
(Sorry, aber mein Fogel-Fau ist derzeit kaputt).
@SwenR und Olly: *blush* Danke, danke… äh… Ich les Euch auch immer gern.
Oliver, du sprichst mir aus der Seele (auch wenn ein Kommentar Nr. 75 wohl eigentlich verschenkte Lebenszeit ist).
Zwei, drei Sachen fallen mir da noch ein:
1.) Ich bezweifle ganz stark, dass die entscheidenden Oberen einen realistischen Eindruck davon haben, wie jüngere Menschen Medien nutzen. Der Glaube, dass Print immer genutzt werden wird, weil das ja schon immer so war, ist für mich, bei Menschen bis 25 Jahren, nicht haltbar (und deren Mediennutzung unumkehrbar (IMHO)). Die sinkenden Auflagezahlen sollte man mal genauer analysieren, insb. hinsichtlich der Geburtenjahrgänge, ich tippe mal auf einen Mischmasch aus a) verstorbenene Abonnenten b) keinen Neuabonnenten mit Geburtsjahrgang 1985 oder jünger.
Und diese Entwicklung ist aus meiner Sicht unumkehrbar. Es wird IMHOniemandem gelingen, einen Jugendlichen oder jungen Erwachsenen davon zu überzeugen, dass er doch lieber eine (veraltete) Nachricht auf Papier gedruckt kaufen soll, während er er es schon Stunden vorher online irgendwo gelesen hat.
2.) Ich lache mich darüber tod, dass die meisten Verlage nach wie vor versuchen, dem Leser ein Printabo aufzuschwätzen, um dann die Onlineversion gratis obendrauf zu geben, anstatt eine reine Onlineversion kostengünstiger anzubieten, die kostengünstiger ist als die Printversion.
Ich frage mich, wie man ernsthaft daran glauben kann, dass irgendjemand bereit ist zu glauben, dass der Vertriebsweg „auf Papier drucken, durch die Republik mittels LKW verteilen, die Verkäuferprovision zu bezahlen, nicht verkaufte Restbestände zu verschrotten“ genau so teuer ist wie ein Knopfdruck, der den geschriebenen Text in ein digital lesbares Dokument umwandelt (ohne Zwischenhändler, ohne Restbestände etc.) Jeder, der es einmal im Leben geschafft hat, mit (oder ohne) Freeware ein PDF-Dokument mit funktionierender Gleiderung zu erstellen, kommt da vor Lachen nicht in den Schlaf
Fantasielosigkeit ist momentan offenbar günstig zu haben – überall: eBooks, Musikdownload, Musikstreaming, Filmdownload, Filmstreaming, Internet-TV, Online-Presse. Überall wird versucht, alte Ideen in das Internet zu bringen, anstelle etwas Neues zu versuchen. Dabei ist das Internet voll von neuen, spannenden Dingen und Möglichkeiten, mit denen sich Geld verdienen lässt. Wir leben in einer Zeit, in der Leute Ideen per CrowdFunding finanzieren lassen und anschließend Hardware herstellen und vertreiben lassen, in der junge Mädchen Geld mit selbst veröffentlichen Büchern bei Amazon verdienen, in der Bücher On-Demand gedruckt werden können, in der ich jederzeit und überall Filme und Serien herunterladen und anschauen kann, in der ich in der Disco nachschauen und gleich kaufen kann, was da läuft, in der ich in der S-Bahn sitzen und die ägyptische Revolution live per Videostream verfolgen kann, in der ich einen Tag nach einem Konzert die Videos auf YouTube finden und mir eine Woche nach dem Konzert den offiziellen Mitschnitt bei der Band-Homepage kaufen (!) kann und in der ich mittels Social Networks unbekannte Artikel von Zeitschriften finden, sie lesen und per flattr bezahlen kann. Es passiert viel und es passiert schnell. Nur leider nicht bei Inhalteanbietern. Deshalb kann ich Bücher meiner bevorzugten Autoren nicht für den Kindle kaufen und eBooks dank DRM nicht mit Freunden teilen, deshalb kann ich gekaufte Filme nicht überall abspielen, muss mit Ad-Blockern und Flash-Blockern werbefinanzierte Nachrichtenseiten aufrufen, da ich ansonsten die Artikel nicht einmal mehr finden würde und kann auf eigentlich allen Zeitungs/Zeitschriftenseiten nicht einmal die Artikel lesen (auch nicht gegen Geld), die sich in der gedruckten Ausgabe befinden, sondern bekomme irgendwelchen anderen, schnell produzierten Content, vorgesetzt. Leute, das kann es doch alles nicht sein.
@79 Das lustige ist ja eher, dass die offenbar ernsthaft der Meinung sind, dass früher Kinder und Jugendliche die Zeitungen gelesen haben. Ich bin 34 und ich habe sicherlich als Kind keine Zeitungen gelesen, sondern draußen mit meinen Freunden gespielt. Und als Jugendlicher war da auch schon die Online-Welt da, Mitte der 90er. Seitdem ist Print für mich vor allem eines: Ballast. Eine gedruckte Zeitung stinkt, macht mir die Hände schmutzig, ist nie da, wenn ich sie lesen könnte und so groß, dass sie nach 3x umblättern nur noch ein umförmiger Haufen ist. Deshalb ist die Diskussion ja auch so müßig: Es geht nicht um das Medium, sondern um die Inhalte. Und offenbar gibt es hier eine Schere im Kopf der Verantwortlichen: Internet=Hier werfen wir Dreck rein und Print=Hier werfen wir Qualität rein. Letztlich wäre ich ja schon dankbar, wenn es überhaupt die Möglichkeit gäbe, eine „Ausgabe“ online zu erhalten, als separate Seiten, die ich dann, bei Gefallen, in Instapaper reinwerfen könnte. Aber das existiert nicht. Nirgendwo. Entweder kriege ich ein PDF, was der quadratkilometergroßen gedruckten Zeitung entspricht und somit nicht lesbar ist, oder ein ePub, was für eine Zeitung nun wirklich ein denkbar schlechtes Format ist. Bitte, liebe Verlage, stopft wenigstens eure Wochenzeitschriften in den Kindle rein. Vollständig. Wenigstens das. Und verschenkt den Kindle oder subventioniert ihn. Das wäre dann wenigstens mal eine Vision. Eine kleine.
[…] Stefan Niggemeier: “Die Tagesschau-App und die Pfeife der Verlage Obwohl interplanetare Kommunikation schwierig ist, muss man sich, fürchte ich, mit dem auseinanders… […]
@Oliver et al.:
Hach, wär’s schön, wenn das die Internet-Ausdrucker mal verstehen würden – allein, mir fehlt der Glaube :-(
Ich hab‘ mir die letzten 10 Jahre schier den Mund fusselig geredet – „Beratungsresistenz“ hätte auch meine Wortschöpfung sein können.
Deshalb, liebe/r daste, gebe ich mir mittlerweile nicht mehr so viel Mühe wie z.B. Oliver – ich habe halt resigniert.
@inga (#78) & den Hausherrn:
Eine Möglichkeit, besondere Zitate in einem Archiv zu sammeln, wäre IMO eine nette Erweiterung dieses Blogs – halt so ähnlich wie die SELFHTML-Zitatesammlung – verkürzt evtl. die Wartezeit bis zum nächsten Highlight ;-)
Stoße gerade auf dieses Diskussionstableau. Grandios. Hoch lebe die Debattenkultur!
@75 – 80
50 Cent bis 1,50 Euro pro Geschichte? Und das zahlen dann wieviele? 100? 200? 500? Keine Ahnung, mal schauen? Wollen Sie so Journalismus finanzieren? Sorry, es geht nicht.
Weiter: Es gibt derzeit kein rpt. Kein Holzmedium, dass ernsthaft, also nur mit seinem journalistischen Angebot, im Netz schwarz laeuft. Im Gegenteil: Es kostet. Folge: Es wird an Menschen, Material, Geschichten gespart, Stichwort:Agenturmeldungen. Bye the Way:a Wer, glauben Sie, schreibt Agenturmeldungen, wer recherchiert sie? Tipp: Es ist nicht das Internet.
Zur „Zeit“: Ich wuerde keine aufwendigen Printgeschichten kostenlos online stellen. Punktum.
@ 81: Jugend liest nur online? Ok. Es gibt aber beispielsweise ein Heft namens „Neon“, nicht dumm und erstaunlich oft gekauft. Moechte sagen: Das Heft ist auch wirtschaftlich sehr erfolgreich. Nein, nein: Kein Kanal ist quasi medienevolutionaer tot. Aber das Netz ist in wirtschaftlicher Hinsicht fuer Nachrichten gelaufen, wessen Schuld das ist….spilled milk. Finde ich es ungerecht, dass ein weiterer Kanal von einem subventioniertem Bewerber fuer seriöse Haeuser dicht gemacht wird, die eben jene Kohle erst einmal verdienen muessen? Aeh, ja.
dicht gemacht wird?
Minus die 3 letzten Woerter.
@Daste, #85: „[…] Es gibt derzeit kein rpt. Kein Holzmedium, dass ernsthaft, also nur mit seinem journalistischen Angebot, im Netz schwarz laeuft. […] Zur „Zeit”: Ich wuerde keine aufwendigen Printgeschichten kostenlos online stellen. Punktum. […]“
„Dummbabbler“, wie der Hesse zu sagen pflegt.
Glücklicherweise gibt es Leute, die Taten für sich sprechen lassen und ich bin froh drum, dass es so etwas gibt. Wäre schön so was in Deutschland zu erleben … auch vom Standpunkt der Qualität im Journalismus aus gesehen.
http://wissen.dradio.de/frankreich-mediapart-fr-die-profitable-onlinezeitung.36.de.html?dram:article_id=10905&sid=
@ Daste:
bzgl. Neon: das Zielpublikum ist aus meiner Sicht Anfang 30, und nicht die 16 jährigen.
Bzgl. Agenturmeldungen: fast alles, was ich so im Netz lese (und vermehrt auch auf Holz), hat leider eben nichts mehr mit Recherche zu tun, sondern ist copy paste. Dafür brauch man keine Verlage oder Journalisten, da würde die Nachrichtigenagentur plus ein Praktikant reichen, um diesen Qualitätsjournalismus zu verbreiten.
Und bzgl. dem einen Euro pro Artikel. Ich weiß auf die schnelle nicht, wie erfolgreich die Stiftung Warentest mit ihrem Bezahlsystem ist, ich zumindest habe dort schon mehrmals Artikel gekauft.
Leider findet sich niemand, der mal etwas wagt und ausprobiert, stattdessen wird gejammert.
Wie wäre es mal mit einem Heft, dass von sämtlichen Agenturmeldungen und den Säcken Reis auf dieser Welt befreit ist, kein Wetter und kein Königshausgetuschel, sondern täglich nur ein Thema bietet, dieses aber gut recherchiert, mit Tiefgang, dazu die besten Links und Videos zu dem Thema.
In dieser Woche hätte sich dafür bspw. „der Euro vor dem Verfassungsgericht“ angeboten. Wer blickt da schon durch, was die Hintergründe sind, welchen Spielraum die Richter haben, was die Konsequenzen wären? Ich nicht.
Oder die Olympiavergabe. Da hätte man wohl nur mal bei Herrn Weinreich anrufen müssen, der hätte Qualitätsjournalismus für ein ganzes Buch zu dem Thema auf Lager.
Aber solange man es nicht mal ernsthaft versucht, bleibt immer nur das Argument: das wird ja sowieso nicht funktionieren, bei der ganzen Kostenloskultur
Ja, super, Tab zu gemacht und mein elendig langer Text ist weg. Nun also kurz: Die Neon hat für sich eine Nische gefunden und holt die Leser dort ab, wo es nach der Pubertät nur Musikmagazine gab. Das wird garniert mit einer Online-Community, aus der wieder Artikel in die Neon zurück fließen und komischen kleinen Apps, wie z.B. für deren Lexikon. Dass es für die Neon funktioniert liegt sicherlich daran, dass die Neon einzigartigen Inhalt bereit stellt. Einzigartig in dem Schreibstil und einzigartig in der Bandbreite. Andere haben sich ähnliche Nischen geschaffen, wie z.B. die brand eins. Und die Neon bzw. deren Verlag ruhen sich da nicht drauf aus, sondern haben mittlerweile auch ein „hippes Elternmagazin“ draußen, sodass wiederum die abgeholt werden, für die die Neon nicht mehr passt. Mut zur Veränderung nenne ich das mal oder schlicht Erkennung der Lebensrealitäten potentieller Leser. Diese Einzigartigkeit ist aber bei normalen Nachrichtenzeitungen, Zeitschriften und Webseiten meist nicht gegeben, weshalb es dort auch nicht funktioniert.
Hinzu kommt, dass wir uns in einer Geschwindigkeitsspirale bewegen, die Qualität zugunsten von Quantität vernichtet. Da die Kunden der einzelnen Medien nicht die Leser sind, sondern die Werbenden, müssen, vor allem im Internet, Seiten erzeugt werden, auf denen geworben werden kann. Das bewirkt viele sinnlose Artikel oder Fotostrecken, was ja Stefan hier auch immer wieder gut zur Schau stellt. Sehr viele Seiten sind heutzutage nur noch mit einem Grundrauschen gefüllt, was ohne jeden Informationsverlust für die Leser komplett entfallen könnte. Dadurch wird aber auch gute Information entwertet und der Leser wird erzogen, kürzere Artikel zu bevorzugen. Es kommen die üblichen Henne-Ei-Probleme hinzu, z.B. dass Nachrichtenagenturen eher das liefern, was geschrieben werden würde, die Zeitungen wiederum das nehmen, was geliefert wird und so dreht sich die Abwärtsspirale weiter.
Wer dem entgehen möchte, muss einzigartigen Content liefern können. Die brand eins ist für mich hier ein gutes Beispiel: Pro Titelthema etwa 100 Seiten, aufgeräumtes Layout, meist riesige Bilder und sonst nur Text. Kostet dafür monatlich 10 Euro und manche Artikel kann man auch unter Marketing ablegen, auch wenn sie zum Thema passen (z.B. Vorstellung eines Taschenherstellers bei der Ausgabe über Marken).
Was die ZEIT online macht verstehe ich schlicht nicht. Genausowenig verstehe ich es bei der taz. Aber die taz verschenkt ihre Online-Artikel (was nicht die Print-Artikel sind) zwar, ermöglicht aber eine nachträgliche, freiwillige Bezahlung z.B. per flattr. Damit konnten sie im Aprik 1.800 Euro durch flattr und 10.000 Euro insgesamt zusätzlich einnehmen.
@ Oliver + Daniel.
Warentest finanziert sich über das Print-Heft und Dienstleistungen, nicht über die Online-Präsenz.
„einem Heft, dass von sämtlichen Agenturmeldungen und den Säcken Reis auf dieser Welt befreit“. Ein Heft, in dem Ihnen jede Geschichte gefällt? Das wäre toll. Ist aber kein Geschäftsmodell. Zudem: Wenn Sie auf alle Agenturmeldungen verzichten, haben Sie keine Zeitung mehr. Jedenfalls keine, die über einen isländischen Vulkan berichtet. Und gleichzeitig Wimbledon covert. Die vielleicht noch mal nach Russland schaut. Und über den Nazi-Aufmarsch in Passau berichtet und gleichzeitig über Gay-Pride in berlin. Oder wollen Sie überall ihre eigenen Leute hinschicken? Wie bezahlen sie das? Auf freiwilliger Basis, pro Geschichte. Oliver, mit Verlaub, 1800 Euro pro Monat für die taz ist natürlich durchaus Geld. Wie viele Journalisten (auch mal verheiratet mit Kindern) bezahlen Sie davon?
„die Kunden der einzelnen Medien nicht die Leser sind, sondern die Werbenden“. Nein, eben dieses Geschäftsmodell gilt bei bei Printobjekten immer weniger. Wir werden uns immer mehr durch den Vertrieb finanzieren müssen. Soll heißen: Paid Content, ob online oder Print. Gerade deshalb sind Apps wichtig (auch wenn sie derzeit noch viel mehr kosten, als sie bringen).
„Wer dem entgehen möchte, muss einzigartigen Content liefern können.“ Mann, haben Sie da recht. Und auch wenn man nicht in der Nische arbeitet (so wie die verehrten Kollegen von Brandeins/Neon/Landlust, sondern General Interest beackert (doch, da gibt es eine Menge Leser für), müssen sie sich auch quälen. Geschieht bei uns, geschieht bei den anderen. Jeden Tag. Können Sie glauben.
„Aber solange man es nicht mal ernsthaft versucht, bleibt immer nur das Argument: das wird ja sowieso nicht funktionieren, bei der ganzen Kostenloskultur“: Wenn Sie es den deutschen Medien nicht glauben: Fragen Sie bei den Kollegen vom Guardian/New York Times/The Times/Wall Street Journal nach. Die haben es alle mit Paid Content versucht/versuchen es noch heute – großes Scheitern allenthalben, leider. Und bevor hier einer mit der coolen „Huffington Post“ kommt – schon mal gelesen, das Blatt? Ich glaube nicht, dass ihr das wollt.
„fast alles, was ich so im Netz lese (und vermehrt auch auf Holz), hat leider eben nichts mehr mit Recherche zu tun, sondern ist copy paste.“ Und nun zeigen Sie mir bitte, wie die Kollegen von dpa bei der Bundespressekonferenz copypasten. Oder wie der sid (SportInformationsdienst, Agentur) seinen Spielbericht über das Spiel um 20.45 Uhr copypastet. Oder von mir aus der Polizeireporter seinen Unfall- oder Mordbericht copypastet.
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Ich verstehe das nicht. Spiegel, CNN, FTD App und andere sind doch auch kostenlos. Oder wie SPON schreibt „kostenlos und so komfortabel wie im Web.“
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,771573,00.html
@ 92. Aber Sie glauben jetzt nicht, dass die online-geschäfte sich selber tragen, oder? Hinter jeden dieser Angebote steht ein anderer, profitabler Kanal (Print/TV).
@ Oliver (#75): Dem kann ich mich in so ziemlich allem anschließen.
(#90): 90.Ja, super, Tab zu gemacht und mein elendig langer Text ist weg.
Ich schreibe längere Kommentare meistens im Textverarbeitungsprogramm und kopiere den Text dann ins Kommentarfenster. Dann ist der Text nicht gleich verloren, wenn sich der Browser mal verschluckt.
@daste
Wahrscheinlich nicht. Aber das tut doch nichts zur Sache.
Die Frage ist schon berechtigt, warum jeder immer alles sagen muss, sogar immer in den gleichen Worten. Nichts anderes sind doch die verwursteten Agenturmeldungen, die sowohl in jeder gedruckten Tageszeitung auftauchen, als auch in jedem Nachrichtenportal vorkommen.
Ich lese seit Jahren regelmäßig nur noch die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. Mal intensiver – wenn das Wetter schlecht ist oder die Kinder aus dem Haus sind – mal nur auszugsweise. Was ich immer, immer, immer »lese« sind der Feuilleton und insbesondere den Teledialog des Hausherrn, den Gesellschaftsteil und insbesondere am Rande der Gesellschaft, Motor & Technik und den Rhein-Main-Teil weil ich hier wohne. Das sind die Teile, die überwiegend ohne Agenturmeldungen auskommen, über deren Inhalte die ich nicht schon 36 Stunden vorher im Internet oder 18 Stunden vorher im Fernsehen ausführlich wahrgenommen habe.
Des Weiteren lese ich unregelmäßig meine Heimatzeitung. Meine Mutter hat sie im Abo und wenn ich bei ihr bin, dann schaue ich darauf. Oder sie hebt mir Seiten auf, die mich interessieren könnten. Das sind in der Regel dann die Seite(n) über meine Heimatstadt, die umliegenden Gemeinden, den Kreis. Politik, Wirtschaft, Panorama (so heißt das da der Teil mit den Weltnachrichten und dem Gossip) interessieren überhaupt nicht, Veranstaltungshinweise manchmal.
Als Kind habe ich mich gewundert, dass bei uns zu Hause jeden Tag so viel passierte, dass es genau eine Seite in der Heimatzeitung füllt. Montags noch eine halbe Seite mit Sport(-Ergebnissen). Nicht mehr, aber auch nie weniger. Komisch, gell?
Heute bin ich Vorstand eines gemeinnützigen Fördervereins einer Schule und versuche hin und wieder den Verein in der Presse vorkommen zu lassen. Wir laden zu Veranstaltungen immer alle Pressevertreter ein, versenden Pressemitteilungen, telefonieren und emailen nach. Wenn man Glück hat, wird ein Teil einer Pressemitteilung Wort-für-Wort übernommen (was manchmal unfreiwillig komisch, manchmal sinnentstellend wirkt), ganz selten entsteht ein eigener Artikel auf Basis der Pressemitteilungen (das waren zwei Praktikanten unabhängig von einander). Und oft kommt überhaupt nichts. Selbst bei Veranstaltungen, wo ein »Journalist« und ein »Fotograf« zusammen mehrere Stunden da waren. Gegessen, getrunken, gelacht, »interviewt«, Menschen zu absurden Posen überredet und fotografiert (bei denen man froh ist, dass sie nie erscheinen). Warum nur?
Auf der anderen Seite hat wahrscheinlich jeder ein oder mehrere Magazine, die er nach wie vor gerne offline liest. Das oben genannte »brand eins«, mein Bruder liebt Uhren und die dazugehörigen Magazine, meine Frau liest gerne die »Landlust«, ich – obwohl ich schon ein Haus habe, dass der Bank gehört – »Häuser« und »Atrium«, wahrscheinlich weil dort Häuser behandelt werden, die ich mir nie leisten kann. Oder die »Motor klassik«…allesamt recht teuer, dafür aber optisch und inhaltlich hochwertig(er).
Print ist nicht tot. Noch nicht. Aber insbesondere im Tageszeitungsgeschäft arbeiten in den Verlagen viele daran.
@ 93 „Die Redaktionen von Spiegel Online und dem gedruckten Spiegel sind räumlich, personell und unternehmerisch getrennt. Spiegel Online machte 2006 bei einem Umsatz von 15 Millionen Euro zwei Millionen Euro Gewinn“ Ja, steht dahinter, aber offensichtlich nicht, um es zu bezahlen. Und ums Geld geht es hier doch, wenn Sie und ihre Kollegen „Qualitätsjournalismus“ sagen.
[…] auch: “Die Tagesschau-App und die Pfeife der Verlage” und “Klage gegen Tagesschau-App: Meine Antwort auf Christoph […]
[…] Niggemeier Die Tagesschau-App und die Pfeife der Verlage Die Klageschrift liegt der ARD vor. Von Springers kommt die passende […]
[…] Niggemeier Die Tagesschau-App und die Pfeife der Verlage Die Klageschrift liegt der ARD vor. Von Springers kommt die passende […]
@ Dante:
„einem Heft, dass von sämtlichen Agenturmeldungen und den Säcken Reis auf dieser Welt befreit”. Ein Heft, in dem Ihnen jede Geschichte gefällt? Das wäre toll. Ist aber kein Geschäftsmodell.“
Und
„Wenn Sie auf alle Agenturmeldungen verzichten, haben Sie keine Zeitung mehr.“
zeigen sehr gut unsere unterschiedlichen Auffassungen und Denkweisen.
Wenn ich gefragt werde, für was ich bereit wäre, zu zahlen, dann ist es genau das: ein Heft ohne Agenturmeldungen und den Sack Reis, sondern ein Heft mit wenigen Schwerpunkten, die dafür ausführlich recherchiert sind. Das ist sehrwohl ein Geschäftsmodell, ob es dafür genug Kunden gäbe, wäre zu prüfen, aber von vorneherein zu behaupten, dass sich das ja gar nicht rechnen kann bzw. das es kein Geschäftsmodell ist, ist für mich ein Vorurteil der schreibenden Zunft. Es wagt halt niemand mal ein solches Projekt. Für den Springerverlag bspw. sollte es ein leichtes sein, einen 6-stelligen Betrag locker zu machen, um sowas mal zu versuchen.
Das Produkt, für das Online Geld ausgegeben wird, wird sehr wahrscheinlich nicht mehr die klassische Zeitung mit ihren Inhalten sein. Zumindest ist es seit Jahren nicht so, und ich sehe wenig Grund für die Annahme, dass das plötzlich anders werden sollte. Nur scheinbar können sich viele Journalisten einfach nicht vorstellen, dass die gewöhnliche Zeitung nicht mehr gefragt ist.
Ich kann dir zumindest sagen, für was ich niemals mehr Geld ausgeben werde, sei es auf Holz oder im Netz: Jedenfalls keine, die über einen isländischen Vulkan berichtet. Und gleichzeitig Wimbledon covert. Die vielleicht noch mal nach Russland schaut. Und über den Nazi-Aufmarsch in Passau berichtet und gleichzeitig über Gay-Pride in berlin. Und dann noch die Rätselseite, das Wetter, einen Bericht darüber, auf welcher Tennistribüne der Welt sich Pippa Middleton grade aufhält und wer ein uneheliches Kind in die Welt gesetzt hat.
Wenn ich die Verlage mit „normalen“ Wirtschaftsunternehmen vergleiche, kann ich nicht aufhören, mit dem Kopf zu schütteln. In einem normalen Unternehmen gibt es bei Produkten, für die niemand Geld ausgeben will, eigentlich nur zwei Maßnahmen: entweder, ich lege es still oder ich mache eine Änderung, von der ich mir sicher bin, dass es die Kunden zum Kauf bewegt. Die Verlage ändern gar nix. Seit Jahr und Tag kippen sie Contentmüll auf Holz und ins Netz. Quartal für Quartal stellen sie fest, dass immer weniger (Print) bzw. immer noch keiner (Online) dafür bezahlen will, aber sie machen unverdrossen weiter und wundern sich bzw. jammern immer weiter, dass noch immer keiner dafür zahlen will.
Ich arbeite als Produktmanager in einem recht erfolgreichen B2B Unternehmen mit einer preislichen Positionierung im ‚Premiumbereich‘. D.h.: unsere Verkäufer verhandeln mit Einkaufsabteilungen, die selten mal Impulskäufe machen, sondern müssen klar herausarbeiten, wo der Vorteil der Produkte liegt, und es gibt keine Wettbewerber, die ähnliche Produkte zum halben Preis anbieten. Ich verbringe ca. 30 % meiner Zeit damit, herauszufinden, wofür Kunden wirklich bereit sind, unseren Premiumaufschlag zu zahlen, sei es mit Kunden-Nutzen-Analysen, Trendforschung, Wettbewerbsbeobachtung, Kundeninterviews.
Wenn ich mir die „Lautsprecher“ unter den Verlegern so ansehe und anhöre, dann kann ich nur zu dem Schluss kommen, dass das in der Printbranche nicht passiert. Man geht scheinbar davon aus, dass der Kunde schon kaufen wird, wenn man nur die Seiten füllt. Wäre ich (und meine Kollegen) so weit weg von den Bedürfnissen und Denkweisen meiner Kunden wie die viele Verleger, dann wäre ich a) meinen Job los und b) mein Unternehmen pleite. Manchmal würde ich dir und deinen Kollegen raten, die Redaktionen mit 25 % fachfremden Marketing- und Produktmanager-Fachleuten zu besetzen, dann wisst ihr vielleicht endlich, was „die jungen Leute von heute“ so lesen wollen und für was sie bereit sind, Geld auszugeben.
Und noch ein paar Sätze bzgl. Neon, Brandeins und Co.
Entscheidend für den Erfolg (oder die nur geringfügig sinkende Auflage) mancher Wochen- und Monatszeitungen und Zeitschriften ist für mich, dass sie nicht versuchen, topaktuell zu berichten, sondern Qualität und Tiefgang zu einem begrenzten Themenkreis zu liefern. Das ist der entscheidende Unterschied zu Tageszeitungen (und der Grund für den Erfolg).
Das Rennen um Aktualität haben Tageszeitungen für mich auf alle Zeit hin verloren. Brandeins, die Zeit, die Sonntagszeitungen etc. (Landlust jetzt mal ausgenommen, das ist ein anderer Schnack) leben davon, dass sie sich Themen raussuchen, die wichtig oder komplex sind, und dazu, auch mit ein wenig zeitlicher Distanz, Hintergrund und Kommentare liefern. Sowas gibt es online nicht/ nur selten.
Ich gehöre zu den Brandeins-Abonnenten. Das sind ca. 100-130 Seiten dichtgedruckter Text, ohne Agenturmeldungen, Pippa’s ass und das Wetter. Natürlich gefallen mir ca. 25 % der Artikel nicht, ich lese sie zumeist trotzdem (soviel zum Thema: „eine Zeitung, in der einem jeder Artikel gefällt“). Aber ich bin bereit, dafür einen stolzen Preis zu zahlen.
Bei der Zeit ist es etwas anders: ich kaufe wohl nur jede dritte Ausgabe (die, deren Dossier mich anspricht) die Hälfte der Zeitung schmeiße ich ungelesen weg, den Rest lese ich mit Lust und Interesse. Aber ich zahle.
[…] fragte sich Stefan Niggemeier in seinem Blog noch zurecht, weshalb die Verlage nicht objektiv über das Thema tagesschau-App informieren: Was […]
Mir geht es mit der ZEIT ähnlich. Ich habe das Abo eigentlich nur wegen ZEIT Magazin und vielleicht 3 oder 4 Seiten der eigentlichen Zeitung pro Woche. Trotzdem würde ich sie mir immer kaufen, denn sie langweilt mich nicht mit den Inhalten, die ich auch die ganze Woche Online lesen kann.
Die Neon ist da auch ein klasse Beispiel. Ich bin erst durch meine Freundin darauf gekommen und habe nun endlich eine Zeitung gefunden mit der ich, mitte zwanzig, wirklich eine gute Zeit habe.
@Mitreimer:
Leider reichte mein niedriger IQ
Bisher nicht mal für Limrick und Haiku.
Beim geflügelten Pferd
Habe ich mich beschwert.
Und ich frage nun: „Pegasus, streikst Du?“
[…] Zur Auseinandersetzung: Mehrere deutsche Verlage gehen gerade gemeinsam gegen die Tagesschau-App vor und in deren Zeitungen wird das gerechtfertigt. Argumente, die für die kostenfreie App sprechen, kommen dabei so gut wie nicht vor: (stefan-niggemeier.de) […]
Wenn Alard von Kittlitz:schreibt „Jetzt aber treiben die Öffentlich-Rechtlichen selbst Printjournalismus, und zwar im großen Stil.“ dann mag er sich zwar mit der nachfolgenden Blätter-Metapher wieder verheddern; nichtsdestotrotz hat er recht: die Öffentlich-Rechtlichen sind zu Primär-TEXT-Produzenten geworden, was sie so vorher nicht waren. Ein zeitökonomisch denkender Mensch wie ich nutzt das Webangebot der Tagesschau immer weniger um Videoschnipsel zu sehen, sondern um die ca. 10 – 20 Sätze einer Nachrichtenmeldung zu lesen – und evtl. noch Leserreaktionen im dortigen Forum zu studieren – und das ohne lästige Werbung!. Ebenso geniesse ich es, qualitative Hörsendungen wie SWR2 Wissen immer mehr als reines PDF zu lesen, statt 25 Minuten Hörzeit dafür zu verschwenden. (Insbesondere vor dem Hintergrund, dass ich eine bei 5GB begrenzte Flatrate habe) .
Für mich bedeutet das aber nicht, dass ich auf den klassischen Weg verzichte – nebenbei habe ich immer noch eine lokalere Printzeitung (RHEINPFALZ), die mich auf dem klassischen Holzwege wenigstens dazu bringt, mich wenigstens bei allen Schlagzeilen damit auseinanderzusetzen, ob ich den dazugehörigen Artikel dann auch lese oder „wissentlich übergehe“ . Für die Allgemeinbildung der sicherere Weg.
Da wird nach wie vor ignoriert, dass die weitaus meisten Medien-Apps nicht vom Inhalte-Anbieter selbst kommen. Es gibt mindestens ein halbes Dutzend Android-Apps mit denen ich auf den Inhalt der BBC zugreifen kann. Mit Schaum vor dem Mund gegen eine kostenlose Tagesschau-App zu wettern ist also ein Zeichen der ignoranz. Man müsste wenn gegen die Inhalte wettern, nicht gegen eine Zugangsmöglichkeit dafür. Textliche Nachrichteninhalte werden aber von den ÖR schon seit ewigen Zeiten als Videotext angeboten.
@108
Was Du über den ÖR-Videotext schreibst, ist richtig. Diese Nachrichteninhalte gingen aber doch maximal bis zu 2 bis 3 Sätze ( wenn ich mich richtig erinnere ) , da war man noch kein direkter Konkurrent zu Print (allenfalls im rein ergebnisorientierten Sportteil vielleicht) Mit 10-20 Sätzen aber ist man vom Textumfang her schon viel näher beim Printartikel.
Die Verleger haben auch versucht, den Videotext von ARD und ZDF zu verhindern, vgl. http://web.ard.de/ard-chronik/index/2258?year=1979&lra%5B%5D=52
Nr 107 (Norbert) stellt es exakt dar: So verhält sich ein moderner Mensch, der alle Medien nutzt. Und Gott sah, dass es gut war.
Natürlich sind elektronische und Printmedien im Web heute knallharte Konkurrenten. Vor dem Web haben sie sich ergänzt.
Übrigens: Wer ausschließlich auf das Netz setzt – und das tun 90 % der Web-Gemeinde – ist auf genau jenem Holzweg, den die ‚Holzmedien‘ lägst verlassen haben.
@ Blogchef #110
danke für die Erinnerung! Stimmt, das hatte ich fast schon verdrängt, weil es mir damals so lächerlich erschien. Aus heutiger Perspektive könnte man sagen – es war aus Sicht der Verlage (nicht unbedingt aus gesamtgesellschaftlicher Sicht) ein durchaus sinnvolles „Wehret den Anfängen“ – Scharmützel
@ 111 „Wer ausschließlich auf das Netz setzt … ist auf genau jenem Holzweg, den die ‘Holzmedien’ längst verlassen haben.“
Einige Zeitungen haben erkannt, dass sie aktiver an jüngere Leser herantreten müssen, um sie mit solchen oder ähnlichen Sätzen vom Vorteil der (potentiell… ) besseren Allgemeinbildung zu überzeugen. Mit Projekten wie „Zeitungen an die Schule“ und Kindernachrichteneinsprengseln in die Zeitung macht das die Rheinpfalz beispielsweise recht gut. Allerdings hat diese Zeitung (wie viele andere auch) im Bereich Berichterstattung über das Medium TV schmerzhafte Lücken. Gerade die regelmässige Rubrik „Ratgeber Medien“ in der Rheinpfalz erweist sich seit vielen Jahren (seltsamerweise? ) als schmerzlich einseitige, quotengeil orientierte Öffentlich-Rechtliche-Gefälligkeits-Berichterstattung, die sogar in Kommentaren dem ZDF empfiehlt, sich noch stärker an die Senioren anzubiedern, um Geld zu verdienen.
Schon seit mehreren Jahren habe ich den Verdacht, dass vielen Printmedien die Boulevardisierung von ARD/ZDF ganz recht war, und sie gar kein Interesse daran hatten, das zunehmend immer schlechtere TV zu kritisieren, um sich vom zukünftigen direkten Konkurrenten besser abheben zu können…
@110 Blogchef Stefan
An die Zeit vor 30 Jahren denke ich auch immer. Den Verlagen, und nicht nur ihnen, war damals aber klar, dass Videtext keine Konkurrenz zum Print werden würde. Aber sie haben damals die Rechtsgrundlagen für spätere Auseinandersetzungen gelegt (siehe Norbert, Nr. 112 – ‚Wehret den Anfängen‘), darauf können sie sich heute noch berufen. Es war das erste Mal, dass sie auf ihrem ureigenen Terrain angegriffen wurden – mit einer neuen Waffengattung, der sie nichts entgegenzusetzen hatten. Daraus haben sie für alle Zukunft Lehren gezogen: die eigene Burg muss dicht sein.
Es ist zwar amüsant, wenn sich Dinosaurier gegenseitig an den Kragen gehen, aber was wir brauchen, ist ein Meteoriteneinschlag, um die gesamte Spezies loszuwerden.
@Norbert #109
Da täuschst Du Dich. Eher 2-3 ABsätze. Dazu werden einige Berichte über mehrere Seiten verteilt, um z.B. auch Hintergrundinfos zu bieten.
@Bernd S. #113
Und genau da liegt das Problem „Die eigene Burg muss dicht sein“ ist eben ein statischer, Ansatz, der zeigt, dass die Verleger von vernünftigem Unternehmertum nicht viel verstehen. Denn KEIN Unternehmer da draussen kann von irgendwem eine Garantie erwarten, dass sein Business-Modell bis in alle Ewigkeit trägt. Jeder noch so große Konzern muss flexibel genug sein, die eigenen Produkte an sich ändernde Marktbedingungen anzupassen und wenn er das nicht selbst schafft die entsprechenden Sparten dichtzumachen oder abzustoßen an jemanden, der glaubt, das schaffen zu können.
@ 114
Ich fürchte, dass Ihr Wunsch – zumindest in dem von Ihnen gewählten Vergleich – nicht sorgfältig durchdacht ist. Nach einem Meteoriteneinschlag werden es vor allem die Spezialisierten schwer haben. Wer ganz sicher überlebt sind die Generalisten, Ratten und Kakerlaken. Oder, um beim Thema Medienlandschaft zu bleiben: Die Springer-Presse…
@116 Olly
Meine Wunschphantasie – und mehr isses zurzeit nicht – wäre, dass unabhängige Blogger, Journalisten, Experten solo oder in Kooperationen sich der alten Vetriebsstrukturen (Verlage, Konzerne, „öffentlich-rechtliche“ Bürokratien) entledigen und somit auch die Kontrolle den Springers, Bertelsmännchen und Gremienzombies entreißen.
Was spricht eigentlich gegen öffentlich-rechtliche Zeitungen (die es ja nun de facto online gibt)? Warum sollte das Feld von in Buchstaben (gedruckt oder digital-elektronisch) gebrachten Nachrichten rein der Privatwirtschaft überlassen werden, während das bei in Ton oder Bild und Ton gesendeten Nachrichten nicht so ist?
Ist nicht vielleicht also mit tagesschau.de & co ein Jahrzehntelanger Missstand behoben? Ist doch auch eine mögliche Sichtweise…
Was spricht eigentlich gegen öffentlich-rechtliche Zeitungen
eigentlich nicht viel – und einige kleine Teile gingen ja schon aus Notwehr in die Offensive – das arte-tv-Magazin – und jetzt neuerdings sogar ein 3sat-Magazin am Bahnhofsbuchhandel.
Übrigens wurde gerade im TV-Bereich im hr das einzige brauchbare Computermagazin eingestampft – das c’t-Magazin! Es wurden zwar „Kostengünde“ angeführt – aber evtl. ist jetzt doch jemand mal aufgefallen, dass das Schleichwerbung für den Heiseverlag war…
@118 (Jan), 119 (Norbert)
Programmbegleitete Zeitschriften im ÖR gabs ja immer mal wieder, warum auch nicht (Gab es gegen diese eigentlich mal Klagen seitens der Zeitschriftenwirtschaft?).
Nebenbei: ein -schon sichtbar im Titel- gesponsertes TV-Computermagazin im ÖR find ich schon sehr grenzwertig, so toll es auch war.
Was ich aber eigentlich schreiben wollte: Wie würde so eine ÖR-Zeitung denn eigentlich aussehen? Die tägliche Zeitung „tagesschau“/“heute“ mit den Nachrichten, die am Tag vorher mehrfach und vermutlich dadurch auch ausführlicher im TV liefen? Wenn schon eine Zeitung, dann müsste sie auch einen erheblichen Mehrwert bieten. Welcher das sein sollte, dafür fehlt mir die Phantasie. (Wobei ich hier im Rheinland übrigens gern mal eine regionale Qualitätszeitung hätte; außer der gruseligen Rheinischen Post oder den noch grausameren WAZ-Zeitungen gibts hier nicht wirklich was).
Mensch, „Programmbegleitende“ meine ich natürlich.
Die Verlage reden immer soviel von dieser „Tagesschau-App“, dass ich richtig neugierig geworden bin. Um mir ein Urteil bilden zu können, habe ich mir sie auch mal geladen. Fazit: Ich find sie ganz gut, eine kleine praktische und qualitative Nachrichtenapp, kann ich weiterempfehlen!
Nee, im Ernst. Ich schätze freie Presse, Blogs, Internetforen, Twitter, ausländische Presse, Faz, Freitag oder Jungle World (alles gelegentlich mal), oder komische Magazine über div. Themenwelten, die mir sonst fremd blieben. Aber mit dieser weinerlichen „die nema uns ois“-Kampagne der Verlage haben sie sich ohne Not als meine Gegner hingestellt. Und nicht als Gegner der ÖRs. Als meine Gegner. Als Typen, die mich bevormunden wollen, die mir was wegnehmen, die mir stattdessen lästig und penetrant Abofallen-Müll aufschwatzen. Mag sein, dass man da nun Vielen Unrecht tut, aber der Fisch stinkt halt vom Kopf her, und so kommt es eben bei mir an. Ich hab ja nicht angefangen damit.
Statt dass die ÖRs ihre Audio- und Video-Archive öffnen und zum Download stellen können (alter Traum von mir seit Ende der 90er, als ich das Netz zum ersten mal sah und begriff… alll diese Schätze!), kamen bescheuerte „drei-Stufen-Tests“, eine-Woche-Angebote oder die „Depublizierung“ von Inhalten. Als ob es die Privaten irgendetwas anginge, was ich mir da runterladen will oder nicht! Das ist eine Sache zwischen mir, den ÖRs und der Politik, in diesem Dreieck spielt sich da die Entscheidungsfindung und Gestaltung ab. Nicht immer nach meinem Willen, aber so ist das eben mit der Demokratie.
Dass sich aber nun die Privaten da aufdringlich reindrängeln, mit ihren bunten Gazetten wedeln, als seien diese das Manna der Medienwelt, und in einer psychopathischen Mischung aus Weinerlichkeit und Aggression per Lobbyismus mir meinen erwünschten Medienkonsum ruinieren, in der Hoffnung, ich würde dann zu ihren privatwirtschaftlichen Produkten minderer Qualität greifen, empfinde ich nur noch als bodenlose Unverschämtheit. Nein, ich will die Bild-App nicht kaufen, Herr Diekmann, und nehmen sie jetzt bitte ihre Finger von mir, sie unappetitlicher Mensch. Nein, so toll finde ich die Faz dann doch nicht, danke. Nein, die SZ hatte mal ihren Charme und lag bei uns zuhause rum, aber heute hat sie doch stark nachgelassen, und dass der Wirtschaftsteil für den Neoliberalismus trompetet und der Politikteil für die SPD, hebt sie auch nicht in meinem Ansehen. Sorry, das mag hart klingen, aber ich brauche euch wirklich nicht mehr, und ich glaube auch nicht, dass die Medienwelt oder Demokratie ohne euch zusammenbricht. Ihr verstopft nur die Kanäle, ohne euch würden Jüngere frischeres anfangen. Nachgedacht und geschrieben wird immer, heute geht es nur einfacher. Zum Musikmachen braucht man kein Tonstudio mehr, Filme kann man heute auf einer Spiegelreflex drehen, und für Journalismus braucht man euch nicht mehr. Feinde, das seid ihr geworden. Sonst hätte ich mir nie viele Gedanken darum gemacht, friedliche Koexistenz. Das habt ihr einseitig aufgekündigt, ich nehme den Fehdehandschuh nun auf. D. h. vorher kaufte ich gelegentlich eine Zeitung, oder nicht. Heute kaufe ich ganz bewusst keine mehr, und lass die Papierstapel einfach liegen. Ich kann nicht sagen, dass ich was vermisse, oder schlechter informiert wäre. Was also wollt ihr?!
Und liebe Journalisten, das geht natürlich nicht gegen euch. Emanzipiert euch von solchen Chefs und Verlagen, macht was eigenes freies auf, das Netz bietet alle Möglichkeiten, und das schau ich mir dann auch gern nochmal an.
@120 – ja, so eine Zeitung in gedruckter Form wäre natürlich recht mehrwertsfrei. Daher nur Onlinezeitungen. Wie es eben schon de facto gibt mit tagesschau.de & co. Die nehme man nun einfach in den Rundfunkstaatsvertrag auf. Ich fänd’s gut, denke ich.
Bemerkenswert an diesen Kommentaren ist: Erstmals schlagen sich eine nennenswerte Zahl von Kommentatoren auf die Seite der Öffentlich-Rechtlichen. Bisher waren in ähnlichen Foren bzw. Debatten – z.B. bei FAZ.net oder SPON – immer viele Leser der Argumentation der Medienredakteure gefolgt Da wird dann immer von „Zwangsgebühren“, „Wettbewerbsverzerrung“ und Ähnlichem gefaselt, ohne zu erkennen, dass alle profitieren, wenn die Angebote von ARD und ZDF im Netz stehen. Gerade für Journalisten sind doch etwa die Mediatheken eine fantastische und völlig kostenlose Recherchequelle. Aber es wird nichts nützen. Die Angriffe auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk werden weitergehen. Als ob das den Untergang der Zeitungen aufhalten würde. Danke, Konsument06638822, für Deine deutlichen Worte.
Wie die ARD mal wieder das böse Internet darstellt und die Mail eines Gebührenzahlers (?)
[…] Antwort kam von Christoph Keese, von Stefan Niggemeier in einem Artikel über die Tagesschau-App als Außenminister der Axel Springer AG bezeichnet. In der Sache ist die Replik gut, sie zeigt […]
[…] verträgt und wann die “Privaten” auch dagegen auf die Barrikaden gehen, wie kürzlich mit ihrer Klage gegen die Tagesschau-App, stellen wir hier besser nicht zu laut. Denn wir halten diese öffentlich finanzierte Tobewiese […]
[…] Verleger kann man wirklich nur noch kurios nennen. Stefan Niggemeier listet jetzt unter dem Titel “Die Tagesschau-App und die Pfeife der Verlage” Kommentare von Zeitungskollegen auf, die die Tagesschau-App kritisieren, bis hin zu dem Vorwurf, […]
[…] bloggte er. Was vermutlich auch der Grund ist, weshalb es etwa bei der „Welt“ niemand tut. […]
Ich *will* eine Tagesschau-App haben, mit der ich alle Nachrichten oder ähnliche Beiträge auf meinem Tablet sehen kann. Ich bin Gebührenzahler ohne eigenen Fernseher – diese App ist das beste, was in letzter Zeit von den ÖR gekommen ist. Mehr davon, das ist weitaus sinnvoller als Gebühren für Bundesliga-Rechte, Spielfilme oder Musikantenstadl auszugeben!
[…] http://www.stefan-niggemeier.de/blog/die-tagesschau-app-und-die-pfeife-der-verlage/ […]