„So“, sagt der Chef, als die Mitglieder der Vox-Hauptabteilung „Kochen III“ endlich zur Ruhe gekommen sind, „wen haben wir dann in der ersten Woche der Prominenten-Version unseres Erfolgsformates ‚Das perfekte Dinner‘ dabei?“ Ein junger Redakteur meldet sich und antwortet stolz: „Thure Riefenstein.“ — „Neinnein, ich meine in der ersten Woche mit Prominenten.“ – „Ja, äh, Thure Riefenstein.“ — „Ach, ihr macht das so mit sanftem Übergang? Mischt prominente und nichtprominente Kandidaten?“ — Der junge Redakteur rollt mit den Augen, sucht das Memo der PR-Abteilung und liest triumphierend: „Der Schauspieler hat schon jede Menge Theaterluft geschnuppert: Er spielte auf Bühnen in New York, Los Angeles, Hamburg und Berlin. Aber auch im Filmgeschäft hat er sich neben bekannten Schauspielgrößen in Deutschland und im Ausland einen Namen gemacht.“ Stille im Konferenzraum. „Was für einen Namen?“ — „Thure Riefenstein.“ Der Chef resigniert. „Okay, schreib auf für die Anmoderation: ‚Thure Riefenstein, Charakterdarsteller‘.“
Es gab Zeiten, da war Reiz von solchen Sendungen mit Prominenten, mal einen anderen, halbprivaten Blick auf Menschen werfen zu können, die uns seit vielen Jahren aus Funk und Fernsehen bekannt sind. Heute schaut man sich diese Promi-Specials gerne an, um Menschen kennenzulernen, von denen man noch nie in seinem Leben gehört hat.
Und Herr Riefenstein, in dessen Biographie auf seiner Homepage unter „Theater“ unter anderem „Schauspielhaus Hamburg“, „Berliner Ensemble“ und „New York City, USA“ stehen, hatte beschlossen, die Chance zu nutzen, sich einem Millionenpublikum bekannt zu machen. Eigentlich gehört zum Repertoire dieser Show zwar nur, einzukaufen, füreinander zu kochen und miteinander zu essen, und oft spürte man, daß Thure sich viel lieber in Maden gebadet, in Schlamm gewälzt und unter Killer-Emus gemischt hätte, aber, hey, um sich zum Affen zu machen, braucht man keinen Dschungel. Und so nutzte Thure die Wohn- und Esszimmer als Bühne und gab den aufgedrehten Alleinunterhalter (auch wenn Moderatorin Andrea Kiewel meinte, es sei wie beim Kindergeburtstag: Thore wird drei). Aber gelohnt hat sich seine lustige Verkleidung als Pirat mit Augenklappe, Kopftuch, Make-Up und zerrissenen Hosen schon für den Augenblick, als seine Gäste ihn das erste Mal so sahen und versuchten, ihn zu begrüßen, ohne prustend zusammenzubrechen.
Als sie wieder weg waren, formulierte er als vorsichtiges Fazit: „Ich glaube, wenn die anderen so drüber nachdenken, könnte es schon sein, daß sie sagen, im Nachhinein: Irgendwie paßt das schon zu Thure. Weil: Irgendwie war das ein Thure-Abend. Vielleicht, ähm, das war ein Thure-Abend.“ Immer wieder schön zu sehen, wenn Menschen es schaffen, trotz ihrer Berühmtheit auf dem Teppich zu bleiben.
(c) Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
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genau.