Claus Strunz räumt seinen Posten als Chefredakteur des „Hamburger Abendblattes“ und verantwortet von Juli an die Bewegtbild-Inhalte der Axel Springer AG, was insofern konsequent ist, als Videos ja journalistisch bestimmt in den Kreis der Top vier neben „FAZ“, „Süddeutsche Zeitung“ und „Welt“ gehören. Außerdem geht Herr Strunz gerne dann, wenn es am Schönsten ist, und schöner wäre es beim „Abendblatt“ unter ihm vermutlich nicht mehr geworden.
Der Braanchendienst „Meedia“ schwurbelt:
Ein Blick auf die Auflagenentwicklung von Abendblatt zeigt, dass der Käufermarkt für das renditestarke Regional-Flaggschiff von Springer unter Druck steht (…).
Das soll wohl heißen: Immer weniger Menschen kaufen das „Hamburger Abendblatt“. Und seit Claus Strunz dort vor zweieinhalb Jahren Chefredakteur wurde, ist alles noch schlimmer geworden.
Der Einzelverkauf ist im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahr um erstaunliche 13,5 Prozent zurückgegangen. Die Zahl der Abonnenten sank im gleichen Zeitraum um fast fünf Prozent — so schnell wie die zehn Jahre zuvor nicht.
Dabei hatte Strunz ein Jahr nach seinem Antritt behauptet, die Print-Auflage „weitestgehend stabilisiert“ zu haben (was auch damals schon halb gelogen war); Springer hatte von einer Trendwende gesprochen. Dass sich kein Aufschwung einstellen wollte, kann jedenfalls nicht an mangelnder heißer Luft gelegen haben. Strunz erfand sogar den Begriff „Abendblatt 3.0“. Der sollte stehen für: das Jahr 3000, einen mehr als „2.0“ sowie die drei Säulen Lokales, Regionales und Bundesweites.
Nun darf Strunz nicht einmal drei Jahre voll machen.
Aber man muss den Springer-Verlag als Arbeitgeber für die Treue zu seinem Leitungspersonal bewundern: Bislang fand sich für jeden immer noch ein Titel und ein Schreibtisch, wo er — unbelastet von den Unheilanrichtungsmöglichkeiten des Tagesbetriebs — vor sich hinwerkeln konnte. Für Strunz wurde der Bereich „TV- und Videoproduktionen“ neu geschaffen. Strunz berichtet sicherheitshalber direkt an den Vorstandsvorsitzenden.
Vermutlich castet er in diesem Moment schon vor dem Badezimmerspiegel Moderatoren für neue Videoformate.
Was wird seine Aufgabe sein: Die failblog.org-Signaturen und -Abspänne aus den Videos entfernen und Werbung davorzuschneiden?
Pretty challenging, isn’t it?
Schöne Randnotiz: Das von Dir verlinkte Spiegelinterview mit Claus Strunz ist leicht herablassend vom Spiegel mit „Nicht jeden Tag eine Nackte“ überschrieben.
Rechts daneben ist die aktuelle Spiegelausgabe beworben mit 1-A Titten-Titelblatt wie’s der Stern nicht besser hätte machen können.
Darf ich folgende Formulierung beanstanden: „Das meint wohl: Immer weniger Menschen kaufen das „Hamburger Abendblatt”? Du meintest wohl „bedeutet“?
Och ja. Oder so.
Sorry fürs Erbenszählen
Im ernst, ich hab noch nie was vom Hamburger Abendblatt gehört.
Ausgestrunzt, genau.
[auf wunsch des kommentar-schreibers gelöscht]
[…] Abschottung der eigenen Inhalte absolut keinen Sinn. Aber mal im Ernst: Niemand (nicht mal das “unglaublich erfolgreiche” Hamburger Abendblatt) wird heutzutage im Netz eine Paywall errichten, die nicht in irgendeiner Weise durchlässig […]