Döpfners rote Linie

Es ist weniger ein Interview, das die „Süddeutsche Zeitung“ mit Mathias Döpfner geführt hat, als eine Möglichkeit für ihn, ausführlich und ungestört durch kritische Nachfragen die eigene Position darzustellen. Das ist vielleicht kein Zufall, denn die „Süddeutsche Zeitung“ klagt mit der Axel-Springer-AG, deren Vorstandsvorsitzender Döpfner ist, (und anderen Verlagen, darunter auch dem der FAZ, für die ich regelmäßig arbeite) gegen die kostenlose „Tagesschau“-Anwendung für iPhone und iPad.

Döpfner sagt, die ARD habe mit der „Tagesschau“-App (Abb.) eine „rote Linie“ überschritten. Das ist bemerkenswert, denn es gibt andere Stellen, an denen sich eine solche Grenze deutlich klarer ziehen ließe. Man könnte zum Beispiel, wenn man wollte, argumentieren, dass die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten im Internet gar nichts zu suchen haben. Man könnte auch sagen, dass sie im Internet nur Videos und Audio-Aufnahmen publizieren dürfen, wahlweise mit der Einschränkung, dass die auch im Radio oder Fernsehen gelaufen sein müssen. Für Döpfner sind das aber bestenfalls andersfarbige Linien.

Die Grenze zieht er dort, wo die ARD Inhalte aus ihrem Internetangebot in einer für Tablets und Smart Phones optimierten Version anbietet. Das Kriterium gibt ihm die „SZ“ freundlicherweise in der Frage vor:

Markiert die Selbstverständlichkeit, mit der auf einem Markt überwiegend bezahlter Angebote ein kostenloses Produkt eingebracht wird, für Sie die Grenze der zumutbaren Aktivitäten von ARD und ZDF?

Döpfner bejaht.

Das ist ein erstaunlich komplexes Kriterium für eine „rote Linie“. Die Grenze besteht darin, dass es um einen Markt geht, in dem angeblich die Mehrheit der Anbieter Geld für etwas nimmt, das die „Tagesschau“ aufgrund ihrer Gebührenfinanzierung kostenlos anbieten kann. Natürlich hat das Angebot von tagesschau.de auch dann einen Wettbewerbsvorteil, wenn man es über einen Internet-Browser aufruft, weil es sich nicht durch Werbung finanzieren muss. Aber das Internet scheint Döpfner als Medium, in dem eine „Gratiskultur“ herrsche, ohnehin abgeschrieben zu haben. Auf Smartphones oder Tablets werde dagegen bezahlt, „für jedes Telefonat, jede SMS, MMS, für Apps“. Kostenlose Angebote wie das der „Tagesschau“ bedrohen nach dieser Logik die Bezahlkultur auf iPhone und iPad insgesamt und jedes einzelne kostenpflichtige Nachrichtenangebot.

Die Argumentation würde umgekehrt bedeuten, dass es tagesschau.de als kostenloses Angebot auch im Internet-Browser nicht geben dürfte, wenn es Döpfner und seinen Leuten gelungen wäre oder noch gelänge, eine umfassende Bezahlkultur im Internet zu etablieren, was vielleicht schon eine Ahnung davon vermittelt, wie wenig tragfähig diese Argumentation ist.

Schon eine einzige kostenlose App wie die der „Tagesschau“, suggeriert Döpfner, kann ein ganzes Geschäftsmodell zerstören. Aber wenn sich allein über den Preis solche erstaunlichen Nutzerzahlen erreichen lassen, ist das natürlich eine verführerische Nische auch für einen privaten Wettbewerber. In einer Welt voller kostenpflichtiger Apps kann es sich lohnen, der eine zu sein, der kostenlos ist und sich dank enormer Reichweite mit Werbung refinanzieren kann. Selbst wenn es Döpfner und seinen Mitstreitern gelänge, die „Tagesschau“ aus dem Wettbewerb im App-Store zu verbannen, wäre das ein erhebliches Risiko.

Schon vor eineinhalb Jahren hatte Döpfner die „Tagesschau“-App mit dem Verlust von „Tausenden Arbeitsplätzen in der Verlagsbranche“ in Verbindung gebracht. Er hat seine These seitdem eher noch weiter zugespitzt. Im Grunde scheint das Überleben des gesamten Qualitätsjournalismus jenseits öffentlich-rechtlicher Anstalten von der Finanzierung durch Apps abzuhängen: „Es geht schlicht um die Frage“, sagt er, „ob Qualitätsjournalismus als Geschäftsmodell noch Bestand haben wird.“ Auf Papier allein werde er sich nicht mehr finanzieren lassen, im Internet herrscht die angebliche Kostenloskultur, bleiben nur die Apps.

So wie er es schildert, ist es extrem schwierig, in Zukunft überhaupt noch guten Journalismus unter kommerziellen Bedingungen zu produzieren. Daraus schließt er, dass der Staat alles tun muss, um jedes potentielle Hindernis für die Verlage (die wohl synonym sind mit Produzenten hochwertiger journalistischer Inhalte) auszuräumen. Das hat natürlich eine gewisse Logik. Es hat aber auch einen großen Haken. Niemand, auch nicht Döpfner, kann garantieren, dass das Katastrophenszenario, das er beschreibt, nicht trotzdem eintritt, obwohl die „Tagesschau“ und ähnliche öffentlich-rechtliche Angebote verboten werden.

Es gäbe natürlich eine andere Antwort auf die Herausforderung, die Döpfner beschreibt. Wenn unklar ist, wie sich unter den Bedingungen der digitalen Welt überhaupt hochwertiger Journalismus finanzieren lässt und ob Verlage nicht womöglich massenhaft eingehen, obwohl die kostenlose „Tagesschau“-App verboten wurde, ist es aus gesellschaftlicher Sicht doch begrüßenswert, sich wenigstens darauf verlassen zu können, öffentlich-rechtliche Anbieter die Menschen gut informieren.

Döpfners Katastrophenszenario verschafft ARD und ZDF im Netz eine neue mögliche Legitimation, genau genommen die alte: durch verlässlich und von allen gemeinsam finanzierte Medien eine umfassende Grundversorgung sicherzustellen, selbst wenn die privaten Anbieter in schlechten Zeiten oder aus grundsätzlichen Problemen das nicht in befriedigendem Maße tun können. Aber das habe ich ja alles schon mal geschrieben.

Es ist bemerkenswert, in welchem Maß Döpfner die „rote Linie“, die ARD und ZDF keinesfalls überschreiten dürfen, davon abhängig macht, was private Unternehmen tun. Die Grenze soll davon abhängen, welche Refinanzierungsmodell die Mehrheit der Unternehmen in einem noch extrem jungen und beweglichen Markt wie dem der Nachrichten- und Medien-Apps wählt. Das Bundesverfassungsgericht, das mit seinen Rundfunkurteilen das Duale System in Deutschland maßgeblich gestaltet hat (weil die Politik es noch nie konnte oder wollte), hat die Rechte von ARD und ZDF aber immer aus sich selbst heraus definiert. Was Unternehmen, die sich mit journalistischen Inhalten unter kommerziellen Bedingungen auf einem Markt bewähren müssen, unter bestimmten Umständen zu leisten vermögen, war für das Gericht bislang ausdrücklich nicht entscheidend, weil es keine Gewähr dafür gab. Ich wüsste gerne, woher die Verlage den Optimismus nehmen, dass das Bundesverfassungsgericht in diesem Fall plötzlich anders urteilen sollte.

Döpfner und seine Mitstreiter sind nicht zu beneiden. Sie müssen argumentieren, dass es erst die App der „Tagesschau“ war, durch die die ARD eine endgültige Grenze überschritten hat, weil sie es versäumt haben, schon gegen das Internet-Angebot tagesschau.de vorzugehen. Dabei verstößt auch das ihrer Meinung nach gegen den Rundfunkstaatsvertrag, weil es nicht nur Videos, sondern auch Artikel enthält. (Nach Ansicht des FDP-Medienpolitikerclowns Burkhardt Müller-Sönksen handelt es sich deshalb um eine „Printausgabe“ der „Tagesschau“.)

Die Konzentration auf die Kostenlosigkeit der „Tagesschau“-App führt zu schmerzhaften Verrenkungen der Verleger. Springers Außenminister Christoph Keese sagt: „Im Supermarkt kann man für den Joghurt auch keinen Euro nehmen, wenn daneben kostenlose Ware steht.“ Dem ist gleich zweierlei zu erwidern: Erstens, natürlich kann man. Wenn der eigene Joghurt besser ist als das Gratis-Angebot oder auch nur einzigartig. Menschen bezahlen für Zeitungen, obwohl es vielfältige Möglichkeiten gibt, sich kostenlos zu informieren — weil sie die besondere Qualität von Zeitungen insgesamt oder ihrer Stammzeitung zu schätzen wissen. Und zweitens: Wenn Keese Recht hätte, könnte er seine Joghurtproduktion gleich dichtmachen. Es wird immer jemanden geben, der Nachrichten kostenlos im Netz oder auf Smartphones anbietet. Ich fürchte, ein Geschäftsmodell, das nur funktioniert, wenn alle Konkurrenten mitmachen und niemand andere Wege nutzt, den Joghurt zu finanzieren, ist kein Geschäftsmodell.

Die „Tagesschau“ ist nicht die einzige kostenlose Anwendung, die den kostenpflichtigen Verlagsangeboten im App-Store Konkurrenz macht. Auch der Fernsehsender n-tv bietet gratis eine, Müller-Sönksen würde sagen: dicke Printausgabe an. Nun ist es natürlich in vielerlei Hinsicht ein Unterschied, ob ein privatwirtschaftliches Unternehmen einen solchen Schritt geht oder eine durch „Zwangsgebühren“ finanzierte Anstalt. Aber wenn Döpfner und Keese mit ihrer Alles-oder-nichts-Argumentation Recht hätten, wäre das Ergebnis dasselbe: der Tod des Qualitätsjournalismus.

Ich weiß nicht, wie die Gerichte entscheiden werden. Aber ich bin mir sicher, die rote Linie, die Döpfner da auf den Boden gemalt hat, ist keine.

PS: Auf meinem iPad ist die angeblich kostenpflichtige „Welt HD“-App aus dem Hause Springer installiert. Das Abo ist angeblich „seit 28. Oktober 2010“ abgelaufen. Aber die App funktioniert. Ist das auch eine Form von Gratiskultur? Und versündige ich mich am Qualitätsjournalismus, wenn ich die App trotzdem benutze? (Zahlen würde ich dafür allerdings nicht.)

115 Replies to “Döpfners rote Linie”

  1. > Ich fürchte, ein Geschäftsmodell, das nur funktioniert, wenn alle
    > Konkurrenten mitmachen und niemand andere Wege nutzt, den Joghurt
    > zu finanzieren, ist kein Geschäftsmodell.

    Genau, sondern etwas anders, nämlich ein Kartell. Damit kennen sich die Verlage mit ihren Nachkriegs-Monopol-Lizenzen ja auch aus.

  2. @Hannah #2: Da die armen anständigen Qualitätsjournalisten ja von den bösen imperialistischen Applianern ja nicht mitgeteilt bekommen, wer ihre hochwertigen Produkte benutzt: Genauso lange, wie bei allen anderen.

  3. @Schaps:
    Die Formulierung „Printausgabe der Tagesschau“ stammt von Burkhardt Müller-Sönksen und nicht von Keese..

  4. Finde die Welt-HD-App, um ehrlich zu sein, gar nicht mal so schlimm. Wenn Zeitungen auf Tablets eine Zukunft haben sollen, dann so.

  5. Mit der selben Argumentationskette müsste man alle Internetseiten, auf denen auch nur die kleinste aktuelle Neuigkeit verbreitet wird, abschalten und den Betreiber verklagen. Es ist doch ganz offensichtlich, dass die Verlage einfach die Entwicklung verpennt haben und nun ihr Stück von der Torte haben wollen. Willkommen im Internet-Entwicklungsland Deutschland!

  6. dass es die klassischen Holzmedien offenbar immer noch nicht geschafft, haben, ein funktionierendes Geschäftsmodell im Netzzeitalter zu finden, ist nun wirklich nicht die Schuld der ÖR’s.

    Herr Döpfner scheint zudem zu glauben, dass Qualitätsjournalismus und Privatwirtschaft quasi Hand in Hand gehen, und dass die Leute, ist die böse kostenlose App erst mal weg, in Scharen zu den Privaten rennen würden.

    Es muss den ÖR gestattet sein, ihrem gesetzlichen Auftrag der Grundversorgung auch in den modernen Medien nachzukommen.
    Sich auf eine vermeintliche Exklusivität bei den Verbreitungswegen zu berufen, ist doch sowieso ein Argument von vorgestern.
    Schließlich existieren im Radio und Fernsehen öffentlich-rechtliche und private Angebote schon seit Jahrzehnten nebeneinander.

  7. Also ich kann die kommerziellen Verlage da, an dieser Stelle TS-App, etwas verstehen.

    Beim Internet ist der Zug für Bezahl-Inhalte praktisch abgefahren. Das wird wohl für Zeitungsinhalte, etc., niemand mehr durchsetzen können.

    Aber kaum eröffnet sich den Verlagen mal eine gute Gelegenheit, ihre Inhalte kostenpflichtig an zahlkräftige Kunden mit Smartphone und Tablet-Computer zu bringen, hängt sich da der öffentlich-rechtliche Rundfunk rein und macht mit seinem kostenlosen Angebot den potentielle lukrativen Markt kaputt. Ob das wohl sinnvoll ist?

    Ich bin der Meinung, die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, sollten sich erstmal aufs Internet beschränken, den lukrativen Markt für Apps aber – fairerweise – erstmal den kommerziellen Anbietern überlassen.
    Weil von irgendwas müssen die doch auch leben. Und warum sollte man denen gleich zu Anfang das Geschäft schwer machen?
    Nur weil die ARD alles als „Rundfunk“ definiert, was nicht explizit auf Papier erscheint?

  8. Was ich immer noch nicht verstehe und nie verstehen werde: Wieso ist die tagesschau-App kostenlos? Ich bezahle dafür! GEZ-Gebühren nämlich. Also was soll das Gebrüll, Herr Döpfner?

  9. @ babeba

    Der Döpfner will eigene iPad-Apps entwickeln und darüber seine Nachrichten-Zeitungen verkaufen. Bequem per Klick über den Appstore.

    Wenn es die Nachrichten aber über öffentlich-rechtliche Apps gibt – im Appstore unter „kostenlos“ – , dann kaufen die Leute die nicht.

  10. Autsch, das tut weh! Und es passiert immer wieder. Keiner bekommt mit, daß sich sich welt weiterdreht.

    Erst verpaßt es die Musikindustrie, die Wünsche der Kunden zu befriedigen und klagt dann nicht nur, sondern auch die Schulhöfe leer.
    (Mal abgesehen davon, daß das Geld nur einmal ausgegeben werden kann und nun in Computerspiele investiert wird.)

    Nun ist die privatwirtschaftliche Presse drann die um ihre Pfünde bangt und jammert, statt sich anzupassen. Und dabei bezeichnet sie sich auch noch selbst als „Qualitätsjournalismus“. Wenn ich aber sehe wie _seriös_ der privatwirtschaftliche Journalismus im Fall Kachelmann war, bleibt mir das Wort „scheinheilig“ im Halse stecken.

  11. @suki11
    Das ist doch eine rein künstliche Unterscheidung zwischen „App“ und „Internet“ – wie Stefan Niggemeier meines Erachtens völlig korrekt analysiert, handelt es sich hier um eine virtuelle rote Linie, die sich die Vertreter der Verlage sich selbst vors Gesicht gemalt haben. Denn die Nachrichten sind nun mal bereits kostenlos im Web abrufbar, und über jedes Smartphone oder Tablet komme ich da ja sowieso schon ran. Vielleicht brauche ich auf http://www.tagesschau.de eine Klick mehr, aber so anders als in der App stellt sich das Angebot dort nicht dar.

    Worin jetzt der große Mehrwert einer App liegen soll, die nur sowieso schon verfügbare News ein bisschen bunter gestaltet und schön zusammenstellt, ist mir schleierhaft. Und das Argument, dass die reichen und doofen Smartphone-Nutzer für so eine App jede Menge Geld zahlen würden, wenn es sie nicht kostenlos von den ÖR gäbe, ist ein sehr weit hergeholtes, das auch nur angeführt wird, weil alle sonstigen erdenklichen Argumente, die sich allein gegen die App, nicht aber gegen das Internetangebot an sich richten, noch viel weiter hergeholt sind.

  12. Zunächst hätte ich mal die Frage, worin der Mehrwert einer App liegt, wenn die gleichen Inhalte (seien es die Tagesschau-News oder Welt-Online Meldungen) auch auf einem Tablet-PC über den (Safari-) Browser abgerufen werden können. Oder bleiben mir wenigstens die spießigen Kommentare der Berufsnörgler auf Welt-Online erspart?

    Im Übrigen darf prognostiziert werden, dass sich die Verlage im Eergebnis eine blutige Nase holern werden: Man kann den ganzen öff.-rechtl. Medien-Moloch für einen Anachronismus aus der Zeit begrenzter Frequenzen halten. Er ist aber Ausdruck eines Dualismus, der nicht verfassungswidrig sondern aus Art. 5 Abs. 1 Satz 2 GG herleitbar ist. Auch der öff.-rechtl. Rundfunk muss daher nicht „versteinern“ (ist nicht auf Funk und Fernsehen beschränkt), sondern darf neuere Medien und Kommunikationsformen nutzen. Bezahlte Dienste finden trotzdem einen Markt (siehe Pay-TV), wenn sie einen entsprechenden „Mehrwert“ bieten.

  13. Vielleicht sollte das Nachrichtenübermittlungsmonopol wieder an die Post… (und das Monopol für Personenbeförderung an Thurn und Taxis).

    @Alberto Green: Wie sagte schon Karl Auer? „Wir haben sehr gelacht, aber weit unter unserem Niveau.“ Wenn der „Druck“ im internet (oder muss es „print“ heißen?) zu groß wird, muss mal ein Ventil geöffnet werden, damit nichts explodiert.

    Für Kesseldruckprüfung wurde übrigens mal der TÜV erfunden.

  14. Man kann es nicht oft genug sagen, die „umsonst“-Argumentation ist völlig absurd. Man erwartet doch als GEZ-zahlender Bürger, dass man auf dem Kanal bedient wird, für den man bezahlt. Würde ich nur für Fernsehen und Radio bezahlen, dann würde ich ja einsehen, auch nochmal extra für I-Net und Mobil zu löhnen, aber so? Nö. Zumal ich weder Fernsehen noch Radio besitze und mich ausschließlich übers Internet+iPhone „versorge“. Ich würde mich doch arg diskriminiert fühlen, wenn ich gezwungen werden würde, mir jetzt einen Fernseher und Radio anzuschaffen, nur damit ich die Grundversorgung kriege, für die ich zahle. Die ÖRs mussten doch auf das geänderte Nutzerverhalten reagieren (bin ja kein Sonderling). Ganz zu schweigen davon, dass es doch arg verachtenswert ist, wenn die freien Marktwirtschaftler nach Gesetzen zur Gewinnmaximierung schreien. Was soll das? So geht Marktwirtschaft nicht. Lebt mit der Welt und überlegt euch, wie ihr trotzdem Gewinn erzielen könnt liebe Verlagshäuser, ansonsten macht den Laden halt zu. Wir haben schon eine Grundversorgung für die wir zahlen, es ist ja nicht so, als müsste man die privaten Medien zwingend erhalten um informiert zu sein. Um die meisten wärs nicht schade, für die anderen zahlt man sowieso gern, Tagesschau-App hin oder her.

  15. Nach der beschriebenen Logik sollten alle festangestellten Redakteure und Mitarbeiter von Nachrichtenbetrieben freie Mitarbeiter so behandeln, als ob sie eine rote Linie überschreiten und sie wegklagen. Denn sie machen die Arbeit für weniger Geld, ohne Kosten für Arbeitsplatz, mit viel geringeren Lohn-Nebenkosten.

    Gegenvorschlag: Warum nciht einfach eine staatliche Alimentierung für alle, die nachweisen, dass sie als Journalisten arbeiten? Endlich könnten die Verlage alle aufs Zeilengeld drücken und müssten nur noch Vertrieb und Management Gegenfinanzieren. Dafür dann ein allgemeines Werbeverbot und Ersetzung der GEZ durch einen Minimaleinteil der Einkommenssteuer und der Umsätze der Verlage.

  16. Hab mir die App jetzt mal runtergeladen. Vielleicht hilft es ja, das Geschäftsmodell Döpfner noch weiter in den Sand zu setzen ;)

  17. Mit anderen Worten: Für „neuartige Rundfunkgeräte“ zahlen sollen, aber wehe es werden Inhalte für diese „neuartigen Rundfunkgeräte“ verfügbar gemacht.

  18. Ist es eigentlich so, dass die ARD (der NDR?) das in eine tagesschau-App investierte Budget im Etat an anderer Stelle einsparen muss und das auch tut, also einfach umschichtet, um mit der Zeit zu gehen? Oder werden einfach Gebühren erhöht, damit man sich noch mehr leisten kann, Altes gleichzeitig nicht aufgeben muss, der ÖR-Apparat sich also noch mehr aufbläht? Das wäre nämlich der einzige Punkt, finde ich, über den sich zu diskutieren lohnte: korrekte Verwendung von Gebühren und sinnvolles Informationsangebot. Und nicht die Geschäftsprobleme von Friede Springers Liebling.

  19. @Mesh: Es wird eng für Döpfner. Hab mir jetzt ein iphone zugeleg, und das mit der App lerne ich auch noch.

  20. Ist das nicht auch eine Form des Streisand-Effektes?
    Macht Herr Deppner Döpfner nicht gezielt Werbung für die TS-App? Nach dem Motto „da gibt es eine kostenlose App mit Qualitätsinhalten“?

  21. @Frank
    Ja, so ist es. Davon einmal abgesehen bieten doch auch zahlreiche andere Verlage kostenlose Nachrichtenapps an. Warum nun ausgerechnet die der Tagesschau das ganze Geschäftsmodell untergräbt ist nichts anderes als das schon immer populäre ÖR-Bashing.
    Es wird immer kostenlose Alternativen geben. Die Verlage sollten sich darauf besinnen einen Mehrwert zu schaffen, der außerhalb aktueller Nachrichten liegt. Wer sagt denn, dass die etwas kosten müssen? Heutzutage schreiben die ja eh alle bei anderen ab bzw polstern Agenturmeldungen einfach nur aus oder übernehmen diese ungeprüft und unkommentiert. Qualitätsjournalismus eben.

  22. Als Verbraucher habe ich ein Problem mit Döpfner und Konsorten, weil es ihre Aktivitäten sind, die mir aus absurden und allein für sie vorteilhaften Gründen Dinge vorenthalten und entziehen, die für mich einen Wert und Nutzen haben, mal völlig abgesehen davon dass ich sie auch schon bezahlt habe. Siehe z.B. die unsägliche „Depublizierung“ von ö/r-Inhalten im Internet, die verbraucherfeindlicher nicht sein könnte.

    Als kritischer Medienkonsument habe ich ein Problem mit Döpfner (und Konsorten) weil er ernsthaft das Wort „Qualitätsjournalismus“ so benutzt als stünden er und sein Arbeitgeber dafür. Das ist irgendwo schon ausgesprochen grotesk, angesichts der Inhalte der Blätter aus dem Hause Springer. Ein Selbstverständnis, das so bräsig an der alltäglichen Realität komplett vorbei geht, muss man auch erstmal entwickeln.

    Ich bezahle durchaus gerne für Qualität. Ich bezahle aber nicht für verlogenen, manipulativen, oberflächlichen, einseitigen Quatsch. Und je mehr die Quatschproduzenten mir als Verbraucher und kritschem Konsumenten die andernortige Qualität einfach wegzunehmen versuchen anstatt ebenfalls Qualität anstatt Quatsch anzubieten, desto weniger bin ich bereit, irgendwelche Sympathie, Mitleid, oder Zahlungsbereitschaft für sie auch nur in Erwägung zu ziehen.

  23. @ 16 Marco

    Natürlich ist die Unterscheidung zwischen „App“ und „Internet“ recht künstlich (bloß wozu dann eine App?) – aber nur für jemanden, der sich auskennt und z. B. weiß, wie er ein Lesezeichen auf den Startbildschirm bekommt.

    Eine Internetseite ist im Browser. Da sind die Leute schnell wieder weiter, kommen mit den Lesezeichen nicht klar und bezahlen per Anmeldung ist (für meine Tante) kompliziert.

    Eine App ist direkt auf dem Startbildschirm und bezahlen ist per Klick über den bereits eingerichteten AppStore möglich.
    Das ist für Verlage interessant, die dort ihre Zeitungen verkaufen wollen. Das ist für die eine reelle Chance ihre Produkte zu verkaufen. Einfache Beizahlmöglichkeiten und maximale Kontrolle über die Inhalte, bei nem Kundenkreis, der nicht auf jeden Cent achten muss.

    Dass die Verlage dann sickich sind, wenn sich dort erstmal der öffl-rechl. Rundfunk mit seinen Milliarden Gebührengeldern in App-Form breit macht, kann ich nachvollziehen. ^^

  24. Von welchem „Konkurrenzprodukt“ zur Tagesschau und welchem „Qualitätsjournalismus“ spricht eigentlich Herr Döpfner? Doch nicht etwa von BILD??? Selten so gelacht! Herr Döpfner sollte sich erst wieder zu Wort melden, wenn er auch eine entsprechende APP anbieten kann…Springer-Apps und Tagessschau haben wirklich überhaupt nichts miteinander zu tun. Sie sind daher auch keine Konkurrenten im Netz. Wer Nachrichten will greift wohl kaum zum Springer-Angebot, oder?

  25. Herr Döpfner (und die Süddeutsche Zeitung, was an dieser Stelle wirklich nochmal betont werden sollte: http://www.sueddeutsche.de/ und die ich als Startseite habe), machen einen Fehler, den Sie eigentlich nicht nochmals machen müssten, weil ihn verschiedene andere schon für sie erledigt haben.

    Auch die Musikindustrie hat sich beispielsweise einer vernünftigen Online-Vermarktung so lange verweigert, bis sie nicht mehr anders konnte. Statt Qualität (aha!) zu vernünftigen Preisen (oho!) einfach verfügbar (ui!) zu machen (und das kann man über Internet ja nun eigentlich ziemlich gut) haben sie Umsonstanbieter bekämpft und den den Nutzern das Leben schwer gemacht ohne eine brauchbare Alternative zu bieten (DRM).

    Die Filmwirtschaft hat daraus schon ein wenig gelernt, aber noch nciht genug. Derzeit sind die privaten Fernsehsender mit dem Knebelsystem Ci+/HD+ auf dem gleichen Holzweg, werden aber vielleicht durchkommen, weil ja leider kein Mensch weiß, was an CI+ so knebelig ist.

    Die klagenden Verlage wollen es also auch auf diese Art versuchen: Lieber den Nutzer und Mitbewerber gängeln, als selber echten Qualitätsjournalismus (an dessen Erstellung ich Herrn Döpfner bestimmt nicht hindern würde) mit individueller Prägung einfach online zu stellen und mal zu sehen, ob dann nicht doch jemand bereit ist dafür zu zahlen. Wenn Herr Döpfner mir die Tagesschau-Online wegnähme, würde ich stattdessen kaum die Bild-App bezahlen.

    Ich würde insgesamt aber übrigens die Süddeutsche sofort aufs iPad abonnieren, dann muss ich nämlich nicht mehr meine Frau mit dem Zeitungsgeknister und nicht mich mit dem Falkplan-Origami beim Zusammenlegen der Zeitung nerven. Dafür wäre ich auch bereits zu zahlen, neben meinen GEZ-Gebühren. Aber die Süddeutsche hat noch nichtmal ein vernünftiges Angebot. Und als Abonnnent müsste ich für das Online-SZ-Magazin (das es jetzt auf dem iPad gibt) auch noch doppelt bezahlen. Ist das jetzt der große Online-Angriff der SZ?

    Und die Tagesschau ist natürlich deshalb gefährlicher für Döpfner etc, weil sie Qualität durchaus zu liefern im Stande ist. Und weil ich ein Mensch bin (vielleicht geht es Herrn Döpfner ja ähnlich) der nicht immer schon um 20:00 zu hause ist, empfinde ich es als geradezu notwendige Leistung für meine bezahlten Gebühren, die Tagesschau auch (ob nun vorgelesen oder zum selber lesen) aufs iPad zu holen können.

  26. Mein Leben richtet sich nicht nach dem TV-Programm. Und da das heute bei vielen so ist, müssen auch die TV-Programme dafür sorgen, dass sie dort mit dem Programm sind, wo die Zuschauer sich gerade befinden. Das und nur das macht die App. Und das deckt deren Auftrag perfekt ab. Das Döpfner und Co. sich aufregen ist klar. Würde mich in seiner Situation auch aufregen.

  27. Die SZ hat mich sehr enttäuscht. Dass sie so plumpe BDZV-Festschrift-Interviews führt, tut einem Dauer-Abonennten weh. Ich erwarte ja keine Jubel-Orgien für die TS-App von ihnen, aber differenzierten, kritischen Journalismus statt PR-Plattform für Eigeninteressen. Schade. Lese ich in Zukunft halt Blogs (Das sind die, die journalistisch nix aufarbeiten können, weil sie ja keine Profis wie die von der SZ sind…)

  28. Da ist also ein Haufen Leute, die ihr Geld „im Journalismus“ verdienen, die offenbar keine Ahnung haben, dass Nachrichten gar nicht schützbar, gar nicht [bzw. nur 2 Minuten] exklusiv sind. Wenn in China ein Sack Reis umfällt, darf JEDER darüber berichten, auch die Tagesschau, auch die WELT.

    Ich vermute schon länger, dass hinter dem Geschäftsmodell der BILD – möglichst keine Fakten, alles aus den Gliedern saugen – eine tiefere Idee steckt. Es geht denen nicht darum, der neuzeitliche Stürmer zu sein, sie wollen exklusiven, schützbaren Content entwickeln, den kein anderer ohne Lizenz nutzen darf. Komischerweise finden sie immer noch dumme, die das sogar wollen.

  29. Das kostenlose Abo, das immer weiter läuft, ist mir noch aus Studienzeiten bekannt. Eingestellt wurde die Lieferung nur, wenn man sich nachhaltig gegen eine weitere Zustellung wehrte. Schließlich zählten auch diese Abos zur verbreiteten Auflage…

  30. Wer, bitte schön, läd sich die „Tagesschau“-App herunter, um die Textartikel zu lesen? Ich schau mir dort natürllich die Tagesschau an. Hatte mich schon sehr gewundert, warum es dort überhaupt geschriebene Texte gibt.

    Für geschriebene Nachrichten nutze ich doch viel lieber das (psst!) kostenlose (ganz diskret werbefinanzierte) und super iPad-optimierte Web-Angebot der ZEIT (ersatzweise auch das der SZ, aber immer seltener).

  31. „[…] sich wenigstens darauf verlassen zu können, [dass] öffentlich-rechtliche Anbieter die Menschen gut informieren.“
    bei so einem satz kann man schon mal den überblick verlieren!

  32. Auf meinem Smartphone ist die Nachrichten-App schon vorinstalliert gewesen. Nennt sich bei mir „Webbrowser“.

  33. Ich als GEZ-Gebührenzahler fordere, dass die App der Tagesschau sofort kostenpflichtig wird. Sonst nimmt doch die Qualität des Gesamtprogrammes der ARD noch weiter ab. Die App-Redaktion muss ja irgendwie bezahlt werden. Dieses Geld fehlt nach Adam Riese an anderer Stelle. Das halte ich für nicht hinnehmbar.

  34. Weils so schön ist nochmal:

    Liebe Verleger,

    das tut jetzt vielleicht ein wenig weh, aber einer muss es mal deutlich sagen: Euch hat niemand gerufen! Niemand hat gesagt: “Mein Internet ist so leer, kann da nicht mal jemand Zeitungstexte oder so was reinkippen?“ Ihr seid freiwillig gekommen, und ihr habt eure Verlagstexte freiwillig ins Web gestellt. Zu Hauf. Und kostenlos …

    http://palisades-berlin.de/2011/06/21/verleger-gehts-noch/

    (von M. Sixtus)

  35. Alle hier finden Springer doof, das ist jetzt klar geworden, und Medien, die irgendwie mit Papier zusammenhängen, auch. In Ordnung. Dann nehmen wir halt n-tv, um die Argumentation mal vom Kopf auf die Füße zu stellen.

    n-tv hat eine App, die kostenlos ist. n-tv hat dafür (Schätzung von mir) einen sechsstelligen Betrag ausgegeben. Und muss das refinanzieren, ebenso wie den Betrieb der App. Anders als Tagesschau.de mit einem 6-Millionen-Etat aus Gebührengeldern. Wettbewerbverzerrung? Aber hallo.

    Überhaupt: Warum ist eine Tagesschau-App notwendig? Für wen? Ich verzichte darauf. Ich zahle keine Gebühren für eine weitere App mit 0815-Nachrichten. Das Geld bitte in eine grandiose Dokumentation, ein Radiofeature o.ä. stecken. Ich zahle für Journalimus.

    In diesen Zusammenhang: Politische Gründe verbieten es den Verlegern, über die Website Tagesschau.de zu jammern – wobei die natürlich eine Konkurrenz in der Reichweite darstellt. Ist aber halt ein inzwischen wichtiger Kanal, Umsatz wird mit Werbung gemacht, Werbung gibt es bei Tagesschau.de nicht – keine Konkurrenz, kein Problem.

    Bei den Apps ist es dann doch anders. Umsatz über Verkauf/Abos – oder auch über Werbung. Die Tagesschau-App macht nichts davon und wird mit Geldern finanziert, die nicht wieder erwirtschaftet werden müssen. Darüber regen sich die Verleger richtigerweise auf.

  36. @ Hacke:

    Verstehe ich Sie richtig, dass Sie „Ich verzichte drauf.“ im Ernst als Argument gegen die Notwendigkeit einer Tagesschau-App sehen?

  37. Was mich nun schon seit Jahren wundert: Warum jammern einige Unternehmen, dass mit bestimmten Sachen kein Geld mehr zu verdienen ist, statt einfach die Geschäfstätigkeit aufzugeben oder mit etwas komplett anderem sein Geld zu verdienen ? In jeder anderen Branche ist das so, nur in der Medienbranche wird seit nun mehr gefühlt 15 Jahren herumgejammert. Den Vergleich mit „sterbenden Innenstädten“ hatte ich schon mal erwähnt: Die Leute stimmen mit ihrem Kaufverhalten ab und zeigen somit, dass sie keine keine Fachgeschäfte in der Innenstadt wollen und inhabergeführte Geschäfte schon gar nicht. Die Leute gehen lieber ins Einkaufszentrum auf der grünen Wiese (weil’s da ja billiger ist), bestellen lieber im Internet (weil’s da ja billiger ist) und bevorzugen es bei großen Ketten einzukaufen (weil’s da billiger ist). Die Innenstadt verödet (durch leerstehende Läden, die Eröffnung zahlreicher 1-Euro-Shops und Filialen von Discountbäckereien) oder wird schlimmstenfalls auswechselbar durch die Verdrängung lokaler Einzelhändler durch die Ketten (mal ehrlich, wer hat z.B. das letzte Mal in einer inhabergeführten Drogerie eingekauft ?). Die gleichen Leute, die mit ihrem Kaufverhalten abgestimmt haben, beschweren sich dann darüber, dass die hiesige Innenstadt nicht mehr so schön zum Bummeln und Verweilen ist.
    Wenn die Verlage/Medienunternehmen so konsequent wären wie so viele Einzelhändler (und andere Unternehmen aus anderen Branchen), dann würde man sehen, was man von deren aufgebauten Drohgebäuden („Qualitätsjournalismus in Gefahr/bedroht“) halten kann. Denn würden viele Verlage einfach ihre Geschäftstätigkeit einstellen, weil ja kein Geld mehr damit zu verdienen ist, würde man ja sehen, ob die von irgend jemanden vermisst werden.
    Was ich auf der anderen Seite auch nicht mehr hören kann: Seit Jahren wird auf Verlage/Medienunternehmen eingedroschen, weil sie angeblich ihre Kunden vergraulen und einfach nur zu doof sein, um mit der Zeit zu gehen und ihre Geschäftsmodelle anzupassen. Was an dieser Besserwisserei/Meckerei nervt: Keiner von den Leuten, die ihren Mund so voll nehmen und schreien „ach, die sind doof“, kann auf Nachfrage mit einem realistischen „neuen“ Geschäftsmodell dienen. So hat bisher keiner dieser Besserwisser sagen können/einen Vorschlag machen können, wie und womit Verlage in Zukunft ihr Geld verdienen sollen/können. Und keiner hat auch bisher eine Antwort auf die schwindenden Gewinne von Musiklabels. Das was an Musik legal verkauft wird im Internet wiegt bei weitem nicht die Verkaufsrückgänge von CDs auf. Die Kostenstrukturen für Musikproduktionen haben sich ja auch kaum verändert. Es ist da geradezu verständlich, dass Musiklabels auf billige musikalische Eintagsfliegen setzen. Früher konnten Labels Künstlern „Zeit“ geben, um sich zu entwickeln. Heute ist sowas undenkbar. Wenn man nicht ein Minimum an Verkäufen schafft, wird einem der Vertrag gekündigt. Nur noch die wenigsten Musiker verdienen was mit dem Verkauf ihrer Musik. Die meisten Musiker verdienen ihr Geld mit Konzerttourneen.
    Was den Bereich Filme/Serien betrifft: Das ist leider nicht so einfach wie alle behaupten. Es gibt da so viele Interessengruppen- Man sieht das ja auch bei Hulu. So wirklich erfolgreich ist das nicht. Vor kurzem wurde bekannt gegeben, dass Hulu verkauft werden soll.

  38. „Man könnte auch sagen, dass sie im Internet nur Videos und Audio-Aufnahmen publizieren dürfen, wahlweise mit der Einschränkung, dass die auch im Radio oder Fernsehen gelaufen sein müssen.“

    Dann könnte man auch sagen, dass BILD und Co. auch ihre Aktivitäten mit bewegten Bildern einstellen müssen. Und was ist mit „Süddeutsche TV“? Warum macht eine Zeitung Fernsehen? Oder stern TV? Spiegel TV? Und und und…

  39. Natürlich ist die Unterscheidung zwischen „App” und „Internet” recht künstlich (bloß wozu dann eine App?) – aber nur für jemanden, der sich auskennt und z. B. weiß, wie er ein Lesezeichen auf den Startbildschirm bekommt.

    Hui, wo könnte man sowas bloß nachlesen…
    http://www.computerbild.de/artikel/cb-Ratgeber-Telefon-Handy-Mit-dem-Handy-im-Internet-surfen-3229191.html

    Um die Seiten aufzurufen, geben Sie die Adresse mobil.computerbild.de in den Browser des Handys ein. Einfache Alternative: Senden Sie eine SMS mit „Computer“ an die Kurzwahl 88044 (Standardgebühren für SMS-Versand). Sie erhalten das Lesezeichen dann zum direkten Aufruf zugeschickt.

    hmm da steht nix von zusätzlichen kosten, werden die doch nicht etwa als kostenlosen Service anbieten…

  40. @Thorsten
    Nö. Das Argument kommt hier als Frage: warum ist eine Tagesschau-App. notwendig? Impliziert: Es gibt keinen Grund (Website existiert), es ist unverhältnismäßig (verschwindend geringer Anteil der Gebührenzahler wird bedient) und das Geld wäre besser für die journalistischen Kernsufgaben verwendet. Für die zahle jedenfalls ich. Dachte ich.
    @DL2MCD
    Dann mal schnell den Taschenrechner an: Programmierkosten plus Server plus Streaming plus Personalkosten. Und? Sag ich doch.

  41. @48 erstmal ist es eben kein „verschwindend geringer Anteil“, zweitens, mit der Argumentation bräuchten Verlage ja auch keine App anbieten. Wo sollte denn der Verlust sein, wenn sowieso kaum jemand Apps nutzt und man das alles auch im Internet kriegt? ;)

    Seit wann das ÖR nur „journalistische Kernaufgaben“ übernimmt wüsste ich auch gern. Wie journalistisch ist denn der Musikantenstadl, Wetten dass, Lindenstraße, Quizsendungen und Tatort?

  42. @Leif Cerny
    Läuft doch im Prinzip schon. Eine Reihe von Verlagen bezahlen ihre freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter inzwischen so mies, dass die zur ARGE gehen müssen, um dort als Aufstocker Hartz-IV zu beantragen. Und diese Freien müssen dann auch noch registrieren, dass Bundesagentur-Vorstandsmitglied Heinrich Alt in der „Süddeutschen“ behauptet, die Betroffenen könnten sich künstlich arm rechnen. Zitat: „Natürlich können Selbständige theoretisch ihr Einkommen so gestalten, dass sie in der Hilfebedürftigkeit verbleiben.“

  43. @47 Howie Munson
    Der Beitrag 46 ist aber weg.
    Was in Gottes Namen, hast du bloß geschrieben? :D

    @49 Mel
    Die Verlage haben die Apps im AppStore aber als neuen „Markt“ bzw. Vertriebsweg für sich entdeckt, wo sie – vielleicht – ihre Produkte gegen Geld verkaufen können, was im „normalen Browser-Internet“ praktisch kaum möglich ist.

    Und kaum tut sich mal ein neuer viel-versprechender Vertriebsweg auf – was passiert? – die ARD platziert dort mit riesen TamTam und Werbeaufwand ihre gute, teure Tagesschau-App, was für jede kommerzielle App, das Risiko zu scheitern sicher merkbar erhöht.
    Ich wäre da auch sauer. :)

  44. An z.B. den Herrn Hacke 41

    1. Es ist abscheulich denjenigen Leuten, die hier vernünftig diskutieren, einfach vorzuhalten, sie wären ja bloß gegen Springer und gegen Papier; das ist eine Art von Diskussionsführung für die ich solche Kommentarfunktionen im Internet langsam zu hassen beginne. Hacke, machen Sie nicht den gleichen Fehler wie manche Journalisten: Denken Sie nicht, dass das Internet erzwingt, dass man seine Gedanken schnell und ungeprüft einfach mal in die Tatstatur hackt.

    2. Es mag sein, dass n-tv für seine App einen solchen Betrag aufwenden musste. Es mag auch sein, dass sich n-tv überlegen musste, wie sie das finanzieren. Aber warum hat n-tv das gemacht? Schonmal darüber nachgedacht?

    Nicht nötig es jetzt zu tun, ich gebe die Antwort: n-tv verspricht sich was davon neue, expandierende Vertriebswege für Ihre journalistischen Inhalte zu „sichern“. n-tv möchte einerseits seine Marke auch im Online- und Mobil-Berewich etablieren und verbreiten und andererseits nicht irgendwann einem abgefahrenen Zug hinter herstarren, wenn die Nutzeranzahl über Mobilgeräte weiter steigt und schließlich auch zu Lasten des klass. TV geht.

    Dies n-tv zu erlauben, aber der ARD zu verbieten, wäre meines Erachtens nicht nur eine falsche Forderung, sondern gerade zu der Rechtsprechung des BVerfG zur Grundversorgung zuwider. Denn auch das BVerfG ist nicht so altbacken, dass es glaubt, dass es ausser dem Fernseher keine Empfangsgeräte gibt. Und der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist dazu geschaffen, damit die Öffentlichkeit eine gewisse Grundversorgung bekommt. Dazu gehört freilich auch die Versorgung mit Nachrichten. Lassen Sie uns nicht über Qualität diskutieren, das ist zu subjektiv.

    Aber ich denke, wir können uns darauf einigen, dass die tagesschau-Redaktion das vernünftig macht. Ich jedenfalls bin Teil der Öffentlichkeit ich möchte grundversorgt werden. Ich gucke immer weniger Fernsehen und nutze immer mehr Online-Angebote. Ich lade meine Filme bei Videoportalen, kaufe dort Serien und ich gucke gerne unterwegs die Tagesschau oder informier mich einfach gerne mal, was die Tagesschau so vermeldet hat.

    Wenn das alle so machen würden …. dann wären TV-Sender plötzlich überflüssig.

    Würde der öffentlich-rechtliche Rundunk dies weiterhin nicht leisten können, Leute wie mich auch online zu versorgen, die ihre Sendungen angucken wollen, wann sie wollen und können, dann würden wir den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in ein völlig willkürliches Korsett zwängen, dass es ihm stets schwieriger machen würde, seinen Versorgungsauftrag zu erfüllen.

    Das will Döpfner, SZ, Springer, … Die Leute hier wollen das in der Mehrzahl wohl nicht.

    Nun mag ich (noch) einer Minderheit in Sachen Mediennutzung angehören. Gerade als Minderheit bin ich aber Zielgruppe des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, der eben eine möglichst große Streuung für seine Inhalte haben soll.

    Und man muss vielleicht nochmnals ein wenig auf CI+/HD+ verweisen, mit dem sich die Privatsender ja hinter einer DRM-Mauer vor dem Internet in Sicherheit bringen wollen. Das + in dem Namen steht für eine Verminderung der Möglichkeiten mit den Inhalten umzugehen (Sperrung der Aufnahmemöglichkeit, ….) und ist kein offiziell anerkannter technischer Standard (also nicht wie CI zuvor), sondern eine Standard, den die Privatsender mit den Kabelgesellschaften gerade durchdrücken wollen.

    Wenn sich die Privatsender abschotten, will ich ganz besonders, dass die öffentlich-rechtlichen ihren Versorgungsauftrag erfüllen, bevor ich für jede Sendung von n-tv bezahlen muss und zwar sollen Sie das auf allen modernen Wegen tun können.

    Dafür bezahl ich ja diese verdammte GEZ überhaupt.

  45. @Hacke
    Server, Streaming und Personal für ne iPhone App sind andere als für das normale Internetangebot? ntv scheint ja ein merkwürdiger Laden zu sein.
    So ne Nachrichtenapp ist nichts anderes als ein optimierter Client für eine bestimmte Plattform. Wenn man für sowas mehr als ne niedrige 5stellige Summe ausgibt hat man den Schuss nicht gehört. Die dahinterstehende Infrastruktur hält man für das Webangebot ohnehin vor, verursacht also keinerlei zusätzliche Kosten.

  46. @Max
    Think content. Grundversorgung heißt nicht: alle Kanäle müssen bespielt werden. Grundversorgung heißt: Biete ein Programmportfolio in einem bestimmten inhaltlichen Rahmen an (Volksmusik gehört durchaus dazu).

    Bei der Grundversorgung geht es um Inhalte. Nicht um Vertriebswege. Mit gesellschaftlicher Relevanz lässt sich die Versorgung von iPhone-Besitzern (Anteil am deutschen Handymarkt: 6 Prozent) mit Tagesschau-Inhalten über eine Tagesschau-App kaum begründen.

    Wer also jenseits von TV-Geräten mit den per Gebühren bezahlten Inhalten versorgt werden möchte, gibt vielleicht mal http://www.tagesschau.de in die Adresszeile seines Browsers ein. Ich bin schon der Auffassung, dass die ARD ein unglaublich aufgeblasener Apparat ist; bin aber ebenso der Ansicht, dass die Ergebnisse die Gebühren durchaus rechtfertigen – lies: die journalistischen Inhalte (Volksmusik ist nicht mein Ding).

    Und es ist genau, wie Sie sagen: ntv will Reichweite und Markenbekanntheit steigern. Dafür gibt der Sender Geld aus – damit wieder welches hereinkommt, bzw.: mehr. Und genau darauf ist die ARD nicht angewiesen. Warum sich also die finanzstarke und von Wirtschaftlichkeit unberührte ARD nun in einen Markt begeben muss, der mindestens vielversprechend für privatwirtschaftliche Medien erscheint und so perspektivisch auch die Parallelität privater und staatlicher Medien erhalten helfen könnte: Dafür fällt mir kein Grund ein.

  47. @54 Gegen in sich selbst nicht schlüssige Argumentationen gebe ich auf, das ist mir wirklich zu müßig. Schauen wir mal, wies in 10 Jahren mit dem klassischen Rundfunk über Fernseher und Radio aussieht und reden dann nochmal über die Relevanz von Verbreitungskanälen ;)

  48. @54
    Nicht nur iphone.

    Zitat tagesschau.de:
    Die App unterstützt viele derzeit verfügbare Smartphones:

    Android Smartphones
    Apple iPhone, iPod touch, iPad
    Blackberry Appworld-fähige Geräte

    Dürften bisschen mehr als 6 Prozent sein.

  49. Zu 41 möchte ich sagen – niemand hat jemals bestritten, dass öffentlich-rechtlicher Rundfunk Wettbewerbsverzerrung ist. Das ist nämlich völlig in Ordnung so.
    Es ist auch Wettbewerbsverzerrung, dass es staatliche Krankenhäuser gibt. Wenn jetzt jemand eine Privatklinik aufmacht, kann der sich doch wohl nicht auch beschweren, dass es wettbewerbsverzerrende, staatliche Krankenhäuser gibt, oder? Das wäre das gleiche Prinzip…

  50. Hallo Herr Hacke:
    Ich danke für die schulmeisternde Erklärung des Begriffs Grundversorgung. Hatte ich irgendwo im Text in Frage gestellt, dass ich weiß was damit gemeint ist? Von mir aus kann auch das Musikantenstadl eine eigene App veröffentlichen. Mal sehen, ob dann Volksmusikmusiklabels ähnlichen Sturm laufen? oder das Güldene Blatt? Keine Ahnung. Jedenfalls ist die Verbreitung einer Nachrichtensendung Teil der Grundversorgung (http://www.digitalfernsehen.de/news_912338.html)

    Ich weiß ja auch was Sie meinen und das weiss hier wohl jeder, aber es überzeugt nicht. Das sagt #57 schon ganz richtig.

    Um die App geht es hier doch gar nicht. Es geht um das Internetangebot. Die App ist nur ein anderes Layout der homepage. Richtig ist, dass die ARD das Geld nicht reinbekommen muss. Sie darf aber auch nur bestimmte Beträge ausgeben, weil mehr bekommt sie nicht, auch nicht wenn sie noch so tolle Sachen sendet.

    Das wiederum ist bei den Privatsendern anders. Die müssen Ihr Angebot so ausrichten, dass Sie Einnahmen erzielen.

    Die Entscheidung für einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk heißt aber auch, dass man diesem gestatten muss neue technische Entwicklungen aufzugreifen.

    Wenn Sie gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk an sich sind, dann sind Sie in dieser Diskussion falsch.

    Die Sorge der Printmedien ist es doch, dass das das von Ihnen zu kapernde Gebiet der Online-Verbeitung nun auch von den Fernsehsendern betreten wird. Dann wollen die da aber die öffR Sender raushalten. Das finde ich falsch. Die strikte Trennung der Medienbereich ist durch neue Übertragungswege und Nutzungsverhalten so nicht mehr aufrecht zu erhalten, oder wenn man es machen will, dann muss man es anders machen, als es nun gefordert wird.

    Übrigens: Wenn 5,63 MIo Zuschauer das Musikantenstadl gesehen haben (http://www.mediabiz.de/musik/news/einschaltquoten-eine-million-mehr-beim-musikantenstadl/279817) dann sind das nicht mehr als 7% der Bevölkerung. Und die eine Zwischenfrage, die Sie sich denken können, lasse ich gleich weg, also zur nächsten Rückfrage: Meinen Sie, dass Grundversorgung bedeutet, dass gewisse „Versorgungen“ erst stattfinden können, wenn ein genügend hoher Anteil der Gebührenzahler daran interessiert ist? Dann habe Sie das Prinzip der Grundversorgung nciht richtig verstanden.

  51. Es geht auch nicht um den 6% Anteil des iPhones am Handymarkt – um den geht es nämlich gar nicht.
    Es geht um Smartphones und dort ist mit iPhone, Android und BB der Anteil der Smartphonenutzer die eine App überhaupt nutzen würden (weil sie z.B. Fernsehen gar nicht MEHR nutzen) größtenteils abgedeckt.
    Mit Handys kann man nicht mal das Internet nutzen, hier gehts nur um Smartphones.

    Und wenn man sich mal in ner S-Bahn umsieht dann dominiert das iPhone auch den Smartphonemarkt.

  52. Hacke irrt, Grundversorgung bezieht sich – nach höchstrichterlichem Urteil – eben nicht auf Inhalte, nicht mal auf Qualität [da juristisch kaum haltbar zu definieren], sondern auch auf die Vertriebswege und ganz besonders neue technische Möglichkeiten.

    Der ÖR ist auch nicht dazu da, mögliche Defizite privater Veranstalter zu substituieren. Wobei es mich gar nicht stören würde, wenn SAT1 und RTL sich auf ihre besch… Scripted Reality und leider nicht mal alberne Comedy kaprizieren würden und ARD/ZDF nur noch Info, Kultur, anspruchsvolle Produktionen machen.

    Nach einem Vierteljahrhundert muss auch festgehalten werden, dass die ÖR notwendiger denn je sind. Das ist ein Fehler der Privaten – die wiederum eng mit Verlagen verbunden waren/sind.

  53. Wuerde es doch bloss um ‚Qualitaetsjournalismus‘ gehen! #43 spricht den Vergleich mit veroedenden Innenstaetden an und der hinkt m.E. ein bisschen. Es geht doch gar nicht um ‚die Bild‘ oder ‚die Sueddeutsche‘, sondern darum, dass Springer oder die Suedwestdeutsche Medienholding Rendite sehen wollen. Nicht nur ‚ach schoen, wir machen mit der Zeitung Gewinn‘, sondern ‚wie koennen wir mehr Volks-Zeug, mehr DVDs, mehr Buecher mehr mehr verkaufen?‘. Es geht nicht um den Einzelhaendler der seine Familie ernaehren will, sondern darum, dass der Rundfunkfachhaendler sagt ‚ich moechte kassieren wie der Media Markt‘. Diese Gier um hoehere Profite treibt die Verlage an. Nicht ‚in einer Marktwirtschaft darf man Geld verdienen‘, sondern ‚wie kriegen wir statt 3% 5 oder 10% Rendite hin?‘. Im Zeitungs- und Verlagsgeschaeft konnte man sich noch nie dumm und daemlich verdienen und jetzt ist man sich nicht zu schade, die Verfassung oder Subventionen ins Spiel zu bringen. Sollen die Verlage doch weiterhin ihre Marketinghuellen als ‚Qualitaetsjournalismus‘ anpreisen, aber mein Mitleid haelt sich in Grenzen…

  54. unterstellt man den verlagsbossen zu viel betriebswirtschaftliche kompetenz, wenn man behauptet, dass sie genau wissen, dass ihre kostenpflichtigen apps auch ohne ör-konkurrenz als tragfähiges geschäftsmodell nicht taugen? und dass es unmöglich ist, damit auch nur irgendwas vom verlagsgeschäft zu retten?

    imo kann es hier nur noch um die rechtfertigung von ohnehin anstehenden sparmaßnahmen im großen stil gehen (döpfner: „verlust von tausenden arbeitsplätzen“). vorausgesetzt die justiz entscheidet für die öffentlich-rechtlichen, könnte das app-märchen von der unbedarften öffentlichkeit sogar geglaubt werden. nützt den betroffenen belegschaften zwar auch nichts, aber man hat zumindest einen geeigneten sündenbock für den allgemeinen niedergang der branche. obwohl dieser wettbewerbsökonomisch, was das internet betrifft, ohnehin unausweichlich ist. aber das kann und will man den leuten anscheinend nicht verständlich machen.

  55. @ 60 Dierk

    Schon alles richtig.

    Aber wie sollen die privaten Anbieter aus eigener Finanzieller Kraft, durch den Verkauf ihrer Produkte, besser werden, wenn jeder neuer Vertriebsweg (wie iPad-Apps) erstmal vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk mit seinem Milliarden-Budget und viel TamTam vereinnahmt wird?

  56. Wer kauft denn noch für Geld ein Nachrichten- oder Zeitungs-App, wenn es im AppStore unter „kostenlos“ die über alles erhabene und bekannte Top-Nachrichtensendung der Ersten gibt?

    Und wer soll da noch riskieren, viel Geld in die Entwicklung einer App zu stecken, wenn die sich hinterher möglicherweise nicht verkauft?

    Und wer weiß, was später noch alles für ÖR-Apps kommen …
    Das ist doch schon angekündigt.

  57. 66:
    Analog zu deiner Argumentation:

    Wer liest noch Zeitungen im Internet, wo es doch längst tagesschau.de gibt?
    Wer liest noch Zeitungen auf Papier, wo es Nachrichten doch längst via Hörfunk und TV gibt?

    Zu behaupten, mit einer Tagesschau-App sei jegliches Informationsbedürfnis gestillt, ist schon recht gewagt.

  58. >Dabei verstößt auch das ihrer Meinung nach gegen den Rundfunkstaatsvertrag, weil es nicht nur Videos, sondern auch Artikel enthält.

    Da hätten die Holzmedien schon vor Jahrzehnten gegen das Teletext-Angebot klagen müssen…

  59. @65: Vor Gericht geklagt haben sie nicht, aber ein Klagelied angestimmt, siehe auch Artikel auf heise.de:

    „Ehe aber Videotext bei ARD und ZDF gesendet werden konnte, gab es nach scharfen Protesten der Verlegerverbände in Deutschland ab 1973 eine heftige Diskussion um ein neues Presserechtsrahmengesetz: Videotext wie Kabelfernsehen (Kabeltext) sollten dem Pressebegriff zugeordnet und somit Sache privater Zeitungs- und Zeitschriftenverlage sein.“

    http://www.heise.de/newsticker/meldung/30-Jahre-Videotext-Der-Mut-zur-Luecke-1012897.html

  60. @67 Das sehe ich ähnlich. Darüber hinaus muss man sich nur mal die Fernsehlandschaft anschauen, um nen Blick auf ÖR vs. Private zu werfen. Warum schauen manche Menschen lieber Nachrichten auf RTL II anstatt die Tagesschau? Oder wie ists mit Britt vs Maybrit, Monitor vs Akte…usw usf. …

    Dass die Verleger jetzt ernsthaft glauben, Apps seien die letzte Bastion gegen den Untergang der Printmedien, halte ich für ziemlich daneben, da finde ich die These aus Kommentar 62 wesentlich plausibler.

  61. Gehört es nicht auch zur Grundversorgung das zB. Gehörlose die Nachrichten lesen können? Und was bietet sich da als Internet (App) und Teletext besseres an?

  62. @ 67 theo

    Dein Vergleich ist nicht analog. Richtig wäre:

    Wer *kauft* noch Zeitungen im Internet, wenn es tagesschau.de kostenlos gibt?

    Wenn es die Tagesschau-App unter „kostenlos“ gibt, dann wird das Informationsbedürfnis wohl bei vielen gestillt sein, sobald man für mehr Infos Geld bezahlen soll.

    Und selbst wenn du glaubst es sei nicht so:
    Würdest du mit deinem (!) Geld für viele zehntausende von Euros eine kostenpflichtige App entwickeln lassen, um das auszutesten?

  63. @73
    Es gibt auch kostenlose Zeitungen, haben die die verkäuflichen Blätter gar in den Ruin getrieben? Info ist nicht gleich Info, es musste immr schon ein Mehrwert angeboten werden. Sonst hätte sich der Markt doch nie gelohnt.

    Natürlich lohnt sich eine käufliche App nicht, über die ich das selbe kriege wie über eine kostenlose. Nur- wenn die Verlage das selbe anbieten wie die tagesschau, dann sind sie doch per se überflüssig. Das ist, als würde ich Eintritt für das Betreten eines 08/15-Parks mit ner Wiese und ein paar Bäumen nehmen, mich dann beschweren, dass man in andere 08/15-Parks kostenlos kommt und verlangen, dass um jeden Park ein Zaun gezogen wird, weil ich sonst mit meinem 08/15-Park nix verdiene. Das ist doch absurd.

  64. @74 Mel

    Nee, das ist gar nicht absurd. :)

    Stell dir vor, nebenan von dir macht ein 08/15-Park auf, der keinen Eintritt verlangt, weil er über Gebühren finanziert wird, die sowieso jedermann zahlen muss.
    Und obendrein ist der Park super-teuer und klasse gestaltet, weil beim Betreiber, wegen der allgemeinen Gebühren, Geld quasi keine Rolle spielt und da ist wie Heu.

    Da würdest du dich als kommerzieller Park-Betreiber, der alles über einen Eintritt finanzieren muss, wohl auch beklagen. ;-)

    Erst Recht, wenn du große Hoffnung in dein Geschäftsmodell „Park“ gesteckt hast, weil dein altes Standbein dabei ist, langsam aber sicher, wegzubrechen.

  65. Es sei denn natürlich, man fände es richtig, dass es in Zukunft mittel- bis langfristig vielleicht gar keine privaten Park-Betreiber mehr gäbe, sondern alles in öffentlich-rechtlicher, halb-staatlicher Hand wäre. Natürlich.

  66. Klar würde ich mich ärgern, aber wäre mir auch von vornherein bewusst gewesen, dass ich mich in einem Markt bewege, bei dem ich mich mit gebührenfinanzierten Anbietern messen lassen muss. Das ist ja nun nix neues, das plötzlich vom Himmel gefallen wäre. Da hilft beleidigtes Aufstampfen mit dem Fuss eben nix, da muss ich mir was besseres einfallen lassen. Das ist ja bei Parks tatsächlich nichts anderes, da gibs öffentliche und private. Und für die privaten wird gezahlt, wenn sie denn ein Alleinstellungsmerkmal haben. Weil sie sonst eben wirklich überflüssig sind, da die Bürger für sowas eben schon zahlen.

  67. Da muss man sich also schon mal entscheiden, was man genau kritisiert, dass es überhaupt staatlich finanzierte Medien gibt oder dass diese ihre Dienste über bestimmte Kanäle anbieten. Ersteres ist absolut nix neues und letzteres hindert einen privaten Anbieter nicht daran, weiter Inhalte anzubieten, von denen er annimmt, dass die Leute auch extra, sprich zusätzlich, dafür bezahlen.

  68. Und diese Konflikte entstehen eben, wenn sich durch das Internet, Märkte die früher getrennt waren, wie „TV“ und „Print“, plötzlich bzw. langsam mischen.

  69. Da braucht man sich dann aber nicht wundern, wenn sich die bisherigen privaten Anbieter in so einem Prozess ggü. der gebühren-finanzierten Konkurrenz recht schwer tun.

    Und vielleicht sollte man denen dann auch mal eine kleinen Raum lassen, wie z. B. iPad-Apps, in denen die sich mal etwas erholen können, ohne gleich so unter Druck gesetzt zu werden. Das muss ja nun nicht unbedingt sein.

  70. Keine Frage, es ist keine einfache Situation, wenn durch neue Medien alte Geschäftsmodelle nicht mehr funktionieren. Aber ich halte nicht viel davon, diese dann künstlich am Leben zu erhalten, nur weil es „eben immer so war“. Es ist ja auch nicht gesagt, dass private Anbieter nichts verdienen, nur weil das ÖR auf dem selben Kanal „sendet“. Sonst wäre wie gesagt Privatfernsehen auch nicht möglich. Das Risiko muss man eben eingehen.

  71. Guck dir das Programm des Privatfernsehens an …
    Sollen so die Zeitungen im Netz/AppStore werden? ;-)

  72. Aber aus welcher Motivation heraus sollte man den Verlagen denn diese Nische einfach so „gönnen“ oder überlassen? Mitleid? Erhalt von Arbeitsplätzen? Einfach so als Selbstzweck, weil Verlagshäuser eben immer schon Geld verdient haben?
    Das ist es, was ich an der Argumentation nicht nachvollziehen kann. Das „warum“

  73. @ 83 Mel

    a) Aus Mitleid und Fairness, ja :)

    b) Weil der öffentlich-rechtliche Rundfunk einfach *alles* was nicht explizit auf Papier erscheint, als „Rundfunk“ definiert und meint dort seine „Grundversorgung“ anbieten zu müssen. Mit der entsprechenden Wettbewerbsverzerrung, die das mit sich bringt. Also ober das nun sinnvoll ist, ich weiß nicht so recht … Das kann doch wohl nicht sein … ^^

    c) Weil es bestimmt sinnvoll ist, dass es auch in Zukunft noch Zeitungen wie Zeit, taz, Süddeutsche, FAZ, ja sogar die Welt, in ähnlicher Qualität gibt.
    Und wenn der Papiermarkt weiter wegbricht, es in Netz aber keinen halbwegs adäquaten Ersatz dafür gibt, sondern sich überall der gebühren-finanzierte Rundfunk einmischt, dann wird das vermutlich stark schrumpfen.

  74. Naja, das ist eben freie Marktwirtschaft, das soll ja angeblich das sein, was die Mehrheit sehen will…nicht erfreulich, aber wenn die Nachfrage so krude ist, ists auch das Angebot. Ich denke nicht, dass man die Leute mit einer App zu anspruchsvollerem Konsum „erziehen“ kann. Wär zwar schön (nur gäbs die Bild dann vermutlich auch nimmer lang…) aber das wäre sowieso nicht machbar, App hin oder her.

  75. Ja aber wenns doch keinen adäquaten Ersatz gibt, die tagesschau-App also die Medien gar nicht ersetzt, wo ist dann das Problem…?

    Zu a): das ist aber nicht wirklich ernst gemeint oder…?

  76. @ 85
    Der gebühren-finanzierter Rundfunk ist aber das Gegenteil von „freier Marktwirtschaft“. Da kann doch fast niemand mithalten können.

    @ 86
    Die Zeitungsverlage verkaufen immer weniger Zeitungen auf Papier. Die Zukunft liegt in den neuen Medien, Internet, Smartphones, TouchPads. Klar müssen die sich den „Markt“ mit mit ARD/ZDF teilen, aber muss das denn wirklich überall sein? Wenn man denen nicht wenigstens mal ne Zeit lang eine kleine Nische lässt, werden die wohl vor die Wand fahren.

    Und überhaupt:
    Wohin soll das führen, wenn ARD/ZDF *alles* und *jedes*, was jetzt und in Zukunft noch erfunden wird, generell als Rundfunk definieren und sich dort platzieren?

    Egal was noch kommt, überall sitzt sofort der öffentlich-rechtliche Rundfunk und nimmt alles mit seiner „Grundversorgung“ in Beschlag. Egal ob mehr Kabel-TV-Kanäle, sinnvollerweise das Internet oder jetzt Smartphone-Apps.
    Was natürlich auch wieder eine Gebührenerhöhung begründet. Das kann doch einfach nicht richtig sein. Die ticken doch nicht ganz sauber. :) Wohin soll das führen?

  77. suki11:

    Nicht die ÖR definieren, was Grundversorgung ist. Siehe Gesetzgebung und Rechtsprechung.
    Und, nochmal:
    Dass ein einziges kostenloses Nachrichten-App tatsächlich sämtliche mögliche kostenpflichtige mediale Konkurrenz (umfasst Nachrichten genauso wie Hintergründe, Reportagen, Service etc. pp.) unmöglich machen soll, ist und bleibt eine steile These.
    Ntürlich wäre die Entwicklung eines tragfähigen Kommerz-Apps eine riskante Sache. Jedes neue Geschäftsfeld ist nicht ohne Risiko. Warum nun die Zeitungsbarone von Staats wegen geschützt werden sollen, verstehe ich nicht.
    Mit gleichem Anspruch hätten kommerzielle Sender seit Anfang der 1990er verlangen können, dass ARD und ZDF von dem Zeitpunkt an nicht technisch aufrüsten (also kein Kabel, kein HD, keine Digitalprogramme).

    Über Jahrzehnte haben sich die Zeitungsverleger die Taschen vollgestopft. Als es finanziell enger wurde, mussten die Angestellten bluten, nicht die Inhaber. Man muss nur mal schauen, weswegen derzeit Verlage bestreikt werden. Sollten Apps Gewinne bringen, wandern diese – wie gehabt – mit Sicherheit nicht in eine bessere journalistische Qualität.

    Wir reden z.B. über Verlage wie die WAZ-Gruppe, der beim Thema Kosten nichts Besseres eingefallen ist als die Lokalredaktionen einzudampfen. Dass man damit nicht mehr Leser gewinnt, dürfte langsam den Herren um Hombach dämmern.

    Es ist aberwitzig viel Misswirtschaft und zugleich abstruses Anspruchsdenken in einigen Verlagen.

    Es geht Leuten wie Döpfner m.E. auch gar nicht wirklich um die App.
    Springer z.B. hat genügend Geld, eine App zu entwickeln und zu testen und einen eventuellen Flop zu verdauen.

  78. Um Springer geht es mir ja auch nicht gerade. Die sollen und können mit ihrem Mist auch im Orkus der Geschichte verschwinden. Meine Sorge ist eher, dass die als einzige übrig bleiben. :)

  79. @87: Du schriebst:

    „Die Zeitungsverlage verkaufen immer weniger Zeitungen auf Papier. Die Zukunft liegt in den neuen Medien, Internet, Smartphones, TouchPads.“

    Tja, und warum bekomme ich meine Tageszeitung dann nicht in einem mit den „neuen Medien“ kompatiblen Format? Weil sie – offen gesagt – den Hals nicht vollbekommen. Wie ich darauf komme?

    Meine Tageszeitung bietet ePaper zwar an, verlangt dafür aber einen Aufschlag zum normalen holzbasierten Abonnement. Was soll das? Ich will keine Zeitung auf Papier abonnieren, um dann gegen Aufpreis an eine ePaper-Ausgabe zu kommen. Mein Begehr ist, die Tageszeitung als ePaper im Abonnement nutzen zu können zum gleichen Preis wie das Abonnement der Papierausgabe.

    Das sollte doch zu machen sein, oder? Der Verlag spart sich den Druck, das Papier, die Auslieferung und die Zustellung, und bekommt von mir die gleiche Summe Geld. Ich bin glücklich, nicht wöchentlich einen Papierberg entsorgen zu müssen, und habe meine Tageszeitung jederzeit zum Lesen als ePaper dabei. Das ist doch eine Win-Win-Situation!

    Doch was sagt der Verlag dazu: Kommt nicht in Frage. Sie müssen eine Papierausgabe abonnieren, dann bekommen sie gegen Aufpreis Zugang zu ZWEI von Ihnen ausgewählte ePaper-Regionalausgaben.

    Ok, dann verdienen sie an mir eben nichts.

  80. @88
    In der Praxis sieht es doch so aus als ob die ÖFR selber entscheiden was Grundversorgung ist und was nicht. Vom Gesetzgeber gibt es eben keine genaue Definition was Grundversorgung ist. Grundversorgung ist Kultur, Information, Unterhaltung und Sport nach dem Gesetz. Die Intendanten können mit dieser Definition so ziemlich alles als Grundversorgung verkaufen was sie wollen.
    Wenn sie fünf Talkshows in der Woche wollen ist dies Grundversorgung… wenn sie Neues und das CT Magazin streichen und kein Computer Magazin mehr haben ist das auch noch Grundversorgung…
    Genauso haben sie auch im Internet Angebote gemacht (Partnerbörsen, etc) obwohl sie gar keinen Auftrag dazu hatten. Dies werden sie natürlich auch bei neuen Übertragungswegen so machen.

    Das Problem ist nicht eine APP sondern das ÖFR System das ohne funktionierende Kontrolle macht was es will und immer größer wird. Deshalb finde ich es gut wenn irgendjemand dagegen vor geht. Als einfacher Bürger hat man dazu keinerlei Möglichkeit.

  81. Genauso haben sie auch im Internet Angebote gemacht (Partnerbörsen, etc) obwohl sie gar keinen Auftrag dazu hatten. Dies werden sie natürlich auch bei neuen Übertragungswegen so machen.
    Werden sie nicht, da ihnen das vom neuen RStV und der EU-Kommission verboten wurde.

    „Sofern solche Chat-Rooms
    allerdings ohne einen klaren Bezug zu den Fernsehprogrammen angeboten
    werden, kann der spezifische Beitrag der Rundfunkanstalten zum
    Meinungsbildungsprozess vernachlässigenswert werden, während diese Angebote
    gleichzeitig mit ähnlichen Dienste auf dem Markt in Wettbewerb treten“
    (Punkt 233, Seite 54. Ich bin müde, das ständig zu verlinken. Können Sie weiter oben suchen.)

  82. 91:

    Das Internet-Angebot, welches Partnerbörsen-ähnlich war, ist vom Gesetzgeber beschnitten worden. Schon daran sehen Sie, dass es sehr wohl eine übergeordnete Kontrolle gibt. Klar versuchen ÖR-Sender, die eigenen Grenzen auszuloten. Aus ihrer Sicht ist das verständlich. Nur gibt es halt kein unkontrolliertes Wachstum.

    Das CT-Magazin hatte das Problem, dass es kaum einer sehen wollte. Das bedeutet aber nicht, dass CT-Themen nicht im ÖR-Programm behandelt werden – siehe zahlreiche Verbrauchermagazine wie Markt oder Plusminus (nebst vielen anderen, auch im Hörfunk).
    All diese Themen können Sie in den kommerziellen TV-Programmen lange suchen.

  83. Was mich an dieser ganzen Diskussion am meisten aufregt, ist die Unaufrichtigkeit – um nicht zu sagen: Verlogenheit – der Verleger in dieser Debatte. Nur zwei Beispiele: Da ist dann immer die Rede von den Mrd. Gebührengeldern , mit denen die Ö-R. sich wahlweise unkontrolliert oder uferlos oder ungebremst im Internet ausbreiten. Das Gegenteil ist richtig: über 80 Prozent aller Internetseiten – das geht in die Hunderttausende – mussten infolge des 12. RÄStV gelöscht werden. Es werden Leute im öffentlich-rechtlichen Rundfunk dafür angestellt, Inhalte, die von den Gebührenzahlern bereits bezahlt wurden, zu löschen (depublizieren heisst das dann). Das muss man sich mal vorstellen! Was für ein Anachronismus! Da wird die Idee des Internet (oder zumindest EINE Idee des Internet) pervertiert. Zweites Beispiel: es ist immer die Rede von der Kostenloskultur im Internet (und in diesem Zusammenhang von dem „Geburtsfehler“: als hätten Verleger irgendwann mal das Internet erfunden und nur vergessen, dass man da ja auch was verdienen kann; großartig der Sixus-Beitrag in diesem Zusammenhang). Was für ein Unsinn! Es gibt keine Kostenloskultur im Internet! Die Angebote der Ö-R. sind nicht kostenlos! Jeder zahlt dafür ca. 18 € im Monat. Und auch die Angebote der Privaten oder Verleger ohne Bezahlschranke sind nicht kostenlos. Wenn sie es wären: wie könnte dann bspw. der Springer-Verlag schon heute ein Viertel seines Umsatzes (oder ist es mehr?) im Internet generieren? Irgendwoher muss das Geld doch kommen! Wir zahlen alle für die Werbung, die die Industrie im Internet oder im Privatfernsehen schaltet – und zwar, weil diese Kosten auf die Produkte, die wir kaufen, umgelegt wird. Das ist auch ’ne Gebühr – nur eben keine direkte, sondern eine indirekte. Ich kann Herrn Döpfner (geschätztes Jahresgehalt ohne Aktionoptionen: 11 Mio. €; ein hervorragendes Geschäftsjahr des Springer-Verlags jagt das nächste) einfach nicht mehr ernst nehmen. Da wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen (eine Klage gegen die Tagesschau-App., oh Mann!). Richtig schlimm finde ich aber, dass nun auch die Vertreter der sog. Qualitätspresse (auch wenn Hr. Döpfner offensichtlich auch die BILD dazu zählt, nenne ich einfach mal nur FAZ und SZ) diesen Unsinn mitmacht und sich vor diesen Karren spannen lässt.

  84. Die c’t-Sendung wird wohl einfach das Problem gehabt haben, dass sich das Format in der heutigen Zeit nicht mehr lohnt.
    Wenn man sich über Computerthemen informieren will tut man das nicht mehr im Fernsehen und auch immer seltener im Print – sondern im Internet!

    Was soll man das noch im Fernsehen ausstrahlen, wo es die Zielgruppe eh nicht mitbekommt?

    Deshalb ja auch die iPhone-App: Wer ein iPhone oder anderes Smartphone hat ist wohl eher internetaffiner als der Rest der Gesellschaft, was gleichzeitig bedeutet, dass er Print und Fernsehen wohl seltener nutzt – um auch diese Zielgruppe zu erreichen gibt es dann eben die App, die die Inhalte der Webseite bedienungsfreundlicher darstellt.

    Und die Zeitungen haben das Problem, dass sie auf Nachrichten mittlerweile kein Monopol mehr haben!
    Sie hätten es aber wieder gerne und verstehen nicht, dass sie alle Tagesschau-Apps dieser Welt verbieten lassen können, selbst Google News können sie entfernen lassen – dann werden sie merken, dass sie im Internet immer noch neben 1000 anderen Zeitungen stehen und sich von denen abheben müssen um interessant zu sein.

    Wie hier vor nicht all zu langer Zeit wunderbar analysiert wurde – auf den Seiten der großen Zeitungen und Magazine stehen zum Großteil irgendwelche Agenturnachrichten und Bilderstrecken.

    Wieso soll ich bitte 2011 ein digitales Abonnement für eine Zeitung abschließen und mich damit auf das Angebot dieser Zeitung beschränken, wenn ich im Internet Zugriff auf ALLE Zeitungen habe.

    Wenn ich Nachrichten über die USA lesen will kann ich das (mit löchriger Bezahlschranke) bei der New York Times tun, Nachrichten über den mittleren Osten holt man sich bei Al Jazeera, bei Fukushima hat wohl jeder den Livestream von japanischen englischsprachigen Fernsehsendern gesehen und bei der amerikanischen Ölkatastrophe hab ich mir die Livevideos der Unterwasserkamera angeschaut.

    Zeitungen die nur „Nachrichten“ verbreiten sind überflüssig, denn die Nachrichten gibt es an jeder Ecke nachgeschmissen und im Normalfall auch noch direkt an der Quelle in besserer Qualität.

    Zeitungen und Magazine müssen mit einzigartigen Inhalten Kunden für sich gewinnen, für mich sind das bei der Zeit und der Süddeutschen Reportagen und auch Interviews.
    Bei Zeit Online kann ich mich immer noch an das tolle Interview mit der Hebamme erinnern, welches dort Anfang Januar 2010 erschien.

    Das wäre mir Geld wert, nicht der Krams bei dem Google News 27 weitere Quellen zu der Nachricht auflistet, die sich vom Inhalt alle kein wenig unterscheiden obwohl da groß Stern, Spiegel, Focus, Kleinkleckersdorfer Zeitung etc. dranstehen.

    Aber ich will mich auch nicht an eine Zeitung/Magazin binden, dazu ist das Angebot im Web viel zu groß und das Angebot einer einzelnen Zeitung viel zu klein.

    Flattr oder ein Verbund verschiedener Zeitungsangebot für einen Preis, halt Sachen wo man mehr Auswahl oder völlige Freiheit hat.

    Vielleicht, ähnlich wie bei einem Verbund, ein Zwangs-Flattr, bei dem Inhalte hinter einer Paywall sind und bei deren Abruf automatisch am Ende des Monats ein Anteil des Flattr-Guthabens geflattrt wird.
    Da es automatisch erfolgt zahlt ein Leser somit garantiert etwas (und nicht nur wenn ihm danach ist), aber eben nur einen Anteil des Guthabens welches er ausgeben möchte.
    So würde man sich mit den 10 oder 20€ die man im Monat online fü Informationen ausgeben möchte nicht an einen Verlag binden, würde aber seinen Teil dazu tun die Kosten zu decken.

  85. @95
    Das Internetangebot wurde nur beschnitten weil die Verleger bei der EU geklagt haben.(Also bringen Klagen schon was) Sonst wäre nichts passiert!

    Im Fernseheinbereich gibt es keine EU Klage deshalb definieren die Intendanten die Grundversorgung so wie sie wollen.
    Ich trauere dem CT Magazine auch nicht hinterher aber da schon Neues abgeschafft wurde gibt es eben keine Sendung über Computer/ Internet bei den ÖFR mehr. Ist dies dann noch Erfüllung des Grundversorgungsauftrages? Wer hat Entschieden das solche Sendungen nicht mehr nötig sind… die Politik… oder die Intendanten?

  86. @97
    Zum ersten Absatz: möglicherweise haben Sie Recht. Aber dann soll man doch bitte nicht so tun, als wäre nichts passiert! Von mir aus kann sich der VPRT gern den Lorbeerkranz flechten, die Ö-R im Internet ausgebremst zu haben. Aber das Gegenteil ist doch der Fall! Es wird so getan, als habe es den Beihilfekompromiss gar nicht gegeben. Schlimmer noch: wenn vom Monster „Dreistufentest“ die Rede ist, wird suggeriert, die Ö-R. hätten sich das ausgedacht.

    Zum zweiten Absatz: Was Grundversorgung ist, definiert kein Intendant, sondern die Politik. Was die Behandlung von Computer-/Internet-Themen anbelangt, stimme ich SILene(e zu: das findet dann im Internet statt – dort, wo diese Angebote auch wahrgenommen werden. Auf wdr.de gibt’s bspw. den Blog von Jörg Schieb. Heute im TV eine Sendung zu Computerthemen anzubieten, bedeutet, an der Zielgruppe vorbei zu senden.

  87. @98
    Wo definiert die Politik was Grundversorgung ist?

    Man kann sich im Internet über alles informieren also warum schaffen wir nicht die tageschau ab. Die championsleague konnten sich die Menschen doch auch bei SAt1 anschauen. Dort ist es dann Grundversorgung diese mit Millionenbeträgen zum ZDF zu holen.
    Ich würde mir gerne eine Sendung über Computerthemen ansehen. Es gibt auch Sendungen über Computerspiele im TV. Diese laufen recht erfolgreich. Die Zielgruppe schaut sich sowas an.

    Mir geht es nicht unbedingt um die einzelne Sendungen sondern das eben die Intendanten nach Lust und Laune entscheiden was Grundversorgung ist.

  88. 99, Patrick S.:

    Obwohl ihre Behauptungen (siehe #91) von mehreren Kommentatoren widerlegt worden sind, stricken Sie weiterhin ihr Märchen von den angeblich unkontrollierten ÖR. Auf die Einwände gehen Sie gar nicht erst ein.

    Auf die Tagesschau könnten Sie verzichten, auf Fußball auch.

    Ihnen geht es offenbar einzig und allein um eine Computersendung.

    Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, aber so wie Sie hier posten liest sich das wie eine Mischung aus Nerd und Troll.

  89. Naja, also ich denke, „Grundversorgung“ in allen Ehren, aber man kann schon fragen, ob dafür wirklich x neue Spartenkanäle von Eins-Extra bis zum ZDF-neo nötig sind. ^^
    Zusätzlich zu den tausenden von Regional-TV-Programmen …

    Ich sag ja:
    Der öffentlich-rechtliche Rundfunk definiert einfach *alles* und *jedes* als „Grundversorgung“ und nimmt das zum Anlass sich in *jede* Nische zu quetschen, sei sie auch noch so klein.

    Natürlich nicht zuletzt, um damit neue Kosten und Gebührenforderungen zu produzieren wie z. B. für, äh, „neuartige Rundfunkempfangsgeräte“ …

  90. @suki11
    Da geht jetzt aber einiges durcheinander (zu Patrick S. hat theo schon alles gesagt). Natürlich kann man sich fragen, ob die Spartenkanäle in der Form, in der sie derzeit existieren, nötig sind. Wichtig ist an dieser Stelle nur, dass die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten von der Politik beauftragt wurden, diese Digitalkanäle zu betreiben – und sich nicht etwa selbst ermächtigt haben. Was die „Gebührenforderungen“ angeht: die Gebührenerhöhungen für die Ö-R. liegen seit Jahren unter der Inflationsrate und kommen damit realen Einkommensverlusten gleich. Die Umsatzrendite von RTL und ProSiebenSat.1 lag im letzten Jahr bei über 20 Prozent. Die RTL Group steigerte ihren operativen Gewinn 2010 um knapp 300 Mio Euro auf 1,102 Mrd Euro. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2010 übersprang das operative Ergebnis (Ebitda) beim Axel Springer Verlag erstmals die Marke von einer halben Milliarde Euro – ein Anstieg von 53% im Vergleich zum Vorjahr. Nur mal so zum Vergleich.

  91. @Theo
    Wo wurde ich widerlegt? ES wird hier immer behauptet das die Politik die Grundversorgung festlegt. Ich habe mehrmals nachgefragt wo denn dies im Fernsehen denn der Fall ist aber niemand hat hier drauf geantwortet. Wenn dies so ist kann man doch mal einfach belegen.
    Sie haben geschrieben das ein Computermagazin nicht nötig ist ich finde dies eben nicht und habe dann eben mal gefragt warum denn Sport nötig ist. Wie ich oben schon geschrieben habe geht es mir nicht um die einzelne Computersendung oder Sportsendung sondern das die Intendanten entscheiden das einfach eine Computersendung nicht mehr zur Grundversorgung gehört. (Ich sage nicht das Sport oder Tagesschau nicht zur Grundversorgung gehört)
    Und natürlich können die Intendanten nicht einfach irgendwelche neuen Sender gründen aber wie sie die bestehenden mit „Grundversorgung“ füllen ist ihnen überlassen. (Siehe z.B. Umwandlung ZDFNeo)
    Zur der Gebührenerhöhung. Die Gebühr liegt zwar wirklich seit Jahren unter der Inflation aber dafür haben die ÖFR ja neue Einnahmen wie z.B. die Gebühr für Neuartige Rundfunkgeräte eingeführt. Reale Einkommensverluste haben die ÖFR nicht.
    Ich finde die acht bis Neun Milliarden Euro die unsere ÖFR jedes Jahr ausgeben viel zu viel. (Besonders wenn die BBC mit drei Milliarden Euro weniger auskommt)

  92. Wie gesagt wegen mir kann man sagen das eine Sendung wie Neues nicht zur Grundversorgung gehört. Aber dies soll eben nicht nebenher von eine paar Intendanten entschieden werden sondern die Gesellschaft soll eben festlegen was zur Grundversorgung gehört und was nicht. Was eben jetzt nicht der Fall ist.

  93. @ Patrick S.
    Unabhängig vom Thema – warum pflegen Sie diesen eigenwilligen Orthografie- und Grammatikstil? Das muss doch einen Grund haben. Sie sind doch kein Analpabet.

  94. @ Hacke:

    n-tv, war das nicht der „Nachrichtensender“, der, während der Tsunami noch über Japan gerollt ist, zur New Yorker Börse geschaltet und nach wirtschaftlich-finanziellen Auswirkungen der Katastrophe gefragt hat?

    Ein solch zynischer Sender kann mir gestohlen bleiben.

  95. @Theo: Mich würde auch interessieren, wie und von wem die ÖR denn kontrolliert werden.

    Kika, Kauf von eigenen Drehbüchern und CL-Erwerb sprechen für keine vernünftigen Kontrollen.

    KEF und Landesmedienanstallten sind ein meinen Augen ein Witz: Hängen am selben Tropf, sind von Politikern und ehemaligen ÖR Angestellten durchzogen und haben kaum Eingriffrechte.

    Warum man für eine Informationsfunktion 8-9 Milliarden, zwei Hauptsender, hunderte Radiosender (die alle das selbe spielen) und zig Nebenkanäle (ungeschaute) benötigt ist auch eine legetime Frage.

  96. 110, p.gack:

    Netter Haudrauf-Rundumschlag. Alles in einen Topf, umrühren, fertig.

    Wenn Sie selbst durch so eine Argumentationsweise gesättigt werden – bon appetit.

  97. @ theo

    Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass der Kommentar von p.gack ernst gemeint ist. Eine Aussage wie

    […]hunderte Radiosender (die alle das selbe spielen)[…]

    ist auf so vielen Ebenen falsch, dass sie eigentlich nur als genial-satirisch-subtile Kritik an der Diskussionskultur in Deutschland gemeint sein kann ;)

  98. @def / 109
    Und wenn schon: Sie müssen’s ja nicht sehen / installieren / bezahlen. Ihre Entscheidung. Anders als bei der ARD. Da muss man zahlen, unabhängig davon, ob man will. Das eine ist Markt, das andere nicht.

    Man kann natürlich zu der Auffassung kommen: Ich habe ja gezahlt, dann will ich aber verdammt nochmal auch eine App bekommen. Ich halte das für falsch und bin nicht der Ansicht, dass Grundversorgung auch als Service beinhalten müsste: Tragt mit technisch-medial den Arsch hinterher, wo immer ich mich auch bewegen mag. Als Gebührenzahler habe ich keine Anspruch auf eine App. Aber auf Inhalte.

    Wer sich die Grundversorgung laut ARD (hier: http://www.ard.de/intern/organisation/rechtsgrundlagen/grundversorgung/-/id=54408/1cm440t/index.html) mal in Ruhe auf der Hirnrinde zergehen lässt, kommt nicht zwangsläufig zu dem Schluss, dass hier dringend in eine App investiert werden müsste.

    Anders: Grundversorgung und App haben nichts miteinander zu tun. Da ließe sich eher mit der Bestands- und Entwicklungsgarantie argumentieren (@Max: wie wär’s?). Der Effekt bleibt derselbe: Tagesschau-App verschlechtert Markt für News-App im Appstore.

    Perspektive: Investitionen lohnen sich weniger, die Entwicklung neuer Inhalte und Apps lohnt sich weniger. Es wird weniger investiert, weniger entwickelt. Markt tot. Nicht gut.

  99. @ 113/Hacke:
    „Markt tot. Nicht gut.“
    Dazu nur: Wieviele FDP-Anhänger braucht man, um eine Glühlampe zu wechseln? Gar keinen. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen und die Steuern gesenkt werden, sorgt der freie Markt dafür, dass sich die Glühlampe von ganz allein wechselt.
    Anders: Hat der seit den 80er Jahren besonders stark liberalisierte Markt im TV-Geschäft in irgendeiner Form zur Verbesserung der Nachrichtenqualität beigetragen? Nein, ausschließlich zu einer Verflachung, da die privaten Anbieter ja überwiegend davon ausgehen, ihr Publikum zu überfordern, wenn sie voraussetzten, dass der Bediener einer Fernbedienung einen größeren IQ hat als die Fernbedienung selbst.
    Außerdem – und da wiederhole und interpretiere ich viele andere User und Herrn Niggemeier selbst – gibt es ja seit Jahren (bald Jahrzehnten?) schon tagesschau.de, und dennoch existieren sowohl n-tv als auch die großen Verlage noch.
    Die Verlage sollten sich meines Erachtens auf andere Stärken von Zeitungen spezialisieren, nämlich der Analyse und Einordnung des aktuellen Geschehens. Wenn sie einfach nur Meldungen abdrucken bzw. auf ihre Internetseite stellen, sind sie absolut überflüssig. Und für solche Analysen würde ich auch bezahlen, nicht aber für Dinge, die ich überall anders auch kostenlos bekomme, und die teilweise von anderen Angeboten abgeschrieben wurden. (Die Widersprüchlichkeit der Verlage, die einerseits eine „Kostenlos-Kultur“ beklagen und sich andererseits gern kostenlos z.B. bei Bloggern bedienen, hat nicht nur Herr Niggemeier mehr als einmal beklagt.) Ein positives Beispiel ist Le Monde Diplomatique, die eben abseits von der Aufgeregtheit des tagesaktuellen Geschehens genau das macht – analysieren und einordnen.

    @ 110/p.gack
    „Warum man für eine Informationsfunktion 8-9 Milliarden, zwei Hauptsender, hunderte Radiosender (die alle das selbe spielen) […]“

    Im Gegenteil, in der Region Berlin-Brandenburg ist zum Beispiel das öffentlich-rechtliche RadioEins ein angenehmer Gegenpol zu den üblichen Dudelfunksendern mit dem „Besten der 70er, 80er, 90er Jahre und von heute“.

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