Vergessen und vergessen machen

Neulich schrieb ein Mann, der früher an prominenter Stelle für „Bild“ gearbeitet hat, eine Mail an BILDblog. Es ging um einen Eintrag, inzwischen zwei Jahre alt, in dem wir ihm vorwerfen, einen Artikel anderswo abgeschrieben zu haben. Angeblich hatte das Plagiat (oder seine Aufdeckung) Folgen, jedenfalls endete die Zusammenarbeit mit „Bild“ wohl wenig später. Nun arbeitet der Mann frei und leidet. Er fragt uns:

Könnten Sie den Artikel aus ihrem Archiv löschen? Es wäre nett, da ich bei jedem Bewerbungsgespräch auf Bildblog angesprochen werde. Das mag Sie stolz machen, für mich ist das Ganze aber inzwischen existenzgefährdend.

Macht mich das stolz? „Stolz“ ist das falsche Wort, aber, zugegeben: Es ist ein gutes Gefühl, wenn die eigene Arbeit Wirkung zeigt und wenn sie nicht flüchtig ist. BILDblog hat immer eher darauf abgezielt, die Rezeption der „Bild“-Zeitung zu verändern als die „Bild“-Zeitung selbst — schon weil wir uns nicht vorstellen konnten, die „Bild“-Zeitung zu verändern. Gerade deshalb ist es immer wieder etwas besonderes, wenn wir auf irgendeinem Weg erfahren, dass unsere Arbeit
gelegentlich Folgen hat für die Leute von „Bild“. Es nimmt ein winziges Bisschen von der Macht von „Bild“.

Vor vier Jahren schrieb uns einmal ein Ressortleiter von „Bild“ wegen eines Eintrags, in dem es um ein angeblich exklusives „Bild“-Interview ging, dessen Inhalt erstaunlicherweise wörtlich mit einer Pressekonferenz zwei Tage zuvor übereinstimmte. Der Ressortleiter beklagte sich, dass die Mitarbeiterin wegen unseres Eintrages nun dauernd von Kollegen und Bekannten darauf angesprochen würde und sich rechtfertigen müsse. Ich weiß nicht, ob er dachte, dass uns das bestürzt.

Sollen sie sich wenigstens erklären müssen.

Aber wie weit geht das? Was, wenn ein alter BILDblog-Eintrag wirklich existenzgefährdend für einen ehemaligen „Bild“-Mann ist? Im konkreten Fall ist das schwer vorstellbar, aber auch nicht auszuschließen.

Es ist eine merkwürdige Sache mit dem Internet, das von so vielen Leuten, nicht zuletzt Verlagsmanagern, behandelt wird, als wäre es ein flüchtiges Medium. Wäre der Artikel über das Plagiat des ehemaligen „Bild“-Mannes in einer Zeitung erschienen, wäre er heute zwar nicht unauffindbar, aber gut genug versteckt, um in Vergessenheit zu geraten. So taucht er schon bei einer flüchtigen Google-Suche nach dem Namen des Mannes weit vorne auf. Andererseits erscheint dabei auch noch ein bizarr lobhudelnder Bild.de-Artikel über ihn — anscheinend
geht es ihm nicht darum, diese ganze Periode seines Schaffens vergessen zu machen, sondern nur den heute lästigen Teil.

Ich weiß nicht, warum es ihm offenbar unmöglich ist, potentiellen Arbeit- oder Auftraggebern zu erklären, wie das damals passiert ist.

Vielleicht wird es noch einige Zeit dauern, bis wir uns alle an diese Nebenwirkung des Internets gewöhnt haben, dass es plötzlich ganz leicht ist, Dinge über uns herauszufinden, von denen wir wünschten, sie wären in Vergessenheit geraten, nicht nur die peinlichen Party-Fotos, auch die journalistischen Fehltritte. Das wird normaler werden und Personalchefs werden damit umgehen können. Andererseits gibt es journalistische Fehltritte, die auch nicht jeder gemacht hätte, auch nicht als Jugendsünde.

Totale Erinnerung ist nicht unbedingt ein Segen. Ich halte es durchaus in einigen Fällen für richtig, Namen aus kritischen Blog-Einträgen zu löschen — wenn mir die dauerhafte Form der Bestrafung, die damit verbunden sein kann, unangemessen erscheint.

Es wäre sicher auch falsch, so gnadenlos zu sein, wie es die „Bild“-Zeitung sicher bei ähnlichen Fragen wäre. Aber warum sollten ausgerechnet Menschen, die sich dafür entschieden haben, für ein skrupelloses Lügenblatt wie „Bild“ zu arbeiten, besondere Rücksichtnahme bekommen, wenn sich das im Nachhinein als nicht in jeder Hinsicht karrierefördernd herausstellt?

Manche Fälle finde ich trotzdem einfacher zu entscheiden als diesen.

Vor ein paar Monaten schrieb ein Moderator, der mehrere Jahre lang im Fernsehen Zuschauer mit irreführenden Versprechungen dazu animiert hat, ihr Geld für zweifelhafte Anrufsendungen auszugeben. Wenn man heute seinen Namen bei Google eingibt, steht an erster Stelle ein Eintrag aus diesem Blog, in dem die Frage diskutiert wird, ob Leute wie er sich womöglich des Betruges strafbar gemacht haben.

Das ist für ihn nicht ganz ideal, also schrieb mir der Mann:

Wäre es von Ihrer Seite aus möglich meinen Namen aus diesem Blog herauszulöschen?

So wie Sie die Dinge hier darstellen, wird mein Name mit Betrug in Verbindung gebracht, dass nicht gerade ruffördernd für mich ist. (…)

Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Sie es besonders klasse fänden, wenn Ihr Name unnachweislich mit Betrug in Verbindung gesetzt wird und Sie somit bei Suchmaschinen als erstes in dem Zusammenhang auftauchen würden.

Es folgte später eine Abmahnung, in der es hieß:

Den Zuschauern der gegenständlichen Sendungen (…) sind die Namen der Moderatoren weder bekannt, noch sind diese für die Zuschauer von Interesse. Insoweit besteht lediglich ein Bedürfnis der Allgemeinheit, über das Geschäftsgebaren des Senders und dessen rechtliche Einordnung informiert zu werden. (…)

Dem Informationsinteresse und ihrem Recht auf freie Meinungsäußerung steht das Persönlichkeitsrecht der jeweiligen Moderatoren entgegen, deren Namensnennung in ihren Beitrag für mögliche Auftrag- und Arbeitgeber unmittelbar in Zusammenhang mit der Verwirklichung eines Straftatbestandes gebracht wird.

Immerhin wird das Motiv der Abmahnung deutlich formuliert: Auch diesem Mann erschwert das, was er früher gemacht hat, nun die Jobsuche.

Mein Anwalt musste eine Antwort formulieren, dann habe ich nichts mehr von der Sache gehört. Ob der Moderator vergeblich versucht hat, eine einstweilige Verfügung gegen mich zu erwirken, weiß ich nicht.

Das ist die andere Seite dieses merkwürdigen Mediums: Es bleibt zwar viel für die Ewigkeit erhalten, aber die Leute glauben, sie können das, was ihnen nicht gefällt, einfach entfernen lassen. Teilweise haben sie damit sogar Erfolg, wie der Fall eines Hamburger Geschäftsmanns gezeigt hat.

Bei der Diskussion um den „digitalen Radiergummi“ geht es vor allem um irgendwelche Dokumente, die man einmal von sich ins Netz gestellt hat und von denen man sich wünschte, sie wären nicht mehr da. Aber wie ist das mit ganzen Teilen der eigenen Biographie? Kriminelle haben in gewissem Rahmen ein Recht auf einen Neuanfang und auf die Chance, dass ihre Taten nach Verbüßung der Strafe in Vergessenheit geraten. Aber die Abwägung zwischen Persönlichkeitsrecht und dem Recht auf Meinungs- und Medienfreiheit ist außerordentlich knifflig, wie der Fall der beiden Männer zeigt, die wegen des Mordes an dem Schauspieler Walter Sedlmayr verurteilt wurden und seit einiger Zeit versuchen, ihre Namen aus den Online-Archiven zu klagen. Der Bundesgerichtshof wies ihre Unterlassungsforderung zurück — wollte daraus aber keine pauschale Regel ableiten.

Müssen auch ehemalige Call-TV-Moderatoren eine Chance zur Resozialisierung bekommen? Und bin ich dazu verpflichtet, ihnen dabei zu helfen?

Der österreichische Informationstheoretiker Viktor Mayer-Schönberger sagt:

„Vergessen und vergeben sind ungemein wichtig. Wer sich der Erinnerung an eigene Fehler oder die der anderen nicht entledigen kann, räumt der Vergangenheit zu viel Macht ein. Nur durch Vergessen können wir uns von alten Verhaltensmustern frei machen. Das schafft Raum für neue Ideen, lässt Individuen und ganze Organisationen wachsen und sich weiter entwickeln.“

„Vergessen“ und „vergeben“ sind zwei sehr unterschiedliche Dinge, und bei ersterem bin mir nicht so sicher, dass Mayer-Schönberger recht hat. Natürlich lässt es, zum Beispiel, eine Fernsehmoderatorin, die heute beim Evangelischen Rundfunk die christliche Talkshow „Gott sei Dank“ präsentiert, leichter „wachsen und sich weiter entwickeln“, wenn sich niemand mehr daran erinnert, dass sie vorher als Animateurin beim sehr unchristlichen Call-TV gearbeitet hat.

Aber führt es nicht, umgekehrt, oft zu wünschenswerteren Entscheidungen, wenn Menschen davon ausgehen müssen, dass das, was sie tun, nicht hinterher gleich wieder vergessen ist? Es geht nicht darum, dass Menschen keine Fehler machen dürfen oder ihr Leben lang unter Jugendsünden leiden sollen. Es geht auch nicht um einen allumfassenden Pranger. Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen für das eigene Tun — ganz besonders, wenn dieses Tun, wie bei Journalisten, in der Öffentlichkeit und genau genommen sogar für die Öffentlichkeit geschieht.

Es gibt dazu letztlich keine Alternative. Die merkwürdigen technischen Konstruktionen, mit denen dem Internet das Vergessen beigebracht werden soll, werden nicht funktionieren — außer, womöglich, für diejenigen, die die schlechtesten Motive und die größten Mittel haben.

Wir werden lernen müssen, mit all dem ungewollten Informationsgerümpel über uns zu leben, und deshalb werden wir es lernen, die vielen Dinge einzuordnen, die wir plötzlich mühelos über andere Leute herausfinden. Wir müssen sie dazu nicht vergessen oder vergessen machen.

Diese theoretisch-philosophische Frage bekommt natürlich eine ganz andere Ebene, wenn man selbst plötzlich derjenige ist, der dafür sorgen könnte, dass jemand nicht mehr bei jedem Vorstellungsgespräch auf die Geschichte angesprochen wird, die in einem BILDblog-Eintrag steht, die der dritte Treffer ist, wenn man bei Google nach seinem Namen sucht.

Eine grundsätzliche und allgemeingültige moralische Antwort, wie mit Löschwünschen zu verfahren sei, habe ich nicht. Wenn man weder gnadenlos sein noch seine Arbeit pauschal mit einem Verfallsdatum versehen will, bleibt wenig übrig, als sich in jedem einzelnen Fall ein Urteil zu bilden, das einem gerecht erscheint.

Im Fall des ehemaligen „Bild“-Journalisten vom Anfang haben wir uns dafür entschieden, seinen Namen nicht zu löschen.

412 Replies to “Vergessen und vergessen machen”

  1. einen kleinen kritikpunkt habe ich:
    Sie wissen ja gar nicht, ob der delinquent nicht vielleicht DOCH auch versucht, den für ihn positiven eintrag bei google von seinem ex-arbeitgeber löschen zu lassen. vielleicht geht sein wunsch zur wiedergutmachung vergangener missetaten ja sogar so weit.

    ansonsten fällt es mir schwer, zu einem anderen schluss zu kommen als Sie. wer sich mit diesen menschen einlässt, verdient genau das: dass es ihn für immer verfolgt, wenn er später versucht, sich seriös zu machen. ist halt pech, wenn man dem großen namen und dem schnöden mammon (auch am anfang der karriere) zu viel entscheidungsmacht über sich gibt.
    (andererseits: vielleicht sollten einem fehler, die man gerade als journalist am anfang der karriere macht, DOCH „verziehen“ werden?…)

    schwierige kiste, aber wie gesagt, ich gehe eher d´accord

  2. Nicht zu vergessen, dass die Leute, die heute von ihrer Vergangenheit eingeholt werden und das nun gar nicht mögen, …dass diese Leute ja damals mit ihrem Tun (oft) gutes Geld verdient haben, sei’s mit Pr0nofilmen, im Hamburger Kiez oder bei einem „Abzocksender“.
    Will sagen: wenn sie diese (ihrer heutigen Meinung nach ja wohl:) „schmutzige“ Kohle heute der Allgemeinheit zurückgeben, dann, aber nur dann, sollte man ihnen auch ihre alten Sünden vergeben.

  3. „Verzeihen“ kann ja auch der neue Arbeitgeber. Vor allem wenn man glaubhaft bereut oder von mir aus auch nur erklären kann, was man getan hat und warum. Immerhin wird der Journalist ja nach diesem Datail in seinem LL gefragt und ihm somit die Chance gegeben, Stellung zu nehmen. Wenn das an sich schon ein Auschlusskriterium wäre, würde doch bloß eine Absage mit Verweis auf den Link geschickt. Oder bloß die Absage. Insofern hält sich mein Mitleid in Grenzen…

  4. Hm… diese Geschichte behält einen faden Beigeschmack. Das Problem dabei ist meiner Meinung nach, dass der BILDBlog sich selber zum Richter ernennt. Ob ein Journalist nun Amnestie verdient wird einzig dem Gutdünken der Blog-Betreiber überlassen. Dabei ist es erstmal unerheblich, ob sie versuchen, ihre Entscheidung so gerecht und objektiv wie möglich zu fällen. Wer stellt die Bedingungen für gerecht und ungerecht auf? Es sind die gleichen Blogbetreiber, die das Urteil fällen.

    Trotzdem kann ich auch die Argumentation in ihrem Post nachvollziehen. Es wäre keine Freude für mich, die Last dieser Entscheidung tragen zu müssen.

    Der BILDBlog erhält für mich durch diese Option allerdings eine neue Bewertung. War mir vorher nicht bewusst, dass die Arbeit auf der Seite solche Konsequenzen haben kann.

  5. „Aber warum sollten ausgerechnet Menschen, die sich dafür entschieden haben, für ein skrupelloses Lügenblatt wie „Bild” zu arbeiten, besondere Rücksichtnahme bekommen, wenn sich das im Nachhinein als nicht in jeder Hinsicht karrierefördernd herausstellt?“

    Danke. Damit ist eigentlich alles gesagt.

  6. Hochinteressante und zunehmend brisante Thematik. WikiLeaks hat angedeutet, was für weitreichende Implikationen es hat, wenn Geheimnisse (bisher hauptsächlich die von von Organisationen) schnell und sicher für immer an die Öffentlichkeit gebracht werden können. Was das für in diesem Kontext betroffene Individuen bedeutet, ging in dieser Diskussion oft unter.
    Der hier geschilderte Fall ist ein Paradebeispiel für Veränderungen, angestoßen von der technischen Struktur des Internet, die wir noch nicht abschätzen können. Mich treibt dabei die Frage um: Welche Auswirkungen hat das Bewusstsein um die potenzielle Unsterblichkeit meiner Fehltritte in der Öffentlichkeit des Internet auf mein aktuelles Handeln? Wir lassen uns ständig von der Zukunft in unserem konkreten gegenwärtigen Handeln beeinflussen – hoffentlich auch an dieser Stelle. Die logische Konsequenz, die hier nicht formuliert wird, ist doch eigentlich:
    Niemand wird mehr bei der BILD solchen Mist fabrizieren. Weil es rauskommt und ihm ewig nachhängen wird.

    Utopisch, aber nicht unwahrscheinlich.

  7. Ich wollte spontan schreiben: Uii, toller Beitrag. Ich bin begeistert. Endlich.

    (Aber im Hinblick auf dieses nachtragende Internet überleg ich mir doch lieber noch einen unverfänglicheren Kommentar. ;-)

  8. Wer seinen Namen unter eine mehr oder minder journalistische Arbeit setzt, der lebt von der Öffentlichkeit, die seine Arbeit erlangt. Diese dann nicht mehr haben zu wollen, ist weder nachvollziehbar, noch ist es gerechtfertigt. Es gibt Arbeitssuchende, die wegen geringerer Vergehen als einem Plagiat keine Arbeit finden.

  9. @9: Im Bewerbungsgespräch: „Sind Sie nicht dieser Niggemeier-Fanboy, der stäääändig alles über den Klee lobt, was der da in dieses Internet reinschmiert?“ :D

  10. Schwierige Sache, das. Ich erinnere mich an einen längeren Rechtsstreit, in dem die (rechtmäßig verurteilten) Mörder des Münchner Schauspielers Walter Sedelmayr nach ihrer Haftentlassung erreichen wollten, dass die Medien, die heute noch Berichte von damals in ihren Online-Archiven haben, in diesen Berichten die vollen Namen der Täter nicht mehr nennen dürfen. Als Grund für ihre Forderung nannten die Männer, dass sie ihre Strafe ordnungsgemäß verbüßt hätten und ihre Resozialisierung durch diese Berichte erschwert bis verunmöglicht würde. Nach meiner Erinnerung hat das Gericht diese Forderung abgelehnt, wobei es sich seine Entscheidung nicht leicht gemacht hat. Entscheidend dafür, die Forderung der Mörder abzulehnen, war nach meiner Erinnerung vor allem die Schwere der Tat. Auf gut deutsch: Wer einmal einen umgebracht hat, der hat sein Recht auf ein unbehelligtes Leben verwirkt.
    Je länger ich darüber nachdenke, was einem Mörder nach seiner Haftentlassung so passieren kann, desto eher bin ich geneigt, zu glauben, dass sich der Grad seiner sozialen Diskriminierung vielleicht gar nicht so sehr von der des Ex-Bild-Reporters unterscheidet: Er bekommt keinen Job. Kein Job, keine Wohnung, kein Social Life etc. Der große Unterschied: Der Mörder hat das zweitschlimmste Verbrechen begangen, das es gibt: Mord (ich glaube, nur Völkermord ist noch schlimmer). Gemessen daran ist das Verbrechen des Bild-Schreibers geringfügig, strafrechtlich ist es maximal Betrug. Vermutlich wurde er deshalb noch nicht einmal strafrechtlich belangt. Der journalistische Kodex des Presserates verlangt ultimativ die sehr gründliche Abwägung aller Interessen, bevor man Straftäter beim vollen Namen nennt. Wenn ich mir das alles überlege, halte ich es für unverhältnismäßig, den Fehltritt des Mannes, der ihn vermutlich seinen Job gekostet hat, auch nach Jahren immer noch mit seinem Namen zu verknüpfen. Und ich kann mir auch durchaus vorstellen, dass ein juristisches Verfahren gegen das Bildblog zu dessen Ungunsten ausgehen könnte. Was mir allerdings Bauchschmerz bereitet, ist meine grundsätzliche Abneigung gegen das Fälschen und Schwärzen von Archiven. Das ist dann wie „1984“, und das kann es ja auch nicht sein.

  11. @5 Björn Reinhardt:

    Ich denke eher nicht, dass sich BILDblog zum Richter ernennt. Auf B’blog werden in der Regel nur Fakten genannt (und gegebenenfalls auch korrigiert), die nunmal so passiert sind. Zum „Richter“ wird eher der potentielle Arbeitgeber denn der entscheidet letztendlich über den Job und nicht B’blog.

  12. Ob Bild auch die ganzen Storys löscht, die für „Florida-Rolf“ und all die anderen fertiggemachten Gestalten existenzgefährdend sind? – Andererseits stellt man sich damit auch auf eine Stufe mit Springer. Hm, hab aber trotzdem kein Mitleid mit dem Schreiberling.

  13. Und hier, beim Kommentar #2, gehe ich nun gar nicht d’accord.

    In der Not frisst man des Teufels Fliegen. (Ja, ich weiss, das Sprichwort geht anders). In der Not tut man Dinge, die man ohne Not niemals täte.

    Deshalb verbietet sich eine Pauschalantwort, sei es bei Pornodarstellerinnen und Prostituierten, sei es bei Medienschaffenden. (Und nein, ich stelle beide Berufsgebiete damit nicht gleich, ich greife nur Gesagtes auf.) Soll Sibel Kekili also ihr Geld – mit dem sie die Miete gezahlt hat, das also schon längst in den kapitalistischen Kreislauf zurück geflossen ist – zurückzahlen, weil in den Augen irgendwelcher Menschen Pornodarsteller ein verwerflicher Beruf ist (anders gesagt: einer, für den sich der Darsteller zu schämen hat, nicht das System, das diesen Beruf hervorbringt)?

    Das wäre Unfug, ich empfände allein die Forderung verletzend.

    Hier geht es – und das bringt der vor allem in der ersten Hälfte ganz wunderbar strukturierte Blogeintrag – um Einzelfallabwägung, nicht um Pauschalbehandlung. Manchmal tut man Dinge, die man unter normalen Umständen niemals täte, und sicher öfter als nur manchmal schämt man sich dafür. (Wie viele Journalisten sind nebenher als Ghoster, als anonyme PR-Texter oder unter Pseudonym unterwegs?) Soll man dafür, möglicherweise noch ein halbes Leben später, bestraft werden?

    Das wäre nichts anderes als Sozialsadismus. Dies damit zu begründen, dass „diese Leute ja damals mit ihrem Tun (oft) gutes Geld verdient haben“, ist dann nur das Deckmäntelchen des Übermoralischen – „seht her, sie haben Geld dafür genommen, also sind sie schlecht!“ Wäre es denn Besser, sie hätten kein Geld dafür genommen, sondern es aus reiner Überzeugung getan?

    Ganz davon zu schweigen, dass die Möglichkeit, sich Vergebung von vorgeblichen „Sünden“ durch Geld erkaufen zu können, unangenehme Erinnerungen an Ablaßbriefe erweckt. Ja, was kost‘ denn so a Sünd‘, Herr Pfarrer? Ist sie teurer, je öffentlicher ich sie begehe? Lässt sich Vergessen erkaufen?

    Nein, hier geht es tatsächlich um Einzelfallabwägung. Das ist sicher der schwierigere Weg, aber ebenso sicher der einzige, bei dem man sich nicht selbst – durch verletztende Pauschalurteile – die Finger schmutzig macht.

  14. Ich habe BildBlog so verstanden, dass mit voller Absicht die Namen der Verantwortlichen genannt werden. Es ist eben nicht ein gesichtsloser Moloch, der hier manipuliert oder pfuscht, es sind ganz reale Menschen. Und die sollen sich für ihr Tun verantworten müssen.

    Es wäre auch einem späteren Arbeitgeber gegenüber nicht fair, wenn negative Einträge über das publizistische Gebaren von Bewerbern plötzlich grundlos versteckt werden. Sollte sich BildBlog etwa auch noch zum Erfüllungsgehilfen machen, damit die Verantwortlichen ihr Treiben weiterführen können?
    Immerhin würde BildBlog mit derartiger Steigbügelhilfe mittelbar seine Geschäftsgrundlage erhalten helfen. Toll

  15. Tsja. Schwierig. Persönlich bin ich immer pro Humantität contra unbedingt Recht behalten müssen. Bin geneigt mich da Kommentar Nr. 5 anzuschließen. Wollt Ihr/BILDblog Richter sein über die Existenz einzelner Menschen? Wirklich?

    Ansonsten kann man aus diesem Blogbeitrag nur die Konsequenz ziehen, als Journalist nie mehr unter dem Klarnamen zu schreiben. Denn nein, nicht jeder Schreiber, hat die finanzielle Möglichkeit alle Arbeiten und Jobs bei nichtbeliebten Redaktionen ablehnen zu können.

  16. Ein irgendwie ekeliger und hämischer Artikel von oben herab. Das muss wirklich nicht sein, sorry.

  17. Ich würde es als probate und integere Lösung empfinden, den Beitrag so zu belassen und lediglich Suchmaschinen das Vergessen zu ermöglichen („no index“, robots.txt-Sperre oder geringe Relevanz in der sitemap.xml etc.). Somit bleibt das Archiv unangetastet, aber einem Menschen wird auch die Chance gegeben, eine neue Biografie zu gestalten, die nicht von vergangenen Fehltritten dominiert wird.

    Seiten wie bildblog und andere – die aufgrund ihrer Popularität mit einer sehr großen Macht im Web ausgestattet sind – sollten sich der Verantwortung bewusst sein, dass auch Nichtigkeiten, die über Personen berichtet werden, eine nachhaltig größere Relevanz haben, als Bedeutsames von weniger populären Seiten.
    Sicher ist einem Autoren einer großen Seite immer bewusst, dass sein Eintrag im Moment eine größere Durchschlagskraft besitzt als ein Beitrag auf einer kleineren Seite – wie dem Autor von Bild bewusst ist, dass er mehr gelesen wird als der Autor der Apothekenrundschau. Dass dies aber auch nachhaltig der Fall ist, spricht sich erst langsam herum. Hinzu kommt die neue Möglichkeit, dass ich Einträge auf einer unpopulären Seite verfassen kann, die erst mit der Zeit an Popularität gewinnt – damit aber auch alte Beiträge in der Bedeutung wachsen. Ich kann nie sagen, wie wichtig meine Einträge sind – ich muss sie nicht nur von Fall zu Fall richtig einordnen – sondern auch von Zeit zu Zeit.

    Vielleicht ist es für Bildblog jetzt die richtige Strategie, Suchmaschinen für den Beitrag auszusperren oder ihnen mitzuteilen, dass der Beitrag eine geringe Relevanz besitzt (was allerdings selten eine tatsächliche Auswirkung auf Suchergebnisse außerhalb des Seitenkontexts hat). Nämlich genau dann, wenn der Blick auf die gegenwärtige Biographie der Person dies auch so einschätzen lässt.
    Bildblog hat nicht nur die Verantwortung für den Inhalt der Artikel sondern auch für die Bewertung seiner Relevanz zu jedem Zeitpunkt, die der Artikel online ist.

  18. @13 ich selbst+@11SN:

    Wenn man unbedingt einen juristischen Begriff verwenden will, dann ist B’blog doch eher der Zeuge, auf Grund dessen Aussage jemand verurteilt werden kann. Denn wie das geschriebene gewertet wird, dass liegt nicht mehr in der Hand von B’blog. Lediglich durch tendenziöse Berichterstattung wäre das möglich, aber dann wäre B’blog nicht besser als die Zeitungen, die dort beobachtet werden.

  19. Auf der einen Seite: potentiellen neuen Arbeitgebern müsste die BILD im Lebenslauf ja ohnehin auffallen, so dass die Erklärung „ich habe halt für BILD garbeitet“ eigentlich ausreichen müsste, um eine Erwähnung auf BILDBLOG zu erklären.
    Auf der anderen Seite: der Ex-Bildblog-Mitarbeiter W. hatte da wohl mehr Glück: http://www.stefan-niggemeier.de/blog/vorurteil-im-schnellgericht-2/
    Sein Name wurde vorauseilend entfernt, dabei steht bis heute jede (angekündigte) zufriedenstellende Erklärung aus. Zweierlei Maß?

  20. Ja, ist richtig. Die Problematik bleibt aber trotzdem bestehen.

    Ich will sie nicht kritisieren. Wie gesagt, ich würde diese Entscheidung nicht treffen wollen.

    Mal folgender Gedanke um die Diskussion fortzuführen: Wer liest den Artikel heute noch?

    Ihr Eintrag hat in der Zeit, in der er erschienen ist, seinen Zweck erfüllt, er hat die Öffentlichkeit über ein journalistisches Fehlverhalten informiert.

    Heute wird er von der breiten Öffentlichkeit fast gar nicht mehr registriert. Die einzigen Menschen, die noch auf ihn stoßen, sind diejenigen, die gezielt nach dem Namen des Journalisten suchen.

    Ich weiß nicht genau: Wo drin liegt der Zweck des BILDBlogs? Geht es darum, journalistische Missstände aufzudecken oder geht es darum, Exempel zu statuieren indem man einzelne Personen unbefristet brandmarkt?

  21. Eine entscheidende Frage ist, wie stark die Person das Fehlverhalten selbst vorangetrieben hat oder ob sie nur Teil eines Systems ist. Welche Schuld trägt eine Redaktionsleitung, wenn ein Redakteur Mist baut? Welche Schuld eine Verlagsleitung? Die Namen dieser Verantwortlichen stehen dann aber nicht offen im Netz, die Karrieren der Entscheidungsträger werden dadurch nicht beeinflusst.

    Im Fall von Sebastian Wxxxxxxxx hast Du den Namen ja auch nachträglich auf W. eingedampft (und was ist aus dem Fall eigentlich geworden?)

    Muss ein freiberuflicher Journalist also weniger für seine Taten einstehen, wenn er (vermutlich und eigenverantwortlich) unethisch gehandelt hat? Oder müssen sich nur die Autoren bestimmter Verlagshäuser auf harten Gegenwind einstellen, wenn sie ebenso vermutlich und eigenverantwortlich unethisch agiert haben?

    Matze

  22. Omg, was für ein großkotziger Beitrag.

    „(…) wenn mir die dauerhafte Form der Bestrafung, die damit verbunden sein kann, unangemessen erscheint.

    Stefan Niggemeier, Herr über Leben und Tod. ^^

  23. Wenn es doch so viele so nachvollziehbare Gründe für eine Arbeit für BILD gibt und wenn derartige ethische Fehltritte doch so verzeihbar sind – warum sollte man den Arbeitgebern denn dann nicht auch zutrauen zu verzeihen?

  24. @creezy: Ich finde, man sollte schon unterscheiden zwischen Humanität und Handeln ohne Konsequenzen. Bildblog hat ja nun kein lebenslanges Berufsverbot über ihn verhängt, sondern er hat sich bei einem Fehlverhalten erwischen lassen, das zukünftige Arbeitgeber anscheindend an seiner Integrität zweifeln lässt. Sie haben das ganz normal dokumentiert, das etwas, was der Journalist geschrieben hat, nicht der Wahrheit entsprach. Sowas kostet so manchen Politiker die Karriere, da schaut auch vorher kein Journalist, ob er das veröffentlichen darf, obwohl der Herr Präsident doch eine Familie zu ernähren hat. Ich halte das eigentlich weniger für ein Schiedsgericht als für ganz normale Kontrolle unter Journalisten.

  25. der eigentliche Grund der Job-Misere des ehemaligen Bild-Schreiberlings (wenn das so stimmt) ist nicht der Blog-Eintrag an sich, sondern der Umgang potentieller Arbeitgeber damit.
    Bzw. der scheinbaren Unfähigkeit des Schreiberlings zu seinem Fehler zu stehen und Besserung zu geloben.

    Ich habe kein Problem damit, dass das Internet nie vergisst. Man muss nur Lernen damit richtig umzugehen.
    Man wird von immer mehr Menschen im Internet peinliches / unerfreuliches /fehlerhaftes Verhalten lesen.
    Wir sind halt alle keine Engel.

    Um auf den Bild-Reporter zurückzukommen. Es sollte doch ein leichtes sein, seinen Fehltritt – es geht ja hier nur um ein Plagiat, das ihm alles verbauen würde – durch qualitative Artikel aus seinen Publikationen aufzuwiegen.
    Kann mir nicht vorstellen, dass ihm allein wegen dieses Fehlers die Türen verschlossen bleiben. Ist natürlich unangenehm, darauf angesprochen zu werden. Aber ist nun mal so, wenn man Fehler gemacht hat.

  26. Hm. Ich rechne dem Autor hoch an, dass er sich die Entscheidung allem Anschein nach nicht leicht macht. Allerdings: Geht es dem Bildblog nicht in erster Linie darum, nachzuweisen, wo das Medium Bild immer wieder Fehler, Übergeigungen, versteckte Drehs einsetzt, nein? Es geht doch nicht darum, die armen Schweine fertigzumachen, die diese Fehler, Übergeigungen und Drehs verantworten?

    Aber am Ende wüsste ich auch nicht, wie ich mich verhalten würde.

  27. Im „wirklichen Leben“ (als ob man das so scharf vom Onlinedasein trennen könnte) gibt es keinen „Undo/Delete“-Button. Da muss man auch zu den eventuellen Schönheitsfehlern in der Biographie stehen. Da kann man ggf. im Bekannten- und Kollegenkreis auch kaum effektiv bewirken, dass sie sich an einen Fehltritt erinnern oder darüber reden.

  28. Da, wie wir ja alle wissen „Bildblog“ zur Pflichtlektüre dieser vermeintlichen Journalisten bei Springer gehört beschleicht mich doch eine gewisse „klammheimliche Freude“, wenn den Herrschaften jetzt auch mal plastischvor Augen geführt wird, daß dieses Internet Langzeitschäden verursachen kann.

  29. Einfach so zu tun, als hätte man selber keine Verantwortung für die Konsequenzen dessen, was man veröffentlicht, weil ja „die Arbeitgeber letztlich das Urteil fällen“ ist in etwa die Argumentation, die die BILD-Zeitung verfolgen würde.

    Ohne zu wissen, was das Ergebnis wäre, finde ich es wichtig, dass man diese Frage durchaus von vielen Blickwinkeln her betrachtet und kritisch diskutiert.

  30. Herr Niggemeyer hat sich natürlich viele Gedanken dazu gemacht. Ich finde nur, dass das Argument in einigen Kommentaren zu dem Post hier nicht gültig ist.

  31. @Ommelbommel
    Und? Haben wir nicht alle schon in unserem Berufsleben auch immer mal Bockmist verzapft? Von derartigem Ausmaß, dass wir heute sehr sehr froh sein können, dass es nicht in Öffentlichkeit getragen wurde (ja, natürlich auch weil wir das Glück gehabt haben, nicht in/für die Öffentlichkeit gearbeitet zu haben)?

    Der Mann hat sich an das BILDblog mit der Bitte um Löschung gewendet. Das ist ihm sicherlich schon nicht so leicht gefallen.

    BILDblog hat wiederum die gewünschte Auseinandersetzung mit dem Mann zu diesem Artikel vor Jahren gehabt und zum damaligen Zeitpunkt auf Unrecht aufmerksam gemacht. Man kann darüber nachdenken, ob es damit nicht getan ist. (Soweit ich gehört habe, soll ja sogar die Schufa gelegentlich Verfehlungen aus ihren Reports streichen, wenn verjährt.) BILDblog kann ja den Artikel online stehen lassen – und nur den Namen schwärzen. Es gibt immer eine Möglichkeit, sich die Hände auch nachträglich zu reichen.

  32. @Zahnwart

    Und in Ihren Augen existiert „das Medium BILD“ außerhalb der „armen Schweine“, die dort Tatsachen fälschen und Menschenjadgen inszenieren?

  33. Ich kann einfach keine Argumente finden, die gegen eine Beibehaltung sprechen. Im „echten“ Leben kann man einen toten Fleck im LL (weil man bspw. nach dem Abi erstmal drei Jahre in der Karibik faulenzen will) ja auch nicht einfach löschen. Das muss man dann erklären. Ist in den meisten Fällen aber möglich.

    Ich kann mir vorliegend nur zwei Fälle vorstellen:

    1. Es geht um eine kleine oder größere Verfehlung, die nicht so schlimm sind (z.B. schlecht recherchiert und den Guttenberg Wilhelm genannt oder einfach unkritsch Agenturmeldungen übernommen, etc.). Dann wird das kein Grund sein, warum der künftige Arbeitgeber ihm keinen Job geben will. Zumal der Journalist ja schon zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird. Da ist dann auf Seiten des potentiellen AGs ja der Glaube da, dass das Handwerk beherrscht wird (sonst lädt man den Bewerber nicht ein).

    2. Der Journalist hat einen kapitalen Bock geschossen (bspw. die Türck Artikel). Da sehe ich B’blog eher in der Pflicht, das zu dokumentieren. Und der Journalist muss mit den Fehlern der Vergangenheit leben.

    So einfach ist das für mich. Tatsächlich. Und weil irgendwer weiter oben Sibel Kekilli genannt hat: Die steht zu Ihrer Vergangenheit und bekommt auch immer wieder Jobs. Dass das, was die Bild damals gemacht hat, verwerflich ist, hat nichts mit der bloßen Berichterstattung zu tun, sondern vor allem mit der Art der Berichterstattung und was sonst noch gelaufen ist. Zitat des Presserats: „Das öffentliche Interesse deckt eine Form der Berichterstattung nicht, in der die Persönlichkeit der Betroffenen auf das reduziert wird, was man über diese in den Klappentexten von Pornofilmkassetten lesen kann“.(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Sibel_Kekilli)

  34. Im Fall des Call-in-Moderators ist es für mich ganz klar: Ohne Sühne keine Vergebung. Heißt: Er soll auspacken, wie es in seiner Branche so zugeht hinter den Kulissen! Es gibt da z.B. Anneke Dürrkopp (ja, ich nenne bewusst den Namen), die früher in Österreich und der Schweiz bei einschlägigen Sendungen groß dabei war und nun bei N24 Wetter moderiert. Bald ergibt sich für sie die Möglichkeit, mal ein bisschen aus dem Nähkästchen zu plaudern.
    Àpropos, wie gehts eigentlich Stefan M.?

  35. Irgendwie putzig, die Vorstellung, dass irgendwo da draussen ein Arbeitgeber jemanden einstellen würde, der bei der BILD „gearbeitet“ hat – und es dann läßt, weil da laut Google / BildBlog demjenigen ausgerechnet bei der BILD mal ein „Fehler“ unterlaufen ist. Ausgerechnet bei der BILD. Sachen gibt’s.

  36. Vergeben ja, vergessen nein.
    Als zukünftiger Arbeitgeber weiß man doch, dass man einen Menschen einstellt. Menschen machen Fehler, nicht erst seit dem Internet. Mit dem Internet lassen sich diese Fehler vielleicht besser verfolgen, besser einschätzen, ganz generell nachlesen, aber gemacht wurden sie schon immer. Wenn der Arbeitgeber einen Bewerber ablehnt, nur weil der mal einen Fehler gemacht hat, stelle ich mir die Frage, ob ich für so einen Arbeitgeber überhaupt arbeiten wollen würde. Lehnt der Arbeitgeber aber ab, weil der Bewerber die „gefühlten“ Fehler (sei es das Loch im Lebenslauf oder der Artikel im Internet) nicht ausreichend erklären kann, bei eindeutigen Fehlern wie im angesprochenen Fall nicht einmal zu begreifen scheint, wo der Fehler lag, dann finde ich das ok.

  37. Interessant, wie einige hier im selben Argumentationsstrand die Verfehlung selbst bagatellisieren, deren mögliche Folgen für den Lebenslauf aber überhöhen.

  38. Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob es die Aufgabe des BILDBlogs ist, potentiellen Arbeitgebern als Informationsquelle über einzelne Personen zu dienen.

  39. Die Frage, ob nicht „wir alle“ schonmal Mist gebaut hätten den wir nicht in die Öffentlichkeit getragen wissen wollen, ist unerheblich. Journalisten und Moderatoren arbeiten schon in der, an die, und in die Öffentlichkeit, ihr Handeln und ihr potentielles Fehlverhalten hat also auch dort, in der Öffentlichkeit, unmittelbare Konsequenzen für sie. Für „wir alle“ gilt das eben so nicht.

    Das mit dem Übernehmen von Verantwortung ist ein guter Punkt. Es scheint mitunter so, als käme es gemeinhin als eine grosse Überraschung für den Menschen Von Heute An Sich, dass er im Leben tatsächlich selbst verantwortlich ist für sein Tun und Lassen, und für die daraus entstehenden Konsequenzen. (Und etwa dasselbe wie zaeppelin/#41 kam auch mir beim Lesen spontan in den Sinn. Ich weiss, die Branche denkt da etwas anders, aber ich würde doch im Leben niemanden einstellen, der schonmal freiwillig bei so einem verkommenen Schundblatt gewirkt hat.)

    Ich tue mich zugegebenermassen etwas schwer mit dem Vergeben und Vergessen vorab. Mir (zumindest) fällt es wesentlich leichter, jemanden neu einzuschätzen und dessen altes Fehlverhalten ausser Acht zu lassen, wenn er bereits bewiesen hat, dass er selbst das hinter sich gelassen hat. Das mag mein unchristlicher Fehler sein, aber fool me once, shame on you – fool me twice, shame on me.

  40. @struwelpeter: Das ist so nicht richtig wiedergegeben. Ich bagatellisiere die Verfehlung nicht, ich frage nur, ob es richtig ist, eine Person damit zu brandmarken.

    Und ich überhöhe die Folgen nicht, ich gehe lediglich davon aus, dass der Journalist nicht aus Jux und Dollerei darum gebeten hat, seinen Eintrag zu löschen.

  41. Meiner Meinung nach sind die zwei Sachen, „Vergessen“ und „Vergeben“ – weil grundverschieden – relativ einfach zu handhaben.
    Vergessen – nein, denn dadurch vergisst man auch die Erfahrungswerte die damit verbunden waeren.
    Vergeben – das liegt im Auge desjenigen, der vergeben muesste.

    Auf den spezifischen Fall angewendet wuerde das bedeuten: Bildblog ist hier nur der Speicher, der halt nicht vergisst. Das Vergeben liegt in dem Fall bei zukuenftigen Arbeitgebern. Entweder die erachten das Ganze als vergebenswert, dann hat der Herr kein Problem. Wenn nicht, Pech gehabt. Es handelt sich halt um das allem zugrunde liegende Prinzip von Actio und Reactio.

    Wenn einem das nicht gefaellt, tja, schade. Aber nicht zu aendern.

    Insofern bin ich auch nicht der Meinung, dass „digitale Radiergummis“ irgendeinen Sinn ergeben. Anstatt vehement zu versuchen, krampfhaft alte Sachen vergessen zu machen, sollte man eher lernen, mit der Tatsache umzugehen, dass heutzutage das Vergessen viel schwieriger ist als frueher. Und sich selbst eher mehr Vergeben anzutrainieren.

  42. Die Suchroboter von dem Artikel fernzuhalten wäre für mich die passende Entsprechung des Zeitungsarchivs im Keller. Nur: Die positiven Artikel wären auch in ebenjenem Archiv gelandet. Der Bewerber müsste selber die passenden Kopien einreichen. Per Internet wird im Idealfall ja beides gefunden.

    Aber klar, grundsätzlich muss man zu seinem Leben und den begangenen Fehlern stehen. Zu seinen Erfolgen steht man ja auch. Diese Form der Transparenz wird wohl künftig Teil unseres Lebens werden.

  43. Die Frage, die ich mir die ganze Zeit stelle: Warum dieser Fall so plakativ dargestellt wird. Ganz ehrlich: Hätte ich so eine Mail bekommen (bspw. ein unvorteilhaftes Bild einer anderen Person aus meinem facebook-Account zu löschen) … ich hätte es sofort gemacht. Noch dazu, wenn diese Person als Grund die Arbeitsplatzsuche nennt. Warum? Weil ich es umgekehrt auch gut gefunden hätte. Weil es einen gutem Zweck dient (Arbeitsplatzsuche!). Und der wichtigste Grund: Weil jeder Fehler macht. Jeder hat schon mal in der Klassenarbeit, der Seminararbeit oder sonstwo abgeschrieben. Jeder hat schon mal in irgendeiner Situation unsauber gearbeitet, Mist gebaut oder geschummelt. (Ich rede hier nicht von Betrug oder arglistiger Täuschung, sondern von diesen Dingen, die so mittel-legal sind.) Und, wer will beim nächsten Vorstellungsgespräch darauf angesprochen werden? „Frau X, warum haben Sie eigentlich in der Chemie-Klausur bei Ihrer Banknachbarin abgeschrieben?“ „Herr Y, warum haben Sie in der Seminararbeit zwei Quellen aus dem Internet unerwähnt gelassen?“ „Und, warum haben Sie kürzlich ohne Grund die Mails Ihrer Kollegin durchforstet?“

    Wurde diese Person nicht schon genug damit gestraft, dass sie den Job verloren hat?

    Tut mir leid, aber ich finde dieses moralische Aufplustern einfach nicht gut! Meiner Meinung nach zeugt es von Größe, wenn man sagt: „Hey, du bist auf Jobsuche. Ich weiß, wie schwer sich das für einen Journalisten gestaltet. Ich tu dir den Gefallen!“ Fertig aus. Damit wäre dem Mann gedient. Und sorry, dass die sogenannte Öffentlichkeit jetzt nichts mehr von den grausamen Schandtaten dieses Mannes weiß … so what?!

  44. Wenn im Internet nichts mehr verjährt, was bedeutet das eigentlich für die Kultur des Zusammenlebens in unserer Gesellschaft?
    Wäre Bildblog der Bitte des ehemaligen „Bild“-Journalisten nachgekommen, was ginge damit verloren? Recht? Gerechtigkeit?
    Wie verhält es sich mit „Resozialisierung“ in der virtuellen Welt, die ja nicht abgeschottet von der realen stattfindet?

  45. Passend zum Beitrag auch der Kommentar eines Ostee-Zeitungs-Redakteurs nach der öffentlichen Kritik am Abschreiben bei wikipedia: http://blog.17vier.de/?p=6277&cpage=1#comment-29752 Freie Mitarbeiter der gleichen Zeitung fallen ebenfalls durch seltsame Arbeitsweisen auf: Torsten Heil kann ebenfalls als Plagiator bezeichnet werden (http://blog.17vier.de/?p=11718) und Alexander Müller schreibt in eigener Sache einen Kommentar (http://blog.17vier.de/?p=12806) über sein eigenes Verschulden; einem homophoben Ausfall (http://blog.17vier.de/?p=10799).

  46. ich weiß nicht, ob dieses argument hier schon vorgetragen wurde – ich habe nach 15 (zum teil sehr differenzierten) kommentaren erstmal abgebrochen, weil ich diesen gedanken einfach mal formulieren muss:
    wenn ich das richtig verstehe, hat der ehemalige bildmitarbeiter einen beitrag abgeschrieben – also geistiges eigentum geklaut. ich erfahre nicht mehr über diesen mann. nicht wie alt er ist, ob er damals berufseinsteiger oder langjähriger mitarbeiter war.
    bedenklich finde ich aber, dass seine „tat“ deshalb für verwerflicher gehalten wird, weil er bei dem „lügenblatt bild“ angeheuert hat. wer mal mit jungen kollegen gesprochen hat, die bei bild beispielsweise ein praktikum oder ein volo gemacht haben, weiß auch, wieviel druck auf dieses jungen kollgen ausgeübt wird.
    ich fände es unter dem strich insofern bedenklicher, wenn ein mitarbeiter eines seriösen mediums plagiiert.
    wenn man hier schon mit rechststaatlichen mitteln argumentiert, dann muss es geradzu mildernde umstände geben, wenn jemand der bei bild arbeitet, nicht weiß wie man sich benimmt.

    ich habe in 20 berufsjahren nicht ein einziges mal bewusst plagiiert oder versucht inhalte zu verdrehen oder zu erfinden. das hängt wohl damit zusammen, dass ich mir bereits vor dem berufseinstieg gedanken über journaille gemacht habe (das geht, wenn man mit 12 jahren als schülerzeitungsredakteur anfängt). ich könnte mich also hier mit erhobenem zeigefinger hinstellen und sagen: recht so. hat der kollege doch selber schuld. soll er doch sein zukünftiges berufsleben unter seinem verhalten leiden.
    aber diese art zu denken widerspricht meinem gerechtigkeitsgefühl.
    ja, er hat plagiiert. ja, er hat geld dafür bekommen. ja, andere machen sowas auch nicht.
    aber irgendwann muss auch mal gut sein. und deshalb hätte ich mich in dieser abwägungsfrage anders entschieden und seinen namen aus dem eintrag gelöscht.

  47. Das BILDBLOG zeichnet Verfehlungen der BILD (und mittlerweile auch anderer Medien) auf. Diese Verfehlungen werden von Menschen begangen.

    Ob diese Verfehlungen irgendwelche Auswirkungen auf das Leben der Journalisten haben, ist eine Frage, die sich potenzielle Arbeit- und Auftraggeber stellen müssen. Es ist nicht die Aufgabe von BILDBLOG, hier zu urteilen und gegebenenfalls Fakten (Zuordnung Artikel-Autor) zu unterschlagen.

  48. @53 struwwelpeter

    hier geht es nicht primär um die aufgabe des bildblogs. die wäre nämlich noch immer erfüllt, wenn der entsprechende name geschwärzt würde. auch glaube ich kaum, dass es irgendjemand gibt, der die letzten zwei jahre bildblog nachliest. es würde defacto also auch nichts unterschlagen.
    es geht primär darum, ob es nach zwei jahren nicht an der zeit wäre, diesen eintrag zu löschen, weil ein mensch, der mal bei der bild einen fehler gemacht hat darum bittet.
    stefan niggemeier sieht das wesentlich differenzierter als sie. und ich muss mich sehr wundern, dass es hier manche leute für gerecht halten, dass solch ein kollege sich sein gesamtes zukünftiges berufsleben für einen solchen fehler rechtfertigen muss.
    selbst wenn er rechtskräftig wegen diebstahls geistigen eigentums verurteilt worden wäre (sehr unwahrscheinlich, bei der schwere der schuld), wäre die sache nach zwei jahren bewährung erledigt gewesen.
    insofern hat das internet schon den charakter, menschen auf ewig an den pranger zu stellen. und ob das wirklich wünschenswert ist, wage ich zu bezweifeln.

  49. Muss man nicht bei den *hust* Qualitätsmedien heute von einem anderen Verlauf ausgehen?
    „Hallo Herr X, Sie wollen also bei unserer Zeitung anfangen. Haben Sie schon mal bei anderen abgeschrieben?“ – „Ja, ich hab sogar nen Bildblog-Eintrag.“ – „Ausgezeichnet, Sie sind eingestellt.“

  50. Es steht dem Journalisten ja offen, durch spektakulär gute Einträge den ungünstigen älteren Eintrag im Google-Ranking soweit nach unten zu verschieben, dass er nicht mehr gefunden wird – das Google-Ranking als Fegefeuer.

    Die ewige Hölle wäre es dagegen, wenn der Eintrag immer wieder neu ins Licht der Öffentlichkeit gezerrt würde. Beispielsweise, wenn zu der Rubrik „Im BILDblog vor einem Jahr“ noch andere hinzukämen, „Im BILDblog vor 10 Jahren“, „Was macht eigentlich Sünder x heute?“, „Die spektakulärsten Fälle aus dem BILDblog“, „BILDblog – Das Buch“, „BILDblog – Der Film“, „Das BILDblog-Museum“.

    Im übrigen trifft es keine beliebige Person, sondern einen Menschen, der als Journalist selbst ins Licht der Öffentlichkeit getreten ist, um sich einen Namen zu machen. Wer dort nicht hin will, der soll Privatperson bleiben (und ist durch das Persönlichkeitsrecht vor Veröffentlichungen über Verfehlungen relativ geschützt) oder gleich eine entsprechende Stelle anstreben, bei der Pseudonyme erlaubt sind.

  51. lieber stefan niggemeier. je mehr ich drüber nachdenke, desto mehr komme ich zu dem ergebnis: richtig klasse wäre ihr blogeintrag, wenn im letzten satz das wort „nicht“ gestrichen werden würde.

  52. In #4 ist eigentlich alles gesagt.
    „Verzeihen können“ muss nicht Bildblog, sondern der neue Arbeitgeber des Betroffenen. Der Arbeitgeber hat eigentlich sogar ein gewisses Recht darauf, die Vergangenheit seiner neuen Mitarbeiter zu kennen. Sollte diese öffentliche Springer-Vita gelöscht werden, so verursacht ihr ja quasi einen Schaden bei diesen Auftraggebern. Also so könnte man das auch betrachten …

  53. Nach 30 Jahren im Journalismus finde ich die jakobinische Haltung zumal bei einem Medienjournalisten, der über Medien reflektiert, mehr als problematisch. Lieber Stefan Niggemeier, das Ross ist schon sehr hohl, auf dem Sie reiten und über die angemessene Form der Bestrafung räsonnieren:

    „Ich halte es durchaus in einigen Fällen für richtig, Namen aus kritischen Blog-Einträgen zu löschen — wenn mir die dauerhafte Form der Bestrafung, die damit verbunden sein kann, unangemessen erscheint.“

    Im Übrigen glaube ich nicht an die hier wieder vertretene These 15, sondern daran, dass das Netz vergesslich ist, bzw. von Menschen benutzt wird, die die „Gnade des Vergessens“ (Gottfried Benn) kennen. Ich bin mal für einen Artikel zur Gründung der EFF von den Netizen als „Dümmster Anzunehmender Journalist“ (DAJ) ausgezeichnet worden, verbunden mit der Behauptung, dass ich nie wieder als Journalist ein Bein auf die Erde bekomme. Es hat sich schlicht nicht bewahrheitet, die ewige Verdamnis. –Detlef

  54. Sehr geehrter Herr Niggemeier,

    Sie haben recht, aber es gibt noch einen Aspekt.
    Ist es nicht meistens so, dass Menschen sich ihre Berufe und Arbeitsstellen nicht wunschgenau aussuchen, sondern irgendwo „landen“? Nicht jeder Bild-Mitarbeiter hat sich freiwillig und bei vollem Bewußtsein für die „dunkle Seite“ entschieden. Man macht eine Ausbildung, man bewirbt sich (überall natürlich heutzutage), und ist oft froh, wenn man überhaupt genommen wird. Zunächst hat man dann vielleicht noch moralische Ansprüche an sich, aber wer hat schon immer die Kraft standzuhalten, wenn der Chef sagt: „Das wird bei uns so gemacht!“. Wir hätten Sie alle gern, die wenigsten haben Sie. Auch ich nicht immer. vielleicht nicht einmal Sie…

    Was ich damit sagen will: Menschen tun oft das Böse oder das Falsche, weil sie da reinrutschen und sich mit gewissen Dingen abfinden. Aus Existenzangst, Gruppenzwang, man macht sich selbst was vor… Das ist keine Entschuldigung. Aber ich denke, es ist wichtig, immer daran zu denken, dass der Mensch weit weniger frei „entscheidet“ in seinem Leben, als er gerne möchte, und sich oft verbiegen muß, oder verbiegen zu müssen glaubt, und dass es enorm viel Kraft kosten kann, sich nicht zu verbiegen.

    Nur so ein paar Gedanken. Taten müssen natürlich dennoch verurteilt und angeprangert werden. Aber kein Mensch ist ganz und gar „Bild-Mitarbeiter“, sondern immer nur zum Teil, und vielleicht ist das manchmal einfach der Teil, der schiefgelaufen ist.

  55. @Detlef Borchers: „Die Netizen“ – wer jetzt? Alle? Also, jeder? Oder eine bestimmte Gruppe? Wenn ja, welche? Zwei Typen in einer Kneipenunterhaltung? Drei Typen in einem Usenet-Thread? Und von wem kam die Behauptung mit dem Bein am Boden? Von allen Netizens? Oder einem? Oder den zwei oder drei Typen?

    Hat „das Netz“ das mit dem DAJ wirklich vergessen? Haben die damals Beteiligten das vergessen? Oder ist es nur nicht mehr relevant oder interessant?

  56. Guten Tag!

    Man muss nicht mit allem einverstanden sein, was Herr Niggemeier so schreibt.

    Wenn aber eine zutreffende Tatsache in Verbindung mit einem Namen geschrieben wird, gibt es überhaupt keinen Grund, irgendetwas zu korrigieren oder zu löschen.

    Auch wenn man die Springer-Medien sonst schimpft, verhalten sie sich hier richtig. Jan-Eric Peters hat vor einigen Jahren einen Redakteur der Morgenpost rausgeworfen, weil der eins meiner Interviews 1:1 abgeschrieben, pardon per Copy&Paste übernommen und unter seinem Namen veröffentlicht hat. Der Typ heulte mich am Telefon voll, dass seine Existenz zerstört sei.

    Mitleid hatte ich zu keiner Zeit. Seine Frau wurde dann Redaktionsleiterin einer verdi-Zeitschrift, was nicht verwerflich ist, da es ja den Mann betroffen hat. Der durfte dann aber in genau ebendieser Zeitschrift schreiben, was es dann doch verwerflich macht.

    Und es geht nicht nur Journalisten so, dass sie das Netz grausam finden, weil es so schwer vergisst. In Heddesheim leidet ein Bürgermeister namens Michael Kessler und ganz besonders ein CDU-Gemeinderat namens Dr. Josef Doll darunter, dass immer wieder ihre Namen in Zusammenhang mit Tatsachenbehauptungen auftauchen.

    Dabei ist das doch ganz einfach: Wer sich anständig verhält, muss selten fürchten, dass unliebsame Geschichten im Netz auftauchen.

    Beste Grüße
    Hardy Prothmann

  57. Ich kann mir kaum vorstellen, dass der gute Mann in der Bewerbung die Zeit bei „Bild“ komplett totschweigt, vor allem weil man durchs googlen sicher auch ältere „Bild“-Artikel mit seinem Namen drüber/drunter findet. DAS sollte einem unangenehm sein. Vor allem: Ein Mensch arbeitet bei „Bild“ mit „Bild-Methoden“. So ein Zufall aber auch…
    Dass sein Handeln nun auch bei Bildblog verewigt ist, spielt eigentlich keine Rolle, weil das eigentlich Verwerfliche (die Mitarbeit bei „Bild“) zur genüge dokumentiert ist. Insofern war die Entscheidung der Bildblogger richtig seinen Namen nicht zu löschen.

  58. @Nona, #45:

    („Mir (zumindest) fällt es wesentlich leichter, jemanden neu einzuschätzen und dessen altes Fehlverhalten ausser Acht zu lassen, wenn er bereits bewiesen hat, dass er selbst das hinter sich gelassen hat.“)

    Ich bin ein großer Anhänger vom kategorischen Imperativ des alten Kant. Würde Ihre Ansicht Grundlage eines allgemeinen Gesetzes, müsste jemand nach Strafverbüßung zusätzlich noch beweisen, dass er nun ein besserer Mensch ist, bevor die Gesellschaft ihm eine neue Chance gibt.

    Mir ist das alles hier zu unnachsichtig, zu calvinistisch. Das gilt auch für Stefan Niggemeiers Position – wobei ich es schön finde, dass er seine eigenen Zweifel auch mitteilt.

    Ich hätte an seiner Stelle, wie bereits hier geschrieben, den Namen des Menschen abgekürzt und gut ist.

    Das Leben besteht nicht nur aus Prinzipien(treue). „Bleibense Mensch!“ (Jürgen von Manger)

  59. Schwierig. Fällt sich die Entscheidung leichter mit dem Wissen im Hinterkopf wie gnadenlos die BILD beim Zerstören von Menschen selbst agiert?

  60. @Robert

    Menschen tun oft das Böse oder das Falsche, weil sie da reinrutschen und sich mit gewissen Dingen abfinden.

    Also wenn jemand arbeitslos wird und keine andere Perspektive mehr sieht, als bei der Mafia anzuheuern, dann muss man schon Mitleid mit ihm haben und gnädig sein?

  61. Es gibt einen riesigen Unterschied zwischen
    sich glaubhaft von Fehlern der Vergangenheit distanzieren
    und
    die Spuren von Fehlern der Vergangenheit zu vernichten.

    Im Bewerbungsgespräch kann dieser Mann erklären, warum er für Bild und mit nicht einwandfreien Mitteln gearbeitet hat und wenn er glaubhaft machen kann, dass er dies bereut und nicht mehr tun wird, wünsche ich ihm Glück bei der Jobsuche.

    Die Spuren unmoralischen Verhaltens und der begangenen Normbrüche einfach zu vernichten, setzt ja gar keine Auseinandersetzung und Reue voraus und ist darum sehr kontraproduktiv.

    Normbrüche zu sanktionieren ist wichtig, Fehler bei Reue zu verzeihen auch. Spuren von Fehlern zu vernichten hat nichts mit beiden zu tun.

    Sehr gelungene Auseinandersetzung mit diesem schwierigen Thema, übrigens. Auch die richtigen Schlussfolgerungen, denke ich.

  62. @gunnar

    der hat nicht bei der mafia angeheuert. er hat bei der bild plagiiert und das ganze ist zwei jahre her. aber macht mal schön so weiter, setzt die bild mit der mafia gleich, am besten plagiieren mit mord und gebt ihm lebenslänglich. einige von den kommentatoren hier scheinen rund 500 jahre alt zu sein oder könnten gut den justizminister im iran geben.

  63. Ich bin großer Fan des Vergebens, und ich bin froh, dass ich diese Entscheidung nicht treffen muss. Spontan kommt mir u.a. der folgende Gedanke in den Kopf, dessen Umsetzbarkeit ich aber noch nicht zuende gedacht habe…

    Der ehemalige Bildreporter hat unzweifelhaft Mist gebaut – geschenkt; Jung, Geld, wissen’s schon….
    Umgekehrt hat er es aber doch auch in der Hand, durch aktuelle Artikel in einem selbstgewählten Medium seinen jetzigen Ruf zu prägen. Und dadurch die alten Geschichten bei einem potentiellen Arbeitgeber zu relativieren.
    Eine Bitte an Bildblog, den alten Artikel mit Links auf diese neue Seite seiner selbst zu updaten wäre irgendwie auch ein Zeichen dafür, dass da jemand seine Vergangenheit reflektiert.
    Natürlich schreibe ich das aus einer sicheren Einkommensposition heraus, kann also gegebenenfalls gar nicht nachvollziehen wie verzweifelt dieser Reporter einen Job sucht. Wie gesagt, ich bin froh diese Entscheidung nicht treffen zu müssen.

  64. Ein kurzer Einwand zu dem Argument:
    Das ist lange her, hatte damals einen Zweck erfüllt, aber heute liest den Eintrag keiner mehr ausser Leute die den Journalisten googeln (z.B. #24):

    In meiner Wahrnehmung hat Bildblog da den grössten Effekt, wo ein Satz steht wie „aber das ist ja nicht das erste Mal“ und jedes Wort ist mit einem anderen Link unterlegt.
    So wird es klar, wenn Dinge System haben und nicht das eine Mal aus Versehen ins Blatt gerutscht sind.

  65. Ein wirklich schöner und vielschichtiger Text. Und doch drängt sich am Ende die Frage auf, ob das komplette Erfinden (oder – um exakt zu bleiben – der erhebliche Verdacht dessen) von ganzen Personen und deren Zeugenaussagen nicht ein erheblich schwerwiegenderer Verstoß als das einmalige(?) Abschreiben einer Pressemeldung ist und dass entsprechend mit zweiererlei Maß gemessen wurde.

    Man man entgegnen, dass beim Entscheidungsprozess für oder gegen das Löschen selbstverständlich auch persönliche Motive wie Bekanntschaften eine Rollen spielen. So es denn so ist, ergibt sich aber die Schlussfolgerung, dass der oben erwähnte Bildredakteur eben nicht NUR aufgrund einer theoretischen Überlegung bzgl. des Umgangs mit Verfehlungen weiterhin im Internet stehen bleibt. Sondern letztendlich auch aufgrund persönlicher Motive.

  66. @ 73 marc

    genau der gedanke kam mir auch in den kopf. aber der lustige erfinder hat ja nicht für bild gearbeitet. und das macht sein verhalten natürlich viiiieeeel viel ehrenwerter.

  67. @Hardy Prothmann

    Dabei ist das doch ganz einfach: Wer sich anständig verhält, muss selten fürchten, dass unliebsame Geschichten im Netz auftauchen.

    Obwohl ich sonst einiges von dem voll unterschreiben kann, was Sie da kommentieren, geht das nun eigentlich wieder geht am Kern der Sache vorbei. Vor allem, wer definiert denn anständig ist und was nicht?

    Eine Einzelfallentscheidung ist wohl oder übel unumgänglich. Hier sieht es mir in allen genannten Fällen stark danach aus, dass den betroffenen Herrschaften jegliches Gespür dafür abgeht, wo denn genau das Problem liegt. Und da sehe ich dann den Überbringer des schlechten Leumundes nicht wirklich in irgendeiner Pflicht. Moralisch, juristisch oder sonstwie.

  68. Das ist eigentlich nur bedingt ein Internet-Thema. Ich habe z.B. vor einigen Jahren in einem Buch eine miese kleine Hetzkampagne des Kölner Express beschrieben und die Reporterin namentlich genannt. Das Buch ist immer noch in den Regalen, und der Name steht immer noch drin. Ich komme mir deswegen kein bisschen schlecht vor.

    Der Unterschied besteht wohl höchstens darin, dass man jetzt durch Google solche Peinlichkeiten sofort aufstöbern kann, während der potentielle neue Arbeitgeber früher vielleicht erstmal noch lang und breit mit früheren Arbeitebern und Kollegen gesprochen hat. Dabei wäre das dann auch rausgekommen. Wie hätte man das verhindern sollen?

    Man kann die Vergangenheit nicht tilgen, jeder Versuch ist einfach nur idiotisch. Tatsächlich bin ich der Meinung, dass dies eine positive Entwicklung ist. Journalisten müssen aufpassen, dass sie gescheite Arbeit abliefern, denn sonst schadet das der Karriere. So und nur so sollte es auch sein!

  69. @olfinger

    Für die mediale Hinrichtung durch die „Bild“ gibt es hunderte Belege. Witwenschütteln, unzählige Vorverurteilungen mit Fotos und noch mehr schamlose Lügen.
    Das mag für Sie alles nicht schlimm sein, für die Betroffenen ist es das aber mit Sicherheit (und in meinem subjektiven von der Mafia nicht so weit weg).

  70. Aber warum sollten ausgerechnet Menschen, die sich dafür entschieden haben, für ein skrupelloses Lügenblatt wie „Bild” zu arbeiten, besondere Rücksichtnahme bekommen, wenn sich das im Nachhinein als nicht in jeder Hinsicht karrierefördernd herausstellt?

    möglicherweise um eine Familie zu ernähren…

    zeig ein herz :p

  71. Das Argument „Die BILD-Zeitung macht es ja genau so“ sollte für einen Kreis von Menschen, der die BILD-Zeitung kritisiert, höchstgradig ungültig sein.

  72. @Detlef Borchers: Vielleicht haben Sie das missverstanden. Es geht nicht darum, Artikel „als Bestrafung“ zu schreiben und „als Bestrafung“ nicht zu löschen. Es geht darum, dass es für den Betroffenen eine Strafe sein kann, wenn ein bestimmter Artikel online ist und dass der Verantwortliche für die Seite sich dann überlegen muss, ob das angemessen ist.

    Es geht nicht darum, sich eine bestimmte Rolle anzumaßen oder sich auf ein hohes Ross zu setzen. Ich behaupte auch keineswegs, zu wissen, was das jeweils richtige Urteil ist. Aber die Entscheidung über Löschen oder Nichtlöschen nimmt mir nun mal niemand ab.

  73. Und was wäre schlimm daran gewesen, der Bitte des Autors einfach zu entsprechend und den Artikel zu entfernen? Die Diskussion um der Diskussion Willen?

    Da hat der zweite Autor schon recht und die Frage sollten wir uns alle stellen: würden wir nicht genauso in der Situation hoffen, alte, längst nicht mehr relevante Einträge löschen zu können?

  74. Das entscheidende Wort ist für mich „Verantwortung“, wie Stefan Niggemeier zurecht schreibt: Der Herr von der BILD-Zeitung bekommt durch den Bildblog-Beitrag jetzt die Möglichkeit, im Bewerbungsgespräch Verantwortung für sein Tun zu übernehmen. Dass er das subjektiv als „existenzgefährdend“ empfindet, ändert nichts am positiven Effekt im moralischen Sinne.

    Im übrigen bezweifle ich, dass der Ex-Bild-Mitarbeiter die Ethik-Diskussionen hier nachvollziehen könnte – er reduziert das Thema ja bereits wie oben erwähnt auf seinen wirtschaftlichen Schaden. Und das sagt alles über seine Denkweise aus.

  75. Ich kann #13 und #49 nur zustimmen. Man (Bildblog) nimmt sich hier ein Recht heraus, dass wohl kaum einer gerne jemandem anders zugestehen möchte: Informationen über Verfehlungen eines einzelnen jedem anderen auf einfachste Weise zugänglich zu machen.

    Es ist ein Unterschied, ob die Informationen „irgendwo“ in einem „Zeitungskeller“ liegen, oder ob sie mit einem Klick bei einer Suchmaschine zu finden sind. Letzteres wird nämlich ständig getan, im Gegensatz zu Recherchen in dunklen Archiven. Auf dem Weg in eine „Internet-Gesellschaft“ sind das Diskussionen, die geführt werden müssen – wie vertretbar ist es, jemanden dauerhaft vorzuführen? Worum geht es – um Menschen, oder um das Prinzip der nicht verjährenden Verwerflichkeit? Muss jemand, der für die Bildzeitung arbeitet, sein Leben lang damit rechnen, am Pranger zu stehen, weil er es ja hätte vorher wissen müssen? Was ist mit anderen Klatschzeitungen – muss ich in Jugendjahren schon alle Weltweisheit aufgebaut haben, um mich nicht in den falshcen Kreisen zu bewegen?

    Oder konkreter hier: Was ist, wenn der Autor gar nicht wirklich der Verantwortliche war, sondern nur sein Name da stand? Wo zieht man da die Grenze, und vor allem: Warum sollte es Bildblog und/oder SN sein, der diese Entscheidung in Selbstherrlichkeit fällt?

    Und bei solchen Aussagen:

    „Es geht nicht darum, dass Menschen keine Fehler machen dürfen oder ihr Leben lang unter Jugendsünden leiden sollen. Es geht auch nicht um einen allumfassenden Pranger. Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen für das eigene Tun — ganz besonders, wenn dieses Tun, wie bei Journalisten, in der Öffentlichkeit und genau genommen sogar für die Öffentlichkeit geschieht.“

    … werden aber die Punkte 1) und 2) eben durchgeführt unter dem mMn scheinheiligen Argument der „Erziehung“. Jeder paarundzwanzigjährige Frisch-Journalist hat sich gefälligst an sämtliche vorstellbaren Ethikrichtlinien zu halten, ansonsten möge es ihm bis an sein Grab vorgehalten werden. Papa Bildblog?

    Menschen machen Fehler und lernen daraus. Hätte ich als Kind beim Böller klauen nicht eins auf die Finger bekommen, würde ich es vielleicht heute tun – daher freue ich mich drüber, dass ich es getan hab. Trotzdem möchte ich das nicht unbedingt in jedes Bewerbungsgespräch tragen – schon gar nicht möchte ich, dass es ohne mein Wissen, ohne meine Zustimmung, ohne auch nur die Möglichkeit der Anhörung meinerseits dort hingetragen wird. Genau dies kann aber dem hier genannten Journalisten passieren, und das ist mMn inakzeptabel.

  76. Es ist tatsächlich der ganz normale und stets empfohleme erste Schritt beim „Online Reputation Management“ (ORM), dass man zunächst den Blogbetreiber anschreibt und versucht, sich mit ihm wie auch immer geartet zu einigen. Also: Versuchen, den unliebsamen Eintrag löschen zu lassen oder den Vorwurf zu entkräften, oder aber die eigene Sicht der Dinge darlegen.
    Zweiter Schritt des ORM wäre, eine eigene Gegendarstellung zu schreiben.
    Die „hohe Kunst“ des ORM wäre allerdings, positive Einträge über sich selbst per Suchmaschinenoptimierung in den Rankinglisten der Suchmaschinen so weit oben zu platzieren, dass sie die negativen Einträge verdrängen. Dumm nur, wenn es keine positiven Einträge zu vermelden gibt…

    Das Problem ist ja: Das Internet vergisst NIE. Leider auch nicht die dümmsten Fehltritte, die blödesten Kommentare, die unschönsten Artikel, die peinlichsten Fotos. Natürlich hat jeder das Recht, zu versuchen, im Netz seinen „guten Ruf“ wieder her zu stellen. Doch ist dies – zum Glück – zwecklos, solange man im echte Leben einen miserablen hat. Warum also sollte sich ein Blogbetreiber nun seinerseits aktiv daran beteiligen, jemandem einen unverdient guten Ruf zu verschaffen?

  77. @Roland

    Ich glaube, Sie verwechseln hier die Akteure. Nicht Papa Bildblog entscheidet. Sondern der potentielle Auftraggeber bzw. der Betreffende selbst bzw. sein Umgang mit den „Jugendsünden“.

    Kann mir keiner erzählen, dass der keinen Job kriegt, weil im Bildblog steht, er hätte Bonbons geklaut.

  78. Irgendwann ist auch das BILDBlog weg oder mangels Updates und Verlinkung nicht mehr in den relevanten Suchergebnissen. Das Netz vergisst prima. Das Netz des vorletzten Jahrzehnts z.B. ist schon zu einem guten Teil wegvergessen.

    Ansonsten halte ich’s mit Kristian Köhntopp: „Als Gesellschaft müssen wir lernen, daß wir alle als Personen nicht perfekt sind, und daß wir alle uns entwickeln – alte Informationen, die sich über uns im Netz immer finden lassen werden, spiegeln einen alten Stand von uns wieder, den wir hinter uns gelassen haben. Wir müssen das Netz nicht lehren zu vergessen, sondern wir müssen uns selbst lehren zu vergeben.“

    Dem mag ich nichts hinzufügen.

  79. „Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen für das eigene Tun — ganz besonders, wenn dieses Tun, wie bei Journalisten, in der Öffentlichkeit und genau genommen sogar für die Öffentlichkeit geschieht.“ !!!

  80. Ein Böller-Klau eines KIndes mit dem beschriebenen Journalistenfehler zu verlgeichen ist blödsinnig, weil es überhaupt nicht existenzgefährdent ist, selbst wenn das Thema in einem Bewerbungsgespräch sein sollte. Also bitte.

  81. Ich hätte den Namen gekürzt und dies kenntlich gemacht. Dem Mann wäre geholfen, und die paar versprengten Heute-noch-Leser würden dies dem solcherart pseudonymisierten Herren bei der Lektüre des Alt-Artikels sicher ohnehin nicht positiv anrechnen (denn ja, man ist lebenslang für sein Handeln verantwortlich, dafür aber nicht auch in jedem Fall lebenslang verantwortlich zu machen).

  82. Menschen entwickeln sich mit der Zeit weiter, vergeben heißt unter Menschen auch, nach einiger Zeit vergessen zu können.

    Das alles kann und tut der Google Cache nicht; ich finde, man sollte auf eine solche Bitte reagieren, wenn eine angemessene Zeit bereits verstrichen ist. Ich finde euer Verhalten unmöglich und eure Ziele von damals habt ihr ja bereits erreicht, also was wollt ihr denn noch, außer jetzt noch einmal damit Publicity zu erzeugen?

    Ich bin hier seit Jahren begeisteter Leser, aber das jetzt ist echt mal eine so ganz andere Seite, die aufzeigt, dass auch euch mittlerweile wohl zu viel Macht zuteil geworden ist.

  83. Wie hält’s der ehemalige „B**d“-Schreiber denn mit Reichweiten?
    Bei „B**d“ haben’s 10 Mio. oder so Menschen gelesen, bei „b**d.de“ noch mehr, da war’s OK – aber bei bildblog.de, die Kritik, nein, das muss nicht sein, auch, wenn es nur drei (in Worten: drei) Entscheider beim Bewerbungsgespräch interressieren könnte?
    Sobald „B**d“ und „b**d.de“ die Artikel zu „Florida-Rolf“ offline nehmen und final löschen, damit „Florida-Rolf“ eine Chance im nächsten Berufsleben bekommt: Sprechen wir uns dann nochmal wieder?
    *Disclaimer: Beide Personen („B**d“-Schreiber wie „Florida-Rolf“) haben vermutlich nix miteinander zu tun – aber wo ist der Unterschied?

  84. Vollkommen richtige Entscheidung, Herr Niggemeier! Lassen Sie sich von den christlich empfindenden Kommentatoren hier nicht kirre machen. Sie würden Ihre jahrelange verdienstvolle Arbeit selber ad absurdum führen, damit ein Sudler weiter sudeln kann. Sie würden letztlich Ihre eigene Existenz zerstören. Es würde der Eindruck entstehen, dass diese ganze Presse-Bande eben doch zusammen hält, wenn es mal hart auf hart geht. Solange es so ist, dass ehemalige Reporter dieser Kulturschande überhaupt noch zu Vorstellungsgesprächen eingeladen werden, ist diese Ihre Arbeit noch nicht vollendet.

    Diese Episode scheint mir hervorragend zu passen zu den Versuchen des Springer Verlags, seine eigene Vergangenheit umzulügen, indem er (es ist ein paar Jahre her) ein „Archiv“ ins Netz stellte, das seine Unschuld bei der Hetze gegen die Studenten Ende der 60er Jahre erweisen sollte. Was dahinter steht, ist die Haltung: was historische Wahrheit ist, bestimmen wir!

    Die Existenz dieses „Opfers“ ist nicht überhaupt nicht zerstört, wieso denn?: wer arbeiten will, der kriegt auch Arbeit. Oder er kann es ja einfach so machen wie Florida Rolf.

    @ thomas hackenberg, #50

    „Wäre Bildblog der Bitte des ehemaligen „Bild“-Journalisten nachgekommen, was ginge damit verloren? Recht? Gerechtigkeit?“

    Sie sagen es, Herr Hackenberg: Recht und Gerechtigkeit. Ach Gottchen, wie kitschig, was? Dabei ist doch eh schon alles wurscht (wurscht wie die Grammatik), was?

    Was wäre denn im umgekehrten Fall? Mein Name wäre irgendwie in dem Drecksblatt gelandet und ich würde dann Bittbriefe an dieses schreiben, doch bitte diese(n) Artikel aus dem Archiv zu löschen?

    Jeden Tag haben Millionen Arbeitslose bei ihren Vorstellungsgesprächen unter der Hetze zu leiden, die von diesem Blatt gegen sie angezettelt wird.

    Max Goldt soll gesagt haben:
    “Diese Zeitung ist ein Organ der Niedertracht. Es ist falsch, sie zu lesen. Jemand, der zu dieser Zeitung beiträgt, ist gesellschaftlich absolut inakzeptabel. Es wäre verfehlt, zu einem ihrer Redakteure freundlich oder auch nur höflich zu sein. Man muß so unfreundlich zu ihnen sein, wie es das Gesetz gerade noch zuläßt. Es sind schlechte Menschen, die Falsches tun.”

    Es wird nicht herumgefingert an Archiven. Alles andere ist 1984.

  85. Kann mir keiner erzählen, dass der keinen Job kriegt, weil im Bildblog steht, er hätte Bonbons geklaut.

    Das ist der Punkt. Es geht hier mutmaßlich nur um Eitelkeiten und falsche Annahmen eines ehemaligen „Bild“-Mitarbeiters. Wenn er den Job nicht bekommt, dann weil er für „Bild“ gearbeitet hat, oder aus irgendwelchen anderen Gründen und nicht weils im Bildblog steht. Es würde sich also nichts ändern, wenn Stefan den Namen löschen würde.

  86. Ich kann diesen Artikel sehr gut nachvollziehen. Zum einen, weil ich als Betreiber des Forums CITV.NL ebenfalls Anfragen bezüglich der Löschung von Beiträgen, ja sogar ganze Threads von ehemaligen Mitarbeitern bekommen habe, die seinerzeit aktiv an der Produktion von Call-In-Sendungen beteiligt waren, weil Sie diese moderiert haben, und nun, nachdem sie eine gewisse Zeit „raus“ aus diesem „Geschäft“ sind, mich persönlich oder via eMailanfrage darum bitten, Ihren Namen aus dem Forum zu löschen, da Sie bei Bewerbungsgesprächen immer wieder auf dieses Thema angesprochen werden.

    Jedoch sehen auch diese Anfragen jener Personen sehr unterschiedlich aus, so daß auch meine Entscheidungen, dem Wunsch zu entsprechen, unterschiedlich ausfallen. Fragt man mich beispielsweise höflich, ob es möglich wäre, entsprechende Passagen, Beiträge oder gar ganze Threads irgendwie in der Versenkung verschwinden lassen zu können – und liefert man mir dann auch noch, ohne je danach gefragt zu haben, einen guten und plausiblen Grund, warum ich dies tun sollte, so sieht meine Entscheidung natürlich ganz anders aus, als wenn man mir schon im ersten Satz damit droht, mich zu verklagen, sollten die genannten und aufgezählten Passagen nicht innerhalb von x Tagen gelöscht sein. Ich habe kein Problem damit, wenn man mir erzählt, daß man damals mit jenem Job zwar gutes Geld verdient habe, andererseits jedoch auch ganz genau wusste, was man dort tut, heute aber eben bereuen würde und man nun eben versuchen würde, diese Vergangenheit dort zu löschen, wo es möglich ist, und, und das ist ganz wichtig dabei, man mir dabei die Entscheidung überlassen würde, ob ich der Bitte nachkomme.

    Wenn man mir aber vorwürft, ich wäre Schuld daran, daß durch die Protokollführung und das dokumentieren via Mitschnitte der Fehltritte jener Personen, dieser nun im Nachhinein ein materieller Schaden entstanden sei, da ein neuer potenzieller Kunde von einem Auftrag zurücktritt und jene Person nicht mehr als Produzent bucht, da kann ich leider nur ungläubig mit dem Kopf schütteln und die Person fragen, ob das Ihr voller Ernst sei. Und wenn diese Person dann auch im weiteren eMailverkehr verlautbaren lässt, das auf Grund meiner Berichterstattung und meiner Veröffentlichung von Sendungsmitschnitten seiner Person dieser Kunde ein völlig falsches Bild von jenem „Produzent“ erhält, dann bleibt mir doch nichts anderes übrig, als mich entspannt zurückzulehnen und dieser Person mitzuteilen, daß ich jederzeit bereit bin, es auf eine Klage ankommen zu lassen und ihn freundlich darauf hinzuweisen, das jene Mitschnitte nur das zeigen, was jener Moderator zu dieser Zeit skrupellos bereit war zu tun und das nicht ich es bin, der sich dafür zu rechtfertigen hat, daß er jene Mitschnitte „online“ gestellt hat, sondern daß er es ist, der sich dafür rechtfertigen muss, diese Dinge „früher“ einmal getan zu haben und vielleicht auch heute noch so tut. Zwar folgten danach noch weitere Mails, doch Konsequenzen, in welcher Hinsicht auch immer, blieben bis heute aus.

    Und dennoch gäbe ich bei gewissen Personen niemals kleinbei – und sei die Anfrage dabei noch so höflich formuliert oder die Argumentation, warum das Material über sie gelöscht werden sollte, noch so überzeugend formuliert. Denn diese Personen haben im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte so gehandelt, wie sie gehandelt haben. Und ich bin der Überzeugung, das diese Personen auch genau darüber Bescheid wussten, was da so getrieben wurde, egal ob im Vorfeld oder hinter den Kulissen. Hier würde ich mich bis auf’s Letzte gegen eine Löschung jener Dokumentation, oder wie immer man dies nennen mag, wehren. Dann sollen Sie klagen, wenn Sie bereit dazu sind, so weit zu gehen und jederzeit damit rechnen müssen, sich eines Tages doch noch erklären zu müssen, warum Sie trotz besseren Wissens so gehandelt haben, wie Sie gehandelt haben.

    Wie gesagt: es ist eben nicht ganz so einfach, solche Entscheidungen zu treffen. Zum einen kommt es darauf an, wie der entsprechende Einzelfall aussieht, um den es geht, zum Anderen: wie es in den Wald hineinschallt, so schallt es zurück. Begegnet man mir mit einem gewissen Respekt und Höflichkeit bei der Anfrage, so sind die Chancen größer, daß dieser entsprochen wird, als wenn man es von Anfang an mit der Holzhammermethode versucht.

    Im Grossen und Ganzen bin ich jedoch der Meinung, daß jeder genau und zu jeder Zeit weiss, was er tut und worauf er sich dabei einlässt. Von daher kann mir später niemand erzählen, er hätte nicht gewusst, was er/sie da tat. Und ganz besonders niemand, der mal für die BILD oder einen Call-In-Sender gearbeitet hat.

  87. Ich muss ja z.B. auch das eine Jahr Arbeitslosigkeit rechtfertigen, und es gibt schon einige Strategien die man in diversen Bewerbungsgesprächen anwenden kann um dieses eine Jahr etwas erträglicher zu machen. Man!

  88. @olfinger, #70

    der hat nicht bei der mafia angeheuert. er hat bei der bild plagiiert und das ganze ist zwei jahre her. aber macht mal schön so weiter, setzt die bild mit der mafia gleich, am besten plagiieren mit mord und gebt ihm lebenslänglich. einige von den kommentatoren hier scheinen rund 500 jahre alt zu sein oder könnten gut den justizminister im iran geben.

    [wut]Bild mit der Mafia gleichzusetzen ist eigentlich viel zu harmlos. Dieses Schmieren- und Tittenblatt macht Menschen fertig und wird dafür noch nicht einmal von der echten Justiz behelligt. Es unterwandert demoktratische und ethische Normen unserer Gesellschaft. Das werde ich niemals gutheissen.[/wut]

    So … nachdem der Dampf jetzt draußen ist, möchte ich zum Blogeintrag sagen, dass ich Ihn sehr ausgewogen und dem Problem entsprechend differenziert finde. Ich hätte wohl weniger Skrupel, die Namen von Journalisten in solchen Blogs nicht zu „schwärzen“.

    Vergeben können andere …

    Gruß
    JensE

  89. Es besteht immer noch die Möglichkeit per noindex-tag für die Seite ein Google Verbot zu erlassen.

  90. Es ist doch eigentlich ganz einfach zu entscheiden, ob man den Klarnamen auf Bitten des Delinquenten entfernt oder nicht: Man vergleicht das Interesse der Öffentlichkeit, die guten Journalismus haben und korrekt informiert sein möchte, mit dem Interesse des Journalisten, der offenbar um seine Existenz kämpft. Nach 3 Jahren wird kein Mensch bei Verstand sich für einen abgeschriebenen Bild-Artikel interessieren. Insofern ist es unverhältnismäßig, den Namen des Sünders weiter zu verbreiten. Wenn er völlig verzweifelt freundlich um eine Unkenntlichmachung bittet, finde ich, gebietet es der Anstand, diesem Wunsch zu entsprechen. Oder auch die betreffende Seite aus den Indexen auszuschließen.

    Aus dem SEO-Erfolg, weit oben bei Google gelistet zu sein, ergibt sich meiner Meinung nach eine Verantwortung des Bloggers. Google macht nämlich den Fehler, die Relevanz einer Seite daran zu bemessen, auf welcher Domain sie liegt. Das Alter der Information spielt im Vergleich dazu eine untergeordnete Rolle. So erscheinen Ergebnisse weit oben, die defacto äußerst irrelevant geworden sind – wie im oben beschriebenen Fall. All das ist kein Grund, abzuheben und über Begnadigung rumzuphilosophieren, sondern schlicht ein technisches Problem.

    Wie auch immer… Mit der Macht der hohen Google-Position wurde gerade hier schon immer gerne gespielt. Irgendwelche prominente und unprominente Namen wurden gerne und ohne Not in den HTML-Titel geholt, um den Betreffenden für immer in die Google-Seite1-Hölle zu schicken. So habe ich das zumindest immer verstanden.

    Naja, ich kann nur auch nochmal sagen: Fehler und Sich-Ändern gehören immanent zum Menschsein dazu. Jemandem, der z.B. Dschungelcamp-PMs abschreibt, würde ich nicht aus irgendwelchen Streber-Gründen auf ewig die Zukunft verbauen wollen.

  91. Im Presserecht gibt es so etwas wie „ein Recht auf vergessen“, das Straftäter davor schützen soll für immer und ewig mit ihren Taten konfrontiert zu werden. Ich habe von einem Fall gelesen, in dem ein wegen eines Sexualdelikts verurteilter Beamter erfolgreich dagegen geklagt hat, dass Jahre später im Zusammenhang mit seiner geplanten Beförderung über die alte Geschichte berichtet wird.
    Ich finde was für einen Sexualtäter gilt sollte auch ein ehemaliger Bild-Mitarbeiter in Anspruch nehmen können.

  92. Mir ging es so, als wäre der BILDBlog und mit ihm auch die Gemeinde, die für die gleiche Idee eintritt, vor einer schwierigen Frage gelandet, die einer tiefgehenden Diskussion und einer vernünftigen Abwägung bedurfte.

    Stattdessen musste ich feststellen, dass ich lediglich ein christlicher Kommentator bin, der den armen Herr Niggemeier kirre zu machen versucht.

    Damit muss ich dann wohl leben…

  93. Das ist ja leider kein Einzelfall. Ich kenne da mehrere Beispiele. Aber es handelt sich da ja in der Regel um freie Mitarbeiter, Volontäre, Praktikanten oder Berufsanfänger. Weil Festangestellte kann man ja nicht so einfach feuern.

    Aber das scheint ja ein Anliegen hier/Bildblog zu sein: Die Arbeit von anderen Menschen schlecht zu machen und deren Ruin zu erwirken. Kai Diekamnn & Co. werden sicher gut bezahlt, und können den Schmutz aushalten. Aber halt Schade um die „kleinen Leute“ die in Zeiten der finanziellen Krise von Verlagen versuchen ihre Rechnungen selber zu bezahlen, anstatt wie die vermutlich viele der Autoren hier von Transferleistung zu leben.

    Da könnte auch noch so lange Rechtfertigungsarien geschrieben werden. In erste Konsequenz ist der niedrige Beschäftigte der unter enormen Druck Artikel in Rekordzeit abliefert der Dumme, wenn er oftmals kleine Fehler macht. Herzlichen Glückwunsch. Aber halt selber Schuld.

  94. Ich könnte mich nicht daran aufgeilen dabei zuzusehen wie ein Mensch keine Arbeit mehr bekommt und somit seine Familie nicht mehr ernähren kann. Was können die Kids dafür? Ganz schwache Leistung…

  95. @ „Upton Sinclair“ (107):
    Der Druck, unter dem Sie zu stehen scheinen: Wodurch entsteht der? Durch Ihre Auftraggeber (die „niedrig Beschäftigte“… öhm: „beschäftigen“), oder durch Kommentatore in diesem Blog?

  96. @ Kommentator: Wie haben Sie es geschafft, dem Druck Geld zu verdienen um Essen, Miete, Steuern und Sozialabgaben zu bezahlen zu entkommen? Reiche Eltern, Hartz4, einfach Glück oder noch nicht Volljährig?

  97. Mich würde mal interessieren, wie die Meinungen hier ausfallen würden, wenn man Niggermeier durch die Gauck-Behörde ersetzt, und den Redakteur durch einen Stasi-IM.

  98. Irgendwie haben Sie recht, irgendwie aber auch nicht …

    Ich schreibe mal aus eigener Erfahrung: Ich habe früher viel für Springer gearbeitet. Zumeist frei, teilweise auch als fester freier. Darunter war auch: Bild. Wenn auch nur kurz (dazu am Ende mehr).

    Die altgedienten Redakteure dort waren eine sehr nette Mannschaft, die einem auch mal beiseite standen und halfen wo es ging. Das betraf alle Redaktionen bei Springer in Hamburg. Geändert hat sich das schlagartig als Mathias Döpfner in den Vorstand berufen wurde. Es herrschte bei vielen Kollegen eigentlich nur noch Panik. Altgediente Kollegen wurden regelrecht gemobbt, das Damoklesschwert „Umzug von Hamburg nach Berlin“ schwebte über vielen Köpfen, die lange dabei waren und die sich – ein paar Jahre vor der Rente – erst einmal ihr Eigenheim, ihre sozialen Kontakte und gegebenenfalls auch ihre Familie von der Backe hätten schmieren können. Einige haben es nicht mitgemacht und sind in Rente gegangen (Beispielhaft ein langgedienter CvD, der noch über zwei Jahre Überstunden abfeiern durfte vor seinem Ruhestand).

    Dann kamen die Kumpel von Döpfner ans Ruder und haben aus dem ganzen Laden nichts weiter als eine Wertschöpfungskette gemacht. Honorare wurden gekürzt, Tagespauschalen eingedampft, Stellen gestrichen. Sogar den Anzeigenvertretern wurden die Provisionen gekürzt. Der Hammer kam, als es systematisch anfing, die bis dahin recht erfolgreiche WELT-Hamburg seitenmäßig runterzukastrieren, damit sie dem Abendblatt keine Konkurrenz mehr machen kann. Da wurden aus ehemals 12 bis 16 Seiten Hamburger Regionalseiten nur noch acht. Folge: Die Anzeigenvertreter hatten keinen Platz mehr für Inserenten, die Käufer am Kiosk wussten nicht mehr, was sie mit dem Ding sollten und das Abendblatt hat das dann „aufgefangen“. Auch so kann man seine Interessen durchsetzen. Über die Stellenstreichungen hatte ich schon geschrieben? Gut, dann vielleicht noch soviel: Ein Redakteur, der auf Tagespauschale als Freier lange Jahre gute Arbeit ablieferte, durfte zuhause bleiben – obwohl jeder wusste, dass er eine schwerkranke Frau daheim hatte und er selbst – weil immer frei gearbeitet – keine große Rente erwarten durfte.

    Solche Begebenheiten haben alles, was ich bis circa 2002 im Springer-Verlag an sozialer Verantwortung gegenüber Mitarbeitern kannte, auf den Kopf gestellt. Und das alles unter der Prämisse: Friss oder stirb. (Und bitte glauben Sie mir: Springer war früher tatsächlich mal ein gegenüber seinen Mitarbeitern sehr sozialer Laden!). Es gab übrigens auch Kollegen, die haben sich – als die Hannover-, Köln- und München-Ausgaben in Hamburg produziert wurden – eine Zweitwohnung genommen und auf ihre Familie verzichtet.

    Ich selbst hatte dann ein kurzweiliges Intermezzo bei der Bild, wie ich anfangs schrieb. Das endete nach wenigen Wochen mit Stress, Schlaflosigkeit und einem körperlichen Zusammenbruch. Und das nicht, weil ich ein besonderes Sensibelchen bin, sondern weil mich der Ton, der Umgang und das, was „hinten rauskam“ ankotzte. Für die gigantische Tagespauschale von 150 Euro + MwSt, falls es jemand interessiert. Nur brauchte auch ich dringend einen Job.

    So ging (und geht es wahrscheinlich) vielen. Es gibt Namen, da bekomme ich heute noch fast Prusteln auf den Händen. Und ich möchte nicht in der Haut der Kollegen stecken, die mit den Leuten noch zu tun haben. Der Druck, der dort gegenüber Journalisten und Grafikern aufgebaut wird, ist nicht gerade einfach – und vielleicht lacht auch der eine oder andere, weil er denkt: „wenn du wüsstest…“. Aber das kann man auch ganz locker sagen, wenn man weder Familie noch sonstige Verpflichtungen hat. Wie der Markt so generell für Journalisten aussieht, wissen Sie bestimmt …

    Die Journalisten (auch die, die beim Witwenschütteln im Irak an den Arsch gekriegt wurden) sind da das vorletzte Glied in der Kette (das letzte sind die Grafiker, die dürfen jede Seite am Abend drei bis vier Mal umbauen. Und das bitte zack zack). Die Redakteure werden da fast schon gezwungen, irgendeine Scheiße zu schreiben, damit sich die Seiten füllen lassen und das Umfeld für den Anzeigenkunden stimmt. Ob es stimmt, ist ja sowieso egal (Korrektoren gibt es eh nicht mehr, wenn meine Infos noch richtig sind. Außer im Sport-Ressort).

    Ob man da jemand der Karrieregeilheit bezichtigen kann, daran habe ich meine Zweifel. Und ich glaube, dass jemand, der mal „irgendeinen Unsinn“ in der Bild hatte, sich heute noch dafür schämt, wenn er mal später drüber nachdenkt.

    Der Fisch stinkt immer vom Kopf, heißt es so schön. Und damit sind wir bei denen, die die tägliche Scheiße, die in Bild steht, tatsächlich auf dem Gewissen haben: Döpfner, Diekmann und die jeweiligen regionalen Chefredakteure und ihre Stellvertreter, die sich in ihren Glaskästen bei Zigarettchen und Likör (kein Scheiß: habe ich so erlebt) irgendeinen Rotz aus den Fingern saugen, ihn dann irgendeinen Willi schreiben lassen und dessen Name dann drunter steht. Nur der Willi, der wird dann halt entlassen. Aber da kommen ja genug nach ….

    Das soll jetzt kein Sozialkitsch sein: Aber vielleicht sollte man auch mal relativieren? Ich würde den Eintrag ändern und gut ist.

  99. Wir haben intern lange über diese Anfrage diskutiert. Mit ausschlaggebend für unsere Entscheidung war der Umstand, dass es sich eben nicht um irgendeinen einfachen Reporter handelte, der eine Jugendsünde begangen hat, sondern um einen durchaus erfahrenen Journalisten.

  100. @Lukas: In diesem konkreten Fall mag das sicher zutreffen. Aber die erste Konsequenz Eurer „Arbeit“ ist halt meiner Ansicht nun mal nicht, das Medien (oder Bild) anders wahr genommen werden… Sondern das die Arbeit von anderen Menschen schlecht gemacht wird. Dazu wird viel zu oft auf kleinen Begatelen, etc. rumgeritten. Das trifft nun mal meistens Volotäre, Praktikanten, freie Mitarbeiter, Berufsanfänger, etc. mit voller Härte. Verdient oder unverdient. Ist aber halt gerade auch nicht einfach bei großen Medienhäusern im Onlinebereich zu arbeiten. Wenig Geld, wenig Zeit, viel Druck, lange Arbeitszeiten, etc. aber ich finde das irgendwie immer noch besser als Hartz4 anzumelden und zu meckern.

  101. BildBlog ist die Seite der Guten. Klare Sache. Aber offenbar wird das ständige Gut-sein spätestens dann zum Problem, wenn man in die Falle der Selbstgerechtigkeit tappt: Der BILD-Journalist hat einen Fehler gemacht, den er bereut. Dass er vermutlich deshalb seinen Job verlor, ist für ihn ein existenzielles Problem. Es nimmt kein „winziges Bisschen von der Macht von „Bild”“, sondern ersetzt nur einen Vollstreckungsgehilfen durch einen anderen.

    Für den möglicherweise geläuterten Journalisten indes ist die Internet-Macht des BildBlogs nun ein Problem. Und der vergibt ihm nicht, sondern führt ihn vor. Das finde ich exakt genauso schäbig wie die Kampagnen der BILD. Sorry – das kotzt mich an.

  102. @ Lukas # 113:

    Das ist denen, die bei Bild entscheiden, sowas von scheißegal. Das System der regionalen Chefredakteuere dort ist dermaßen perfide, dass gerade diejenigen, die „etabliert“ oder „erfahren“ sind, noch viel mehr zu verlieren haben, als jemand, der frisch von der Journalistenschule kommt.

    Die wissen genau, wer erpressbar ist und wer nicht.

    Es gab früher in Redaktionen die Ansage, dass Reporter, die Frau und Kinder hatten, generell nicht in Krisenregionen geschickt werden – außer es war ihr ausdrücklicher Wunsch. Aber Herr Nannen kann hier leider nicht schreiben. Schade.

  103. Hallo!

    Jemand weiter oben hält es für unakzeptabel, den Artikel unverändert zu lassen, weil das der Journalist ja darunter leide. Für immer.

    Ja natürlich steht er jetzt für seine damalige Arbeit gerade, die er leistete. Wie jeder Andere auch. Ein Statiker, der irgendein Haus berechnet, ein Arzt, der irgendein Rezept ausstellt, ein Busfahrer, der die Leute durch die Gegend fährt, oder auch die Verkäuferin, die irgendeiner Kundin irgendeinen (un)passenden Fummel empfiehlt. Jeder tut da seine Arbeit, an der er gemessen wird und deren Konsequenzen er zu tragen hat. Und wenn man da unsaubere Arbeit macht, muß auch jeder mit den Konsequenzen umgehen.

    Warum genau, sollte das jetzt für die Herren Journalisten nicht gelten? Weil das Internet nichts vergisst? Das gilt für jeden x-beliebigen Zeitungs-Artikel aber auch. Das würde ich dann als Waffengleichheit bezeichnen.

    Es wäre für den armen Hund, der jetzt keine Arbeit mehr findet und jetzt um die Löschung bat*, spätestens jetzt an der Zeit, diesen Makel in der Bewerbung geschickt zu verkaufen. Entweder er gibt sein Fehlverhalten zu und erklärt es offensiv und schlüssig inklusive des Lerneffekts und der Reue oder er verkauft sich als Arbeitnehmer, der Alles mitmacht. Sowas soll ja bei einigen Arbeitgebern auch gut ankommen.

    Ich kann mir nicht vorstellen, daß potentielle Arbeitgeber, jemanden nur und ausschließlich aufgrund dieses einen BildBlog-Eintrags (nur mittel-skandalös so wie ich es verstanden habe) ablehnt.

    Übrigens: Es wird Neulingen im usenet geraten, sich jeden Artikel genau zu überlegen und im Zweifel lieber zu lassen, weil dieser ihm für immer zugeordnet werden kann. Ein Ratschlag für Amateur-Anfänger. Ich seh nicht ganz, warum dieser von den Profis (vom Qualitätsjournalismus, der sich so gern als vierten Gewalt versteht) ohne Konsequenz ignoriert werden dürfte. Wenn also eine Berufsgruppe wie die Journalisten mit so hehren Ansprüchen an ihren Beruf herantreten, sollten sie sich auch daran messen lassen.

    Noch eine Frage: Wenn ihm das Fehlverhalten zum Zeitpunkt des Artikel-Schreibens schon klar war, warum hat er dann seinen echten Namen drüber/drunter geschrieben und nicht das Journalisten-Äquivalent zu Alan Smithee. Wenn es ihm das Fehlverhalten nicht klar war, ließe sich das heute doch leicht unter „Ich hab viel daraus gelernt!“ verkaufen.

    Gut, mein Beitrag hier ist dann doch mehr ins Allgemeine abgeglitten. Das macht die Entscheidung, die Stefan hier im Einzelfall zu treffen hat, nicht einfacher. Und auch ich bin froh, sie nicht treffen zu müssen. Man kann so schön über Grundsätze streiten, wenn die Konsequenzen nur theoretisch sind.

    Schönen Feierabend – Olaf

    * – Da habe ich wirklich Mitleid. Der Ton ist hier ungewollt sarkastisch.

    PS: Ich finde die Diskussion wohltuend differenziert bisher. (weitestgehend)

  104. Die Bild ist böse.
    Ich kann den Haß mancher Leute hier auf diese Zeitung verstehen.

    Aber kein Mensch ist „die Bild“. Kein einzelner Mensch ist für „alle“ Schandtaten der Bild verantwortlich.
    Selbst wenn jemand bei der Mafia war (der Vergleich fiel ja weiter oben), muß man vor einer Verurteilung erst mal klären, an welchen konkreten Verbrechen er nachweislich beteiligt war, oder etwa nicht? Rechtsstaat?

    Und wie viele von uns würden es gut und richtig finden, wenn jeder Ladendiebstahl, jede Verfehlung, die wir irgendwann, vielleicht in einem unreifen Alter mal begangen haben, immer noch für jeden zugänglich mit unserem Namen verbunden im Internet zu finden wäre?

    Den Feind bekämpfen ist gut! Dabei vergessen, dass der Feind aus Menschen besteht, ist abgebrüht. Egal, wie edel die eigenen Ziele sind.

  105. @Peter (#116)
    Nein. Sein Problem ist nicht das Bildblog und nicht sein dadurch bekannt gewordener Bockmist. Sein Problem ist, daß er für Bild „gearbeitet“ hat. Damit muß er selber fertig werden.
    In diesem Sinne Dank an Mike (#111) für seine Offenheit, obwohl ich nicht verstehe, wieso dessen letzter Satz irgendwie aus dem Rest folgen sollte.

  106. Mal ’ne Frage: Wenn sich jemand wegen so etwas umbringt, dürfen die Medien dann darüber berichten oder nicht ? Das ist jetzt ernst gemeint. Ich meine es mag in diesem vorliegenden Fall vielleicht nicht solch ein krasser Fall sein, das sich jemand gleich umbringt, aber es gibt/gab schon Fälle bei denen sich Menschen umgebracht haben, weil sie sich von ihrer Vergangenheit verfolgt gesehen haben und/oder praktisch aufgrund der eigenen (gut dokumentierten) Verfehlungen mit einem Berufsverbot belegt gesehen haben (nicht rechtlich gemeint, sondern in der Hinsicht, dass man in der Branche/in dem Berufsfeld keine Anstellung mehr bekommt).
    Ich frage auch, weil Herr Niggemeier die Auffassung vertritt, dass man bei einem Fall von Selbstmord nicht über die näheren Umstände/detailiert darüber berichtet. Die Begründung, dass man hiermit „Nachahmer“ verhindern möchte, mag ja stimmen.
    Wie würde Herr Niggemeier reagieren, wenn sich jemand aufgrund eines Blogeintrages umbrächte ? Zeitungen/Medien in solch einem Fall zu kritisieren ist einfach, aber wie reagiert man da als Blogger?
    Es muss sich ja nicht um eine „richtige Schmutzkampagne“ eines Bloggers handeln. Es kann sich um einen sehr objektiven und ausgewogenen Blogeintrag handeln, der jedoch schwerwiegende Folgen für jemanden hat. Man weiß eben nicht, wie manche Menschen auf gewisse Dinge reagieren. Passieren kann so etwas immer. (Ich würde sowas jedoch nie jemandem wünschen. Für mich persönlich wäre das fürchterlich und ich würde mich unglaublich schuldig fühlen, auch wenn ich keine Straftat begannen habe oder mich keine eigentliche Schuld trifft.)

    Bevor wieder irgend jemand rumnölt „Unzulässiger Vergleich“ oder „Was hat das mit dem vorliegenden Fall zu tun?“: Man wird doch wohl mal fragen dürfen.

  107. Guter Artikel, gute Diskussion.

    Meine Position ist die, dass ich an Personen des Öffentlichen Lebens andere Ansprüche stelle als an mich selbst. Das gilt für Journalisten ebenso wie für Politiker. Insofern zieht hier der Kantsche Imperativ nicht.

    Politiker wie Journalisten stehen mit ihrem Namen ein für Inhalte, die für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Seien es Gesetze, oder eben meinungsbildende Informationen und Kolumnen. Ich finde das richtig so. Das ist nicht dasselbe wie ein x-beliebiger Job, bei dem man eine namenlose Arbeit verrichtet.

    Ich verübe gelegentlich (vergleichsweise harmlose) Taten, die weder mein AG, noch irgendein künftiger AG jemals wissen sollen. Dabei beanspruche ich Heimlichkeit für mein unmoralisches Tun. Aber: Das betrifft nur das Verhältnis zwischen dem AG und mir, und bleibt ohne jeden Einfluss auf die Öffentlichkeit. Ich bin umsichtig genug, das Internet nichts von meinen Verfehlungen wissen zu lassen. Uploads peinlicher Partybilder gibt es daher nicht. (Jeder sollte lernen das zu unterlassen.)

    Die Verfehlungen eines Journalisten oder Politikers in Ausübung seines Berufes sind hingegen automatisch Teil der Öffentlichkeit, bzw. sie sollten es sein. Denn die Öffentlichkeit hat einen Anspruch darauf, dass Politiker und Journalisten einen hohen moralischen Anspruch an sich selbst legen. Wer wollte das leugnen? Die maximal mögliche Transparenz ihres Tuns ist die beste Garantie, dass dieser Anspruch erfüllt wird.

    Hier stellt sich dieselbe Frage, die auch im Zusammenhang mit Wikileaks gestellt wurde: Kann die Transparenz von Informationen helfen, aus dieser Welt eine bessere zu machen, weil man schon zum Zeitpunkt eines Vergehens an mögliche spätere Aufdeckung denkt? Ich bin davon überzeugt, und ich unterstütze das freie Netz und freie Informationen deshalb aus ganzem Herzen. Auch und gerade über Journalisten. Denn obwohl ich nur mittelbar mit meinem Namen für das Produkt meines AGs einstehe, bin ich schon jetzt so weit, intern gegen in meinen Augen unmoralische Unternehmensentscheidungen meine Stimme zu erheben. Und zwar aus genau diesem Grund: Weil ich beginne in Betracht zu ziehen, zu einem späteren Zeitpunkt vom nicht vergessenden Netz dafür mit zur Verantwortung gezogen zu werden. Und das ist gut so.

  108. Egal, wo ich etwas tue, bin ich dafür verantwortlich und muss mit den Konsequenzen leben.
    Wenn’s niemand bemerkt, habe ich Glück gehabt – ansonsten muss ich mich dafür rechtfertigen.
    Das war, ist und wird so sein – deshalb tue ich manches nur ganz allein.

    Wenn ich nun etwas öffentlich tue, bin _ich_ genau so dafür verantwortlich!
    Und wenn mich irgend jemand darauf anspricht, habe ich genau so die Möglichkeit, mich zu rechtfertigen.

    Letztendlich scheint der o.g. (ehemalige) BILD-Mitarbeiter ein Rechtfertigungs-Problem zu haben.
    Da sag‘ ich nur: Lieber spät als nie!

    (‚tschuldigung: ich meine weiterhin, daß auch gerade Medienschaffende ihr Tun reflektieren sollen – oder werden inzwischen tatsächlich in den Redaktionen schon entsicherte Waffen benutzt, um Mitarbeiter auf Linie zu bringen?)

    @Mike/#111:
    „[…]was „hinten rauskam“ ankotzte[…]“
    „Nur brauchte auch ich dringend einen Job.“
    Klar, mal etwas Suboptimales zu tun, um über die Runden zu kommen, habe ich auch getan.
    Mich würde aber mehr interessieren, ob Du den Job aufgegeben hast, weil’s ein besseres Angebot gab, oder weil’s Dir zu „kotzig“ war. Weil ich mich halt immer frage, warum Menschen so einen Job und auch andere tun.

  109. Darf ich einmal einen anderen Blickwinkel einbringen? Ich bin auch schon gefragt worden, ob ich nicht etwas wenig Schmeichelhaftes löschen mag. Vielleicht zwei oder drei Dutzend mal. Die Entscheidung war ausnahmslos: ja.

    Ich versuche mein Leben vorwärts zu leben. Was hinter mir liegt ist weniger wichtig als das, was vor mir liegt. Ich mache Fehler, andere machen Fehler. Generell gilt: ich bin nicht nachtragend, aber ich habe ein gutes Gedächtnis. Nicht alles, was darin gespeichert ist, hole ich hervor, wenn ich es gerade nicht brauche.

    Wie komme ich nun zu der Ja-Entscheidung? Das ist wie so oft eine einfache Abwägung. Was nützt mir ein Ja oder ein Nein, was nützt dem anderen ein Ja oder ein Nein. Dabei kommt meistens heraus, dass es für mich egal ist, für den anderen aber bedeutend. Sonst hätte er sich nicht die Zeit genommen, mir zu schreiben. Es kommt mir kleinlich vor, den Wunsch abzuschlagen.

    Damals, als der zu löschende Beitrag geschrieben wurde, da war er wichtig. Wichtig auch für mich. Aber heute ist er es eben nicht mehr. Und da gebe ich ihn gerne her. Er hat seine Schuldigkeit getan.

    Ja, ich war früher auch mal gnadenloser. Aber das hat sich nicht bewährt.

  110. Schon oft ist mir aufgefallen, dass gerade in Medienunternehmen begangenen Fehlern sehr aufgebauscht werden. Statt sich in Ruhe hinzusetzen und zu überlegen, wie man in Zukunft die Fehler minimieren kann, wird meist blind und sehr heftig, bis hin zu schnellen Kündigungen, auf Fehler reagiert. Das führt in meinen Augen dazu, das oft eine große Verlogenheit vorherrscht, eine geringe Fehlerakzeptanz und erst recht keine „Vergebung“. Hierdurch kann enormer Druck von Oben ausgeübt werden in dem meist extrem hierarchisches System und ein Schlüssel der Macht, denn Fehler machen wir alle.

    Wird nun das Produkt dadurch besser? Da habe ich meine Zweifel, als tägliche BILDblog-Leserin. Natürlich tragen Journalisten an erster Stelle für das, was sie schreiben die Verantwortung. Betrachtet man jedoch die enorme Fülle der immer wiederkehrenden Fehler kann man nur zu dem Schluss kommen: Das System stimmt nicht und dadurch, dass sich offensichtlich nicht produktiv mit den Fehlern auseinander gesetzt wird oder nach den Ursachen geforscht, ändert sich nicht und es wird auch nicht besser.

    Was nun den gekündigten BILD-Journalisten angeht würde ich ihm raten einfach offensiv mit dem Fehler umzugehen. Warum nicht auf einer Homepage dazu Stellung nehmen? Denn, wenn ein Arbeitgeber schon googled, dann findet er die Homepage oder den Blog sicher auch. Denn, wenn man täglich mit den Fehlern anderer konfrontiert wird oder darüber berichtet sollte man als erste zu seinen eigenen stehen können. Wahrhaftigkeit beginnt bei einem selbst, und so schlimm ist das ganze ja nun wirklich nicht.

  111. Spannende Debatte.

    Würde ein Politiker beispielsweise an „Spiegel online“ mit der Bitte herantreten, einen kritischen Artikel offline zu nehmen oder seinen Namen zu löschen, „Spiegel online“ dieser Bitte nachkommen und wäre der Vorgang öffentlich bekannt – kein Mensch hätte Verständnis, alle würden „Zensur“ schreien und sich aufregen, dass der Politiker nur mit dem Finger zu schnippen braucht.

    Wo also ist das Problem? Laut Stefan Niggemeier und Lukas (113) handelt es sich nicht um eine Jugendsünde und der Fall ist inhaltlich seitens „Bildblog“ ganz offensichtlich korrekt dargestellt.

    Ich habe vor einigen Jahren ebenfalls eine Zeit lang für „Bild“ gearbeitet, fand (und finde) das nicht verwerflich, habe dort nette, kompetente und verantwortungsvolle Kollegen kennengelernt, aber auch solche, von denen ich Aufträge (ja, auch als Freier) abgelehnt habe, weil ich meinen Namen nicht in Zusammenhang mit deren Redigierkünste im Blatt lesen wollte oder ein Problem mit der Geschichte hatte. Das hat aber nichts mit „Bild“ zu tun, ich muss mir doch -ob im Boulevard oder anderswo- die Frage immer stellen, was ich machen und mit welchen Mitteln ich meine Familie ernähren will.

    Menschlich ist der Fall einigermaßen klar. Der betroffene „Bild“-Mitarbeiter hat abgeschrieben? Das kam leider schon in den besten Familien vor und ich habe das ungute Gefühl, dass er seine Nase hinhalten muss, weil er „Pech“ hatte und andere „Glück“ (nicht erwischt zu werden). Er gehört dafür ohne jeden Zweifel kritisiert, muss aber meiner Meinung nach mit der Nummer nicht ewig irgendwo bei Google auftauchen.

    Auf der anderen Seite habe ich auch schon Anfeindungen erlebt, weil „Bildblog“ über irgendein Medium berichtet hat, für das ich auch schon gearbeitet habe oder arbeite und es ist ziemlich ätzend, hier von „Bildblog“-Lesern in einen Topf geworfen zu werden (in diesem Punkt finde ich die Kritik am „Bildblog“ manchmal nicht ganz verkehrt: mangelnde Differenzierung wird dort ja oftmals „den“ klassischen Medien vorgeworfen). In meinem eigenen Interesse ist es mir also, wenn ich ordentlich gearbeitet habe und ein anderer nicht, wesentlich lieber, ein einzelner Journalist steht in der Kritik als „die Journalisten bei Medienunternehmen xy“.

    Darum geht es aber nicht. Ich finde, wenn ich dagegen bin, dass „Spiegel online“ auf Bitten eines Politikers einen kritischen Artikel löscht, wenn ich es irrsinnig finde, dass die Öffentlich-Rechtlichen (wenn auch aus anderen Gründen) im Netz depublizieren müssen usw., dann kann ich eigentlich nur dafür sein, den „Bildblog“-Artikel unverändert online zu lassen. Robert Basic hat deshalb trotzdem Recht, die Entscheidung ist herzlos. Aber sie ist objektiv völlig nachvollziehbar.

  112. Ich sitze in eine Hotel in London und sehe gerade den unsäglichen Herrn Lanz (ZDF ist das einzige deutschsprachige Programm). Gäste sind Carlo von Tiedemann und Ingrid van Bergen zum Thema „Stigmatisierung“. Und da mockiert sich jemand über einen BildBlog-Eintrag auf?

    Stefan, Deine Entscheidung ist definitiv richtig.

  113. @Mike/112
    Glauben sie wirklich, dass es heute nur bei Bild/Springer so zugeht?

    Eine grosse deutsche Tageszeitung konnte jahrelang den Gröschaz (grösster Schauspieler aller Zeiten, ihrer Meinung nach jedenfalls) in Wort und Bild unterstützen und sein „religiöses“ Engagement verharmlosen. Hat das auch nur eine Sau gekümmert? Hat sich da mal einer gefragt, wie sich die Kollegen fühlen, die genau wissen, dass ihr Arbeitgeber gerade massiv unterwandert wurde?
    Man sollte sich also nicht so/nur an Bild festbeissen!

  114. Ich finde es ja besonders lustig (oder wahlweise auch traurig), dass gefühlt die Leut‘, die nebenan (Mick Werup) verhement dagegen argumentieren, dass Journalisten eventuell auch über die Folgen Ihrers Tuns nachdenken sollten, hier Niggemeier unterstellen, er würde einen Unschuldigen (und seine Familie! Denkt denn keiner an die Kinder!) öffentlich hinrichten, indem er dessen Namen aus einem zwei Jahre alten Eintrag nicht löscht.

    Und ich kotze noch viel mehr, wenn ich hier den Schmonzens höre, von wegen der arme Mann, der große Druck, das ist halt so, blablabla. Niemand zwingt ihn, da zu arbeiten (das an sich mag ja vielleicht noch ok sein) und vor allem so zu arbeiten, das man meint, copy & paste wäre ne prima Idee. Man kann Boulevard, meinetwegen auch tendenziösen rechtskonservativen, auch handwerklich „gut“ machen, ohne copy & paste. Wenn man weiß, warum man den Job macht. Was man da macht. Für wen man das macht.

  115. Zitat:
    „anscheinend geht es ihm nicht darum, diese ganze Periode seines Schaffens vergessen zu machen, sondern nur den heute lästigen Teil.“

    Sorry, aber das ist einfach lächerlich. Selbstverständlich ist das so! Selbstverständlich stellt man im Lebenslauf die positiven Aspekte besonders dar und lässt negative, so weit es geht, unter den Tisch fallen! Selbstverständlich erzählt man im Bewerbungsgespräch von den eigenen Erfolgen und Fähigkeiten und nicht von den Misserfolgen und Patzer die man sich geleistet hat!

    Mich beschleicht das Gefühl, dass sich der Autor schon lange nirgendwo mehr beworben hat?!

  116. Hab jetzt nicht alle Kommentare gelesen. Aber der „Delinquent“ kann sich ebenfalls der neuen Zeit anpassen und aktiv werden, quasi sich selbst rehabilitieren.

    Z. B. indem er Blogger wird und seine Reputation durch „ordentliche“ Artikel wiederherstellt. Ein gehörige Portion Selbstkritk täte gut und könnte sogar noch mit Stories aus seiner Bildzeitungszeit (so es denn möglich ist) aufgewertet werden.

    Also meiner Meinung nach soll der seinen Ar*** hochkriegen.

  117. @Strichnid, #123:

    („Meine Position ist die, dass ich an Personen des Öffentlichen Lebens andere Ansprüche stelle als an mich selbst. Das gilt für Journalisten ebenso wie für Politiker. Insofern zieht hier der Kantsche Imperativ nicht.“)

    Wenn man so mit Prinzipien jongliert, erinnert das ein wenig an die alten Radio-Eriwan-Witze („Im Prinzip schon, aber…“). Interessant, wie Sie argumentieren. Sie erwarten von anderen eine Moral, die Sie selbst bequem unterlaufen dürfen?

    @Marcel, #111:

    („Mich würde mal interessieren, wie die Meinungen hier ausfallen würden, wenn man Niggermeier durch die Gauck-Behörde ersetzt, und den Redakteur durch einen Stasi-IM.“)

    Mich würde eher interessieren, was in einem vorgeht, wenn man einen Plagiatsfall mit Stasi meint gleichsetzen zu müssen.

    Hier ist viel, sehr viel Selbstgerechtigkeit in den Antworten zu lesen. Ich möchte doch mal die Frage in die Runde werfen, ob alle auch so streng mit sich selbst umgehen.

    Es handelt sich bei alldem nicht um eine Straftat, einen relevanten Skandal. Es geht um einen Menschen, der einen Artikel abgekupfert hat. Und deswegen wird hier mit Stasi-Vergleichen oder Wikileaks argumentiert? Deswegen verlangt man öffentlich Reue und eine quasi sichtbare moralische Festigung des Journalisten?

  118. Ich finde es prinzipiell gut und erfreulich den ganzen Vorgang öffentlich zu debattieren.

    Womöglich übersehe ich etwas, aber der Grund debattenwürdig zu sein liegt m.E. darin, dass die Vergleiche mit anderen Medien oder Gegebenheiten – als da namentlich wären: Zeitungsarchive und Pranger – nicht passen.

    Es wird eben niemand zur Bibliothek fahren, und dort zig Zeitungsarchive abgrasen, ob dort ein Name auftaucht, aber mit Google ist der Fall in einer Minute gefunden. Abgesehen davon, dass man Zeitungen in den Archiven auch nicht nachträglich ändern kann – mit vertretbarem Aufwand.

    Der Vergleich mit dem Pranger passt gar nicht, weil niemand 2 Jahre an den Pranger gehangen wurde.

    Ich würde in einem solchen Fall wohl 3 Dinge abwägen: Welche Bedeutung hat das Geschehen von damals? Wie lange ist es her? Wie ist die Bitte oder Forderung nach Löschung begründet und gestaltet?

    Das Geschehen ist von exemplarischer Bedeutung, und keinesfalls würde ich den Artikel löschen – aber man könnte ja den Namen kürzen. Nach einer Woche würde ich den Namen auch nicht entfernen, aber 2 Jahre sind schon eine ganze Zeit. Und zum dritten kann ich nicht viel sagen. Den Stil der Bitte kenne ich nicht. Der Anlaß ist sehr praktisch, aber das beschädigt die Bitte m.E. nicht.

    Welchen praktischen Vorteil hat es für wen, den Namen weiterhin verfügbar zu halten?

    Das Strafbedürfnis, die Rachegelüste, Robin Hood schlägt zurück! In zivilisierten Bahnen sind diese Regungen nicht nur legitim – sie sind mit ein Grund des Rechtswesens. Der gute Journalist und Staatsbürger, der sich nicht den Versuchungen ergibt, wird dadurch entschädigt, dass es auch mal einen derer, die falsch handeln, erwischt. Strafe muss sein.
    Der Bestrafte soll erfahren, dass es sich nicht lohnt gegen die Regeln zu verstoßen. Und für die Zukunft ist eine Strafe auch eine Drohung: Du unbekannter Journalist! Auch Dir kann das passieren.

    Hier könnten jetzt natürlich Überlegungen zu Strafmaß, zu anwaltlichem Gehör und Rechtsstaat, zu Verjährung und Selbstjustiz angestellt werden, und sind es ja auch schon.

    Und auch der Dreh, dass ja nicht Bildblog straft, sondern der potentielle Arbeit- oder Auftragsgeber, der sich auf Bildblog stützt.

    Nicht ganz zu unrecht.

    Ich bin nicht vom Metier, und es war auch nicht meine Idee. Aber ein potentieller Arbeitgeber glaubt, man arbeite bei Bild ohne sich die Finger schmutzig zu machen? Oder doch, dass das nun mal vorkommt, im Geschäft, nur erwischen dürfe man sich halt nicht lassen? Dass der Ruf nicht leidet, wenn man Ex-Bildler beschäftigt, aber wenn diese prominent bei Bildblog auftauchen?

    Es wär‘ so schön, wenn man mit Bildblog die Journalisten erziehen könnte, aber kann man das? Wie weit kann man dabei gehen?

    Der betreffende Journalist hat ja jetzt, nach 2 Jahren, noch einmal eine mitbekommen. Er kam ja nicht ungeschoren davon. Und jetzt?

    Die Witwe Springer und die Manager des Blattes, die kriegt man nicht zu fassen. Sich da an den unteren Ebenen schadlos zu halten – das gefällt mir nicht so sehr. 2 Jahre ist es her, und Textplagiat ist nun von den Schandtaten der Bild nun nicht das schlimmste, find ich.

    Die Entschuldigungen ‚Familienvater‘ und ‚Arbeitslosigkeit‘ beeindrucken mich dagegen nicht. Gerade ein Familienvater soll ein Vorbild sein – das würde ich als strafverschärfend werten. Und arbeitslos sind viele – wieso soll das entschuldigen?

    Christlich ist es, zu hoffen dass ein Gott am jüngsten Tag an der Rampe steht, und selektiert, zur ewigen Verdamnis. Damit will wohl ein zivilisierter Geist nichts zu tun haben.

    Nein pragmatisch gedacht, der Zukunft entgegen, und auch ein wenig bescheiden, weil man selbst auch nicht immer astrein ist.

    Es kann natürlich auch etwas gönnerhaftes in der Gnade liegen, eine astrale Überlegenheit, die noch übler riecht, als eine verbitterte Konsequenz.

    Vielleicht noch eine Woche drüber schlafen. ;)

  119. Bei soviel Selbstgerechtigkeit kann man eigentlich nur kotzen.
    Ja ne is klar, Bildblog steht ja schleißlich auf der Seite des Guten, und um das Böse zu bekämpfen ist doch jedes Mittel recht.
    Wenn z.B. die Bild darauf hinweist, dass Sibel Kekilli früher in Filmen mitspielte für die man nicht unbedingt einen Oscar bekommt, ergeht man sich in heulsusiger Betroffenheit („Rufmord! Kampagne, pöhse pöhse Bild!…“)Dass die „Kampagne“ ihre Karriere eher beflügelt, als ihr geschadet hat, egal man kämpft gegen das Böse.
    Wenn man andererseits z.B. einen der Bösen wie besagten Bildjournalisten beim schändlichen Verbrechen des Plagiierens erwischt, so reicht es noch lange nicht dafür zu sorgen, dass der Mann seinen Job verliert, nein man muss auch dafür sorgen, dass er nie wieder einen bekommt. Man kämpft ja schließlich gegen das Böse.
    Der Weg vom Gut- zum Unmenschen ist halt selten ein weiter.

    Was lernt wir daraus?
    Ich werde niemals im Leben irgendwas im Internet unter meinem Klarnamen veröffentlichen. Ich will weder von Bild noch von Bildblog ( zwei Seiten der selben Medallie) dafür lebenslang an den Pranger gestellt werden.

  120. Nachdem ich anfangs noch unschlüssig war, haben mich die (mal mehr mal weniger) differenzierten Kommentare zu dem für mich schlüssigen Konsens gebracht: dem öffentlichen Interesse wurde mit dem Artikel vor zwei Jahren genüge getan. Nachdem es heute kein öffentliches interesse oder gar eine öffentliche Beachtung mehr für den Artikel gibt, dient die Nennung des namens nur noch als informationsquelle für einzelne Personen. Das darf aber nicht die Aufgabe des bildblogs wie ich ihn verstehe und unterstütze sein.

    Im Sinne der ideale wie der bildblog sie unterstützt müsste der name eigentlich gelöscht/gekürzt werden.

  121. @Björn Reinhardt

    Ich sehe das eher analog zum Fall Schwensen oder, ein zugegeben etwas schwereres Geschütz, zum Fall Sedlmayr. Auf mich wirkt eine Forderung nach – wohlgemerkt rückwirkender – Löschung so, als wolle man Vergangenes ungeschehen machen. Und das ist dann das komplett falsche Signal. In sämtliche Richtungen.

    Nebenbei: Wenn der Vorfall damals so lange zurück liegt und ohnehin eher unbedeutend („ist ja nur abschreiben“) ist, müßte es doch für den Betroffenen ein leichtes sein, das eben genau so darzulegen bei einem Vorstellungsgespräch oder ähnlichem.

    Und ich verstehe Niggemeier (und auch Bildblog) so, dass es in den meisten Texten auch und vor allem um die Verantwortung geht, die Medienschaffende bei der Ausübung des Berufes tragen. Oder zumindest mal darum, dass die Leute sich Gedanken darüber machen, was sie da eigentlich machen. Er (Niggemeier) legt seine Motivation(en) halbwegs offen. Der betreffende Ex-Bildler und all die anderen oben genannten machen nicht den Eindruck, dass sie kapiert haben, worum es eigentlich geht.

  122. Ich könnte mich ja jetzt auf ein pluralis majestatis herausreden, die Wahrheit ist aber dass ich mich nicht recht zwischen „man“ und „wir“ entscheiden konnte, und es schließlich versäumte den Satz nochmals zu lesen bevor ich auf abgeben klickte.

    Schande über mich.

  123. @LV

    Nö, dafür nich. Aber vielleicht sollten Sie den Artikel, den Sie hier kommentierten, auch mal lesen. Oder die „Heulsusen“-Kampagne Kekillis nachlesen. Oder mal den Begriff „Gutmensch“ nachschlagen und schauen, ob Sie wirklich aus der Ecke kommen wollen. Wenn ja, dann gerne Schande.

  124. Ich verstehe den bildblog als journalistisches Medium. Als solches wäre seine aufgabe, die Öffentlichkeit über ihren Themenbereich zu informieren. Das geht einher mit dem Ziel, journalistische ideale zu fördern. Gerade deswegen ist es aber umso wichtiger, genau diese ideale auch zu heiligen. Aus diesem Grund darf es meiner meinung nach nicht das Ziel sein, einzelne Personen zu erziehen oder gar zu bestrafen.

    Ein solches vorgehen ist doch eher charakteristisch für die Medien, die man anprangert. Deswegen denke ich: da an der eigentlichen Story keinerlei öffentliches interesse mehr besteht, darf die einzelne Person nicht mehr weiter gebrandmarkt werden.

  125. Eine sehr wohltuende und interessante Diskussion, Kompliment!

    Ich beneide Stefan Niggemeier nicht um seine Verantwortung in diesem Punkt. Seine Überlegungen, Gewissensbisse und Schlussfolgerungen kann ich sehr gut nachvollziehen. Und ich denke, dass er im Fall des BILD-Journalisten sorgfältig abgewägt hat. Auf zwei Gegen-Argumente möchte ich an dieser Stelle aber trotzdem noch einmal eingehen.

    1)
    Der BILD-Mann hat doch eine Familie und ihm würde durch den Blogeintrag die Jobsuche erschwert.

    JA. GOTT SEI DANK !
    Denn möglicherweise ist der ehemalige BILD-Redakteur derjenige, der sonst einem integren, journalistisch tadellosen Kollegen den Job wegnehmen würde. Der Arbeitsmarkt für Journalisten ist ja so dermaßen hart umkämpft, dass die entsprechende Stelle durch die Ablehnung des Ex-BILD-Manns nicht unbesetzt bleiben würde, sondern mit einem hoffentlich qualifizierteren Bewerber besetzt würde. Und diesem gönne ich das dann aus ganzem Herzen. Auch er hat vielleicht eine Familie, die er ernähren muss.

    2)
    Mann kann sich seine Arbeitgeber nicht aussuchen.

    DOCH, DAS KANN MAN.

    Als ich im Jahr 2000 ein Volontariat suchte, war der Arbeitsmarkt für Journalisten schon schwierig. (Ja, ich weiß, heute ist er noch viel härter.) Ich habe damals schätzungsweise drei Dutzend Zeitungen angeschrieben und mir dabei sehr bewusst überlegt, wen ich mir als Arbeitgeber vorstellen kann. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich mich damals z.B. nicht in Ostdeutschland beworben haben (JA, ICH GEB’S JA ZU, ICH HATTE DUMME VORURTEILE). Und genauso war mir schon damals klar, dass ich nie nie niemals eine Bewerbung Richtung BILD abschicken würde. Später, als ich dann ein paar Jahre als freier Journalist lebte, war das genauso. Es gibt einfach Arbeit-/Auftraggeber, die sollten für einen verantwortungsvollen Journalisten tabu sein. Punkt, aus, basta! Und: Ja, ich würde mittlerweile sogar in den Osten gehen. :-)

  126. @Björn Reinhardt

    Nicht, dass Sie mich falsch verstehen, ich kann Ihre Argumente durchaus nachvollziehen. Dennoch denke ich, dass Sie die Akteure durcheinanderbringen. Nicht Bildblog tut. Erzieht oder bestraft. Und der Artikel war wohl (entnehme ich Ihrem Argument) damals gerechtfertigt. Warum soll man das denn nachträglich aus der Welt schaffen? Wir reden hier ja nicht über einen aktuellen Artikel, wo das Ganze einfach aus Spaß an der Freud nochmal hochgeholt wird. Das ist zwei Jahre her und das sieht jeder, der über den Artikel stolpert. Auch ein Personaler. Und der weiß das entsprechend einzuordnen. Und ich finde, es ist das mindeste, dass sich der Betroffene dazu äußern muss.

    Ich finde übrigens auch nicht unbedingt, das wir es hier mit einer Lapallie zu tun haben. Das mag arg ethisch-moralisch klingen, aber ein solches Verhalten kann doch einen gewissen Fingerzeig geben, wie derjenige sich seinen Job vorzustellen scheint. Das ist doch kein Hobbyschreiber für die Schülerzeitung, der es nicht besser weiß, von daher ist da jede Nachfrage berechtigt. Alles andere klingt nach arg doofer Ausrede (Die Familie, das Essen, die Miete).

  127. Für mich riecht das sehr nach Pranger und Selbstjustiz. Diese Fragen stellen sich doch nur, weil Du bei Google hoch gerankt bist. Diese Tatsache ist aber keine demokratische Basis. Es ist u.a. das Ergebnis eines Algorithmus, mit dem eine Firma Geld verdient. Warum steht das relevanteste was man über einen Menschen sagen kann im BILDBlog? Wie Du selbst schreibst, geht es Dir darum, die Rezeption der Zeitung zu verändern – was Du aber machst, ist die Menschen an den Pranger zu stellen. Es ist höchst anmaßend, wenn Du Dich jetzt hinsetzt und überlegst, ob das „Vergehen“ einer Person so schlimm war, dass er damit lebenslänglich am Pranger stehen soll, oder ob jemand Gnade erfahren soll.
    Du vergisst dabei, dass viele Menschen gar nicht in der Lage sind, Dinge zu tun, die dann im Internet (also auf den Ergebnisseiten bei Google) so reflektiert werden, dass Sie Deinen Artikel verdrängt.
    Vergessen ist wichtig. Man muss sich auch mal von dummen Gedanken und schlechten Entscheidungen distanzieren können, ohne sich ständig erklären zu müssen.

  128. Es ist gut, dass diese Diskussion angestoßen wurde. Waren viele interessante Standpunkte darin zu lesen.

    Ich selbst würde den Namen *nicht* löschen.
    1) Wir alle bauen Mist. Die Personalchefs werden lernen müssen, das zu akzeptieren.
    2) Nicht die Dokumentation ist böse, sondern die Tat, die ihr zu Grunde liegt
    3) Der arme Mann wird nicht verhungern. vielleicht kann er nie wieder als Journalist arbeiten, na gut, so geht es vielen. Vielleicht sogar einigen, die er selbst in seiner Bild-Zeit in Grund und Boden geschrieben hat. Es gibt auch noch andere Arbeit, man soll es kaum glauben.
    4) Wie schon einige andere sagten: Vergeben ist Sache des Arbeitgebers. Und ich denke, so ziemlich jeder von uns hat bei genügender Recherche Dinge in seinem Lebenslauf, die vom Ideal-Standard-08/15-Bild abweichen. Manchmal können wir nicht mal selbst was dafür.
    5) Ich halte es für ein generelles Problem in dieser Gesellschaft, dass so viele die Konsequenzen ihres Handelns umgehen wollen. Ich will Pelz, geh mir mit den blöden Tierfarmfotos weg; ich will Energie verschwenden, du blöder Spielverderber mit deinem Klimawandel; her mit dem Rindfleisch, ach diese blöden Verhungernden, die vom Futtermais nichts abbekommen (um mal etwas krassere Beispiele zu verwenden). Aber im Kleinen auch: ich bin zu schnell gefahren – gucken wir doch mal, ob ich mich aus der Zahlungspflicht nicht rausklagen kann. Die blauen Briefe in der Schule interessieren mich nicht – mein Anwalt erwirkt später eine einstweilige Verfügung gegen die Nichtversetzung meines Sohnes (beides Fälle aus meinem Bekanntenkreis).

    Dieser Journalist hat Mist gebaut. Und – das ist für mich der entscheidende Punkt – es scheint ihm vollkommen egal zu sein, dass er falsch gehandelt hat. Nur die Konsequenzen will er nicht tragen.
    Und das sollte nicht unterstützt werden.

    Stefan, ich beneide dich nicht um diese Entscheidung.

  129. Herr Niggemeier, ich finde Ihre Entscheidung richtig, die Artikel nicht zu löschen. Und zwar, weil der Journalist und der Moderator als Grund für ihre Bitte anscheinend nur die geschrumpften Karriereaussichten angeben. „Vergeben“ (wenn man denn die Löschung der Artikel als Vergebung wertet) kann man einem Menschen nur dann, wenn ihm seine Taten leid tun. Aber wie wäre das in diesem Fall? Wenn der Journalist und der Moderator glaubhaft machen könnten (und würden), dass sie etwas aus der Sache gelernt haben – dass es falsch ist, Interviews abzuschreiben und bei Call-TV-Shows mitzumachen?

  130. lieber herr niggemeier, ich hatte nach dem lesen so ein spaghetti-western-gefühl. django zieht einen sarg hinter sich her.
    und erst dieser sarg gibt ihm bedeutung. erbarmungslos.

  131. #152 bringt alles auf den Punkt. Schlimm, wie einige hier wegen eines lapidaren Plagiats noch nach Jahren den Gang nach Canossa verlangen. Schlimmer noch, wenn sogar Journalisten hier schreiben, dass jeder Bild-Autor generell „schuldig“ sei und es nicht besser verdient habe. Die Frage nach dem, was der Mann selbst denn tatsächlich verbrochen habe, scheint nebensächlich zu sein.

    Einerseits wird dann von „Büßen“ geredet, andererseits heißt es dann dreimalschlau: na ja, wir bringen ja nur die Fakten, bestraft wird er von möglichen neuen Arbeitgebern. Wenn man es mit unserer normalen Justiz vergleichen würde, welche Resozialisierung nach Strafverbüßung als höherwertig einstuft, hätten wir hier also eine deutlich härtere Position.

    Nun, hier liegt ja auch ein erheblicher Tatbestand vor. Will man einigen Postern glauben, geht es hier um die Informationsfreiheit überhaupt (man muss wohl so argumentieren, um jene höhere moralische Warte zu erreichen, von der herab es so bequem zu urteilen ist).

    Der Mann hat einen Artikel abgeschrieben, muss aber für alles büßen, was die Bild-Zeitung getan hat. Genau so, wie einige hier Bildblog mit der Gauck-Behörde und wikileaks gleichstellen, könnte man – ebenso überspitzt – von einer medialen Scharia sprechen.

  132. als einem jungen journalist, der mal für bildblog gearbeitet hat, fälschungsvorwürfe gemacht worden sind, wurde der name hier im blog anonymisiert.

    gleiches recht für alle… nein, zumindest nicht bei stefan niggemeier.

    menschen dürfen fehler machen, auch journalisten.

  133. Das ist das Thema ‚gebrochener Biographien‘ im Netz: Da es zunehmend nicht mehr möglich scheint, ‚bekleckerte Stellen‘ der eigenen Lebensgeschichte nachträglich zu schönen, da zugleich immer mehr Menschen solche ‚Flecken‘ aufweisen werden, kommt es darauf an, einen neuen Umgang mit der eigenen Lebensgeschichte zu erlernen – ein Umgang, der folgerichtig auch das Publikum (Leser, Arbeitgeber usw.) umfassen muss. Im Kern geht es um eine glaubhafte ‚Katharsis‘ auf der einen Seite, und auf der anderen Seite darum, nicht mehr von allen lebenslang die blütenweiße Weste zu verlangen. Menschen sind doch gewissermaßen ‚Personenpersonen‘, sie bleiben sich nicht immer gleich. Natürlich hat auch das Verfahren Grenzen … es gibt Dinge, die unverzeihlich und unauswaschbar bleiben.

  134. @137, theo: Ja, ich stelle tatsächlich an diese Leute andere Ansprüche an mich selbst. Das hatte ich selbst so formuliert, und in meinem Text ausführlich begründet.

    Wer Inhalte für die Öffentlichkeit erstellt und dafür mit seinem Namen bürgt, hat andere Ansprüche zu erfüllen als ein einfacher, namenloser Angestellter. Das hat nichts mit Selbstgerechtigkeit zu tun, sondern damit, dass diese Menschen ihren Beruf selbst gewählt haben. Sie strebten danach, der Öffentlichkeit etwas zu geben. Dann haben sie sich an die Regeln zu halten.

    Wenn solche Geschichten zur Folge haben, dass weniger Menschen ihre Seele verkaufen, wenn sie öfter mal aufstehen und sagen: „Nein, Herr Chefredakteur, das kann ich so nicht machen, nicht unter meinem Namen. Ich muss an meine Karriere denken,“ dann ist uns allen geholfen. Nicht zuletzt diesen Menschen selbst. Das ist nicht illusorisch, denn graduell wird es diese Folgen haben.

    #129 hat das an seinem eigenen Beispiel dargestellt.

  135. […] wirft Stefan Niggemeier vor, auf dem Niveau der Bildzeitung angekommen zu sein. Niggemeier hatte die Bitte eines ehemaligen Bildjournalisten abgelehnt, einen wahrheitsgetreuen Artikel über ihn zu löschen, da dieser ihn bei der Jobsuche behinderte. […]

  136. Recht hin, Prinzip her – diese Form von persönlicher Gnadenlosigkeit steht weder einzelnen Menschen noch Medien gut zu Gesicht.

    Störrische Prinzipienreiterei führt immer zu verhärteten Fronten, und die sind doch eigentlich genau das, was keiner von uns will.

  137. Vieles von dem, was Niggemeier schreibt, ist natürlich richtig. Eben deswegen wäre die Angelegenheit des Mannes, der mal für BILD schrieb, eine schöne Gelegenheit gewesen, Großmut zu zeigen. Diese Gelegenheit wurde verpasst. Schade.

    Die von Niggemeier angeführten Beispiele zeigen, daß BILDblog über eine gewisse Macht verfügt. Mir persönlich ist wohler, wenn Macht in den Händen von Großmütigen liegt. Leider ist dies viel zu selten der Fall.

  138. Eine kleine Anmerkung ja dann doch: Vergeben und Vergessen sind nicht so unterschiedlich wie man meint. Wenn man genau darüber nachdenkt, dann sind es wohl eher doch Geschwister. Denn Vergeben ist kaum möglich, ohne dass man vergisst, wie sehr einen das zu Vergebende einmal geärgert hat. In dem man die Sache letztlich jedenfalls aus dem Gehirnbereich für Sachen hoher Priorität streicht.

    Tatsache ist jedenfalls, dass jeder das Recht hat, dass ihm seine Jugendsünden nicht mehr vorgehalten werden. Deshalb sagt der Staat auch nach einer gewissen Zeit: Wir löschen Deine Taten aus dem Zentralregister.

    Im Ergebnis bin ich dann nicht ganz Ihrer Meinung. Ich glaube, dass es eine Zeichen menschlicher Größe wäre, wenn man sagt: Na wollen wir mal nicht so sein. Die Geschichte ist lange her und ich muss nicht weiterhin in jedem Satz mit „Ceterum censeo Carthaginem esse delendam“ beenden.

    Was denken Sie?

  139. @Strichnid #123

    Denn die Öffentlichkeit hat einen Anspruch darauf, dass Politiker und Journalisten einen hohen moralischen Anspruch an sich selbst legen. Wer wollte das leugnen?

    Ich. Hier. Ein Politiker wird nicht dadurch ein guter Politiker, weil er einen hohen moralischen Anspruch an sich selbst hat, sondern weil er die richtigen Entscheidungen für seine Gesellschaft trifft. Mich interessiert nicht, ob ein Politiker seine Frau betrügt oder seinen Müll nicht trennt. Verfehlungen von Politikern oder Journalisten sind nur dann relevant, wenn sie 1. etwas mit der Funktion zu tun haben und 2. sich aktuell auf die Funktion auswirken, sprich: Schäuble als Finanzminister ist ein starkes Stück, XY (der annodazumal einen Artikel kopiert hat) als Wortjournalist ist mir sowas von egal.

    @KG #163

    Denn Vergeben ist kaum möglich, ohne dass man vergisst, wie sehr einen das zu Vergebende einmal geärgert hat. In dem man die Sache letztlich jedenfalls aus dem Gehirnbereich für Sachen hoher Priorität streicht.

    Das ist genau der (lobenswerte) Teil, der laut Mayer-Schönbergers Theorie im Web nicht funktioniert: der Zusammenhang wichtig-behalten unwichtig-vergessen

  140. @162: Wenn Sie wirklich meinen, daß Vergeben kaum möglich ist, ohne zu vergessen, habe Sie das Grundprinzip der Vergebung nicht verstanden. Andersrum wird’s richtig: Wo vergessen wird, ist gar kein Raum mehr für Vergebung. Oder anders: Vergebung setzt Erinnern voraus.

  141. Großartiger Artikel, das Problem ist wirklich wunderbar differenziert dargestellt!

    Ansonsten kann ich mich inhaltlich nur „alter Jakob“ (14 + 21) anschließen. Würde sich für den ein oder anderen Teilnehmer der Diskussion vielleicht nochmal lohnen, sich diese Posts ins Gedächtnis zu rufen.

    Ich muss auch bemerken, dass es keineswegs bewiesen ist, dass die Behauptung des fraglichen Journalisten auch zutreffend ist. Es ist durchaus möglich, dass dies nur seine Rechtfertigung ist, die eigentlichen Probleme aber woanders liegen. Auch müsste wohl erst mal geklärt werden, was dazu in seinem Arbeitszeugnis steht – und ob man da auch was nachträglich schwärzen kann.

  142. Und wenn hier immer der Vergleich zu Sebastian W. gezogen wird. Der hinkt. Klar würde ich da auch gerne wissen, ob und was an den Vorwürfen dran ist. Nur: Hier ist im Gegensatz zum betreffenden Bild-Autor (zumindest nach meinem Stand der Dinge) noch nichts konkretes nachgewiesen. Von daher ist die Verkürzung des Nachnamens legitim. Auch vor dem Hintergrund, dass es sich wohl um straf- oder zivilrechtlich relevante Dinge handeln könnte. Das ist wiederum bei unserem copy & paste-Mann nicht der Fall. Oder doch?

  143. @The_Vanguard, #165:

    („Auch müsste wohl erst mal geklärt werden, was dazu in seinem Arbeitszeugnis steht – und ob man da auch was nachträglich schwärzen kann.“)

    Ich muss gerade an „Religionswächter“ denken.

  144. zitat:
    #Aber führt es nicht, umgekehrt, oft zu wünschenswerteren Entscheidungen, wenn Menschen davon ausgehen müssen, dass das, was sie tun, nicht hinterher gleich wieder vergessen ist?

    die rache der gerechten, die soziale kontrolle.
    schon lustig, ich vergesse gerne dem der sich ändern mag, aber ich hab keine lust mehr mich doppelt betrügen zu lassen.
    so sind es gerad die sanften mit der hohen ethik die ihre rache auch kalt noch wachhalten.

  145. Es ist doch ganz einfach:
    JEDER ist für das, was er tut, SELBST verantwortlich. Wer Scheiße baut, muss damit klar kommen. Und hätte sich das lieber vorher überlegen sollen.

    Die Tilgungsfristen für Eintragungen ins Bundeszentralregister liegen schließlich auch zwischen fünf und 20 Jahren…

  146. auch ich bin seit jahren ein bildblog-leser. und das so oft wie möglich und auch gerne.

    ich habe bildblog immer als ein medium verstanden, welches journalistische fehlgriffe, falschmeldungen, verwechslungen oder was auch immer aufdeckt, richtigstellt und zum nachdenken anregt.
    und das gepaart mit ein wenig schadenfreude oder auch satire hat immer einen schönen leichten humorösen beigeschmack.

    was ich allerdings nicht richtig finde ist die tatsache personen mit klarnamen zur schau zu stellen und das auch noch (2 jahre später) wieder hochzuholen und das fass zum 2. mal zu öffnen.(bevor man es vergisst)

    wäre es so schwer gewesen, den namen nachträglich unkenntlich zu machen; der bitte des mannes nachzukommen?

    er hat einen (vielleicht auch mehrere) fehler gemacht und büßt nun dafür.

    das hätte stärke gezeigt….aber es hätte eben niemand mitbekommen (…)

  147. das fass zum 2. mal zu öffnen.

    Wer öffnet denn hier Fässer? Oder bin ich nur zu doof, oben den link zum Originalartikel zu treffen?

    ich habe bildblog immer als ein medium verstanden, welches journalistische fehlgriffe, falschmeldungen, verwechslungen oder was auch immer aufdeckt, richtigstellt und zum nachdenken anregt.

    Dazu gehört es allerdings für mich auch, zu zeigen, dass da „ganz normale“ Menschen am Werk sind. Leute, die auch ne Familie ernähren wollen und bei denen man sich manchmal fragt, ob sie eigentlich raffen, was genau sie da treiben. Und eben nicht nur die abstrakten Schießbudenfiguren, die über dem Ganzen stehen. Diekmann, Döpfner und wie sie alle heißen.

  148. @Linus, #166:

    Ein eher schwaches Argument. Letztlich ging es im Fall Sebastian W. auch darum, dass man die Angelegenheit nicht so hochkochen sollte. Selbst wenn W. der Unwahrheit überführt worden wäre, hätte ich eine Nennung des kompletten Namens abgelehnt. Dafür war das Vergehen schlichtweg zu nebensächlich.

    Genauso nebensächlich ist das mit dem Plagiat des Bild-Menschen.

    Die Aufdeckung der Geschichte wäre auch ohne Namensnennung ausreichend möglich gewesen.

    Generell:
    Die Frage drängt sich langsam auf, welches Motiv man eigentlich beim Schreiben hat. Geht es noch allein um Berichten über etwas? Ist es nur noch der Informationswunsch, oder kommen noch andere Motive hinzu?

    Ich halte es für unbedingt erforderlich, dass Journalisten sich in dieser Hinsicht regelmäßig selbst hinterfragen. Als mir ein Spiegel-Redakteur mal erzählte, dass nach einem – durch Spiegel-Berichte veranlassten- Minister-Rücktritt in der Redaktion Schampus-Flaschen entkorkt wurden, ist mir beim Zuhören fast schlecht geworden. Es ist m.E. nicht Aufgabe eines Journalisten, „Beute“ zu machen.

    Stefan Niggemeier begründet sein Vorgehen u.a. so:

    „Aber führt es nicht, umgekehrt, oft zu wünschenswerteren Entscheidungen, wenn Menschen davon ausgehen müssen, dass das, was sie tun, nicht hinterher gleich wieder vergessen ist?“

    Das ist dann schon mehr als lediglich journalistische Berichterstattung. Da steckt ein Motiv dahinter, das – ausgehend von einer hohen moralischen Position – bestenfalls pädagogisch, schlimmstenfalls als Wunsch nach Umerziehung bezeichnet werden kann. Bildblog als Watchblog.

    Es ist nicht das Ziel („verantwortungsvoller Journalismus“), sondern die Methode, die nach Hybris riecht.

    Denn in diesem Fall (pardon: ich wiederhole mich) geht es nicht um Korruption, um Schwerverbrechen, um die Bild-üblichen Machenschaften.

    Wir reden hier über einen Menschen, der für einen Artikel abgekupfert hat. Und das ist der Fall, bei dem die Moral auf dem Prüfstand steht? Das ist die Causa, die herhalten soll für Begriffe wie „Verantwortung zu übernehmen für das eigene Tun“?

    Kommse mal wieder zurück aufn Teppich, bitte.

  149. @theo

    Es geht nur darum, dass jemand für einen Artikel abgekupfert hat. Entweder ist das nicht so schlimm, dann findet dieser Jemand auch trotzdem einen neuen Job. Oder aber das ist so schlimm, dass ihm deshalb niemand mehr einen neuen Job geben will: Warum ist es dann übertrieben, den Namen stehenzulassen und Verantwortung einzufordern?

  150. @theo

    Ich weiß ja nicht, was Sie genau unter Journalismus verstehen und ich weiß auch nicht, was Bild zahlt, aber ich finde, Schreiberlinge, die einfach unreflektiert irgendwelchen Krams abschreiben, haben ihren Beruf verfehlt. Das hat nix mit Moral zu tun.

  151. Einige wünschen sich die Löschung des Artikels.
    Mal ganz praktisch gefragt: ab welchem Zeitraum soll denn dann die Löschung eines Artikels möglich sein? Nach einer Woche? Nach einem Jahr?
    Und wenn die Moral keine Rolle spielen soll (Hohes Ross-Blabla), dann muss ja wohl eine standardisierte Lösung her: mail an BILDblog mit Nachweis persönlicher Betroffenheit -> Artikel wird gelöscht bzw. für Google unkenntlich gemacht. Ganz zu ihren Diensten.

  152. @struwwelpeter 173:

    es geht eben NICHT nur darum, ob jemand für einen artikel abgekupfert hat oder nicht.

    es geht darum, warum überhaupt herr niggemeier dies hier in dem zusammenhang ausführlich erwähnt und aufschreibt.

    es geht darum, dass er stolz darauf ist, mit seinem damaligen blogeintrag einen menschen zur schau zu stellen und gegebenenfalls auch an seiner damaligen entlassung mitverantwortlich war/ist. (zumindest – darf man dem herrn glauben schenken – an einer erschwerten neuanstellung)

    überspitzt ausgedrückt geht es darum, seine „erfolge“ mit bildblog zu feiern, dies aufzuschreiben, um sich dann an mehr als 100 zustimmungen zu laben.

    eine einfache änderung des namens hätte gereicht und wäre auch vertretbar gewesen – dann allerdings hätte man nicht darüber berichten können, wieviel einfluss bildblog ausübt.

    sorry, aber für mich hat die ganze story ein wenig von „nachtreten“.

  153. Es gibt sicher Menschen, denen die Tragweite ihrer Entscheidungen und Taten nicht klar ist. Wenn man als 25jähriger Bewerber auf Suff-Bilder von der Abi-Feier auf einer Webseite eines Freundes angesprochen wird, sollte es kein Problem sein, das zu erklären. Vermutlich würde das auch bei keinem Bewerbungsgespräch auf den Tisch kommen…außer der Bewerber beteuert, er hätte noch nie in seinem Leben Alkohol getrunken. Dann hingegen kann es zum Verhängnis werden, denn warum lügt man deswegen? Hat man noch mehr zu verbergen? Es geht dann nicht mehr um den Alkohol, sondern um die Glaubwürdigkeit des Bewerbers.

    Das Gleiche Problem haben auch andere, die – in den meisten Fälle im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte und dem Jugendalter längst entwachsen – durch unrühmliche Taten aufgefallen sind. Wer für Call-TV oder BILD arbeitet, muß dazu in der Lage sein, zu lügen und zu betrügen. Und dann später diese Taten auch noch mit Inbrunst und weiteren Lügen zu verteidigen. Ganz ehrlich: Solchen Leuten kann man nicht trauen. Ist einfach so. Die haben nicht mal ein Schuldbewußtsein. Da kommen dann Sprüche wie „Das macht man eben so in der Branche“ oder „Da ist doch nichts dabei“, mit denen sich sicher auch Mörder und Vergwaltiger gerne herausreden wollen.

    Es sagt nun mal sehr viel über einen Menschen aus, wie weit er in einem und für einen Job zu gehen bereit ist, wie sein moralischer Kompass ausgerichtet ist. Wer für ein Schulterklopfen von Diekmann in der Redaktionskonferenz alle Ethik fahren läßt und gezielt Menschen verunglimpft und ruiniert, indem er falsche Fakten als wahrhaftig darlegt oder durch geschickte Auslassungen und Wortwahl bestimmte Assoziationen steuert, ist eine widerwärtige Kreatur, aber sicherlich kein Journalist. Gleiches gilt auch für die Call-TV-Abzocker, die ja nicht nur mit wirren Spielen und sonderbaren Durchstellsystemen viel Geld in die Kasse spülen, sondern die neben den klassischen Lügen auch noch mit ausgetauschten Lösungsumschlägen oder Wortverdrehungen den Tatbestand des Betrugs mehr als deutlich erfüllen.

    Wenn man später von seinen Untaten eingeholt wird, ist nicht etwa die Schuld von Internet und den bösen Kommentatoren in Foren, sondern die eigene. Handelt es sich um falsche Anschuldigungen, werden diese in der Regel kaum verbreitet, es sei denn, es findet sich ein erbärmlicher BILD-Redakteur, der daraus eine große Story macht. Damit konfrontiert, kann man sehr genau erklären, was ablief und wie es zu den falschen Anschuldigungen kam. Damit ist die Sache vom Tisch.
    Handelt es sich dabei aber um nachprüfbare Fakten, also z.B. Mitschnitte von Sendungen oder Gerichturteile, dann ist kommen die oben erwähnten Ausreden ins Spiel. Ich hätte sicherlich keine Probleme damit, einem ehemaligen P0rnostar einen Job zu geben, der von dieser Karriere nicht zu sehr betroffen ist. Die hatten Sex für Geld und haben damit niemandem (außer sich selbst) geschadet. Aber Lügner und Betrüger von BILD und 9Live? Dieser Abschaum darf gerne in der Gosse landen, wo er hingehört. Sie haben damals entschieden, wie sie ihr leben leben wollen und diese Entscheidung war damals lukrativ. Nun ist sie ein Hemmschuh…so ist das eben, das Pendel schwingt in beide Richtungen.

    Damit will ich nicht mal sagen, daß auch diese Menschen nicht ins Leben zurückfinden können. Wenn sie tatsächlich aufrichtig bereuen, was sie getan haben und glaubhaft versichern können, daß sie das wiedergutmachen möchte und sowas nie wieder tun werden, haben sie eine Chance verdient. Die Realität zeigt aber eher, daß es sich um Gewohnheitstäter handelt, von denen keine Reue oder Einsicht zu erwarten ist. Also warum mit dem Gesindel die Zeit verschwenden.

    Wenn einem die Vergangenheit in den Arsch beißt, nennt man das wohl Karma.

    Georg

  154. @lutz

    Aber WARUM soll er den Namen denn ändern? Wenn ich in meinem Beruf etwas falsch mache (und das mache ich, aber anders als dieser Journalist nie mit Absicht), dann steht mein Name in Verbindung mit meinem Fehler, und davon hängt auch ganz klar meine Existenz als Unternehmer ab. Ruf ich deshalb meine Kunden an und fordere Sie auf, meinen Namen unter meiner Arbeit zu entfernen? Nein, das mache ich nicht.

    Manchmal werd ich übrigens auf Fehler von mir von potenziellen Kunden angesprochen. Da ist es dann an mir, überzeugend und verantwortlich mit dem Fehler umzugehen. Warum sollte das der Journalist nicht können?

    „Nachtreten“ wäre es gewesen, wenn Niggemeier den Namen wieder genannt hätte oder zu dem Eintrag verlinkt hätte.

  155. kaum zu glauben, dass sie die djs besucht haben. dass ihre meute zu allem, was sie schreiben nur mäh macht, ist bekannt. dass sie sich abstoßend zum hüter der journalistischen moral aufschwingen überrascht insofern als ich mich an andere inhalte zur journalistischen ethik erinnere. verehrter kollege, das ist widerlich und beschämend.

  156. @ 112:
    Sie halten „So ging vielen“ für einen vollständigen Satz?
    Und Sie bekommen „Prusteln“ auf den Händen?
    Es gibt Sätze, bei denen muss ich prusten,
    Sie Journalist, Sie!

  157. Wie kann so ein Redakteur eigentlich auf die Idee kommen, den kompletten Artikel eines Kollegen einfach so zu stehlen? Musste er nicht fürchten, entdeckt und zur Verantwortung gezogen zu werden? Ich kann mir das nur so erklären, dass sich ein Redakteur des Drecksblatts sicher fühlen konnte, dass der Bestohlene von einer Anzeige absehen würde, weil das kleine Redakteurchen es bestimmt nicht wagen würde, sich mit dem mächtigen Springer Verlag anzulegen. Und wo kein Kläger, da kein Richter. Stand so was nicht auch schon beim Wallraff ?

    Ist nicht daher davon auszugehen, dass der Täter im vollen Bewusstsein seiner erdrückenden Machtvollkommenheit gehandelt hat? Dann wäre seine Tat nämlich nicht als kleine lässliche Sünde einzustufen, sondern als ein eiskalter, brutaler Raub. Und der soll nach zwei Jahren aus den Archiven herausgefälscht werden, als sei nie etwas derartiges geschehen ? So daß Springer in 20 Jahren behaupten kann: wenn man sich heute diesen „bildblog“ von damals so anschaut, versteht man die ganze Aufregung gar nicht mehr?

  158. […] Erhört es Stefan Niggemeier, das Flehen der ehemaligen Bild-Mittäter, die ihn bitten, ihre früheren Verfehlungen aus dem Bildblog zu löschen, da sie sich heute stets kritische Fragen dazu anhören müssen? Nein, üblicherweise erhört er es nicht. Die zentrale Begründung trägt er in Frageform vor: „Aber führt es nicht, umgekehrt, oft zu wünschenswerteren Entscheidungen, wenn Menschen davon ausgehen müssen, dass das, was sie tun, nicht hinterher gleich wieder vergessen ist?“[1] […]

  159. struwwelpeter möchte ich gerne fragen, ob man irgendwo im Web seinen Namen in Verbindung mit einem Fehler finden kann, und das möglichst bei google an prominenter Stelle.

    Stefan Niggemeier möchte ich gerne fragen, warum eine Abkürzung des Namens seinerzeit „schwer möglich“ war und vor allem heute noch nicht möglich ist (da ich die Bildblog-Geschichte nicht kenne).

    Georg (Schorsch) möchte ich fragen, ob er die Widerwärtigkeit von Bld-Autoren generell für so evident hält, dass er die moralische Verkommenheit auch im vorliegenden Fall nicht eigens meint beweisen zu müssen. Schublade auf, Schublade zu?

    @ Linus (#174):

    Wenn Sie wissen, dass der betreffene Journalist regelmäßig abgekupfert hat, könnte ich Ihnen vielleicht etwas folgen. Handelt es sich um einen Einzelfall, möchte ich nicht ihren Maßstab angewendet sehen. Denn dann müsste eigentlich jeder Mensch, der in seinem Leben einmal gepfuscht hat, sich einen anderen Beruf suchen.

    Stefan Niggemeier schreibt: „Es geht auch nicht um einen allumfassenden Pranger.“

    Ich bin mir nicht so sicher, ob das jeder Kommentator hier so unterschreiben könnte.

    Ich kann Ihnen allen nur wünschen, dass Sie ihren eigenen Maßstäben jederzeit gerecht werden. Und nicht anderen eine höhere Moral vorschreiben als sich selbst.

    „Wer Inhalte für die Öffentlichkeit erstellt und dafür mit seinem Namen bürgt, hat andere Ansprüche zu erfüllen als ein einfacher, namenloser Angestellter,“, schreibt ein Kommentator. Komisch, ich habe immer gelernt, dass ein Lügner ein Lügner ist und ein Dieb ein Dieb. Dass moralische Wertmaßstäbe je nach Berufszugehörigkeit gelten sollen oder nicht, ist schon eine denkwürdige philosophische Betrachtung.

  160. @theo: Dazu müssten wir über den konkreten Eintrag diskutieren, was ich aber aus naheliegenden Gründen nicht tun möchte.

    Ich gebe zu, dass daran auch die Diskussion (die ich sehr fruchtbar finde) ein bisschen leidet: Dass sich zwar über eine grundsätzliche Haltung diskutieren lässt, aber nicht über das Für und Wider im konkreten Fall.

  161. Sehr schön eine wichtige Diskussion losgetreten. Nur wie manche auf die Idee kommen, Herr Niggemeier schreibe von oben herab, um sich selbst zu beweihräuchern, oder wie er angeblich den Fehltritt aus Spaß an der Freude hochkocht, ist mir nicht ganz klar. Ich sehe hier jemanden, der eine unglückliche Entscheidung zu fällen hatte und gerne Rückmeldungen haben will, und das kann ich nur voll und ganz unterstützen. Egal, welches Ergebnis dabei herauskam.

    Ich bitte außerdem, zwischen Herrn Niggemeiers Äußerungen und dem Ton einzelner Kommentatoren zu unterscheiden. Ich habe schon oft erlebt, wie Leute den Tonfall eines Einzelnen auf die „Gegenseite“ allgemein und den Verursacher im Besonderen übertragen haben. Und nur so kann ich mir obigen Eindruck überhaupt erklären.
    Bis jetzt finde ich die Diskussion noch recht gesittet, aber einzelne Ausrutscher gibt es ja immer.

  162. @theo

    Nein, aber ich arbeite auch nicht in dem Sinne öffentlich wie ein Journalist. Wer sein Geld mit Öffentlichkeit verdient, der muss mit den Folgen dieser Öffentlichkeit leben.

  163. @struwelpeter

    das klingt ja ganz nach dem urteil des berliner landgerichtes, welches die klage von herrn diekmann hat fallen lassen.

    ich finde diese haltung untragbar. ein journalist muss doch nicht in der öffentlichkeit ausgiebig geläutert werden, nur weil er mit der öffentlichkeit sein geld verdient.

    was ist denn das für eine herleitung?

  164. @theo: So philosophisch denkwürdig finde ich das gar nicht. Wenn Moral davon handelt, was man tun soll, und das Sollen logisch nur im größeren oder kleineren Rahmen dessen, was man tun kann, definiert werden kann, ergeben sich für verschiedene Berufe auch verschiedene moralische Imperative und Verantwortlichkeiten.

    Mit Spidermans Onkel gesprochen: Mit großer Macht kommt große Verantwortung.

    Oder machen ein Pilot und ein Kioskverkäufer, die bei der Arbeit betrunken sind, sich desselben Vergehens schuldig? Dieb ist Dieb, Trinker ist Trinker?

  165. @lutz

    „Öffentlich geläutert“, das ist doch lächerlich.

    Sein Name steht unter seinem Werk. Nicht mehr und nicht weniger.

  166. @Sebastian: Im vorliegenden Fall geht es um ein Plagiat. Das fällt unter „lügen“ und „betrügen“, von mir aus auch unter „Diebstahl“. Mit Saufen hat das nichts zu tun.
    Man kann nun natürlich zur moralischen Bewertung einer Lüge noch die Folgen derselben heranziehen. Die Lüge an und für sich ist ja ein interessantes anthropologisches Phänomen (wobei: selbst in der Tierwelt kommt das vor).

    Nur fiele es mir schwer, wenn mein Kiosk mich beim Zahlvorgang betuppen würde, das mit Blick auf z.B. die Machenschaften einiger Energiekonzerne als unwesentlich einzustufen.

  167. @ theo:

    Dann bewerte das Ganze mal aus der Sicht eines Verlagsangestellten, der die betreffende Person einstellen soll.

  168. Jetzt kann man nicht auf den Artikel, weil man dann die Sache wieder hochkochen würde, aber den Namen kann man nicht kürzen?

    Das ist aber eine absurde Konsequenz. Gerade umgekehrt wäre es doch sinnvoll, auch wenn hier immer wieder Kommentatoren die Alternative ‚Artikel löschen‘ als Strohmann angreifen, als hätte das je zur Disposition gestanden, und als könne man den Namen nicht kürzen.

    Wer die Fakten recherchieren will – „so war Bild vor 20 Jahren“ – der findet mit etwas Aufwand den Namen sicher noch raus, aber eben nicht so billig.
    Ich mag diese ganzen anonymen Zeugen Herr K. aus P. mit Brille, künstlichem Bart und nur als Kontur im Gegenlicht mit verzerrter Stimme auch nicht, denn wer schützt mich als Konsumenten davor, mit Schauspielern reingelegt zu werden?

    In den Archiven soll der Fall durchaus nachvollziehbar bleiben, meine ich, aber wie leicht sich solche Fakten auch nach Jahren noch rausfinden lassen, das ist ein neues Phänomen, dass der neuen Technik zu verdanken ist, und dafür muss die Gesellschaft Antworten suchen.

  169. „und dafür muss die Gesellschaft Antworten suchen.“

    Und „Ich arbeite verantwortungsvoll und verhalte mich korrekt“ ist keine der möglichen Antworten?

  170. Immer? Was wäre schlimm daran? Niemand hat das Recht auf Löschung seines Namens aus dem kollektiven Gedächtnis.

    Ich hab mal einen furchtbar schlechten, richtig peinlichen Fachaufsatz geschrieben. Den findet man heute immer noch. Wenn ich darauf angesprochen werde, dann ergibt sich meist ein nettes Gespräch über die Jugendsünden, die man eben begeht.

  171. @ 167 theo:

    > Ich muss gerade an „Religionswächter” denken.

    Aha. Und warum das?
    Ich denke übrigends gerade an Kaffee.

  172. S. Niggemeier schreibt:
    „Eine grundsätzliche und allgemeingültige moralische Antwort, wie mit Löschwünschen zu verfahren sei, habe ich nicht.“-und:

    “ Ich halte es durchaus in einigen Fällen für richtig, Namen aus kritischen Blog-Einträgen zu löschen — wenn mir die dauerhafte Form der Bestrafung, die damit verbunden sein kann, unangemessen erscheint.“

    Es scheint, die schöne,neue internetzeit hat auch neue instanzen hervorgebracht, die in unserem rechtsystem bisher so nicht vorgesehen waren.Man kann nun natürlich argumentieren, dass sich auch diese formen der bestrafung von unabhängigen gerichten auf ihre rechtmässigkeit überprüfen lassen, aber da klingt doch eine gehörige portion hybris durch.
    Die wortwahl in diesem beitrag ist decouvrierend und macht einiges an verdiensten wett-wobei ich in der sache nicht so weit weg von Herrn Niggemeier bin.
    Aber wenn es denn nun schon so ist, dass der ankläger in seiner zusätzlichen funktion als richter ein urteil gesprochen und eine strafe verhängt hat, sollte er sich vielleicht doch auch gedanken über die strafdauer machen.Ab und an -eventuell zu bestimmten anlässen- eine amnestie? Wie früher?Ein wenig erbarmen zeigen?
    Ich meine ja nur.

  173. Einer der ersten Google-Einträge bei meinem schändlichen Namen ist die negative Rezension meines ersten Buchs. Kann ich mit leben – besonders weil das Buch wirklich furchtbar war, wie ich heute zugeben muss. Ich käme im Leben nicht auf die Idee, die Leute zu bitten, den Text zu löschen. Sowas nennt man Fähigkeit zur Selbstkritik.

    Könnte es sein, dass die Kritiker hier vor allem deshalb auf moralisch machen, weil sie fürchten, selber mal schlecht dazustehen? Kommt mir vor wie Autofahrer, die sich über Tempokontrollen beschweren. Hey, fahrt einfach langsamer!

    Und klaut keine Texte.

  174. @theo: „Mit Saufen hat das nichts zu tun“ – was soll das denn? Sie sagten oben allgemein, dass „moralische Wertmaßstäbe“ unabhängig von Berufszugehörigkeiten gelten sollen und dass Lügner Lügner und Dieb Dieb ist. Sie können nicht allgemeine Regeln aufstellen und dann nach Belieben und ohne Begründung Fallbeispiele disqualifizieren, die jemand anführt, um Ihre allgemeinen Regeln auf Plausibilität zu prüfen.

    Nach gängiger Moral ist Trinken im Dienst ein Vergehen. Der Unterschied ist, dass der Pilot eine Verantwortung für andere Menschen, nämlich seine Mitarbeiter und Passagiere trägt, der er trinkend nicht gerecht wird, und der Kioskverkäufer keine solche Verantwortung trägt und niemanden gefährdet.

    Selbstverständlich müssen bei der moralischen Bewertung einer Tat die absehbaren Folgen berücksichtigt werden. Wenn ein Akteur weiß, dass er z.B. mit einer Lüge Menschenleben gefährdet, und ein anderer weiß, dass seine Höflichkeitslüge völlig folgenlos bleiben wird, dann wollen Sie das moralisch gleichsetzen? Einen solchen moralischen Formalismus halte ich für ziemlich wirklichkeitsfern, und die notwendige Konsequenz wäre, dass man Bagatelltaten viel zu hart und schwere Taten viel zu mild beurteilen würde, wenn man unter verschiedenen Lügen, Diebstählen usw. gar nicht differenzierte. Auch Justitia ist übrigens blind für den Status der Person, aber nicht für die Details und Umstände der Tat. Ein undifferenziertes „Dieb ist Dieb“ hat mit aufgeklärter Rechtsstaatspraxis nichts zu tun.

  175. Vorschlag einer Antwort an Personlachefs: „Ja, für diesen abgeschriebenen Artikel musste ich schon oft büßen, und das ist ein Grund mehr, warum ich heute von Plagiaten die Finger lasse und mich nur bei seriösen Arbeitgebern bewerbe.“
    Ein anderes Problem ist, dass manches, was unter meinen Namen steht, von der Redaktion hinein- oder darüber geschrieben wurde. Das könnte in einer entsprechenden Redaktion z.B. das Wort „Exklusiv-Interview“ sein.

  176. Ein sympathisches Lied wird ja hier teilweise gesungen:

    „Ist mir egal, ob er vielleicht Familienvater ist
    wir haben endlich mal einen von denen an der Angel
    Er muß bluten

    Ist mir egal, ob er arbeitslos ist
    endlich trifft es mal einen Richtigen
    Er muß bluten

    Ist mir egal, ob es lange her ist, ob er sich vielleicht geändert hat
    er muß bluten

    Ist mir egal, dass er vielleicht unter Druck von oben stand,
    dass er sich seinen Beruf vielleicht auch mal anders vorgestellt hat
    Dass er vielleicht schwach ist, Schwächen hat
    Er muß bluten

    Wir sind die Guten
    Er muß bluten“

    Hach, nett.

  177. @Robert:

    Die Jobs, die er nicht bekommt, bekommt dafür ein anderer, dem es besser oder schlechter gehen kann. Und außer den Leuten, die die Bewerbung überprüfen, wird es wohl auch jetzt keiner lesen. Scheint mir beinahe ein Nullsummenspiel zu sein.

    Aber in solche Fettnäpfchen tritt man eben, wenn man ein ernstzunehmendes Diskussionsangebot polemisieren will.

  178. @Twipsy:

    Und deshalb darf man selbst auch so sein? Das ist doch die Frage, oder?

    @KH:

    In die Kategorie Fettnäpfchen fällt eher Ihre schwache Argumentation. Jemandem die Chance auf einen Job nehmen ist OK, weil den dafür ja ein anderer bekommt, und dann stimmt ja die Rechnung wieder? Na, dann darf ich Ihnen aber auch den Fernseher klauen und ihn jemand anderem geben, dann bleibt es sich ebenfalls gleich.

  179. Bildblog hat lediglich die schlechte Arbeit des Journalisten dokumentiert, was deren Aufgabe ist. Sie haben weder Witwenschütteln betrieben noch ein heimlich aufgenommenes Foto mit einer Überschrift à la „Plagiat-Wut: Dieser Journalist klaut fremdes Eigentum“ gebracht. Was kommt als nächstes? Ein Chirurg, der wegen Kunstfehlern verurteilt wurde, und später die Pressemitteilungen weghaben will?
    Übrigens gibts da ne nette Seite, waybackmachine.

  180. @Robert

    Jemandem die Chance auf einen Job nehmen

    Auch Sie verwechseln hier die Akteure. Der junge Mann bekommt seinen Job nicht (wenn das denn tatsächlich so sein sollte), weil er abgeschrieben hat und nicht weil das in Bildblog stand (und steht).

    Radfahrer argumentieren ähnlich. Da sind ja auch die bösen Medien schuld am schlechten Image des Sports. Und nicht etwa, diejenigen, die dopen.

  181. Hallo Herr Niggemeier, täuscht der Eindruck, dass es genießen, Ihre Abneigung gegen die BILD Zeitung an diesem armen Wurm auszulassen? Klar, er hat einen Fehler gemacht, offensichtlich mit dem Verlust seines Jobs dafür bezahlt und hat jetzt Schwierigkeiten, einen neuen zu bekommen. Vielleicht sogar zu Recht. Als Christ ist mir der Sünder aber in diesem Fall lieber als sein Richter. Sind Sie Christ? Und wie gehen Sie mir Ihrer Verantwortung in diesem Fall um? Freundliche Grüße Marlene Schneider

  182. Hey, ich find Bildblog ja auch klasse! Mehr davon, haufenweise!
    Und ich sag auch nicht, dass die Entscheidung „löschen oder nicht“ einfach sei. Das sehe ich schon so, dass sie das nicht ist!

    Es ging mir nur um Beiträge einzelner Leute hier, die ich teilweise recht mitleid- und gnadenlos fand. Und das hat keiner vedient, egal, was er getan hat. Das sollte selbst für Verbrecher gelten, und das ist dieser Mann ja nicht mal, er ist nur ein schlechter Journalist.

    Ich finde deshalb nicht, dass ich polemisch bin, wie KH mir vorwirft, sondern dass es im Gegenteil polemisch ist, zu sagen: Mit Person X müssen wir kein Mitleid haben.

    Vielleicht sollte man mit jedem Mitleid haben! Schlechter würde die Welt dadurch jedenfalls nicht!

  183. „Und das hat keiner vedient…“

    WAS hat denn „keiner verdient“? Dass er in einer Bewerbungssituation anhand seiner bisherigen Leistungen beurteilt wird?

    Er hat Plagiat betrieben, er hat die Folgen zu tragen. Die Folgen sind nicht: Hand ab, lebenslange Haft, immense Forderungen gegen ihn. Die Folgen sind: Erklärungsbedarf im Vorstellungsgespräch.

    Schuld und Sühne stehen da für mich in einem sehr gesunden Verhältnis zueinander.

  184. Es ist lächerlich, wie Kommentatoren, die sonst dem großen EGAL das Wort reden, sich an der etwas unglücklichen Formulierung „Bestrafung“ von Stefan Niggemeier aufhalten und diese decouvrierend nennen oder Stefan gar Hybris vorwerfen.

    Geschichtsklitterung fängt im Kleinen an und endet im „Irgendwann muss auch mal gut sein.“ „Schlussstrich“. Und später beginnt dann, begünstigt durch Weglassen und Fälschen nicht mehr vorhandener Beweise, die Umdeutung. Nein danke. Da haben wir nun Fakten, Belege und Beweise und sollen diese löschen? Weil die selben Leute, die sonst so gern die Moral diffamieren, nun plötzlich beginnen moralisch zu argumentieren? Weil hier eine Sorte von Bedarfsethikern am Werke ist, die sich ständig neue Ethik schafft, immer nach dem eigenen Bedarf? Ich fass es nicht. Sein wir froh, wenn wir Originalbelege im Archiv haben. Das erspart späteren Historikern das Suchen.

    btw.: Es gibt da eine Eidesformel. Die geht ungefähr so: „Ich schwöre, die Wahrheit zu sagen, nur die Wahrheit und die ganze Wahrheit. Nichts hinzuzufügen und nichts WEGZULASSEN..“
    Wunderbarerweise haben allerdings viele Menschen und Politiker ein schlechtes Gedächtnis, so dass sie natürlich nie vorsätzlich etwas weglassen.

    Und noch ein kleiner Nachsatz, da hier auch gelegentlich von Verjährung geschrieben wurde: Verjähren kann nur die Verfolgung Strafbarkeit einer Tat. Eine Tat kann nicht verjähren.

  185. Sebastian, #203:

    Mir ging es nicht um Justitia. Mir ging es darum, dass man nicht anderen Leuten mehr Moral abverlangen sollte als sich selbst.
    Und wenn ich von anderen Leuten Aufrichtigkeit im Berufsleben erwarte, sollte ich mich selbst da nicht ausnehmen.

    Alle ihre Einwürfe (Kiosk, Pilot, Menschenleben gefährden) sind korrekt. Aber erstens hat das doch mit diesem Fall, den wir hier besprechen, nichts zu tun. Und zweitens, he, geht es wirklich nicht ne Nummer kleiner? Nach Stasi-Wikileaks-Vergleich in diesem Thread nun der Pilot, der massenhaft Leben gefährdet?

    @KH, #206:
    „Und außer den Leuten, die die Bewerbung überprüfen, wird es wohl auch jetzt keiner lesen.“ Ja, dann ist es ja halb so wild, wenn es einem Menschen lediglich seine berufliche Zukunft verbaut.

    Hallo?

    Ich kannte mal eine Lokalredakteurin eines ganz kleinen Provinzblättchens. Eine nette Dame, nicht mehr ganz die jüngste. Sie war auch für die Kulturberichterstattung in dem kleinen Städtchen zuständig. Meist waren die Berichte immer so, wie man sich das in einem kleinen Lokalblatt vorstellt: eher etwas langweilig, meist nett, so gut wie nie ein Verriss.
    Aber sie war immer korrekt, hat sich nie irgendwas zu Schulden kommen lassen in den etwa 30 Jahren ihres Schaffens.

    Bis auf eine Sache. Nichts Weltbewegendes. Es gab ein Violinkonzert in einer kleinen Musikschule, man rechnete mit bestenfalls 30 Zuhörern, und aus irgendwelchen Gründen hat sie damals ihre Kritik „kalt“ geschrieben. Ich habe sie nie danach gefragt, es kann viele Gründe gegeben haben. Im Endeffekt machte das ja auch nach außen, also für den Leser, keinen Unterschied. Sie schrieb also über ein Konzert, welches leider nie stattfand. Die Künstlerin war erkrankt.

    Das ist in einem kleinen Städtchen peinlich hoch drei. Jeder kannte die Geschichte. Man grinste darüber, aber nach ein paar Jahren war Gras über die Sache gewachsen. Es ist ja auch nie wieder passiert.

    Was nun müsste man in der heutigen Zeit machen? Ihre Sache wäre klar ein Fall für einen Medienblog gewesen. Fake ist Fake. Oder hängt die Empörung darüber von der Auflagengröße der Zeitung ab?

    Und die inzwischen deutlich ergraute Lokaljournalistin würde, da z.B. Bildblog bei google recht prominent platziert wird, bis heute ihren Namen virtuell mit dem damaligen Vorfall aufbereitet sehen.

    Selbst schuld, werden da einige sagen. Die Argumente werden wieder sein:
    – es geht um verantwortungsvollen Journalismus
    – es geht um Informationsfreiheit im Web
    – es geht um moralische Ansprüche, an denen Journalisten gemessen werden müssen

    Es geht um eine (!) gefälschte Konzertkritik. Und darum, dass diese Dame es weder vorher noch nachher getan hat. Sie ist keine notorische Fälscherin. Und deswegen ist die Moralkeule ein unangemessenes Instrument. Was sie ja ohnehin oft ist.

    Was hat das mit dem ehemaligen Bild-Auto zu tun? Solange ich davon ausgehen muss, dass es sich um eine einmalige Sache handelt, unterscheidet sich sein Fall IMHO in nichts von der geschilderten Provinzposse.

    Und ja, ich finde, dass sowohl bei Bildblog wie auch im Blog von Stefan Niggemeier etwas seltener Namen genannt werden sollten. Es spielt doch meist keine große Rolle, wie die Volontärin oder Jung-Redakteurin heißt, die irgendwo in irgendeinem Käseblatt irgendwelchen Bock geschossen hat.

  186. „Im Endeffekt machte das ja auch nach außen, also für den Leser, keinen Unterschied.“

    An dieser Stelle hab ich das Lesen des Kommentars dann sein gelassen.

  187. @polyphem:
    „Bedarfsethik“, „Geschichtsklitterung“, das sind große Worte. Zuletzt las ich so etwas zum Thema Stasi. Aber wenn Sie meinen, dass so etwas hier angebracht ist: bitte.

  188. @polyphem:
    “ Geschichtsklitterung fängt im Kleinen an und endet im „Irgendwann muss auch mal gut sein.” „Schlussstrich”.“
    Das hat ja diesmal richtig gedauert.

    „Da haben wir nun Fakten, Belege und Beweise und sollen diese löschen?“
    Ach wo.
    „Sein wir froh, wenn wir Originalbelege im Archiv haben. Das erspart späteren Historikern das Suchen.“
    Als würde jede BILD-Schmierage interessant für historiker.
    Die sprache hat mir nicht gefallen.Mehr nicht.Das sollte erlaubt sein.Sprache ist manchmal verräterisch, und wenn man sich „versprochen“ hat, genügt ein wort.Bei mir jedenfalls.Dafür gibt´s keine zwei jahre plus…
    Bedarfsethiker?
    Lieber noch n´gedicht.

  189. Sehr guter Beitrag! Ich kann die Argumentation sehr gut nachvollziehen. Jedoch ist es auch irgendwann Zeit den Weg für einen Neuanfang zu ermöglichen. Wenn das tatsächlich existenzgefährdend ist, wie der Herr schreibt, bin ich für den spirituellen Weg: Den Beitrag löschen und damit ein gutes Karma für Niggemeier und Bildblog herzustellen. Würde Allen gut tun!!

  190. Wann hat der Stasi-Vergleich eigentlich offiziell den Nazi-Vergleich als Verlegenheitsargument abgelöst?

  191. Lieber Herr Niggemeier.

    Ich hatte gerade darüber nachgedacht, ob ich versuche, wohlformuliert Ihnen Ihre Attitüde vorzuhalten um Sie idealerweise wenigstens für eine Sekunde dazu zu bringen, sich selbst ernsthaft mal in Frage zu stellen.

    Doch unterm Strich bin ich mittlerweile davon überzeugt, dass Ihnen die Selbstreflexion nur noch als Stilmittel, nicht mehr als ehrlicher und vor allem ergebnisoffener Gedankengang gelingt.

    Sie geben ja selbst zu, dass Sie nicht definitiv wissen, wie es beim Ex-Bild-Mann zum Plagiat kam. Sie richten über das Ergebnis mit einer Arroganz, die sich durch nichts rechtfertigen, nicht mal mehr entschuldigen lässt.

    Als Kritiker ist es Ihre natürlich Ihre Aufgabe, den Finger in die journalistischen Wunden zu bohren… doch die Aufgabe endet, sobald die Grenze des Privatlebens überschritten wird. Zum wiederholten Male haben Sie das nicht verstanden.

    Es ist zu schade, dass Ihnen die Selbstbeweihräucherung die Sicht auf sich selbst vernebelt… sonst wäre Ihnen klar, was sie tun.

    Ich erinnere mich an die Diskussion um die (RTL?)-Redakteurin in Winnenden, die Sie ob ihres missglückten Live-Interviews an den Pranger gestellt haben.

    Damals lagen Sie falsch, dieses Mal liegen Sie falsch… ich wünschen Ihnen einfach, dass Sie von derartiger brachialer Grosskotzigkeit verschont bleiben, wie Sie sie über andere Menschen ausschütten

    MFG

  192. ich möche herrn niggemeier fragen, warum oder aus welchen beweggründen er diesen blogeintrag geschrieben hat.

    ist es, um seine entscheidung zu hinterfragen?
    bestehen da zweifel?

    ist es, um aufzuzeigen, dass bildblog einfluss hat?

    wie muss man sich das eigentlich vorstellen? telefonieren stefan und lukas miteinander, unterhalten sich nett und entscheiden, was getan werden soll?

    sie haben doch betreffenden herrn bereits in einem eintrag vor 2 jahren auflaufen lassen (sei mal dahingestellt, in wiefern er sich des diebstahls bedient hat und sei auch mal dahingestellt in welchem umfang).

    ok-fehler von ihm. er wird sich das ein leben lang vorhalten, da er jetzt sieht, was ihm das eingebrockt hat.

    jetzt meldet sich der herr bei ihnen und bittet sie höflichst, seinen namen zu ändern, da der artikel bei deutschlands prominentester online-suchmaschine ganz vorne auftaucht.

    und was machen sie? sie schreiben erneut einen blogeintrag darüber, dass sie vor 2 jahren einen artikel über einen kopiertern bild-artikel geschrieben haben.

    verstehen sie mich bitte nicht falsch-ich bin ein großer verfechter des bildblogs und lese ihn täglich, bin dennoch verwirrt, das sie und ihre kollegen diesen schritt gegangen sind – ich mein, der jenige welche büßt doch im moment und hat (anscheinend) probleme auf dem arbeitsmarkt.

    es ist ihm (als ehemaliger bild-mitarbeiter) bestimmt nicht leicht gefallen, eine derartige bitte an sie zu richten-dennoch halbieren sie die jobaussichten diesen mannes, da nun erneut über ihn geredet wird.

    jeder sollte für seine fehler geradestehen und sie auch ausbügeln können-keine frage! es macht aber eine unterschied, ob ich das selbst in die hand nehme und besserung gelobe, oder ob meine fehler von vor 2 jahren jetzt gerade wieder negativ verstärkt werden.

    das werfe ich ihnen vor. und es hätte stärke gezeigt, dies einfach klammheimlich zu tun, in dem sie ganz einfach den namen unkenntlich gemacht hätten.

    aber wie gesagt: dann hätte man keinen blogeintrag schreiben können und keine 150 zustimmungen bekommen.

  193. @Linus #167

    Von daher ist die Verkürzung des Nachnamens legitim. Auch vor dem Hintergrund, dass es sich wohl um straf- oder zivilrechtlich relevante Dinge handeln könnte. Das ist wiederum bei unserem copy & paste-Mann nicht der Fall.

    Ein seltsamer Standard. Je kleiner das Vergehen, desto größer die mediale Aufmerksamkeit?

    @Sebastian #204

    Nach gängiger Moral ist Trinken im Dienst ein Vergehen.

    Trinken im Dienst ist nur dann ein Vergehen, wenn es die Ausübung der Funktion beeinträchtigt. Und das ist beim Piloten halt mehr gegeben als beim Kioskverkäufer. Mancherorts im Süden Deutschlands sind die Gewerkschaften auch noch der Ansicht, ein Maschinenführer müsste Bier im Getränkeautomaten finden. Und gehen dann gegen Betriebe vor, die das nicht wollen.

    @struwwelpeter #214

    Die Folgen sind: Erklärungsbedarf im Vorstellungsgespräch.

    Vorausgesetzt er schafft es bis dahin. Auch Personaler stehen unter Druck und reagieren in 90% der Fälle nicht so umsichtig, wie es ihnen unterstellt wird. Ich glaube nicht daran, dass sich die Personaler an die Partybilder und persönlichen Twitterfehden gewöhnen werden. Es wird wohl andersherum sein. Und fast jeder ist doch froh, wenn er nach einfachen Entscheidungskriterien den Stapel auf seinem Schreibtisch reduzieren kann.

    @polyphem #215

    Geschichtsklitterung fängt im Kleinen an [..] Sein wir froh, wenn wir Originalbelege im Archiv haben. Das erspart späteren Historikern das Suchen.

    Nehmen Sie den Bildblog, ziehen Sie ihn auf Mikrofilm und stecken Sie ihn in den Atombunker. Meinetwegen. Aber erzählen Sie mir bitte nicht, die Unkenntnis über den Verfasser eines Plagiats in der Bildzeitung käme den nachfolgenden Generationen teuer zu stehen.

  194. @polyphem: Die Tat verjährt nicht, nein, aber Taten werden auch aus dem Strafregister gestrichen. Alles Geschichtsfälscher, diese Richter!

    @Frank Hombacher: Wieso denn die ganze Geschichte löschen, und nicht nur den Namen schwärzen?

  195. Jeder Handwerker, jeder Gastronom muss heutzutage damit klarkommen, dass Bewertungen über seine Arbeit im Web zu finden sind. Das ist ein Teil der so oft gepriesenen Transparenz, die zu Leistung anspornt, in dem Fehlleistungen öffentlich gemacht werden.

    Warum sollte sich dieser Öffentlichkeit gerade derjenige entziehen können, der sich von Berufs wegen dieser Öffentlichkeit besonders exponiert?

    Nebenbei: Darf ich jetzt auch alles, was mir nicht mehr gefällt, aus meinem Lebenslauf löschen? Wann endlich verjährt mein schlechtes Arbeitszeugnis von meiner ersten Stelle? Ich bitte da doch „nur“ um Gnade, seid ihr alle keine Christenmenschen?

  196. Auch Journalisten muss und sollte man Fehler, die sie womöglich auch noch zu Beginn ihrer beruflichen Laufbahn gemacht haben, irgendwann nachsehen. So etwas kann passieren!
    Ist das Verbreiten von Lügen, nur um vielleicht für die daraus resultierende Schlagzeile noch mehr Kohle zu bekommen, aber ein Fehler, der einfach so passiert??? Da werden doch menschliche Charakterzüge sichtbar, die man nicht verzeihen kann und sollte! Denn, um die Folgen ihres Tuns haben sich diese Leute auch keine Gedanken gemacht, nahmen sie doch aber ganz gewiss schon damlas für sich in Anspruch intelligent und gebildet zu sein!

  197. @38

    der Fall Kekilli liegt ein wenig anders. Sibel Kekilli steht nämlich keineswegs zu ihrer Vergangenheit. sie ist gegen eine RTL-Sendung gerichtlich vorgegangen, die Szenen aus ihren Pornofilmen zeigte (man kann wohl davon ausgehen, dass die Bilder im Fernsehen zum Teil verpixelt) waren. Das Gericht gab ihr recht. Und zwar – vereinfacht ausgedrückt – weil sie heute etwas anderes macht.

    Wohlgemerkt: Wir reden über Szenen aus Filmen, die jedermann legal in einer Videothek ausleihen und kaufen darf.

    Ich glaube, die Tragweite dieses Urteils wird völlig unterschätzt. Es geht ja nicht darum, dass die Bild-Berichterstattung über sie mies und geschmacklos war. Denn Urteile werden ja nicht nur für eine einzige Person gefällt.
    Theoretisch könnte jetzt jeder Schauspieler die Ausstrahlung seiner Frühwerke verbieten, weil sie ihm nicht mehr gefallen. Und jeder Autor verbieten, dass aus älteren Werken von ihm vorgelesen wird (vielleicht so in fünf Jahren Thilo Sarrazin?)

    Wenn Sie hier Partei beziehen für das Einstehen für die eigenen Vergangenheit, dann ist Sibel Kekilli ein verdammt schlechtes Beispiel dafür.

    Hier ein Link zu der Gerichtsentscheidung (Der Link, den Sie gesetzt haben, führt übrigens nicht zu einem Kekilli-Eintrag – jedenfalls keinem, den man NOCH lesen kann…)

    http://www.digitalfernsehen.de/RTL-darf-keine-Nacktszenen-von-Kekilli-zeigen.38520.0.html

  198. „Ist das Verbreiten von Lügen, nur um vielleicht für die daraus resultierende Schlagzeile noch mehr Kohle zu bekommen, aber ein Fehler, der einfach so passiert???“

    Korrigieren Sie mich, wenn ich falsch liege, aber war in diesem Fall nicht die einzige Lüge jene, dass der Journalist sich mit fremden Federn schmückte? Über den Inhalt des ominösen Artikels lese ich hier nüscht.

    „Da werden doch menschliche Charakterzüge sichtbar, die man nicht verzeihen kann und sollte!“

    Niemals, nein gar nicht. Wehe uns, wenn wir all diesen Christenmenschen mit ihrer Bedarfsethik folgen würden.

    Und morgen thematisieren wir alle wieder die zunehmende Radikalisierung im Diskurs – in den USA, rund um Sarrazin und generell im gesellschaftlichen Gefüge.

    (Selbstkritisch hinzugefügt: Ja, The_Vanguard, der Ausdruck „Religionswächter“ war en petit überzogen – war es das, wonach Sie fragten?)

  199. Claus,

    „Theoretisch könnte jetzt jeder Schauspieler die Ausstrahlung seiner Frühwerke verbieten, weil sie ihm nicht mehr gefallen.“

    Nein, weder in der Theorie noch in der Praxis:

    „Die reine Behauptung, man wolle nun seriöser werden, reiche alleine nicht aus. Die Einwilligung bestehe zumindest einige Zeit fort. Ähnlich sieht dies auch das LG Köln und lässt einen Widerruf nur aus wichtigem Grund zu (Urteil vom 20.12.1995, Aktz.: 28 O 406/95). So soll der Widerruf nur möglich sein, wenn wegen eines Wandels der inneren Einstellung die Fortwirkung der Einwilligung das Persönlichkeitsrecht verletzen würde. Einen solch gravierenden Eingriff scheint zumindest Frau Kekilli vor dem KG Berlin geltend gemacht zu haben.“

    (Quelle: rechtambild.de)

  200. @225 VonFernSeher:

    Betreffs Ihres Einwands, der Journalist würde wahrscheinlich nicht zum Vorstellungsgespräch geladen, ein Zitat des selben Journalisten aus dem hier diskutierten Blogeintrag:

    „Könnten Sie den Artikel aus ihrem Archiv löschen? Es wäre nett, da ich bei jedem Bewerbungsgespräch auf Bildblog angesprochen werde.(…)“

    @Topic:

    Tja, da muss er seinen Fehler halt erklären. Denn wer im Vorstellungsgespräch ist, hat auch die Chance den Job zu bekommen. So wie ich das sehe, will der Journalist bloß ohne Probleme wieder einen Job bekommen. Das ist zwar sehr verständlich, aber überzeugt mich nicht. Die Probleme, die er sich nebenbei gesagt selbst eingebrockt hat, sind offenbar zu lösen. Denn in der Regel lädt ein Arbeitgeber niemanden zum Bewerbungsgespräch ein, den man schon aussortiert hat. Und jemandem, der sich im Geschäft auskennt, in einem Bewerbungsgespräch einen Plagiatsvorwurf von vor zwei Jahren zu erklären… das muss schon drin sein.

  201. @alter Jakob #234
    Ich habe das Ganze etwas allgemeiner betrachtet. Es ging und geht mir mehr um Ansichten und Schlussfolgerungen als das Schicksal des einen Journalisten, den ich persönlich nicht kenne und daher kaum beurteilen kann. Generell gibt es aber viele Faktoren, die einen vom Stapel schmeißen, obwohl sie mit der eigentlichen Qualifikation wenig oder gar nichts zu tun haben. Und eine überwiegend negative Darstellung in Suchmaschinen kann einer davon sein.

  202. „Und eine überwiegend negative Darstellung in Suchmaschinen kann einer davon sein.“

    Eine überwiegend negative Darstellung in Suchmaschinen entsteht aber nicht, weil da irgendein missgünstiger Mensch manipuliert, sondern die entsteht, wenn jemand überwiegende negative Leistungsnachweise erbracht hat.

    Manchen wäre das Motivation genug, dem Positives entgegen zu setzen. Andere gehen da eher den Weg Negatives löschen zu lassen.

  203. @struwwelpeter

    Demnach sind Suchmaschinen also eine glaubwürdige Instanz zum Urteil über das Überwiegen von positiven oder negativen Leistungen eines Menschen? (Mithin kann der Nikolaus ja sein goldenes Buch jetzt abschaffen.) Glauben Sie das wirklich?

  204. Bei einigen Bildblogfans nimmt der Hass auf Bild langsam pathologische Züge an.
    So z.B Schorsch, der sich genüsslich über „Abschaum“ und „Gesindel“ das „in der Gosse landen soll“ auskotzt. Der Vergleich mit „Mördern und Vergewaltigern“ darf freilich auch nicht fehlen.
    polylphem sinniert gleich über „Geschichtsklitterung“, „Schlussstrich“ etc. Die Holocaustleugnung wurde zwar nicht explizit angeprochen, schwingt da doch aber irgendwie mit.

    Naja wenn man einen Kampf für das „Gute“ führt, und dafür hält Herr Niggemeier seine Anprangerei ja offensichtlich, sind die Fanatiker im Schlepptau halt auch zugegen.
    Ja toll, der pöhse Bildreporter hat seinen Job verloren, und zwei Jahre später immer noch Schwierigkeiten einen neuen zu finden.
    Gratulation Herr Niggemeier!
    Wie sagt man dioch so schön: „Der größte Lump in diesem Land, das ist und bleibt der Denunziant.“

  205. @LV:
    Es ist doch auch der kampf für das gute, ohne anführungszeichen.Trotzdem kann man sich verlaufen.

  206. […] Nun hat er zwar anhand der Fakten die er nachträglich hinzufügte, die böse Anschuldigung gegenüber der Firma entschärft, schießt aber mit dem Titel, den er in keinster Weise abgeändert hat, noch immer mit Kanonenfutter auf den Spatz, der in diesem Fall der Mitarbeiter der besagten Firma ist, dessen Namen im Absender und auch noch immer im Titel des Beitrags steht. Aber es ist ja verständlich, denn mit seiner ursprünglichen Aussage zieht er ja viel mehr Aufmerksamkeit und dementsprechend Besucher auf sich, als wenn er auch den Titel des Beitrags entschärft und dieser mit dem Moment in der Versenkung verschwindet. Vielleicht sieht er sich aber auch einfach als Niggemeier für Arme. […]

  207. lieber stefan niggemeier (177, 186),
    dann hätten Sie Ihren Eintrag weder veröffentlichen dürfen, noch Kommentare zulassen dürfen. Sie immunisieren Ihre Entscheidung eggen Kritik. Ein vernünftiger Diskurs ist so gar nicht möglich, da Sie, deus ex machina, sich immer wieder rechtfertigen ohne argumentieruen zu müssen.
    Das ist, nach journalistischen Maßstäben, nicht zu rechtfertigen.

  208. Dass der besagte Artikel nun Treffer #3 zum Namen des Betroffenen ist, liegt nicht daran, dass es das drittbedeutsamste ist, was er je geschrieben hat, sondern daran, dass es das einzige ist, auf das Bildblog aufmerksam geworden ist. Das mag u.U. sogar FÜR den Mann sprechen.
    Der Google-Leser wird es nie erfahren.

    Auch ist mir nicht bekannt, ob Bildblog eine allgemeine Politik zur Nennung von Autorennamen hat. Würden diese immer genannt, würde die Scheiße, die Bildblog ohne Zweifel nicht auf diese Leute, sondern berechtigt auf sie zurück schleudert, wenigstens „leistungsgerecht“ verteilt. Das scheint aber nicht der Fall zu sein.

    Unter diesen Gesichtspunkten sollte beurteilt und entschieden werden – denn welche Maximen auch immer die Redaktion zur Beurteilung herangezogen hat, in der Schaffung der Vorraussetzungen dafür ist sie nicht stringent.

    Somit ist es eine Willkürentscheidung, wie auch zum Ende des Artikels angedeutet wird. Dann kann man sich aber auf die vielen lamentierenden Worte dazu sparen.

  209. @Alex: Ich finde, dass hier durchaus ein vernünftiger Diskurs stattfindet. Thema dieses Eintrag ist nicht die einzelne Entscheidung. Thema sind die grundsätzlichen Fragen, die mit ihr verbunden sind.

  210. „Jeder hat schon mal in der Klassenarbeit, der Seminararbeit oder sonstwo abgeschrieben.“

    Naja. Da kann ich wirklich mal beruhigt behaupten, dass ich mein Studium völlig plagiatsfrei über die Bühne gebracht habe. Mathehausaufgaben habe ich dagegen durchaus in der Oberstufe mal vom Kursexperten abgeschrieben.

    Wenn ein Journalist einen kompletten Artikel plagiiert, ist das schlicht und ergreifend Betrug und als solcher -prinzipiell- sogar strafrechtsrelevant. Da pfuscht jemand also gnadenlos in seinem eigentlich Feld der Expertise.

    Und nein, dieser Mann hat nicht das Alter eines Fussballers fehlerhaft angegeben oder den zweiten Vornamen des neuen Ministers schlampig recherchiert – er hat gestohlen und das Ganze als Eigenproduktion verkauft. Das wüsste ich als zukünftiger Arbeitgeber aber schon gerne. Ebenso würde mich als Mitglied eines Stiftungsbeirats sehr wohl interessieren, ob der Professor, der Forschungszuschüsse beantragt, in einem früheren Forschungsprojekt Daten manipuliert hat.

    Dass der Name des Journalisten nun beim BILDblog auftaucht, tut hier eigentlich nichts zur Sache. BILDblog ist, wie hier schon richtig angemerkt wurde, Zeuge – und keinesfalls Richter. Von „Existenzzerstörung“ o.ä. kann hier nun wirklich nicht gesprochen werden – ein Komplettplagiat ist übrigens darüber hinaus ein „Vergehen“, das bei Journalisten wie Wissenschaftlern nicht als „Jugendsünde“ o.ä. abgetan werden kann. Da geht es um den Kern der eigenen Berufstätigkeit.

    Ich habe gerne die ausführliche Begründung der Entscheidung gelesen – denn natürlich ist das eine individuelle Abwägungssache.

  211. @“LV“

    Was reden Sie denn da – polyphems „Geschichtsklitterung“ bezieht sich auf nachträgliches Herumdoktern an Archiven, um das Bildblog gebeten wurde und das er ablehnt. Das ist kein Vorwurf an Bild oder den jobsuchenden Plagiator.

    Aber eine Holocaustleugnung wird da schon irgendwo mitschwingen, irgendwie, bestimmt.

    (Ich schlage übrigens „pöhse“ als Kriterium für den Kommentarfilter vor. Dürfte noch treffsicherer sein als „Gutmensch“.)

  212. Immer wieder und wieder dieses „Argument“: Die Bild-Leute scheren sich doch auch nicht um…, die interessiert doch auch nicht, ob…, die kennen doch auch keine Gnade, usw. usf.

    Kinder argumentieren auch so: „Ja, aber der Andi hat doch auch…!!!“
    Leute, das ist doch einfach kein Argument. Das Fehlverhalten anderer kann doch kein Maßstab für das eigene Verhalten sein! Wir wollen uns doch von den Bild-Leuten unterscheiden, und bitte deutlich, oder etwa nicht? Die machen sich über solche Feinheiten keine Gedanken. Umso mehr SOLLTEN wir es tun, oder etwa nicht?

    Trotzdem wird auch in den folgenden Kommentaren wieder zu lesen sein: „Den Leuten bei Bild ist es doch auch egal, wenn…“

  213. @Stefan Niggemeier #80
    Wenn es aber doch gar nicht um den persönlichen Pranger für diesen Menschen geht, das Vergehen eher für den Auftraggeber als den Ausführenden typisch ist und der Ausführende auch keine wichtige Person im Zeitgeschehen ist, warum genau sollte jetzt noch der Name der Person entscheidend für die Güte des Artikels sein? Ich (das sagt sich ja leicht) hätte wohl die Abwägung anders getroffen.

    Ich habe mich sehr ausführlich mit Mayer-Schönbergers Theorien beschäftigt und muss feststellen, dass bei der Darstellung eine unzulässige Vermengung stattgefunden hat (das ist aber durchaus in der Presse häufiger geschehen). M.-S. argumentiert eben gerade damit, dass das Zusammentreffen dessen, dass es technisch möglich ist, nicht mehr vergessen zu müssen (Speicher kann schneller wachsen als Inhalt), und überall und jederzeit auf den Speicher zugreifen zu können, es notwendig macht, ein Verfallsdatum zu konstruieren (das vorher ja determiniert war).

    Er sagt damit nicht, dass Netze, nur weil sie es sich „leisten könnten“, auch tatsächlich nicht vergessen. Nur findet das Vergessen selektiv und nicht mehr strukturell statt. Ist der Speicher begrenzt, wird eine bewusste Auswahl getroffen werden, bei der Relevanz eine wichtige Größe ist. Ist der Speicher nie notwendigerweise voll, wird nicht nach Relevanz vergessen, sondern eher übersehen.

    Im Web erfahren oft nicht die Ereignisse mit der größten gesellschaftlichen Relevanz die meiste Aufmerksamkeit, sondern besondere Beben (die oft durch Nichtigkeiten ausgelöst werden) ebben auch im Speicher sichtbar ab. Die Webgemeinde erinnert also nicht immer alles Relevante, sondern nur das Relevante, das auch einen Buzz auslöste – und umgekehrt.

    Das trifft auch auf Fehlverhalten zu. Während manche Jugendsünden aus dem Bereich Boulevard scheinbar ewig leben, gehen kapitale Verbrechen unter (ich weiß von den Pornokarrieren von Schauspielerinnen, von denen ich noch keinen einzigen Film gesehen habe).

    Ich finde, man sollte sich etwas an den Verjährungsfristen für Straftaten orientieren (nicht absolut, sondern in Vielfachen/Größenordnungen denkend). Ich empfinde das Plagiat eines Artikels durch einen Menschen, der täglich Artikel schreibt, als – wenn einmalig – eher mindere Verfehlung im Kanon. Genauso sehe ich das mit der möglichen Beihilfe zum Betrug, die Call-In-Moderatoren oder Call-Center-Mitarbeiter begangen haben könnten. Mit den großen Betrügern gehen wir in den Medien beim Vergessen jedenfalls leichter um.

    Konkret dieser Journalist ist sich doch offensichtlich seines Fehltritts bewusst, er hat die Tat (wohl zu recht) bereut und ist in eigener Währung bestraft worden. Der gesellschaftliche Auftrag der Wiedereingliederung scheint doch geglückt (auch wenn man sich streiten könnte, wem der hier verliehen wurde). Das zumindest scheint mir, Herr Niggemeier, auch Ihre Meinung zu sein. Gehört es nicht zum Geist des Pressekodexes, dass es bei Verfehlung einen Grund zur Identifizierung des Missetäters geben muss und dass dieser Grund auch nachträglich entfallen kann? Ich sehe keinen Grund, warum das nicht auch für Ihre Kollegen gelten sollte.

  214. @VonFernSeher:

    Wenn es aber doch gar nicht um den persönlichen Pranger für diesen Menschen geht, das Vergehen eher für den Auftraggeber als den Ausführenden typisch ist und der Ausführende auch keine wichtige Person im Zeitgeschehen ist (…)

    Das sind viele wichtige Wenns.

    Konkret dieser Journalist ist sich doch offensichtlich seines Fehltritts bewusst, er hat die Tat (wohl zu recht) bereut und ist in eigener Währung bestraft worden.

    Ist das so?

    Die Bereitschaft vieler Kommentatoren, sich die Lücken in dem, was über den konkreten Fall bekannt ist, selbst nach Gutdünken auszumalen, finde ich schwierig.

  215. Sämtliche Call-In-Moderatoren werden sicher bald und hoffentlich dasselbe Problem haben. Ich gönne es denen von ganzem Herzen.
    Wie sie sich erhoben und arrogant auf die Kritiker geblickt haben, wie sie die verklagt haben. Wie sie Menschen in den Ruin getrieben haben.
    Auch wenn die nun geläutert sind sollte man nicht vergessen, was und wie sie agierten. Das macht eine Vita aus und darf nicht verschwiegen werden, zumal es sich um eine extreme Art und Weise der Berufung handelt.
    Das gilt auch für den angesprochenen BILD-Journalisten.
    Es gibt immer Entscheidungen. Dass er sich für die BILD entschieden hat war sein Problem.
    Die Leiden des jungen W. sind ebenso Geschichte aber nachzulesen und AUCH nicht mehr löschbar.

    Gut gehandelt, S.N.

  216. @252 Sie lassen den Kommentatoren keine andere Wahl als diejenige, die Lücken mit „Wenns“ zu füllen. Sie haben recht: Das ist „schwierig“.
    Sie sagen in 247, die rationale Diskussion sei daher in den grundsätzlichen Fragen zu sehen. Leider nein! Diese Kommentare kann es nach Ihrem Eintrag hier nicht geben. Ich denke eher, dass Sie das rationale eher in den Ihnen zustimmenden Comments erkennen, die Sie überhaupt nicht kritisieren, jedoch die ablehnenden, ich bleibe dabei: deus ex machina, abkanzeln. Der „konkrete Fall“ sei ja ausschlaggebend.
    Das ist kein guter Stil. Ich nehme Ihnen ja ab, dass Sie mit sich kämpfen, viele Gedanken in die eine oder andere Richtung gewendet haben und zu einer Entscheidung gekommen sind, die ich gar nicht gutheißen muss. Ich weiss auch, dass Sie den Fall nicht „konkret“ schildern können. Allein, es ändert nichts, Sie lassen mich im Dunkeln über Ihr Urteil, dass ich in der vorliegenden Begründung erschreckend finde. Jetzt wieder Sie: „Das können Sie nicht beurteilen, weil…“
    Das ist das eine. Zum anderen stimme ich Robert Basic zu: Nehmen Sie sich nicht so wichtig. Sie und Ihre Entourage verfügen beileibe nicht über die moralische Integrität zu beurteilen was hier zu tun ist. Sie verfügen über die Entscheidungsmacht, das ist alles.

  217. @254 Das können sie doch gar nicht beurteilen. Ich beziehe mich da auf das Wichtig nehmen und die Integrität . Oder können sie es? Nun ernsthaft gefragt: Können sie es? Nehmen sie sich jeden Tag gleich wichtig? Oder manchmal mehr oder dann wieder weniger. Und wo liegt das Maß von „so wichtig“? Wie wichtig soll sich denn jeder Mensch, besser gesagt, darf sich jeder Mensch nach ihren Beurteilungskriterien nehmen? Wie sehen diese Kriterien aus?
    Ob sie über irgendeine Form von Integrität verfügen, maße ich mir nicht an zu beurteilen.
    Eine kleine Frage sei noch gestattet: Wie gelingt es, innerhalb so weniger Wörter und Sätze, soviel Wiedersprüchliches unterzubringen?

  218. @Stefan Niggemeier
    Der Fairness den anderen Lesern und Kommentatoren gegenüber muss ich erwähnen, dass meine jetzige Nr. 251 eigentlich (nach Absenden) die Nr. 158 war und viele Kommentare und Mutmaßungen zu dem Zeitpunkt noch nicht getroffen.

    Meine Wenns beziehen sich daher auf das, was ich als Stimmung (viel mehr bleibt einem ja nicht) aus ihrem Artikel und dem Kommentar Nr. 80 herauszulesen meinte. Ich glaubte einfach, jemand der zwei Jahre später immer noch auf die Folgen seines Tuns trifft, könnte reuig sein, egal ob jetzt aus der Verderbnis der Welt oder einfach, weil er sieht, dass solche Sachen einem ins Leben pfuschen können. Ich kann nur annehmen, Sie wissen mehr.

    Für mich wäre aber schon eine Reue nach dem Motto „Aus Schaden wird man klug“ für eine Resozialisierung (wenn wir mal bei den Begriffen bleiben) völlig ausreichend, es bedarf hier für mich keiner höheren Einsicht.

    Die Bereitschaft vieler Kommentatoren, sich die Lücken in dem, was über den konkreten Fall bekannt ist, selbst nach Gutdünken auszumalen, finde ich schwierig.

    Schwierig ist das in der Tat. Warum helfen Sie mir und den vielen anderen denn dann nicht aus und geben uns Ihre Einschätzung, ob der Mann seinen Fehler erkannt hat oder nicht?

    @lil
    Glauben Sie wirklich, dass die Moderatoren und Bildreporter und die Call-Center-Agenten das Problem sind? Ich lebe in einem Land, in dem sehr viele bei Call-Centern arbeiten, weil Arbeit hier günstig ist und die jungen Menschen das Geld brauchen, um sich eine Existenz aufzubauen. Call-Center (auch solche für Werbung, Telekom, Gewinnspiele und Onlinewetten) gehören hier bei vielen – gewollt oder ungewollt – zum Lebenslauf. Glauben Sie wirklich das Problem wären die Menschen, die sich dort ihr Studium finanzieren, oder doch eher die Anbieter selbst?

  219. @VonFernSeher
    Da hier vereinzelt die Unterschiede zwischen „Call-Center“ und „Call-in-Sender“ offenbar nicht so geläufig sind, lässt sich auch der eine oder andere Kommentar nochmal etwas leichtfüßiger nehmen…

  220. @meykosoft
    Ich sehe den Unterschied bei den Vorwürfen nicht so stark gegeben. Auch Call-Center-Agenten müssen in ihrem Beruf teilweise Dinge tun, von denen sie wissen, dass sie einerseits ziemlich sicher nicht ganz sauber sind, aber andererseits den Großteil ihrer Bezahlung ausmachen. Im gleichen Gewissenskonflikt mag sich auch der ein oder andere Journalist oder jemand aus einem anderen Berufszweig befinden.

    Manchmal lässt sich halt aus einer komfortableren Position (mehr Zeit, mehr Geld, mehr irgendwas) einiges strenger bewerten als wenn man sich selbst in der angespannten Lage befindet.

    Ich bin absolut dafür den Leuten ihre Verfehlungen aufzuzeigen, wenn nötig auch öffentlich (und bei einem Journalisten oder Fernsehmoderator ist das nunmal der Ort). Aber nach einiger Zeit mit etwas Abstand muss man doch nicht mehr alles nachtragen.

  221. @VonFernSeher
    „Manchmal lässt sich halt aus einer komfortableren Position (mehr Zeit, mehr Geld, mehr irgendwas) einiges strenger bewerten als wenn man sich selbst in der angespannten Lage befindet.“

    Meine Erfahrung ist: Manchmal lässt sich halt aus einer komfortableren Position (mehr Zeit, mehr Geld, mehr irgendwas) einiges GROSSZÜGIGER bewerten als wenn man sich selbst in der angespannten Lage befindet.
    ;-)

  222. @ SN: Glückwunsch, gute Abwägung. Jeder soll für sein Tun verantwortlich sein. Es bleibt die Frage, wie die nicht-strafbaren Dinge verjähren. Das ist ja nicht nur bei Bild-Journalisten eine Frage, sondern auch bei ehemaligen Stasi-Mitarbeitern. Wer verurteilt ist, der kann immerhin sagen – ich hab meine Strafe verbüßt. Was kann der sagen, über dessen verwerfliches Tun man nur Bescheid weiß?

    So ganz kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier maximal mittelgroße auf kleine Lichter schießen. Denn die persönliche Verantwortung, verbunden mit finanziellen Konsequenzen, trifft doch nur die Nicht-Beamten am unteren Ende der Nahrungskette. Ehemalige Brandenburgische Minister, Vorstände von schmierenden Konzernen oder auch in die WIrtschaft wechselnde Politiker bleiben wohl, egal wie Wahlen ausgehen, von derartigen Unannehmlichkeiten verschont.

    (Ich gebe zu, ich bin Anhänger eines neu einzuführenden Straftatbestandes „Wahlversprechensbetrug“, der mit Geldstrafe und Teilverfall von Abgeordneten-Rentenansprüchen bestraft wird.)

  223. @Robert etc.

    Okay, natürlich war mein Beispiel des „Nullsummenspiels“ selbst polemisch. So schaukelt sich dann jeder am Tonfall seines Vorgängers hoch. So geht es überhaupt nicht um „er muss bluten“, sondern „er muss erklären, wie er zu einem früheren Fehler steht“, und das wars. Genau wie ich immer auf eine bestimmte Note in meinem Abitur angesprochen werde. Wäre dieser Fehltritt der Ablehnungsgrund, würde er überhaupt nicht eingeladen, punkt. Also – bei allen Nachteilen, die der Mann erleidet – übertreibt es nicht. Er ist NICHT tot oder lebensbedrohlich verwundet, also stellt es nicht so dar.

  224. Eine Antwort auf die Frage zu finden ist nicht leicht, allerdings finde ich die Argumentation ehrlich gesagt doch etwas „moralinsauer“. Wo ist denn die Grenze zu ziehen und vor allem, wer zieht sie? Was ist denn ein Fehler – ist die Tatsache, das jemand mal als Bildreporter gearbeitet hat bereits ausreichend, um in diesem Kreis in „ewige Verdammnis“ zu fallen? Oder würde es beispielsweise schon ausreichen, wenn jemand sein Studium mit Montagejobs in der chemischen Industrie finanziert, dort möglicherweise auch die alltäglichen Umweltsauereien mitbekommt und viel später als Journalist arbeitet? Der Montagejob hat vielleicht auf den ersten Blick keinen Makel und bei einer sehr oberflächlichen Betrachtung auch keine Öffentlichkeitswirkung, aber das ist ein Trugschluss, denn die Arbeit hält die genannten fragwürdigen Prozesse am laufen und schadet unter Umständen massiv der Öffentlichkeit, ohne das es jemand mitbekommt. Wie würde Bild-Blog oder Stefan Niggemeier damit umgehen, wenn er in der Biografie eines Journalisten darauf stößt, dass der mal in so einem Betrieb gearbeitet hat? Bedenklich finde ich an der Argumentation, das sie einerseits sehr elitär und andererseits, wie schon geschrieben, mit einer nicht näher definierten Moralkeule daherkommt, die sich in etwa so zusammenfassen lässt: Wer für die Bildzeitung oder das „Unterschichtenprogramm“ gearbeitet hat, der verdient es nicht besser, als sein Leben lang damit konfrontiert zu werden. Das ist meiner Ansicht nach das Niveau der Biildzeitung und genau deren Argumentation, die zu so vielen mehr als fragwürdigen und auch gerügten Artikeln führen.
    Ein weiterer Punkt: Hier wird der Einzelne genannt, gemeint ist aber das Publikationsorgan. Die Zielsetzung ist ja auch beschrieben, die Zeitung kann man nicht ändern, wohl aber einzene Mitarbeiter „erwischen“ – und dann? Dann wird der Mitarbeiter gefeuert, die Zeitung bedauert den Einzelfall – und hat nur kurz mit den Folgen zu kämpfen, anders als der betreffende Redakteur oder Journalist, der in der Regel das gemacht haben wird, was die Redaktion gefordert hat. Ich persönlich hätte jedenfalls kein Problem damit, in einem solchen Artikel den Namen zu anonymisieren und nur das Medium zu nennen, in dem solche Dinge unredigiert erscheinen.

  225. Ich finde es durchaus legitim, einen Blogbetreiber um das Löschen eines Namens/Beitrags zu bitten.

    Ich habe das nur einmal gemacht. Da regte sich ein ehemaliger Chefredakteur in seinem Blog über einen Witz von mir gnadenlos auf und brachte mich so bei meinem Chef in Verruf.

    3 Tage später relativierte er viel seiner Kritik an mir von sich aus wieder, manche (falschen) Meinungen über mich und meinen Lebenslauf.

    Nur, man kennt das ja: Keiner liest die „Gegendarstellung“.

    Deshalb bat ich ihn, er möge doch nun mal endlich den Beitrag selbst korrigieren, mich bei meinem Chef erfolgreich angesägt hatte er ja schon.

    Und da kam dann die Antwort „Nur auf dem Rechtsweg“.

    Wenn Leute sich so verhalten, müssen wir uns nicht wundern über überflüssige Rechtsstreits.

    Statt eines Links zum späteren Beitrag klar „Das geschieht Ihnen ganz Recht, wenn Sie auch zukünftig deswegen wieder Ärger bekommen – ich hätte Sie gefeuert“.

    Früher galt eigentlich mal: gelobt wird öffentlich, kritisiert privat.

    Heute schreibt man statt einer Mail über etwas, das einem mißfällt, lieber einen Blogbeitrag.

    Der Vorfall hier kann trotzdem gerechtfertigt sein und Stefan hat sich ja Gedanken gemacht.

    Problem sind aber eigentlich nicht Personaler, die vor dem Interview (und damit der Anstellung) im Web schnüffeln, sondern Chefs, die plötzlich rumschnüffeln, wenn sie bei Geldknappheit jemand wieder loswerden wollen, den sie aber zuvor eingestellt hatten.

    Über jeden finden sich irgendwo auch Lügen und Verleumdungen, wenn man sucht.

    Und die kann man nicht immer wegklagen.

    @60:

    „verbunden mit der Behauptung, dass ich nie wieder als Journalist ein Bein auf die Erde bekomme.“

    Diese Drohung kommt sehr gerne von Vorgesetzten, die selbst unsauber sind, wenn man dies nicht mitmachen will.

  226. Hatte ich in #214 überzogen? OK, war Absicht um die Ambivalenz der Thematik mal krass aufzuzeigen. Aber was dann da so hinein interpretirrt wird…

    Sebastian kommentiert es in #249 in meinem Sinne.

  227. Niemand hat das Recht, für eine Dummheit alias arglistige Täuschung nicht bestraft zu werden. Einem Journalisten, der für ein bedeutendes Medienerzeugnis (und das ist die „BILD“ unabhängig von Qualität und Anspruch unbestreitbar) beim Anschreiben erwischt wurde, wird dies genauso nachhängen, wie einem Physiker, der sich sein Diplom mit gefälschen Ergebnissen erschlichen hat. Dass solches Verhalten ein quasi-Berufsverbot nach sich ziehen kann, ist weder tragisch noch bedauerlich, sondern marktbereinigend.

    Mit diesem Thema beschäftigen sich auf der Metaebene auch andere Blogsters – mal mehr, mal weniger gelungen: Herauszuheben ist dabei der so auffällig wie vorhersehrbar unfreiwillig komische neidgetränkte Erguss eines Herrn M. aus I., der es unter annährendem Ausschluss der Öffentlichtlichkeit nicht verwinden kann, dass Niggemeier immer noch nicht aus dem Netz raus-abgemahnt wurde und Lobo an M.’s-statt regelmäßige Fernsehauftritte und eine Kolumne beim Spon bekommt. Wäre Herr M. wichtig, wäre dies fast einen eigenen Eintrag wert.

  228. @232

    Ich hatte bewusst die Formulierung gewählt „einfach ausgedrückt“ reiche es nun, dass ein Schauspieler etwas anderes macht, damit er die Ausstrahlung seiner alten Filme untersagen kann.

    Okay, die Richter haben die Formulierung gewählt „Wandel der inneren Einstellung“. Das ist dann vielleicht nicht ganz so einfach ausgedrückt.
    Aber es sagt exakt das Gleiche aus. Nur eben in Juristendeutsch.

    Dann bin ich mal gespannt, wie der Bild-Autor, der die Debatte hier ausgelöst hat, den Wandel seiner inneren Einstellung beweisen kann oder muss. Und vor wem.
    Oder hat nur das Berliner Kammergericht darüber die Erkenntnishoheit?

  229. @ 262

    „Diese Zeitung ist ein Organ der Niedertracht. Es ist falsch, sie zu lesen. Jemand, der zu dieser Zeitung beiträgt, ist gesellschaftlich absolut inakzeptabel. Es wäre verfehlt, zu einem ihrer Redakteure freundlich oder auch nur höflich zu sein. Man muss so unfreundlich zu ihnen sein, wie es das Gesetz gerade noch zulässt. Es sind schlechte Menschen, die Falsches tun.“ – Max Goldt

  230. HanSi, #266:

    („Dass solches Verhalten ein quasi-Berufsverbot nach sich ziehen kann, ist weder tragisch noch bedauerlich, sondern marktbereinigend.“)

    Ich vermute, Begriffe wie „Humankapital“ und „freisetzen“ sind Ihnen recht geläufig. Zumindest vom Duktus her täte es passen.

  231. @theo

    Jetzt ist es also so weit: Neoliberalismusgegner verbünden sich mit BILD-Hetzern. Das Ende steht kurz bevor.

  232. @theo,

    Was genau wollten Sie mir nochmal mitteilen? Ihr deplatzierter moralinsaurer Rülpser vernebelt Ihre eigetliche Intention, oder ist dieser diese?

    PS: Wenn Sie irgendwann einmal in Ihrem Leben selber das Opfer eines Lauscheppers werden sollten, der ungefragt Ihre Leistung als seine eigene ausgibt und daraus auch noch finanzielle Vorteile zieht, werden Sie eine weitaus „kapitalistischere“ Einstellung bekommen, glauben Sie mir.

  233. Wenn es sich um den Fall handelt, den ich vermute, geht es, so nehme ich an, nicht um „Jugendsünden“ eines Anfängers, sondern um einen durchaus prominenten, „welterfahrenen“ und mit allen Boulevard-Wassern gewaschenen Wiederholungstäter, der damals nicht zum ersten Mal einen Job wegen fragwürdiger Kopiermethoden verloren hat. Ein bildblog-Eintrag dürfte das geringste Problem dieses Mannes sein und Krokodilstränen sind völlig überflüssig. Es gibt ja auch noch Jobs außerhalb des Journalismusder Boulevardmedien, um die Familie über Wasser zu halten.
    Vom konkreten Fall abgesehen, stimme ich struwwelpeter in 228 voll zu. Dabei haben die Nutzerbewertungen auf Arzt-, Anwalts-, Hotel- und Professoren- etc.-Bewertungswebsites oft schwerwiegende Folgen, obwohl sie oft intransparent und ungerecht sind. Wer dagegen fragwürdige (oder gar keine) Recherchemethioden anwendet und dies auch nicht abstreitet, der muss sich schon fragen lassen, ob er für den Beruf des JournalistenKlatschkolumnisten geeignet ist.

  234. HanSi, #271:

    Um ihren letzten Absatz aufzugreifen: Das ist mir in meinem Leben schon mehrfach passiert. Das „Rülpsen“, wie Sie es nennen, geht bei mir dadurch aber nicht weg.

    @struwwelpeter:
    Ich bin noch dabei, ihren Humor zu entschlüsseln. Es dauert etwas länger.

    @beide: Da Sie mehr über das Wesen des besagten Ex-Bild-Autoren wissen als ich bislang hier lesen konnte („Hetzer“, „Lauschepper“=Schnorrer), fühlte ich mich an die Worte des Hausherrn (#252) erinnert:

    „Die Bereitschaft vieler Kommentatoren, sich die Lücken in dem, was über den konkreten Fall bekannt ist, selbst nach Gutdünken auszumalen, finde ich schwierig.“

  235. @theo: naja, da der Beitrag ja nicht gelöscht wurde, braucht man nur ein bisschen im bildblog-Archiv zu blättern.

  236. @ theo:

    Das „Religionswächter“ hat für mich in dem Zusammenhang in etwa so viel Sinn gemacht wie „Endiviensalat“. Ihr letzter Kommentar lässt mich jetzt aber mal vermuten, dass das als Kritik an meinem Post gemeint war. Wenn das der Fall ist sollten wir das Thema wohl wirklich lieber lassen – da kommt dann nichts gutes mehr bei rum.

  237. Das Thema ist schwierig. Stefan hat glaube ich den wichtigesten Punkt schon angesprochen: die Gesellschaft muss lernen, Dinge, die früher vergessen wurden, jetzt jederzeit noch einmal präsentiert bekommen zu können.

    Viele meiner alten Webseiten, die ich erstellt habe, sind „offline“, finden sich aber (zu 50% oder mehr) noch im archive.org – in der Regel stehe ich zu dem, was ich schreibe. Ich habe ein ziemlich ausgeprägtes Gewissen (bitte hier ein Lachen unterdrücken wenn Sie jemand sind, den ich schon einmal zur Weißglut getrieben habe ;-) )

    Ich kenne aber auch Studenten und Familienmitglieder, die schon einmal in einem Callcenter gearbeitet haben, um alten Menschen DSL 6000 zu verkaufen. Oder ein Zeitungsabo. Ich habe eine sehr sehr negative Einstellung zu „Drückern“ (die Leute, die vor der Tür stehen, und eben diese Dinge auch verkaufen wollen).

    Es ist sehr interessant zu sehen, wie kontrovers diskutiert wird, was umgekehrt oftmals verhöhnt wurde. „Die Leute, die da anrufen, sind doch selbst schuld, darauf herein zu fallen“ (zum Thema Call-In) ist zum Beispiel der gängigste Satz.

    Ich habe jedoch auch Familienmitglieder, die mal „Drücker“ selbst „gemanaged“ haben, sprich sie in einer Wohngegend abgesetzt haben, um dort Abos abzuschließen.

    Das Thema ist, grob gesagt, nicht einfach. Es gibt keine allgemeine Antwort auf diese Frage. Herr Döhler hätte ja auch einfach jedes Mal „Danke für Ihre E-Mail. Sie befinden sich an Position 15 in meiner Inbox. Leider beantworte ich heute nur die Stellen 3, 7 und 21. Bitte versuchen Sie es nach einer Wartezeit von 24 Stunden erneut“ antworten können. Das wäre (ha ha) lustig gewesen. Und selbstgerecht. Genauso wie mir bei der Nennung des freien Mitarbeiters bei Springer mit der schwerkranken Frau sofort durch den Kopf geschossen ist „Haben wir schon ein Bild von der?“. Ha ha. Herrlich zynisch, oder?

    Des Pudels Kern ist meiner Ansicht nach der Folgende: auf der einen Seite muss man die Menschen, die jetzt leiden, damit vertrösten, dass die Gesellschaft sich ändern muss, damit diese Fehltritte nicht mehr überbewertet werden, weil sie nicht „vergessen“ werden können. Auf der anderen kommt es meiner Meinung nach darauf an, ob die Person, wie Herr Döhler das geschrieben hat, freundlich ist, einsichtig, ob zu erkennen ist, dass sie es nicht wieder machen wird.

    Ja man wird dann zum Richter. Denn das sind die Maßstäbe, die auch ein Richter anlegen würde. Ist damit zu rechnen, dass die Person selbiges wieder macht, oder muss sie jetzt vor der Gesellschaft geschützt werden, indem man diese Informationen weiterhin öffentlich stehen lässt?

    Meine Schlußfolgerung ist, dass hier jeder, der ein Watchblog betreibt, in dem er sachlich korrekt die Wahrheit berichtet hat, hier selbst entscheiden kann, darf und muss, und mit all diesen Entscheidungen jetzt leben muss, genau so wie derjenige, der die Löschung erbeten hat.

    Alles was man von der Redaktion bei Bildblog (und von jedem anderen Blogger – ach und ganz nebenbei auch von JOURNALISTEN) erwarten kann, ist, dass sie über den Sachverhalt kritisch nachdenken und eine gemeinschaftliche Entscheidung treffen. Mehr nicht.

    Es gibt kein „ja oder nein“, keine generelle Politik. Kein Ablaufdatum für schlechte Taten.

    Um den Gerichtsvergleich erneut zu bemühen: es gibt Unterschiede zwischen Mord und Totschlag, zwischen Raub und Diebstahl. Es muss von Fall zu Fall unterschieden werden, und deshalb ist die Diskussion nur anhand des spezifischen Falles möglich – was schade ist für diese Kommentarspalte und eventuell auch frustrierend, denn DIE Antwort kann und wird es deshalb nicht geben.

    So ich geh jetzt wieder zu meinen Mülltonnen

    (dieser Beitrag reifte 24 Stunden)

  238. @rea.d, #274:

    Wenn es so einfach ist, wie Sie sagen (ich hatte bislang nicht im Bildblog-Archiv nachgeschaut):

    Ein Fall, mehrere Jahre alt, wird hier wieder hervorgeholt. Mehr noch. Eine Mail an die Bildblog-Betreiber wird öffentlich gemacht und nun wissen wir alle auch, dass der Mann angibt, Probleme bei der Jobsuche zu haben. Wenn sein Name leicht zu erkunden ist, wie Sie sagen, würde ich diesen Thread als bedenklich einstufen.

    @The_Vanguard: Sie vermuten richtig. Die Formulierung war übertrieben, die Kritik an ihren Spitzel-Anregungen (#165, Arbeitszeugnis überprüfen) war es nicht.

  239. Ja, wer in der BILDblog-Suche „Bild“ und „Plagiat“ eingibt und nach was zwei Jahre altem sucht, wird schnell fündig. Oh je, hoffentlich ist das jetzt kein Anprangern, das wäre ja ganz furchtbar, furchtbar böse…

    Wenn man den Namen dann googelt, stellt man übrigens fest, dass noch vor dem BILDblog-Eintrag ein Bericht der SZ über seinen vorhergehenden Kopier-Triumph zu finden ist. Ob die auch schon von ihm gehört haben? Wenn ja, warum löschen sie den Artikel nicht, diese Unholde?

  240. 279:
    „Ja, wer in der BILDblog-Suche „Bild” und „Plagiat” eingibt und nach was zwei Jahre altem sucht, wird schnell fündig.“

    Mich würde interessieren, was Stefan Niggemeier dazu sagt. Wenn das stimmt und der Mensch tatsächlich so leicht verifizierbar ist, dann wäre das mit dem Schildern des Mail-Inhalts ein dickes Ding.

  241. …Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein…

    Ich finde es schon faszinierend, dass in den Kommentaren fast nur fehlerfreie Menschen vertreten sind, welche nie einen Irrweg begehen werden, oder ihre gerechte Strafe der dauerhaften Dokumentation klaglos hinnehmen würden.

    Das sich Aussagen oder Tätigkeiten sich nicht mehr „versenden“ wird in vielen Bereichen Auswirkungen haben.

  242. Ich hätte es legitim gefunden, wenn der Herr sich direkt nach oder kürzere Zeit nach Erscheinen des Beitrags hier darum bemüht hätte, dass sein Name gestrichen wird. Wenn es erst einiger möglicherweise abgelehnter Job-Anliegen bedarf, dieses Bestreben zu initiieren, ist mir das wesentlich zu dünn. Googlet der Typ nie selbst nach seinem Namen und wird erst darauf aufmerksam, wenn er deswegen keinen Job bekommt? Disqualifiziert ihn das nicht ohnehin schon für einen Beruf in „irgendwas mit Medien“? Und selbst wenn bei Frage 2 ein „Nein“ stünde – Frage 1 bleibt im Raum und ist doch äußerst seltsam.

    Wiewohl ich auch sehe, dass die ganze Geschichte wesentlich vielschichtiger ist als nur mein hier geäußerter Aspekt.

  243. @EP #281: Das haben Sie gründlich missverstanden. Zum Beispiel mache auch ich andauernd Fehler. Nur grundsätzlich keine, von denen ich im Vorhinein weiß, dass es welche sind. Und wenn ich Sie gemacht habe, stehe ich dazu und versuche den gleichen Fehler nie mehr zu machen.

  244. Das Internet als ein Gedächtnis der Welt. Hat das nicht auch etwas Tröstliches?
    Ein Regulativ, das soziale Prozesse beschreibt, offen bleibt für Ergänzungen unterschiedlichster Ausprägung kann auch dem Bildredakteur helfen, seine eigene Lebensgeschichte anders zu deuten. Die Chance des Scheiterns tut sich ihm zum zweiten Mal auf.
    Zu seinem Problembewusstsein müsste sich nur noch der Wille zur Veränderung gesellen, zum Beispiel, nichts mehr verbergen zu wollen. Von dieser Last befreit und mit anderem Selbstbewusstsein ausgestattet, könnte er sich vielleicht ganz anderen Aufgaben widmen.
    Ja, ich glaube tatsächlich, dass uns das alle verändern wird: der tägliche Klatsch & Tratsch, die Lügen, die Wahrheiten. Die eigene, die fremde Wahrnehmung, beide lassen sich nutzen – ein Bild ist immer offen für Veränderung, zumal, wenn es lebendig bleibt.

  245. @Stefan Niggemeier:

    Wäre es möglich, zu der einen Sache (siehe #280) kurz ein Statement abzugeben? Ich fände es schade, wenn so etwas einfach im Raum stehen bleibt. Danke.

  246. @theo:

    Spitzel-Anregungen? Schön, der Kreis hat sich geschlossen und wir sind wieder bei der Bild angekommen. Wussten sie schon, dass ich auch aus Katzen Benzin machen will?

    Mir geht es um Folgendes: Wenn im Arbeitszeugnis steht „Wir beenden das Beschäftigungsverhältnis mit Herrn X auf Grund von unterschiedlichen Definitionen des angemessenen Arbeitsverhaltens“ wird jeder Personaler Nachforschungen anstellen und sich sicher auch mit dem Ex-Arbeitgeber in Verbindung setzen. Ob und was dann noch im Internet dazu steht ist dann grad egal. Die Geschichte wird eh ans Licht kommen.

  247. @herr niggemeier, für mich sind sie ein heuchler.

    einerseits machen sie in bildblog namen öffentlich, andereseits kritisierten sie sputnik und das magazin journalist, als diese „die krummen dinge“ eines bildbloggers öffentlich machten.

    herr niggemeier, nehmen sie zu den vorwürfen stellung wie ein mann.

  248. haju:

    Man kann die Dinge nicht vergleichen. Bei den Einträgen in Bildblog handelt es sich oft um klare Pfuscherei, die man nicht sonderlich beweisen muste. Natürlich kann man dort Namen nennen, denn die beanstandeten Artikel waren ja namentlich gezeichnet.

    In dem von Ihnen genannten Fall lagen seinerzeit keine eindeutigen Beweise gegen den jungen Mann vor (ein „Bildblogger“ im eigentlichen Sinn war er auch nicht bei den wenigen Beiträgen). Und wenn Sie etwas nicht beweisen können, dann können Sie auch keinen Menschen an die Wand nageln. Das gehört sich nun einmal nicht. Deswegen wurde der Name nicht genannt. Das hat zivilrechtliche, presserechtliche und schließlich sogar strafrechtliche Gründe. Man kann sich da fies in die Nesseln setzen, wenn man nicht aufpasst.

    Die Kernfrage, die wir hier besprochen haben, ist doch die: soll man Einträge nach einer gewissen Zeit wieder löschen? Dazu gibt s sehr unterschiedliche Ansichten, die – so denke ich – hier nun zur Genüge vorgetragen worden sind.

  249. @theo: wir machen uns die welt, wie es uns passt.

    ich finde sowohl das vorgehen im fall w. als auch das vorgehen niggemeiers unpassend.

    reicht es nicht, die medien anzuprangen, sondern auch die dazu gehörigen menschen?

  250. Schon interessant wie hier manche argumentieren. Mich würde interessieren, wie sie die Dinge sehen, wenn es um eine Person ginge, die 18-jährig eine Verpflichtungserklärung bei der Stasi unterschieben hat! Ob man da auch soviel Nachsicht üben würde???

  251. @293 Hier geht es mitnichten um Stasi-Vergangenheit (was hat das hiermit zu tun?), sondern um Leute, die wissentlich medienträchtig manipuliert haben und sich einen Gesang um die Opfer scherten.
    Nicht nur, dass die sich nicht um die Opfer scherten, sie haben die Opfer, wie der Call-In-Moderator, noch verhöhnt und Kritiker beleidigt, weil sie dachten sie sind auf der höchsten Stufe und fast schon Gottes Gnade.
    Nun sind die aber ganz tief gefallen, betteln um Gnade und winseln sich devot durch jegliche mediale Instanzen. Dass man da kein Mitleid hat gehört zur Selbstverständlichkeit, auch wenn diese Leute plötzlich und ungeahnt noch so krauchen und sich geißeln.
    Man muss schon ziemlich dumm sein, um solchen Leuten Glauben zu schenken, oder denen gar die Absolution zu erteilen.

  252. Es sind nicht nur „Journalisten“, sondern auch Pseudo-Journalisten wie Jens von Wichtingen, die mit aller Macht (aber Geiz-geil-Methoden) versuchen, ihre hässlichen Spuren aus der Vergangenheit zu löschen:
    Der Herr, der nach Südafrika emmigrierte (und somit nun selbst ein Migrant ist), hat jahrelang für die Hasspredigerseite „PI-News“ Artikel gegen Minderheiten verfasst und für die HSS (Herresche Sturmstaffel) ebensolche ins Englische zu übersetzen versucht (Sie selbst berichteten einst darüber.) – und unserer Ansicht nach, tut er dies noch immer – heute möchte er gerne bequem diese Spuren löschen lassen.

    Seine geiz-ist-geil-Methode:
    Er tritt per kostengünstiger eMail an Blogger heran und droht ihnen mit Anwalt und dem lustigen Du-darfst-nicht-verlinken-Urteil aus dem berühmten, kompetenten Hamburger Gericht. Kommt man dem nicht nach, erhält man als nächstes eine ebenso kostengünstige eMail seines (befreundeten) Anwalts, der sein Beschwerdeschreiben noch nicht einmal als PDF-Datei anhängt, sondern reiner eMailtext.

    Natürlich ist es unangenehm, als Geschäftsmann mit einer Faschotruppe in Verbindung gebracht zu werden. Aber wie Sie schon feststellen: Kann man Verantwortung so einfach abschütteln, nachdem man bewusst Schaden angerichtet hat?

    Ein Blick auf seine private Homepage und seiner eigenen – neuesten – Rechtfertigung für seine Taten verrät aufmerksamen Lesern mehr, als er selbst vermuten dürfte.

    Fazit: Nein, keine Löschung.
    Vergebung ja, vergessen nein.

  253. Ich finde den Beitrag von Herrn Niggemeiner wichtig und gut, vor allem weil er die richtigen Fragen stellt. Außerdem begrüße ich es immer, wenn das Kind mal beim Namen genannt – in diesem Fall „eine große deutsche Boulevardzeitung“ auch ganz klipp und klar als „Lügenblatt“ bezeichnet – wird. Danke für solch klare Worte!

    So interessant und relativ sachlich die dem Artikel folgende Diskussion auch ist, irritieren mich in den Leserkommentaren zwei Dinge.

    1. Immer wieder ist von „Jugendsünden“ und den ganz normalen Irrwegen junger Menschen die Rede.
    Mit 18 mal ordentlich einen über den Durst zu trinken, in der Disko mal fremd zu knutschen oder als Schüler den Unterricht zu schwänzen, vielleicht auch der Klau einer Packung Kaugummi aus Gruppenzwang – all das sind für mich Jugendsünden.

    Plagiate (ob bei der Magisterarbeit oder später dann im Beruf), Arbeit im Lügen- und Hetz-Journalismus sowie die bewußte Entscheidung, sich auf Kosten anderer zu profilieren und/oder bereichern – das sind für mich genausowenig Jugendsünden (bzw. kleine typische Karrierestartfehler aus der Rubrik „macht doch jeder“) wie Autodiebstahl, Einbruch oder U-Bahn-Schlägereien. Eben weil das – anders als bei echten Jugendsünden – nicht jeder macht und es sich nicht einfach mal so versehentlich ergibt.

    Das bringt mich zum nächsten meiner Meinung nach unangebrachten Streitpunkt in den Kommentaren.

    2. Wieso werden alle Kommentatoren, die mal etwas weiter ausholen, sofort angemahnt, dass es hier doch nur um ein Plagiat ginge, nicht um gänzlich falsche Geschichten und andere Praktiken der Bild-Zeitung?

    Abgesehen davon, dass man sich freilich über das „nur“ streiten kann, habe ich Herrn Niggemeier so verstanden, dass es ihm sehr wohl um allgemeine, größere Fragen von Moral und Vergessen geht.

    Da darf (ja sollte man!) im sich folgerichtig anschließenden Gedankengang durchaus einmal ganz bewußt Äpfel UND Birnen nennen. Ist nicht genau das der (Obst-)Kern dieser notwendigen Debatte um Vergangenheitsbewältigung, Vergessen und Vergeben?
    Anwerbeversuche durch die Stasi gehören genauso in den Diskurs wie Zeiten bei der Hitlerjugend, frühere Porno-Aufnahmen oder abgesessene Strafen im Jugendknast. Nicht nur, weil es gerade die Bild ist, die solche Vergangenheiten niemals auf sich beruhen lässt, niemals vergisst und niemals vergibt (außer es passt ihr in die aktuelle Kampagne), sondern weil die Abwägung des richtigen Maßes doch das Kritische an der Überlegung ist.

    Was sind einfache Verfehlungen, die man wegen jugendlichen Alters, infolge ideologischer Beeinflussung oder aus emotionalen Motiven begangen hat?
    Was sind bewusste Straftaten, die nicht ungenannt bleiben dürfen?

  254. „Ist nicht genau das der (Obst-)Kern dieser notwendigen Debatte um Vergangenheitsbewältigung, Vergessen und Vergeben?“

    Nein.

    Denken Sie einfach ein wenig drüber nach, was die Birthler-Behörde tut und wofür die Schredder gut waren, die die Stasi kurz nach dem Öffnen der Mauer tagelang eingesetzt hat, und wie viele Stasi-Mitarbeiter vor Gericht gelandet sind.

    Außerdem gab es damals das Internet noch nicht.

    Ganz ehrlich, ich will nicht schon wieder diese Keule rausholen wo ich den Leuten vorwerfe, zu wenig nachzudenken, aber ganz ehrlich, Nazis und Stasi sind in in einer sachlichen Diskussion die ansonsten NICHTS mit Nazis oder Stasi zu tun haben, niemals gut. Warum? Nun weil die Nazis und die Stasi Menschen umgebracht haben oder ohne gerechte Verhandlung ins Gefängnis oder in KZs gesteckt haben etc. pp., sprich da wurden Greueltaten vollbracht und Teil dieser Maschinerie zu sein ist etwas ganz anders als… ja als alles was sonst nichts mit Nazis oder Stasi zu tun hat.

    Warum ist das so schwer zu verstehen? *seufz* Ich versteh das bisweilen echt nicht. Und dann reg ich mich auf und werde ganz ganz unfreundlich zu Leuten, die gerne mitdiskutieren möchten, egal wie unsachlich (weil eben Nazis und Stasi reingeworfen werden, und es dann eben unsachlich wird).

  255. Es ist anständig, abzuwägen, ob man irgendeinen Beitrag, den man mal ins Netz gestellt hat, verändert oder löscht, weil er einen anderen Menschen stört. In den Kommentaren bisher wurden tatsächlich einige Beispiele genannt, bei denen ich das nachvollziehen kann.

    Mir selbst ist es vor über zehn Jahren einmal passiert, dass ein Moderator mit meinem Einverständnis einen Diskussionsbeitrag aus einem geschlossenen Forum gelöscht hat. Es war eine harmlose Sache, aber jemand anders hat das völlig in den falschen Hals bekommen und wollte sich nicht mehr abregen. Da mir die Sache nichts Wert war (die Halbwertszeit von „einem Schmunzeln“ hatte sie überschritten), war das kein Ding für mich. Insofern habe ich einen solchen Fall in der Praxis erlebt.

    Was mich jedoch irritieren würde, wäre ein grundsätzlicher Anspruch auf ein Löschen. Natürlich soll man „vergeben und vergessen“. Das ist aber nichts, was andere von einem einfordern können, das man muss man schon von sich selbst heraus.

    Würde man eine Regel einführen, nachdem „bei unzumutbaren Begleiterscheinungen“ ein Blogeintrag gelöscht werden muss, würde sich doch jeder genau darauf berufen. Es ist immer so mit solchen Ausnahmefällen: Sie werden zur Regel, wenn sie der einzige Weg sind, ein Ziel zu erreichen.

    Mir sind in dem Fall des Journalisten einfach zu viele Dinge unklar, um ein Löschen oder Anonymisieren des Beitrages zu rechtfertigen:
    Der Mann wird also bei Vorstellungsgesprächen darauf angesprochen. Heißt erstens, wie schon angemerkt, dass man ihn überhaupt soweit kommen läßt. Das heißt zweitens, dass er auch kritische Fragen über sich ergehen lassen muss, wie es bei so einem Anlass üblich ist. Und er als gelernter Schreiberling, dessen Beruf es ist, Geschichten zu erzählen, findet keinen Weg, das (für ihn) richtig darzustellen?

    Gehen wir einen Schritt weiter. Gehen wir davon aus, dass er tatsächlich in seinem früheren Beruf schlechte Chancen hat. Das ist kein Einzelfall, so geht es vielen Leuten heutzutage – vielen auch ohne eigene Schuld. Das wäre eher eine Gelegenheit, zynisch zu werden und ihn Dinge zu fragen wie:

    – Haben Sie als Journalist mal derartig über Arbeitslose berichtet, dass sie etwa „selbst Schuld“ an ihrer Arbeitslosigkeit sind?
    – Hatten Sie in ihrer Tätigkeit bei der Zeitung mal die These vertreten, wer keine Stelle in seinem erlernten Beruf finde, müsse sich eben umorientieren?
    – Haben Sie durch Ihre Artikel einem anderen Menschen den Broterwerb in seiner bisherigen Tätigkeit unmöglich gemacht?

    Lukas Heinser hatte mal einen Artikel über peinliche Sachen im Netz geschrieben, in dem am Ende die These stand: Irgendwann wird es von jedem solche Dinge geben und dann ist es normal. Warum sollte man diejenigen Leute, die selbst über andere schrieben und dafür Geld bekamen, nicht zu den Vorreitern dieser Entwicklung machen?

  256. Kunar,

    ich habe mit großer Aufmerksamkeit diesen Thread verfolgt. Um einen „Anspruch“ oder ein „Recht auf Löschen“ ging es nicht. Der betroffene Journalist hat lediglich darum gebeten.

    Was ich bei Ihnen und vielen anderen interessant finde, ist dies:

    Sie erwarten von dem Journalisten ein Zeichen der Reue, der Buße. Mit welchem Recht? Wer bitte hat den Anspruch, dass der Journalist sich öffentlich zu entschuldigen habe? Die Allgemeinheit? Und Sie alle fühlen sich autorisiert, im Namen der Allgemeinheit Reue und Buße zu fordern?

    Und was ist das Vergehen, welches dem Mann zur Last gelegt wird? Hier schwirren Vergleiche mit Stasi, besoffenen Piloten, in der Luft. Dann wird der Mann mit dem Medium, für das er mal gearbeitet hat, gleichgestellt. Er wird zum „Hetzer“ erklärt, ohne dass irgendwelche Belege dafür vorgelegt werden. Es reicht offenbar, bei dem Blatt angestellt gewesen zu sein, damit ist die Frage nach individueller Schuld überflüssig. Sich dabei auf Max Goldt zu berufen, beweist eher die Verlegenheit, diese Position rational erklären zu können.

    Ich finde das bemerkenswert, weil nicht wenige von denen, die so aus dem Bauch heraus argumentieren, meinen, den etablierten Journalisten einen Spiegel vorhalten zu können und zu müssen.

    Ich mag keine Fakes, nicht im Journalismus und nicht anderswo. Wenn einer abkupfert, ist das nicht in Ordnung. Aber es besteht ein Unterschied zu Lügenbaronen wie Tom Kummer.

    Was mich in diesem Thread von Anfang an traurig stimmt, ist, wie hier mit Kanonen auf Spatzen geschossen wird. Dieser Thread ist alles andere als ein Schmuckstück deutscher Medienblogs.

    Wie soll man bitteschön über die hysterische Skandalisierungsmechanik deutscher Medien diskutieren, wenn man gleichzeitig – im übertragenen Sinne – eine öffentliche Schandtonne für eine vergleichsweise banale Entgleisung fordert?

    Es ist gut und richtig, dass Medien über Medien wachen. Blogs wie Bildblog möchte ich nicht mehr missen. Aber ich habe die Befürchtung, dass ein inflationäres „Schuldig! Schuldig!“-Gekeife letztlich nur zur Abstumpfung führt. Wenn alles, selbst solch Kleinigkeiten, derart skandalös sein sollen und nach öffentlicher Buße schreien, dann ist irgendwann der Unterschied zu wirklich groben Dingen kaum noch vermittelbar.

    Mir ist aufgefallen, dass sowohl der Hausherr hier als auch einige Poster gelegentlich recht verbissen an die Sache herangehen. Zuweilen habe ich den Eindruck, hier und da so etwas wie eine „Mission“ zu entdecken. So etwas führt nicht selten zur gesellschaftlichen Isolierung der eigenen Position, die wegen ihrer Maßlosigkeit kaum noch vermittelbar ist.
    Ich kann mir kaum vorstellen, heute Abend in die Kneipe zu gehen und – wenn ich denen dort erzähle, um was es hier geht – auf eine auch nur annähernd große Empörung zu stoßen, wie sie hier zuweilen durchschimmert.

    Jeder von uns baut mal Bockmist in seinem Job. Das gilt für mich, für Sie alle hier und auch für die Menschen von Bildblog. Immer wieder wird uns ein Fehler passieren – sei es aus Flüchtigkeit, aus Bequemlichkeit oder weil wir handwerklich patzen. Mit etwas mehr Selbstkritik würde es evtl. besser gelingen, einer Wächter-Rolle gerecht zu werden.

    Es stimmt schon: manchmal bin ich recht pastoral. ;-)

  257. @theo:

    Sie erwarten von dem Journalisten ein Zeichen der Reue, der Buße.

    Wo habe ich das formuliert?

    Hier schwirren Vergleiche mit Stasi, besoffenen Piloten, in der Luft. Dann wird der Mann mit dem Medium, für das er mal gearbeitet hat, gleichgestellt.

    Und genau deswegen habe ich diese Teile der Diskussion in meinem Kommentar ausgespart. Sie sind einfach nicht zielführend.

    Ich hatte eigentlich gedacht, recht ausgeglichen geschrieben zu haben. Den zynischen Teil habe ich als solchen markiert; er war aber ohnehin nur eine Replik auf einen weitergedachten Fall. Für eine abschließende Beurteilung fehlen mir die Hintergrundinformationen; ich meine, das so ausgedrückt zu haben.

    Sollten Sie jedoch Teile meines Kommentares als hetzerisch, hart oder vom hohen Ross herab gesprochen empfinden, teilen Sie mir diese bitte mit. Ich bin auch nur ein Mensch und finde es immer spannend, noch etwas dazuzulernen.

  258. @300 Theo:
    (…)auf eine auch nur annähernd große Empörung zu stoßen, wie sie hier zuweilen durchschimmert. (…)

    Ihr ganzer Blogeintrag ist eine einzige Empörung über Leute, die denken, dass der Blogeintrag nicht gelöscht werden soll. Wie Sie darauf kommen, dass hier eine „öffentliche Schandtonne“ aufgebaut werden soll, weiß ich nicht. Und ein „Schuldig! Schuldig!-Gekeife“ finde ich auch nicht. Eher die Meinung mit der selbsteingebrockten Suppe und wer die nun auszulöffeln hat.

    Sie halten einen Blogeintrag über ein Plagiat also für eine Kanone, mit der auf Spatzen geschossen würde. Sagen aber gleichzeitig, dass das Plagiieren eines Artikels eher ein kleines Ding wäre („Wenn alles, selbst solch Kleinigkeiten, derart skandalös sein sollen(…)“). Wenn aber das Plagiieren eine Kleinigkeit darstellt, weswegen ist dann ein Blogeintrag schlimm, in dem nur eine Kleinigkeit thematisiert wird? Genau deswegen halte ich den Blogeintrag eher für eine Zwille. Und so etwas eignet sich auch viel besser als Spatzenjagdwaffe…

  259. @theo:
    Wenn ich es richtig verstanden habe, wollte Stefan Niggemeier vom Einzelfall her die Diskussion auf das allgemeine Problem des nachträglichen Löschens lenken. Vielleicht hätte er seinen Schlusssatz, wie bei Bildblog in dem Beispielfall entschieden wurde, weg lassen sollen. Damit wären möglicherweise das Suchen nach dem alten Blogeintrag und auch die unsinnigen Angriffe wegen Hybris, Überheblichkeit und Selbstgerechtigkeit gegen ihn gar nicht erst aufgekommen

    Sie, werter theo, lenken nun die Diskussion auf den Einzelfall zurück und sprechen sich irgendwie gegen die Erörterung der grundsätzlichen Thematik aus. Ich glaube, damit werden sie diesem Thread nicht gerecht. Ein einzelnes Vergehen zu entschuldigen sei jedem gestattet und vllt. sogar empfohlen. Reue als Voraussetzung dafür zu verlangen ist unsinnig. Auch das Gandenrecht in der deutschen Justiz kennt Reue als Voraussetzung nicht. Sie erinnern sich vielleicht an den Fall Christian Klar / Horst Köhler? Nein, Gnade ist Willkür. Aber die grundsätzliche Frage; „Wodurch beginnt etwas und wo führt es hin?“, die darf auch mal krass formuliert werden, damit das Problem vielleicht klarer wird.

  260. alter Jakob:

    „Wenn aber das Plagiieren eine Kleinigkeit darstellt, weswegen ist dann ein Blogeintrag schlimm, in dem nur eine Kleinigkeit thematisiert wird?“

    Denken Sie bitte ihre Logik nochmals durch.

  261. Hm: Blogeintrag über eine Kleinigkeit => keine mediale Hinrichtung…danke, durchgedacht. Klingt logisch.

  262. polyphem:

    „Sie, werter theo, lenken nun die Diskussion auf den Einzelfall zurück und sprechen sich irgendwie gegen die Erörterung der grundsätzlichen Thematik aus.“

    Der Einzelfall prägte von Anfang an die Diskussion, werter polyphem. Hätte es sich z.B. um eine Lokaljournalistin irgendeines winzigen Käseblattes gehandelt, wäre die Diskussion sicher nicht so gelaufen.

    Ich bin nicht gegen die grundsätzliche Debatte. Im Gegenteil. Ich habe nur grundsätzlich etwas gegen grundsätzliche Abneigungen und Verurteilungen. Und wünsche mir eine Kritik mit mehr Augenmaß. Und ansonsten bin ich ihrer Meinung.

  263. Wow, umfangreiche Diskussion.
    2 Dinge möchte ich noch zum Bedenken in den Raum werfen:

    1.) Wieviele derjenigen, die jetzt Schutz für die arme Jugendsünde dieses Journalisten fordern, haben anderswo den Teilnehmern/ Opfern von Sendungen a’la DSDS jeglichen Schutz und Mitleid abgesprochen, weil „die doch wissen müssen, worauf sie sich einlassen!“?

    2. Hat ebenso wie der Journalist vielleicht auch sein potentieller Arbeitgeber ein „Recht“ – nämlich das Recht, korrekte Informationen über seine Bewerber zu erhalten, zu wissen, mit wem er es zu tun hat?

    Es irritiert mich besonders, dass einige sich darüber mokieren, dass vom Täter ein Zeichen der Reue erwartet werde, aber selbst gleichzeitig von SN Vergeben, zumindest aber Vergessen einfordern.

    @theo
    Ja, wir alle bauen mal Bockmist im Beruf.
    Und soll ich Ihnen was sagen? Ich stehe dafür ein. Hab kein Problem damit. Muss es nicht verschweigen.
    So was nennt man Verantwortung.

  264. 305, alter Jakob:

    Das Diskutieren über Kleinigkeiten soll automatisch ebenfalls als Kleinigkeit gewertet werden? Verstehe ich Sie richtig?

    @Earonn:
    Sie unterstreichen das Gesagte. Das hat etwas Alttestamentarisches. Auge um Auge. Kann man machen, muss man nicht.
    Punkt 2 sehe ich schon aus Datenschutzgründen anders – Sie bestimmt auch, wenn Sie betroffen wären.

    Dass Sie für ihre Fehler einstehen, ehrt Sie. Möchten Sie all diese Fehler dann noch nach ein paar Jahren via Google namentlich serviert bekommen?

  265. @Earonn, #307,
    1) Wieviele denn? Wissen Sie’s? Nennen Sie mal 2-3. Und was folgt daraus?

    Nachdem ich mich anfangs dafür aussprach, dem Mann den Gefallen zu tun, bin ich zwischenzeitlich zu neugierig geworden, und habe den Fall rausgesucht. Wenn das, was ich fand, der Fall ist, dann verstehe ich jetzt besser, dass viele dagegen sind, den Namen zu löschen.

    Das führt mich zur Schlußfolgerung, dass man den Fall schlecht ohne die Details diskutieren kann. Natürlich kann man auch eine allgemeine Diskussion führen, aber wenn die Hälfte den konkreten Fall diskutiert, weil sie nachgeschaut haben, oder sich noch dran erinnern, und die andere Hälfte diskutiert zur Hälfte, was sie sich selbst zusammenreimen (Jugendsünden) und nur ein Bruchteil die allgemeine Problematik – das wird nix, nur ein schlechter Streit.

  266. Sebastian, Sie haben meinen Beitrag nicht richtig gelesen.

    Ich habe bewußt nicht von Nazis und Stasi geschrieben, die tatsächlich außer Diskussion stehen (das weiß doch jeder medienkompetente Bürger: „Autobahn geht gar nicht!“), sondern speziell eingegrenzt auf Hitlerjugend und Anwerbeversuche durch die Stasi.

    War jeder der als Kind in die Hitlerjugend gesteckt wurde automatisch ein Nazi? War jeder, mit dem die Stasi ein Vorgespräch geführt und dies protokolliert hat, automatisch treuer menschenverachtender Diener des DDR-Regimes?
    Mit Antworten darauf sind die Medien und viele Mitmenschen sehr schnell.

    Ein ehemaliger Macher ebensolcher Medien bittet nun um Löschung seiner biografischen Schandflecke. Hätte er dieser Bitte entsprochen, wenn sich ihm eine große Vergangenheitsenthüllungsstory geboten hätte? Ich weiß es nicht – denke aber nach wie vor, dass das tatsächlich genau der Kern dieser Debatte ist, obschon ich zugebe, dass dies etwas größeren Gedankenspielraums bedarf und man dann nicht bei dem konkreten Fall im Ausgangspunkt verharren darf. Aber genau dass ist für mich der Reiz intelligenter Mediendiskurse: Vom Einzelfall aufs große Ganze reflektieren.

    Ist immer alles schwarz und weiß? Messen wir manchmal mit zweierlei Maß?

  267. Aha. Also Sie möchten das jetzt eingrenzen z.B. auf Personen, die vielleicht „in die Hitlerjugend gesteckt“ wurden, oder die „nur ein Vorgespräch mit der Stasi zu Rekrutierung hatten“.

    Ihnen geht’s also darum, ob man deren Mitgliedschaft bzw. Vorgespräche aus den Akten löschen sollte.

    Ernsthaft? Sie möchten Mitgliedschaft in der Hitlerjugend je nach Fall also löschen. Und Einträge in Stasi-Akten ebenfalls.

    Wow.

  268. @308 theo:

    Ja, ich würde aber das „soll“ durch ein „kann“ ersetzen. Denn ich denke, dass das in der Regel das Bloggen über Keinigkeiten auch keine großen Konsquenzen hat. Oder umgekehrt, wenn es große Konsequenzen hat, dann war es keine Kleinigkeit.

    Was Sie für mich machen ist, die Konsequenzen für den Journalisten (J) stark zu überhöhen, so dass Ihre Argumentation überhaupt verfangen kann (á la „jeder verdient eine zweite Chance“). Die Konsequenzen sind für den J aber zum Einen nicht so schlimm, wie sie es hier darstellen, denn der J wird immer noch zu Bewerbergesprächen eingeladen und hat die reelle Chance den jeweilgen Job zu bekommen. Zum Anderen hat der gemachte Fehler unmittelbar mit seinem Job zu tun, was also nur eine Wertung über seine journalistische Kompetenz (beruflich) zulässt. Eine moralische Wertung, vielleicht weil er für Bild gearbeitet hat, steht in dem (2 Jahre alten) Artikel meines Wissens ja nicht zur Debatte. Und gerade deshalb halte finde ich den Blogeintrag und das Beibehalten auch gerechtfertigt.

    Selbstverständlich sollte auch kein neuer Artikel über alte Verfehlungen geschrieben werden (sind ja alles alte Kamellen), aber das wäre auch eine andere Baustelle. Hier sehe ich aber keinen Grund, einen zwei Jahre alten Blogeintrag zu löschen.

  269. Es ist ja immer so eine Sache mit der Bigotterie von Journalisten. Ewig mit dem Finger auf andere Zeigen und selber Dreck am Stecken haben. Nach dem ich gerade die Fritzsendung gehört habe (22. Januar 2011), etwas gegooglet habe und dann auch über einen Fauxpas des Blogbetreibers dieser Seite gestossen bin, denke ich, dass seine Entscheidung als Falsch zu bewerten ist.
    Wir wissen ja, dass das Internet weder vergibt noch vergisst. Das ist ja schon mal ein Problem als solches.
    Ich denke, dass der Autor hier unterschätz, dass das menschliche Gehirn aber so aufgebaut ist und unsere Gesellschaft eigentlich auch nur so funktionieren kann, dass manches einfach vergessen wird. „Das Hirn ist gnädig, es vergisst.“ Oder wir verfälschen Erinnerungen im kollktiven Gedächnis. Im Internet, sowie auch hier in diesem Fall, behält jede kleinste Banalität eine aktuelle Präsens, als ob es grade erst geschähen sei. Anders als bei Printmedien, wo man früher noch in Arichven wühlen musste, wollte man ältere Texte hervorkramen, hat man hier immer sofortigen Zugriff auch auf Banalitäten, die schon Jahre her sind und durch die sofortige Präsens eine unnatürliche Aktualität erhalten. Das kann nicht gut und richtig sein. Ich halte zwar den ganzen Fall wie hier beschrieben, für eine Bagatelle, und den Vorwurf, dass besagter Jounalist wegen eines Plagiats und dem Verweisen im Netz darauf keine Stelle mehr finden würde, für überzogen, doch wen Jounalisten sich sowieso schon selbst ganz gerne als ewig richtende Moralisten über andere erheben, sollten sie moralisch auch selbst so Verantwortungsvoll Handeln, dass sie die unnatürlichen Wirkungen von jederzeit präsenten Artikeln auf das Leben andere auch ernst nehmen und einen Artikel schon mal rausnehmen. Dem Bloggbetreiber würde ja kein Zacken aus der Krone fallen, im Gegenteil, er würde sich durch diese Tat selbst moralisch aufwerten, anstatt immer nur über die Verfehlungen anderer zu Berichten, denn zugehörigen Beweis, wie die Über-die-Berichteten es hätten besser machen können, gleich mitgeliefert.
    Mich stört die wirklich ausgeprägte Diskrepanz zwischen den richterlichen Worten der Journalistenschaft und den niemals vorhanbden Taten, wenn es darum geht, etwas aktiv und sichtbar zu verändern, anstatt immer nur darüber zu Berichten wie, warum und in welche Richtung sich irgendetwas verändern sollte.

  270. Sie verdrehen es ja schon wieder.
    Oder ist meine Argumentation wirklich so missverständlich formuliert?

    Ich möchte es eben NICHT löschen.
    Aber gleiches Maß sollte dann doch auch in anderen Fällen gelten. Besonders wenn diese wiederum genau jene Menschen betreffen, die in den genannten Beispielen mit gnadenloser Härte von einem moralisch hohen Ross herab Schlagzeilen verfasst hätten.

  271. Lesen Sie sich Ihren Beitrag nochmal genau durch.

    Sie sagen so ziemlich gar nichts. Ein einziges Geschwurbel und ein schöner Konjunktiv mit „hätte“.

    Ganz abgesehen davon bleibe ich bei meiner Meinung: Stasi und Nazis sind etwas Anderes als „andere Sachen“. Sowas wirft man nicht in einen Topf. Ich verstehe ausserdem nicht, WIE Sie das jetzt noch genauer diskutieren wollen (wenn man mal Ihr Geschwurbel aussen vor lässt), denn für die Stasi und die Hitlerjugend sind Sie ja jetzt (nach drei Beiträgen!) zu einer Aussage gekommen (Hilf!) dass diese nicht gelöscht werden sollten. Prima. Ich denke da ist bis auf so ziemlich jeden Rechtsradikalen und Stasiliebling jeder Ihrer Meinung.

    Bring das die Diskussion weiter?

    Nein.

    Wie Herr Döhler weiter oben festgestellt hat, kommt es auf den spezifischen Fall an. Ach und schau mal einer an, auch das finden Sie ja (wenn ich Ihr Geschwurbel nicht wieder falsch verstanden habe). Sie möchten halt nur all diese Fälle gerne diskutieren (oder nicht?). Gehen wir jetzt also jedes mögliche Beispiel durch?

    Ich denke nicht.

    Ich denke wir sollten Herrn Niggemeier und die restlichen Verantwortlichen von Bildblog entscheiden lassen.

    Denn so oder so werden sich dort Gedanken gemacht, im Gegensatz zur Redaktion der Bild. Gerade deshalb kommt mir die Galle hoch wenn ich so grenzdebile Beiträge wie die von Robert Basic lese, die Stefan Niggemeier mit der Bild vergleichen („bildhaft“) und dann den Diskurs hier sowie die Öffentlich-Machung der Entscheidung nicht als das, was sie ist interpretieren (nämlich absolut nicht-bild-haft) sondern lieber „mehr Herz“ verlangen. So ein Käse.

    So oder so finde ich ist die Diskussion totaler Mumpitz, je weiter ich darüber nachdenke. Selbst wenn z.B. Hubertus Albers irgendwann alle Hinweise aus dem Internet auf seine Perücken-Identität verbannt hat, so sind hunderte Seiten auf archive.org gespeichert in der Form, wie sie vor der Veränderung Eingang gefunden haben. Genauso wie in die englische Wikipedia.

    Bevor also der Bild-Redakteur eine Möglichkeit schafft, archive.org zur Änderung zu Bewegen (nahezu unmöglich) oder den Google Cache zu manipulieren (schon eher möglich) ist das hier alles Pillepalle.

    Anstatt über die Löschung an sich zu diskutieren sollte man mal die technische Seite beleuchten. Ist es überhaupt Möglich, jedweden Hinweis auf eine gewisse Seite aus allen Speichermöglichkeiten selbiger zu entfernen?

    Ich denke nämlich eher nein.

    Und so lange das so ist, ist das hier ein reine Zeitverschwendung und darum schließe ich mich SvenR an. Viel Spaß beim weiteren Schwurbeln.

  272. Wenn Sie dereinst am jüngsten Tag vor Ihrem Schöpfer stehen und der Sie fragt: „Stefan, was behelligt Du mich? Hast Du mir etwas zu sagen?“ glaube ich zu wissen, was Sie antworden werden, nämlich: „Ja, verpiss Dich von meinem Platz!“

  273. 1. Gibt es irgendjemand, der aus seinem Tagebuch irgendwelche Seiten herausreisst?
    2. Darf Bildblog, wenn es ernstgenommen werden will und eine Archivfunktion hat, überhaupt löschen?
    3. Meines Erachtens gibt es überhaupt gar keine andere Entscheidung, als die, den Beitrag und den Namen des Bildautoren nicht zu löschen? Allerdings beantwortet sich für mich die Frage aus der Sicht des Archivars, Bibliothekars und Historikers.
    4. Daher empfinde ich die Entscheidung als richtig, kann dem erklärenden, philosophischen und moralischen Text allerdings nicht das geringste abgewinnen.
    5. Für mich gehört die Möglichkeit des Löschens an sich debattiert, und die daraus resultierende frage, was das für die Stellung des Buches bedeutet.

  274. @ §318 Kleine Katachrese

    … und wer von euch ohne Auge ist, der werfe den ersten Zahn …

    und was dergleichen christliche Sprüche mehr sind ;-)

  275. Sebastian, #317:

    („Anstatt über die Löschung an sich zu diskutieren sollte man mal die technische Seite beleuchten. Ist es überhaupt Möglich, jedweden Hinweis auf eine gewisse Seite aus allen Speichermöglichkeiten selbiger zu entfernen?
    Ich denke nämlich eher nein.“)

    Ebensogut könnte jedes Medium einen Widerruf, eine Gegendarstellung, einen Korrekturwunsch mit Verweis darauf, bereits vielfältig zitiert worden zu sein, ablehnen.

    Außerdem finde ich es befremdlich, ein ethisches Für und Wider durch technische Fragen einzugrenzen.

    Es geht nicht darum, jedweden Hinweis zu löschen. Es hätte ja schon gereicht, den Namen einfach abzukürzen, das wäre auch im Nachhinein ja möglich.

    Das wäre eine Alternative zur Klärung des Einzelfalls gewesen, statt ein großes Palaver über Ja/Nein des Löschens an und für sich abzuhalten.

  276. Theo jetzt sind Sie also schon so weit, einen Widerruf mit einer Löschung gleichzusetzen. Und zwar in einer Zeitung. Nicht im Internet.

    Wow. Einfach nur Wow. So weit ab vom Schuss kann man gar nicht sein mit seiner „Argumentation“.

  277. Sebastian:

    Ab vom Schuss? Wow. Sie sind aber flott mit ihren Sprüchen.

    Sie haben technische Überlegungen als wichtiger betrachtet denn ethische Fragen. Weil das Löschen einer vervielfältigten Information im Web aus ihrer Sicht technisch unmöglich sei, könne man sich alle anderen Meinungen dazu ersparen. Die Fragwürdigkeit dieser Argumentation, die mich irgendwie an das Motto „Nach mir die Sintflut“ erinnert hat, ist aus meiner Sicht unabhängig vom Medium festzustellen.

    Ich hatte zudem eine Variante zur Löschung genannt.

    Man hätte den Bildblog-Artikel nur etwas überarbeiten müssen, das wäre eine Minutensache gewesen und man hätte – für die Bibliothekare und Archivare unter uns – das Update in einer Fußnote kenntlich machen können.

  278. Der SN-Aufsatz und die Diskussion, die dadurch losgetreten wurde, ist ein beklemmendes Le(e)hrbeispiel für die Praxiswerkstatt Medienjournalismus. So agiert und funktioniert also die oberste „Moralbehörde Deutschlands: Man fragt keinen Beteiligten und lässt keinen zu Wort kommen, das wäre störend, könnte die Story vernebeln. Gedankenlos wird abgeschrieben und rumgetreten, pseudo-wissenschaftlich ge- und bewertet, Häme ausgeschüttet, auch vom Autor. Selbst die absurdesten Vergleiche holen die gelangweilten Netz-Scharfmacher aus der abgestandenen Hass-Kiste, sogar die Stasi wird exhumiert, wie kühn. Es fröstelt, mehr fällt mir dazu nicht ein.

  279. Ja also ich finde man sollte das auch unabhängig vom Medium diskutieren. Was ist mit Podcasts? Oder Radiosendungen? Was ist mit Fernsehsendungen? Sollte dann nicht auch das ZDF dazu verpflichtet werden, alle Hinweise auf Kalle Schwensen aus den Archiven zu löschen? Was ist mit RTL im Falle dessen, dass Hubertus Albers seinen Namen erneut nicht mehr hören möchte? Müssen dann auch alte Ausgaben von Fernsehzeitungen nachträglich im Archiv verbessert werden? Und der Videotext? Was ist damit?!

    Das sind enorm wichtige Fragen. Und nicht vergessen: alles auch am Aspekt von Nazis und Stasi diskutieren!

    *augenverdreh*

    Ich geh jetzt wieder zu meinen Mülltonnen.

  280. Zusatz zur SN-Genauigkeit: Der Mann, über den SN urteilt, verfasste auch nie für „Bild“ den Artikel, wie SN manipulierend andeutet, was aber egal ist. Es zeigt lediglich, was SN unter Recherchegenauigkeit versteht. Herzig ist auch der Satz: „Es ist ein gutes Gefühl, wenn die eigene Arbeit Wirkung zeigt und wenn sie nicht flüchtig ist“. SN behauptet damit, daß er und Bildblog die Sache aufdeckt haben, was natürlich völlig falsch ist.

  281. wenn man mal davon absieht, dass das thema recht interessant ist, nervt allgemein die überbordende selbstreferentialität in diesem sonst guten blog ein wenig. unabhängig davon, ob bildblog das jetzt aufgedeckt hat oder nicht: durch diese ständige selbstthematisierung über bildblog werden meiner meinung nach die inhalte in diesem blog hier eher ab- als aufgewertet.
    natürlich kann man das für seine positionierungs-strategie mal machen, aber wenn man es übertreibt nimmt die eigene relevanz doch eher ab als zu.

  282. […] Vergessen und vergessen machen Vor vier Jahren schrieb uns einmal ein Ressortleiter von „Bild” wegen eines Eintrags, in dem es um ein angeblich exklusives „Bild”-Interview ging, dessen Inhalt erstaunlicherweise wörtlich mit einer Pressekonferenz zwei Tage zuvor übereinstimmte. Der Ressortleiter beklagte sich, dass die Mitarbeiterin wegen unseres Eintrages nun dauernd von Kollegen und Bekannten darauf angesprochen würde und sich rechtfertigen müsse. Ich weiß nicht, ob er dachte, dass uns das bestürzt. […]

  283. @theo
    „Alttestamentarisch“ soll dann ja wohl suggerieren: hartherzig, vielleicht ja sogar altmodisch. Aber Eigenverantwortung ist nicht das Privileg der Religion einer Hirtengesellschaft des Nahen Ostens. Sondern doch wohl eher eine normale Eigenschaft des gereiften Menschen.
    Jetzt mal im Ernst: ich verlange von dem Journalisten nichts weiter, als in beruflicher Hinsicht zu dem Fehler zu stehen, den er in eben diesem Beruf gemacht hat. Und das ist Ihnen schon zu viel?

    @Stefan W.
    Es ging mir gar nicht um Zahlen. Sondern um „Trends“: so viele, wie hier nach Vergebung und Vergessen = Löschen rufen, da ist es ziemlich wahrscheinlich, dass zumindest einige davon anderswo meinen, die Teilnehmer/ Opfer von DSDS und co. wären doch „selbst schuld“. Auf diesen Widerspruch wollte ich hinweisen.
    Wenn Ihnen der Schuh nicht passt – um so besser, oder?

  284. „ich verlange von dem Journalisten nichts weiter, als in beruflicher Hinsicht zu dem Fehler zu stehen, den er in eben diesem Beruf gemacht hat“

    Erwarten Sie von jedem Menschen, der in der Öffentlichkeit steht, sich öffentlich zu erklären, wenn er etwas verbockt hat? In dem Fall bin ich auf ihrer Seite. (Und die Zeitungen und Blogs in Köln wären voll mit Erklärungen aus der Stadtverwaltung…)

    Mir würde es ja schon reichen, wenn das Medium, in dem ein Fehler bzw. eine Schlampigkeit passiert, seine Leser hernach darüber informiert. Es muss nicht jeder Journalist einen öffentlichen Bußgang in eigener Sache mchen, auch wenn das in dem ein oder anderen Blog so sehr herbeigesehnt wird.

  285. @theo
    Ja. ^^

    Wobei – es ist mir egal, ob jemand in der Öffentlichkeit steht oder jemand, der dort steht, es öffentlich macht. Ich erwarte auch von meinem Nachbarn, dass er dazu steht, wenn er mir eine Macke ins Auto fährt. Und von einem Lehrer, dass er dazu steht, wenn er ein Kind ungerecht behandelt hat. Und von einem Arzt… etc.
    Und nicht zuletzt: von mir selbst, dazu zustehen, wenn ich einen Fehler mache. Also z.B. die Strafe zu zahlen, wenn ich vertrottelt die Geschwindigkeitsbegrenzung übersehen habe.

  286. Earonn:

    Wenn Sie als Fußgänger bei Rot über die Straße gehen und keiner etwas sagt: dann gehen Sie selbst zur Polizei und melden sich, weisen sogar noch darauf hin, dass Sie einen Führerschein haben?

    Respekt.

    Oder zahlen Sie nur dann, wenn Sie erwischt werden?

    ;-)

  287. Rotlichtverstoß:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Rotlichtversto%C3%9F

    „Ein einfacher Rotlichtverstoß zieht ein Bußgeld in Höhe von 90 Euro nach sich und wird im Verkehrszentralregister mit drei Punkten bewertet“

    Fahrerflucht:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Fahrerflucht

    „In Deutschland kommt § 142 StGB zur Anwendung, der da lautet

    (1) Ein Unfallbeteiligter, der sich nach einem Unfall im Straßenverkehr vom Unfallort entfernt

    (…)

    wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. “

    *Kopfschüttel*

  288. @332 Earonn:

    Ich bin einer derjenigen, die bei DSDS die Selbstverantwortung eher gering und die Verantwortung des Senders als groß sehen. Bei DSDS sehe ich oft die Menschenwürde verletzt (z.B. die Berichterstattung über den Hosenpiesler) und würde das Löschen der Clips da tatsächlich bevorzugen. Ich will nicht, dass jeder Fehler immer und überall transparent zu sehen ist, es gibt aber unterschiedliche Fehler.

    Hier bspw. hat der Fall nichts, aber auch gar nichts mit Menschenwürde zu tun. Darüber hinaus, und das sehe ich auch als sehr wichtig an, wurde der Fehler im beruflichen Umfeld begangen und wird nicht auf eine persönliche Ebene gebracht. Es wird meines Wissens nicht gesagt, dass der Journalist (J) ein schlechter Mensch ist und deshalb bitte von allen verachtet werden soll. Der aufgezeigte Fehler ist auch keine Privatsache, die niemanden etwas angeht (bspw. wenn der J nicht in die Kirche geht), sondern ist einfach ein handwerklicher Fehler gewesen (das alles aber nur, weil Sie den Vergleich zu DSDS gebracht haben und ich da einen recht großen Unterschied sehe).

    Insofern ist das oben genannte Beispiel mit einem Rotlichverstoß auch kein gutes Beipiel, denn der hat in den seltensten Fällen direkt mit dem Beruf zu tun. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass ein Trambahnfahrer, der öfter die (Tram-)Ampeln mißachtet und dabei auch Unfälle baut, seinen Job auch recht schnell los ist und schwierig einen neuen Job als Trambahnfahrer bekommt. Nicht zu Unrecht, mMn.

  289. Das eine ist eine Ordnungswidrigkeit, das andere eine Straftat.

    Ich gebe zu ich hätte das wenigstens dazu schreiben können, da Sie so offensichtlich nicht in der Lage sind, zwischen Dingen, die eindeutig verschieden sind, zu unterscheiden. Gepflegtes Halbwissen hat Sie bisher auch nicht davon abgehalten, munter zu diskutieren.

  290. Wer aber nun, Sebastian, hat über Fahrerflucht gesprochen? Meine Bemerkung bezog sich auf die beiden letzten Sätze von #334.

    Und könnten Sie bitte mal versuchen, ohne Beleidigungen zu antworten? Ihr herablassender Ton stärkt nicht ihre Argumentationskraft.

  291. Als erstes gucken Sie jetzt mal genau nach, wo ich geschrieben habe, dass ich mit den Wikipedia-Links nur Sie gemeint habe. (Tipp: ein Geschwindigkeitsverstoß ist auch eine Ordnungswidrigkeit – hätte ich da die Wikipedia auch noch verlinken sollen?)

    Was eine Beleidigung ausmacht wissen Sie offensichtlich auch nicht. Aber Sie wissen schon: schauen Sie mal in der Wikipedia nach.

    Ich geb’s auf. Machen Sie einfach weiter und vergleichen Sie Kleinigkeiten mit Ordnungswidrigkeiten mit Straftaten egal ob Sie wissen wovon Sie reden oder nicht. Hauptsache Sie finden am Ende jemanden, mit dem Sie auf eine Ebene kommen und Zustimmung finden, denn dann haben Sie die Diskussion „gewonnen“. Das letzte Wort überlasse ich Ihnen ebenfalls gerne. Irgendwas haben Sie sicherlich noch zum Thema verfügbar.

  292. „Irgendwas haben Sie sicherlich noch zum Thema verfügbar.“

    Das ist richtig, werter Sebastian. Da ihr Hinweis zur StVO weder mir gilt noch Earonn (und überdies mit der Diskussion auch gar nichts zu tun hat), gehe ich mal davon aus, dass Sie etwas zu schnell gelesen und noch schneller geschrieben haben. Leute, die sich vergaloppieren, erkennt man häufig an ihrem gereizten Ton.

  293. Hat mal jemand einen Sandkasten für Theo und Sebastian? Eure Privatfehde stört irgendwie die sonst sehr interessante Diskussion hier.

  294. Klaus Thomas, da haben Sie Recht, pardon.

    (Vielleicht bin ich da auch jemandem auf den Leim gegangen).

  295. *seufz*
    Ich sollte keine Beispiele mehr bringen. Hätte ich doch wissen müssen, dass irgendwer sich am Detail des Beispiels aufhängt, anstatt auf das Prinzip einzugehen, dass ich damit verdeutlichen wollte (vielleicht nicht besonders gut, das sei eingestanden)

    DSDS
    Es geht nicht um diese eine Sendung. Sondern um die „Wer teilnimmt ist selbst schuld“-Mentalität, der man so oft begegnet.
    Ich wollte darauf hindeuten, dass in beiden Fällen das eigene Handeln unangenehme Folgen zeitigt, und diese (vermutlich) von einigen Personen im einen Fall verteidigt und im anderen bemängelt werden

    Straßenverkehrsordnung.
    Streiche dies und ersetze durch: ich erwarte das auch von mir, wenn ich einen Fehler mache. Ohne Beispiel. Denkt euch selbst was aus. ^^

    Könnten wir jetzt vielleicht zum Thema zurückkehren?

  296. @Earonn #332:
    ‚Es ging mir gar nicht um Zahlen. Sondern um „Trends”: so viele, wie hier nach Vergebung und Vergessen = Löschen rufen, da ist es ziemlich wahrscheinlich, dass zumindest einige davon anderswo meinen, die Teilnehmer/ Opfer von DSDS und co. wären doch „selbst schuld”.‘

    Trends feststellen ohne Zahlen – ja, das ist also mehr ein Trends-sich-ausdenken als feststellen. Nicht wahr?

    Wenn ich oft einen Würfel würfle, und ich würfle oft 4 — nur mal angenommen. Und 2 wär auch oft gekommen.

    Dann folgt daraus ja, nach Ihrer Art des Schließens, das 2=4, denn wenn so oft 2 und so oft 4 kam, dann wäre es ja unwahrscheinlich wenn nicht ein Wurf davon 2 und 4 gewesen wäre. Also ich würfle 4 Mal, 2×2 und 2×4, dann ist die Häufigkeit jeweils 50%, und die Wahrscheinlichkeit, daß ein Wurf sowohl 2 als auch 4 war 25%?

    Ich meine der Clou Ihrer Aussage war doch genau der, dass Leute, die ein bestimmtes Wertesystem haben, Akt A verurteilen, und dann Akt B nicht entschuldigen können. Und nur aus der – wahrscheinlich ‚gefühlten‘, also besser: ‚geschätzten‘ – geschätzten Häufigkeit folgern Sie dann einen Widerspruch.

    Das ist komplett unzulässiger Humbug.

    Ich wollte es Ihnen leicht machen, denn 2-3 Fälle wären ja nun nichts mehr als 2-3 Fälle, geschweige ein Trend. 2-3 Fälle, die Sie hätten benennen können, wären zumindest Beispiele gewesen für die von Ihnen behauptete Inkonsequenz. Aber Sie haben kein Einziges. Nicht eines.

    Macht Ihnen das nicht Sorge? Dass Ihr Wunschdenken Sie an Dinge glauben läßt, die gar nicht da sind, für die Sie nicht zumindest den Hauch eines Indizes haben?

    Und das posaunen Sie auch noch hinaus?

  297. @Fernsehkritiker

    Aber das ist doch bloß eine Jugendsünde, die so gar nichts über den Mann und seine grundsätzlichen Einstellungen zum Journalismus aussagt. Das kann man doch so nicht an den Pranger stellen. Man muss doch auch mal vergeben können. Echt, jetzt.

  298. @Linus:

    Ernst gemeinte Rückfragen:
    1.) Ab welchem Alter ist etwas (k)eine Jugendsünde?
    2.) Wie der Mann seinen Job macht, sagt nichts über seine Einstellung zu seinem Job aus?
    3.) Wer genau stellt hier an den Pranger?
    4.) Sie sagen „mal“. Heißt das, dass man das Vergeben mal so, mal so handhaben soll?

  299. @ 349: nun hat endlich mal einer den namen genannt. hätte man wahrscheinlich auch mit den stichworten „bild“ und „plagiat“ rausbekommen. aber schön, zu wissen, um wen es geht. in diesem falle hält sich mein mitleid natürlich schwer in grenzen. und wenn er, trotz seiner beachtlich langen journalistischen biographie, jetzt keinen job mehr bekommt, dann bestimmt nicht nur wegen dieser nummer. da soll er sich mal gepflegt gehackt legen.

  300. @KH

    Ich fürchte, mein leicht ironischer Tonfall ist nicht ganz akkurat rübergekommen…

    Heinser und Niggemeier hatten glaube ich dargestellt, dass es sich im betreffenden Fall nicht um einen Azubi handelt, der einfach nur einen Happen dusselig ist, sondern um jemand, der es besser wissen müßte und trotzdem wiederholt bewiesen hat, dass er es mit dem Urheberrecht nicht ganz so eng sieht. Vergeben? Meinetwegen. Vergessen? Warum?

  301. @Linus

    Ah, sorry.

    Wie hieß noch mal die Gesetzmäßigkeit, nach dem Motto „bei [gewissen Meinungen] ist eine gut gemachte Satire vom Original nicht zu unterscheiden“?

  302. @Daniel, #349

    Zumindest stimmen dann folgende Aussagen:

    1. Die „Entdeckung“ geschah nicht originär durch Bildblog. Insofern ist die Aussage „Es ist ein gutes Gefühl, wenn die eigene Arbeit Wirkung zeigt“ etwas, sagen wir mal, ungeschickt.

    2. Der besagte Autor hat seinerzeit der These des Abkupferns widersprochen. Egal, wie glaubwürdig das ist und was man davon hält, man hätte das der Vollständigkeit halber erwähnen sollen.

    Das wären zwei Dinge, welche aus journalistischer Sicht in diesem Blogbeitrag nicht sauber gelaufen sind. Die dritte Sache ist weitaus schlimmer, aber das ist ja schon thematisiert worden.

    Fazit: Jeder, wirklich jeder macht Fehler. Und viele von uns (mich eingeschlossen) tun sich schwer, jeden Fehler, jeden Bockmist ohne Not, ohne Druck zuzugeben. Ausgeschlossen davon ist eine recht übersichtliche Schar Blogkommentatoren. Möge die Macht mit ihnen sein.

  303. Wenn man nach dem Namen des besagten Herrn googlet, erhält man den Bildblog-Eintrag irgendwo auf Seite 2. Ich weiss nicht, wieso das so dramatisch sein sollte, dass der Mann damit nicht umgehen könnte.

  304. Ich kann mich an die verzweifelten Erklärungsversuche des „Bild“ Mitarbeiters im Cinefacts forum erinnern(er hatte die Florida Rolf Story verbrochen) Jaa.Das war ja gar nicht die Geschichte die ich abgeliefert hatte.
    Da ist nochmal jemand drübergegangen,und hat das ganze so verändert,das es gar nichts mehr mit meiner Geschichte zu tun hatte.
    Sorry.Aber mit so jemanden kann ich kein Mitleid empfinden.
    Wer für ein Schweineblatt wie „Bild“ arbeitet,muss wissen worauf er sich einlässt.
    P.s.Die besagten Passagen im Thread „Bild…und die Wahrheit dahinter“ wurden von den Mods wieder gelöscht.Ein nicht gerade kleiner teil der User hatte sich wie die Geier auf den besagten Bild Mitarbeiter gestürzt,und ihn z.t. übelst beschimpft.

  305. @Stefan W
    Das ganze war als eine Frage konzipiert. Sie verstehen doch den Unterschied zwischen einer Frage und einer Aussage, oder?
    Falls ja, warum machen Sie so ein riesiges Fass auf, und bezeichnen meine Frage als „unzulässigen Humbug“? Wie kann eine Frage ‚unzulässig‘ sein? Wenn Sie einen anderen Eindruck haben als ich – bitteschön, das bricht *mir* keinen Zacken aus der Krone.

    Aber versuchen Sie nicht, mir Behauptungen unterzujubeln.

  306. Hi Leute,

    ich weiß nicht … aber wenn man bedenkt, wie viele Menschen immer wieder durch das BILD Leid erfahren, keine Arbeit mehr bekommen, öffentlich erniedrigt und gedemütigt werden, den Job verlieren, auch ohne, dass es der Wahrheit entspricht — siehe der Fall Türk –, dann kann ich es einfach nicht fassen, wie so ein Mensch noch so verzärtelt werden kann.

    Der Arme! Er tut mir überhaupt nicht leid. Er wusste was er tat, er wusst bei wem er arbeitete. Er hat es anderen eingebrockt, er hat es sich eingebrockt. Er kann ja zur Not als Puztfrau arbeiten, das ist auch ein ehrbarer Beruf, den die Gesellschaft braucht.

    Die Zukunft heist nun mal „Digital“ und das wird sich (glücklicherweise) nie wieder ändern. Andere BILD-Schreiber hatten leider einfach nur das Glück nicht erwischt zu werden. Pech für die, die von diesen BILD-Schreibern unglücklich gemacht wurden.

    Grüße
    JensE

    PS: Falls jemand Kommafehler findet, darf er sie behalten … und zwar für sich ;o)

  307. Kommentar #359 plädiert, wie so viele vor ihm, für eine Art Sippenhaft.

    Ich weiß nicht, ob Bildblog – das einen sachlichen und vor allem fairen Journalismus fordert – sich über solche Kommentare wirklich freuen sollte.

    Ähnlich ist es schon im Ursprungsartikel hier geschehen:

    „Aber warum sollten ausgerechnet Menschen, die sich dafür entschieden haben, für ein skrupelloses Lügenblatt wie „Bild” zu arbeiten, besondere Rücksichtnahme bekommen…“

    Das war über alle Maßen pauschal und alles andere als souverän. Es fehlt jeglicher Hinweis darauf, wo und wie […] als Autor „skrupellos“ gehandelt hat. Wenn man seine Position für moralisch überlegen hält, muss man nicht so argumentieren. Es ist unsachlich, es ist polemisch, es widerspricht journalistischen Grundprinzipien.

    Und ich betone, dass ich – genauso wie viele von uns hier – die Bild-Zeitung nicht leiden kann.

  308. @theo

    „Aber warum sollten ausgerechnet Menschen, die sich dafür entschieden haben, für ein skrupelloses Lügenblatt wie „Bild” zu arbeiten, besondere Rücksichtnahme bekommen…”

    Wieso ist das pauschal? Skrupelloses Lügenblatt ist doch noch nicht mal ne Beleidigung. Und warum soll das dann „besondere“ Rücksichtnahme erfahren. Also mehr oder weniger als andere. Darum gehts doch hier. Nicht um Sippenhaft udn sonstwas. Wenn der gute Mann für irgendwas vermeintlich seriöseres gearbeitet und son Zeux verzapft hätte, wäre die Reaktion ähnlich.

  309. @theo: Sie verrennen sich da in was. Ich habe dem betreffenden Autor nicht unterstellt, skrupellos zu sein, auch nicht indirekt. Ich habe auch nicht behauptet, dass BILDblog selbst etwas aufgedeckt hat, auch nicht indirekt. Die Formulierung „wenn die eigene Arbeit Wirkung zeigt“ bezieht sich auf die Wirkung unseres Eintrags, denn der ist es, auf den er angeblich immer angesprochen wird. Und woher wissen Sie, dass der Autor dem Vorwurf des Plagiats widersprochen hat? Aus dem BILDblog-Eintrag selbst. Soviel zum Thema fairer Journalismus.

    Ich wiederhole mich: Es ging hier nicht darum, den Einzelfall zu diskutieren; dass ich ihn nicht detaillierter und genauer dargestellt habe, hatte natürlich das Ziel, ihn nicht identifizieren zu können. Dass mir das nicht gelungen ist, ärgert mich.

  310. #358, @Earonn: Sie leiten die – in meinen Ohren – rhetorische Frage damit ein, dass man doch bedenken solle…

    Ich sehe da keinen Spielraum das nicht als rhetorische Frage zu verstehen, und jetzt sträuben Sie sich, den Bockmist einzugestehen – ganz im Gegensatz zu Ihrer Behauptung.

    Später reden Sie gar von einem Trend, der ja wieder was anderes ist, aber bekräftigen damit doch, dass es eine Behauptung war – jetzt war es plötzlich nur eine Frage. An wen denn? Das glauben Sie doch selbst nicht!

    Ich mache ein riesen Faß auf? Ja, mich stört, wenn Leute Behauptungen in den Raum stellen und als Fakt verkaufen, was sie sich spontan eingebildet haben. Wenn man nicht aufpaßt wird man so ständig mit Infomüll vollgestopft. Und deswegen muß man da ab und an gegenhalten.

    Ich halte das für ein Symptom der Diskussionskultur – sowas kenne ich von politischen Parteien, die nicht auf eine Verständigung und Abwägung der Argumente aus sind, sondern nur darauf zu punkten und den Gegner schlecht zu machen.

    Ob die Informationen stimmen oder nicht wird da zur Nebensache, ob man ein Argument für wichtig hält auch. Und wieso hier mit ähnlichen rhetorischen Tricks gearbeitet wird, vor allem – jetzt nicht von Ihnen, sondern allgemein – vor allem in dem man die Gegenposition übertrieben darstellt, und so lächerlich zu machen versucht (manche diskutieren immer noch ‚Jugendsünde‘. In Beitrag 83/85 kam es auf, wurde in Beitrag 114 eigentlich geklärt, wird aber immer wieder hervorgeholt – für wen?)

  311. @Stefan W.
    Ich möchte weder Sie angreifen noch Earonn angreifen, aber hier von rhetorischen Tricks zu reden und den Sinn in Frage zu stellen, passt nicht wirklich zu der Diskussion hier. Auch der Hausherr selbst hat doch mehrmals klargemacht, dass es ihm eben nicht nur um den einen Fall geht, sonder um das Ausloten, inwieweit was richtig und welches Verhalten angebracht ist. Ich finde, dass dieser allgemeine Teil ein durchaus hilfreiches Meinungsbild abgegeben hat. Manche sehen eine Prinzipfrage, andere eine Abwägung im Einzelfall (Jugendsünde ./. Kapitalverbrechen). Die Argumente auf beiden Seiten wurden doch gut klar.

  312. 363, Stefan:

    Wir haben beide unterschiedliche Ansichten, und jeder von uns hat Gründe für seine Position. Betrachten Sie meine Anmerkungen als konstruktive Kritik, welche Sie sich zu Herzen nehmen können, aber nicht müssen.

    364, Twipsy:

    Ein Zitat aus dem von Ihnen verlinkten Beitrag:

    „Selbst, wenn sich nun umso deutlicher zeigt, dass sich die Zeiten von Call-in in Deutschland dem Ende zuneigen, sollten wir uns nicht einfach zurücklehnen und dies Kapitel vergessen. Deshalb ist es auch gut, immer wieder Auftritte von Jürgen Milski im Fernsehgarten, Thomas Schürmann im öffentlich-rechtlichen Kinderfernsehen und Anneke Dürkopp als N24-Wetterfee anzuprangern.“

    Da ist es wieder, das Missionarische. Man stürzt sich auf Ex-Moderatoren, welche für ihre frühere Tätigkeit ein paar hundert Euro verdient haben. Man betrachtet diese als Symbole des Bösen und würde sie offenbar am liebsten bis in alle Ewigkeit verfolgen und bloßstellen.

    Man könnte natürlich auch das Licht auf jene richten, welche die gesamte Call-in-Abzocke überhaupt ins Leben gerufen haben. Die den größten Reibach damit machen. Man könnte weiterhin fragen, welche Rolle eigentlich die Medienaufsicht gespielt hat. Und die Politik. Man könnte weiter bohren, warum eigentlich die Strafverfolgungsbehörden etwas schon allein deswegen nicht als möglichen Betrug angesehen haben, weil doch jeder Geschädigte angeblich nur um eine Telefoneinheit (halben Euro) geschädigt worden sei und es sich somit um zu vernachlässigende Geldsummen gehandelt habe.

    Als das erfordert aber Recherche, viel Arbeit. Und ein gewisses Maß an Haltung, einen kühlen Kopf.

    Um so einfacher ist es dann, einigen abgehalfterten Ex-Moderatoren das Leben schwer zu machen.

    Ich weiß nicht, wie man diese Vorgehensweise nennen will. Mich erinnert so etwas an die Abiturienten-Zeitungen, die es früher an unserer Schule gab.

  313. @theo:

    Man stürzt sich auf Ex-Moderatoren, welche für ihre frühere Tätigkeit ein paar hundert Euro verdient haben.

    9live-Moderator Jürgen Milski im Interview mit der SZ, 8.8.2008:

    Milski: Es ist lohnend. Ich verdiene einen Haufen Geld.

    SZ: Wie viel denn?

    Milski: 30 000 bis 50 000 Euro im Monat. Das ist mehr, als ich früher in einem Jahr bei Ford verdient habe.

    SZ: Was machen Sie dafür?

    Milski: Drei Tage moderiere ich bei dem Sender 9Live, donnerstags fliege ich nach Mallorca und trete dort auf. Freitag und Samstag singe ich auf irgendwelchen Bühnen in Deutschland, Österreich, Luxemburg und der Schweiz. Sonntag bin ich einen halben Tag zu Hause in Köln bei meiner Familie.

  314. @theo

    Man könnte natürlich auch das Licht auf [..] die gesamte Call-in-Abzocke überhaupt [..] Man könnte weiter bohren, warum eigentlich [..] zu vernachlässigende Geldsummen gehandelt habe.

    So, und da liegt genau der Punkt meiner Argumentation (irgendwo ⬆da⬆ oben), warum ich Boulevardjournalisten mit Call-In-Moderatoren und Cold-Call-Center-Mitarbeitern verglichen habe. Danke, vielleicht sieht es ja jetzt noch einer.
    (Und damit ich jetzt nicht in den Kommentaren vier neben an dafür geschlagen werde: Wer sich selbst seltsame Anglizismen zulegt, darf auch damit lächerlich gemacht werden.)

  315. 369, Stefan:

    „30 000 bis 50 000 Euro im Monat.“

    Sie kennen die Branche gut genug, um den Wahrheitsgehalt der damaligen Aussage einschätzen zu können.

  316. Wollen Sie etwa behaupten, Herr Milski hätte gelogen?

    :-)

    Ach und Stefan das war ja nur ein Vorschlag, manche Leute freuen sich wenn sie in eine schönere Wohnung ziehen können ;-)

  317. @theo Wenn ich das schon wieder lese…
    „Man könnte…“ „Man sollte“…
    TUN SIE ES DOCH! Aber nein, lieber prangert man diejenigen an, die einen kleinen Teil beitragen. Lieber deutet man auf das Große, Böse, gegen das man sowieso nicht ankommt, und lässt die Hände in den Taschen.
    Wer hat sich denn an die Produktionsgesellschaften gewagt und sich Abmahnungen, Klagen, Drohanrufe eingehandelt? Wer hat denn eine Homepage online gestellt, die die Verstrickungen in Österreich aufgedeckt hat? Wer hat denn einen Stimmsachverständigen kontaktiert, als ein paar Stimmen sehr ähnlich klangen? Wessen Klarnamen wurden denn wegen auf der Seite der LMA versehentlich veröffentlicht, weil sie sich naiverweise an sie gewandt haben? Sie waren es jedenfalls nicht.

  318. Theo (#368):

    „Man könnte natürlich auch das Licht auf jene richten, welche die gesamte Call-in-Abzocke überhaupt ins Leben gerufen haben. Die den größten Reibach damit machen. Man könnte weiterhin fragen, welche Rolle eigentlich die Medienaufsicht gespielt hat. Und die Politik. Man könnte weiter bohren, warum eigentlich die Strafverfolgungsbehörden etwas schon allein deswegen nicht als möglichen Betrug angesehen haben, weil doch jeder Geschädigte angeblich nur um eine Telefoneinheit (halben Euro) geschädigt worden sei und es sich somit um zu vernachlässigende Geldsummen gehandelt habe.

    Als das erfordert aber Recherche, viel Arbeit. Und ein gewisses Maß an Haltung, einen kühlen Kopf.

    Um so einfacher ist es dann, einigen abgehalfterten Ex-Moderatoren das Leben schwer zu machen.“

    Sie tun ja gerade so, als gäbe es all diese Recherchen nicht, als hätte sich noch niemand mit all diesen Fragen befasst. Dem ist aber nicht so, denn um Antworten auf diese Fragen oder Ergebnisse dieser Recherchen zu finden, müssen Sie nicht einmal diesen Blog verlassen! Nicht nur Stefan Niggemeier hat sich die Mühe gemacht, die Zeit genommen und dabei einen kühlen Kopf bewahrt (um es mit Ihren Worten auszudrücken), um Antworten auf diese Fragen zu bekommen. Dabei gab es die unterschiedlichsten Ergebnisse: einige davon, bei denen man nur ungläubig mit dem Kopf schütteln kann, bei anderen fällt einem schlicht weg gar nichts mehr dazu ein.

    Jeder da draussen ist also in der Lage, sich ein Bild der Umstände darüber zu machen, die dazu führen, daß sich jemand wie Herr Niggemeier hier öffentlich die Frage stellt, ob er der Bitte nachkommen könnte, einen Teil seiner Recherchen zu redigieren oder gar ganz zu löschen, nur weil sich jemand im späteren Verlauf seines Berufslebens nun ständig mit seiner beruflichen Vergangenheit konfrontiert sieht und es scheinbar leid ist, sich auch in Zukunft dafür verantworten oder zumindest erklären zu müssen.

    Das es zu diesem Thema unterschiedliche Meinungen gibt, haben wir ja nun deutlichst hier feststellen koennen. Und das ist auch ok so. Aber bitte stellen Sie es nicht so hin, als würde man hier immer nur auf den Kleinen rumhacken und Ihnen das Leben nur unnötig erschweren wollen, um zu demonstrieren, wer hier zur Zeit am längeren Hebel sitzt. Denn dem ist nicht so, meine ich.

    Ich kenne die genau Bittstellung des Bildmannes an Herrn Niggemeier nicht (und sie interessiert mich auch nicht wirklich), aber warum sollte jemand einer Bitte nachkommen, wenn deutlich erkennbar ist, daß es dem Bittsteller eigentlich nur darum geht, sich zukünftig nicht mehr für seine Fehltritte rechtfertigen zu müssen, anstatt sich darüber Gedanken zu machen, daß es vielleicht mehr Punkte bringen könnte, sich auch mal zu seinen gemachten Fehlern zu äußern, auch wenn dies nicht der Weg des geringsten Widerstandes bedeutet?

  319. @164: Ob ich das wirklich nicht verstanden habe, oder ob ich das alles eben ganz anders verstehe, das ist natürlich eine Frage, die man aufwerfen kann. Ich könnte aber Ihnen auch vorhalten, dass Sie gewisse Mechanismen im Gehirn offenbar etwas romantisch überhöhen und meinen, dass Sie so sehr Herr über Ihren Geist sind, dass sie vergeben können ohne zu vergessen(sonst wüssten Sie ja auch kaum noch was sie eigentlich vergeben wollen). Das ist aber nicht der Punkt. Sie können freilich vergeben ohne (vollständig) zu vergessen. Sie können aber nicht vergeben ohne zu vergessen, wie sehr sie etwas ärgert. Auch da findet ein „Aussortierungsprozess“ im Gehirn statt. Die Sache verliert für einen eine gewisse Priorität; man will den Widerspruch gegen das zu Vergebende nicht länger ausdrücklich aufrechterhalten. Das sehe ich durchaus als eine Form des (beginnenden) Vergessens. Deshalb dauert ja das Vergeben auch häufig ein wenig.

    @alle
    Im Übrigen finde ich Interessant, dass die Diskussion in weiten Teilen so juristisch geführt wird. Ich bin Jurist und möchte einfach mal für die moralische Einzelfalllösung eintreten. Also ich will keine Maxime, keine abstrakte Regelung diskutieren, wann und unter welchen Umständen eine Löschung gerechtfertigt sein kann oder nicht. Lassen Sie uns doch erst einmal die moralische Frage stellen: Wäre es nicht in einem gewissen Sinne „edel“, wenn man sagen würde, dass man kein Problem damit hätte, die Sache aus dem Internetgedächtnis zu entfernen? Und wäre es dann nicht erstrebenswert, dass man sich so edel verhält? Bräuchte es dann noch eine Rechtfertigung dafür die Sache im Internet zu belassen?

    Gesetze und Maximen bieten auch die Möglichkeit sich hinter ihnen zu verstecken, um eine eigene moralische Entscheidung nicht treffen zu müssen. Und wenn ich die Diskussion, so wie Herr Niggemeier – abstrahiere, dann lenke ich natürlich immer auch ein wenig von der moralischen Frage ab.

  320. @KG Edel sind Sie dann gegenüber dem Arbeitssuchenden, aber nicht gegenüber dem zukünftigen Arbeitgeber, der dann jemanden einstellt, der womöglich ein seltsames Berufsethos hat.

  321. @KG

    Also darauf, dass die Diskussion „juristisch“ geführt wird, wäre ich jetzt als Letztes gekommen.

    „Moralische Einzelfalllösung“ ist im Übrigen genau das, was Niggemeier in seinem Artikel propagiert. Ich kann das aber auch völlig falsch verstanden haben.

  322. @Marc Doehler, #375:

    „Sie tun ja gerade so, als gäbe es all diese Recherchen nicht, als hätte sich noch niemand mit all diesen Fragen befasst.“

    Da lesen Sie aber mehr, als ich geschrieben habe. Nein, ich habe mich nur und ausschließlich auf den von Twipsy verlinkten Beitrag bezogen. Ich kann ehrlich gesagt nicht ganz verstehen, warum Sie sich einen Schuh anziehen, der nicht zu Ihnen passt.

  323. Tut mir leid, das ist nur ein Blogbeitrag zu aktuellen Themen. An der Magisterarbeit „Produzenten, Hintermänner und politische Verwicklungen von Call-in-Sendungen in Deutschland und Europa unter Einbeziehung des juristischen Komplexes“ arbeite ich noch.

    Echt arm.

  324. Weil er derjenige ist, der all die großen Fische gejagt hat zusammen mit Leuten wie Twipsy und Stefan Niggemeier und Sie geschrieben haben:

    „Man könnte natürlich auch das Licht auf [..] die gesamte Call-in-Abzocke überhaupt [..] Man könnte weiter bohren, warum eigentlich [..] zu vernachlässigende Geldsummen gehandelt habe.“

    Das hat aber schon VonFernSeher so zitiert in #370, ganz davon ab dass es in dem Blog-Beitrag auf Fernsehkritik.tv darum ging, dass die Moderatorin ihn angeschrieben hat genau so wie Stefan jetzt.

    Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen. Das Forum um Marc Doehler und Stefan Niggemeier und der Fernsehkritiker verfolgen SEIT JAHREN die Call-In-TV „Industrie“, jetzt schreiben ein paar Moderatoren Bittbriefe, man solle sie doch bitte aus ihrer Sühne entlassen weil sie ja nur kleine Fische waren, und JETZT nach mehreren Tagen kommen Sie mit dem Satz um die Ecke, dass es Ihnen ja darum geht, man solle doch bitte die großen Fische verfolgen.

    Das ist Wahnsinn. Absoluter Wahnsinn. Sie haben keinen blassen Schimmer, wovon Sie überhaupt reden. Sie kennen NUR den Aspekt der Moderatoren im Call-In-TV Geschäft und haben sich offensichtlicher Weise mit der Arbeit der Protagonisten in diesem Thema entweder nicht beschäftigt oder sind jetzt mittlerweile schon so weit, dass Sie allen Ernstes verlangen, doch bitte das Große Ganze zu sehen – in einem Beitrag wo es um die Moderatoren geht, die „Helfershelfer“ wenn man es so nennen will, und werfen das allen Ernstes denen vor, die Jahrelang genau das gemacht haben, nämlich die Leute hinter dem Vorhang mit immer neuen Blogartikeln über Spielregeln, Anrufer, Blog-Beiträgen etc. pp. zu verfolgen – und sich dafür wie Herr Doehler und Herr Niggemeier mehrfach abmahnen und verklagen zu lassen bis hin zu dem Punkt, dass Herr Doehler seine DEUTSCHE Domain verloren hat und sein Forum jetzt in den Niederlanden betreiben muss.

    Aber davon haben Sie sicherlich überhaupt keine Ahnung.

    Trotzdem werden Sie immer noch als vollwertiger Diskussionspartner behandelt und das macht mich langsam wahnsinnig.

  325. @Sebastian
    Ich bezog mich aber damit speziell auf meine Argumentation weiter oben und nicht auf fernsehkritik.tv oder darauf, Stefan Niggemeier hätte nie das System dahinter angegriffen. Es ging einfach um einen anderen Punkt, den theo ganz gut verstanden hat und nicht um das jetzt.

  326. theo (#379):

    Zitat Twipsy: „Deshalb ist es auch gut, immer wieder Auftritte von Jürgen Milski im Fernsehgarten, Thomas Schürmann im öffentlich-rechtlichen Kinderfernsehen und Anneke Dürkopp als N24-Wetterfee anzuprangern.“

    Zugegeben, diesen Satz würde ich so zwar auch nicht unterschreiben wollen, dennoch kann ich verstehen, wenn man sich darüber ärgert, von jemanden aufgefordert worden zu sein, einen Kommentar zu löschen (welcher offensichtlich berechtigt ist), nur weil er der Person missfällt, über die der Kommentar abgegeben wurde, und dann ein paar Zeilen darüber schreibt.

    Call-In gilt nunmal in der Masse als „Abzockfernsehen“, und das auch nicht erst seit gestern. Wenn der Bittsteller also nicht als „Abzocker“ dargestellt werden möchte, dann sollte er/sie vielleicht aufhören diesen Job auszuüben, denn er/sie weiss sehr genau, wie die Masse über seinen/ihren Arbeitgeber und sein/ihr tun als auführendes Organ darüber denkt. Doch das tun sie eben nicht – sie fordern einfach, das entsprechende Kommentare dieser Art über sie gelöscht werden (von wem auch immer).

    DAS ist das verwerfliche daran und auch der Grund, warum ich mich in einem solchen Fall ähnlich wie Herr Niggemeier oder Twipsy gegen den Bittsteller entscheiden würde. Sie reflektieren nicht, sie denken nicht nach – also warum soll ich dann dafür sorgen, daß ihre Weste blütenweiss ist? Und darum ziehe ich mir diesen Schuh auch gerne an.

  327. Sebastian,
    was ich im Blog-Archiv des Fernsehkritikers gefunden habe zum Thema 9live, ist nicht gerade das, was ich investigativ oder gar hintergründig nennen würde. Da ist viel Aufregung, ein paar Verlinkungen auf Artikel von anderen. Das ist die Grundlage, welche mir zur Verfügung stand, und darauf bezog sich meine Meinung.

    Sollte ich da Grundlegendes übersehen habe, bitte ich um Korrektur. Die Kritik meinerseits an der „Verfolgung“ von Ex-Moderatoren halte ich so oder so aufrecht.

    Von Marc Doehler oder Stefan Niggemeier war in dem Kommentar von mir gar nicht die Rede. Wie kommen Sie darauf?

    Wissen Sie, Sie können mir gerne weiterhin totale Unkenntnis von was auch immer vorwerfen. Das sei Ihnen freigestellt – gleichwohl es mich wundert, wie Sie immer so treffend über andere Kommentatoren Bescheid zu wissen glauben und gerne Leute mit anderer Meinung als bescheuerte Wesen darstellen.

    Aber um zwei Dinge würde ich dennoch gerne bitten:

    1. Lesen Sie bitte, bevor Sie antworten.
    2. Ändern Sie bitte ihren Tonfall. Die Argumente werden nicht dadurch besser, dass man schreit.

  328. @VonFernSeher: ich meinte theo, ich hab Ihr Zitat nur wiederholt

    @theo #384: ich lese (leider) alles was Sie schreiben.

    Wenn Sie hier in den Kommentaren auf Stefan-Niggemeier.de in Antwort auf Twipsy und Marc Doehler kommentieren „man“ sollte doch (dies oder jenes) machen, können Sie sich nicht darauf zurückziehen, dass Sie nur fernsehkritik.tv kritisieren wollten bzw. das, was Twipsy dort geschrieben hat. Das hätten Sie dann dort machen müssen, denn hier setzen Sie es mit „man“ in einen anderen Kontext als nur den dortigen.

    Es fällt wirklich schwer, „den Ton“ zu ändern und Ihnen Unwissen nicht vorzuwerfen, wenn Sie offensichtlicher Weise vom Thema so wenig Ahnung haben, denn WENN Sie mal hier mehr nachgelesen hätten (da gibt’s ne Menge auf diesem Blog hier), würden Sie eventuell merken, wie maßlos… anmaßend Ihre Kommentare gegenüber Leuten sind die mehrere Tausend Euro für Anwälte ausgegeben haben.

    Aber Sie haben Recht, ich bin es der sich hier total daneben benimmt.

  329. Theo:

    seien Sie mir bitte nicht böse, aber dieses „Man könnte…“ in Ihren Sätzen lässt mich vermuten, daß Sie glauben, es hätte sich noch niemand die Mühe gemacht, „investigativ“ zu recherchieren. Und das ist es, was mich auf die Palme bringt! Wie ich bereits sagte: allein in diesem Blog hier finden Sie ausreichend Material, welches sich ausgiebig mit der Materie „Call-TV“ beschäftigt. Sei es, was hinter den Kullissen passiert oder aber das Thema Landesmedienanstalten zum Thema Call-TV – es steht eigentlich alles hier. Und nicht nur hier.

    Zugegeben, in dieser Diskussion geht es „nur“ darum, ob der Bitte, eine Passage in einem Blogeintrag zu entschärfen oder zu löschen, entsprochen werden sollte. Dabei soll es meinetwegen auch gerne bleiben, es muss nicht derart vom Thema angeschweift werden.

    Mit meinen Kommentaren habe ich auch nur meine Meinung darstellen wollen, daß es in dieser Frage eben keine pauschale Antwort gibt, sondern daß eine solche Entscheidung tatsächlich von Fall zu Fall entschieden werden muss und das das Ergebnis, nach eingehender Betrachtung der Umstände, durchaus unterschiedlich ausfallen kann.

    Wenn ich aber hier lesen muss, daß es doch „edel“ sei, zu vergeben (gerne auch ohne dabei zu vergessen), dann kommt mir ehrlich gesagt die Galle hoch. Und auch der Vergleich des „Abschreibens“ zieht bei mir ehrlich gesagt nicht. Aber ich möchte auch gerne begründen warum der nicht zieht:

    Wenn ich in der Schule schon abschreiben muss, dann wahrscheinlich aus dem Grunde, weil ich selber zu faul war zu lernen und nun die Antworten selber nicht weiss. Durch das abschreiben verschaffe ich mir also für den Moment einen Vorteil – und ich weiss ganz genau, daß „abschreiben“ eigentlich nicht der korrekte Weg sein sollte bzw. ist. Ich bin mir zu jeder Zeit meines Handelns darüber bewusst, daß das, was ich gerade tue, eigentlich falsch ist. Und sollte ich nun beim abschreiben erwischt werden, ist es doch eigentlich nur gerecht, wenn ich dauernd vor einem erneuten Test daraufhingewiesen werde, den Test diesmal doch bitte „aus eigener Kraft“ zu bestehen.

    Das alles wäre mir erspart geblieben, hätte ich selber für den Test gelernt oder wäre ich wenigstens so schlau gewesen, mich beim abschreiben nicht erwischen zu lassen!

    Und genauso ist es hier – und dabei spielt es auch keine Rolle, ob es dabei um Bildjournalisten, Call-TV-Moderatoren, Politiker oder aber nur um meinen Nachbarn geht. Wenn jemand ganz bewusst unsauber arbeitet und sich dabei erwischen lässt, darf er sich nicht wundern, wenn ihm diese Tat ein Leben lang nachhängt – denn es war derjenige selber, der diese Tat begangen hat! Derjenige büsst nicht etwa für etwas, was jemand anderes getan hat. PUNKT.

  330. @Marc Doehler
    Wenn also einer im zweiten Schuljahr die „Blattformen in unserem heimischen Wald“ bei seinem Sitznachbarn abpinselt, fänden Sie es gerechtfertigt, wenn dieser noch bei der Abiturprüfung angesprochen wird, er solle doch diesmal wenigstens ehrlich arbeiten? Genau darum funktionieren doch hier die Verallgemeinerungen nicht wirklich. Nicht bei jedem Delikt ist es angemessen es demjenigen ein Leben lang nachzutragen.

    (Und die Mandarfsichhaltnichterwischenlassenmentalität hat mich schon immer … befremdet.)

  331. Sebastian,

    zu ihrer Bemerkung „Wenn Sie hier in den Kommentaren auf Stefan-Niggemeier.de in Antwort auf Twipsy und Marc Doehler kommentieren“:

    Ich habe in #368 konkret mich auf das bezogen, was ich dort geschrieben habe. Von Stefan Niggemeier und von Marc Doehler steht dort nichts.

    Insofern ist die Bemerkung „wie maßlos… anmaßend Ihre Kommentare gegenüber Leuten sind die mehrere Tausend Euro für Anwälte ausgegeben haben“ völlig deplatziert.

    Wenn Sie das denn nun bitte einmal zur Kenntnis nehmen wollen?

    Dass ich nicht beim Fernsehkritiker, sondern hier kommentiert habe, lag einzig daran, dass Twipsy den Beitrag hier verlinkt hatte.

    @Marc Doehler:

    „seien Sie mir bitte nicht böse, aber dieses „Man könnte…” in Ihren Sätzen lässt mich vermuten, daß Sie glauben, es hätte sich noch niemand die Mühe gemacht, „investigativ” zu recherchieren.“

    Ich bin Ihnen nicht böse. Ich kenne den Sachverhalt rund um 9live sehr gut, vermutlich weit besser, als Sie glauben. Gerade deswegen meine ich, dass man statt dieser beinahe pubertären Moderatoren-„Verfolgung“-Kiste (die Sie ja auch nicht so dolle finden) anders herangehen soll. Und das bezog sich explizit auf den Artikel, der von Twipsy verlinkt worden ist.

    Hätte ich es anders gemeint, hätte ich es auch anders geschrieben. Dass Sie das anders interpretiert haben, zeigt mir, dass ich es wohl deutlicher hätte formulieren sollen.

    Dass Leute wie Sebastian es dann wohl immer noch anders verstanden hätten, steht auf einem anderen Blatt. Mir scheint das eher eine Art Diskussions-Strategie zu sein: andere bewusst fehldeuten, daraus dann einen Vorwurf konstruieren, Erklärungen nicht annehmen, stattdessen nachsetzen und so weiter. Mich erinnert das an frühere Juso-Schlachten – das alles ist so berechenbar, überflüssig, fad.

  332. VonFernSeher:

    deshalb sage ich ja auch, es gibt auf diese Frage keine pauschale Antwort. Aber ich finde eben auch, das ich mich nicht wundern darf, wenn mir ein von mir bewusst begangener Fehler ein Leben lang nachhängt.

    Natürlich kann ich versuchen jemanden, der über diesen „Fauxpas“ berichtet hat, dazu zu bewegen, diesen kleinen, unbedeutenden Fehler doch bitte unter den Teppich zu kehren.

    Nur denke ich eben auch, daß ich mich auch damit abfinden muss, wenn sich derjenige nicht darauf einlasst. Denn ICH war es, der den Fehler begangen hat und nicht etwa derjenige, der darüber geschrieben hat.

    Aber ich finde es eben nicht korrekt, wenn ich dann mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln versuche, den Schreiberling dazu zu bewegen, das Geschriebene in der Versenkung verschwinden zu lassen. (Im komkreten Falle vielleicht nicht passiert, aber es gibt eben auch Fälle dieser Art)

    Natürlich muss man niemandem ein Leben lang einen gemachten Fehler vorhalten – aber genausowenig sollte sich derjenige, der den Fehler begangen hat, jedesmal darüber beschweren, daß es noch immer jemanden gibt, der ihm diesen Fehler vorhält.

  333. @376 (KG): „Also ich will keine Maxime, keine abstrakte Regelung diskutieren, wann und unter welchen Umständen eine Löschung gerechtfertigt sein kann oder nicht.“

    Ich argumentiere aus historischer, archivarischer Sichtweise und sage, dass eine Löschung auf irgendwelcher Bitte hin etc. schlichtweg nicht akzeptabel ist. Universitäten veranstalten ja auch keine Bücherverbrennungen (mehr), weil sich irgendwelche Menschen über darin enthaltenen schlechten Leumund beklagen.

    Da braucht es keine moralinsauren Schwurbeleien. Weder dafür noch dagegen.

  334. @theo:

    Twipsy, ich und Marc Doehler haben Ihren Kommentar gleich interpretiert und dementsprechend darauf reagiert.

    Ich kann nicht nachvollziehen wieso Sie, wenn Sie sich nur auf jenen Text beziehen, hier kommentieren, und nicht dort. Fernsehkritik.tv hat einen eigenen Kommentarbereich. Der Text dort ist von Twipsy. Warum schreiben Sie hier „man sollte“ und nicht „Sie sollten“ oder „Twipsy Sie sollten“.

    So oder so aber verstehe ich nicht, was das ändern soll. Sie kritisieren, dass man dort anstatt der Moderatorin ihre Fehler vorzuhalten lieber die Organisatoren angreifen sollte. Ihrer Aussage nach tut Twipsy dies aber auf Fernsehkritik.tv nicht, bzw. haben Sie dort keine Hinweise gefunden.

    Das hier sind alle Beiträge von Twipsy im Fernsehkritik.tv Forum:

    http://forum.fernsehkritik.tv/search.php?author_id=61&sr=posts

    Anzahl: 4390

    Das hier sind die Artikel bei Fernsehkritik.tv zum Thema „Call In“

    http://fernsehkritik.tv/blog/?s=call+in

    Anzahl: 20 nur im Blog. Bei 60 Folgen Fernsehkritik.tv

    Die Aussage, Fernsehkritik.tv würde sich nicht genügend mit dem Thema auseinander setzen, ist falsch. Wenn Sie die Blog-Einträge auf der dortigen Seite lesen, werden Sie herausfinden, dass das TV-Magazin bereits verklagt wurde.

    Es ist also nicht nur gegenüber Herrn Doehler und Herrn Niggemeier blanker Hohn zu sagen, dass man sich mal um die Hintermänner kümmern sollte, sondern auch gegenüber Fernsehkritik.tv

  335. #390
    Niemand (wenn ich es noch überblicke) hat die Löschung des ganzen Artikels gefordert, allenfalls des Names oder die Kürzung zu Initialen. Und Historiker und Archivare haben keineswegs den Auftrag alles wahllos aufzuheben, sondern zu einem möglichst echten Abbild zu filtern – und das geht wohl kaum ohne Wertung.

    Wenn das Bildblog brennt, wird der Hausherr hier wohl noch kurz bescheid geben.

  336. @Marc Doehler #389
    Das klingt schon ziemlich nach einer pauschalen Antwort. Nämlich danach, dass es immer nur von der Gnade des Anzeigenden abhängt, ob man noch mit seinen Fehlern aus der Vergangenheit konfrontiert wird. So können aber doch keine sozialen Regeln entstehen. Ich finde es schon gut, dass auch der Anzeiger sein Verhalten vor der Gemeinschaft rechtfertigen muss. So können doch miteinander Standards entstehen, was vom Delinquenten (Verantwortlichkeit) und vom Anzeiger (Recht auf Resozialisierung) erwartet werden darf.

  337. 391:

    („Twipsy, ich und Marc Doehler haben Ihren Kommentar gleich interpretiert und dementsprechend darauf reagiert.“)

    Möchten Sie ihr zielgerichtetes Nicht-Verstehen-Wollen jetzt damit erden, dass außer Ihnen noch jemand Sonnenbrille und Scheuklappen beim Lesen aufhatte?

    Marc Doehler (#383) hat im Unterschied zu Ihnen schon geahnt, warum ich mich zu diesem einen Absatz, den ich zitiert habe, geäußert habe.

    („Das hier sind die Artikel bei Fernsehkritik.tv zum Thema „Call In”
    http://fernsehkritik.tv/blog/?s=call+in„)

    Fein, habe ich gelesen, und ich kann da nichts erkennen, was ich annähernd als Hintergrundbericht oder tiefgehende Recherche bezeichnen würde. Das heißt ja nicht, dass ich das alles für Mumpitz halte, was dort steht. Und wenn Sie nochmal lesen würden (oder sich vorlesen lassen würden), was ich eingangs zu Twipsys Link/Artikel geschrieben habe, so könnten Sie unschwer erkennen, dass ich mich vor allem auf diesen einen Absatz bezogen habe, wo den Moderatoren immerfort nachgestellt werden solle. Das ist der Kern, um den es mir geht.

    Das ist schließlich auch der Punkt, wo wir uns am ehesten wieder in dem Ursprungsthread hier treffen – nämlich der Frage, ob und wann und wie man Fehler ahnden soll und ob man dies namentlich macht.

    Die Frage, die sich mir aber jetzt stellt, ist diese:
    Müssen SIE, Sebastian, etwas nachvollziehen können? Mein Ehrgeiz ist in der Hinsicht überschaubar.

    („Ich kann nicht nachvollziehen wieso Sie, wenn Sie sich nur auf jenen Text beziehen, hier kommentieren, und nicht dort. Fernsehkritik.tv hat einen eigenen Kommentarbereich. Der Text dort ist von Twipsy. Warum schreiben Sie hier „man sollte” und nicht „Sie sollten” oder „Twipsy Sie sollten”.“)

    Und ich kann nicht nachvollziehen, wieso Sie meinen, anderen erklären zu müssen, wann hier etwas in welcher Form zu schreiben ist. Es sei denn, Stefan Niggemeier hätte Sie mit Hausmeister-Aufgaben beauftragt.

    Damit soll es nun aber gut sein. Sie fangen an, mir meine Zeit zu stehlen.

  338. @396 LOOL
    Ich hab auch noch nen Twitteracount ;-)
    Nun hat Frau K. ihr Ziel erreicht, der YT-User hat den Kommentar gelöscht. Ich kann das aber gut nachvollziehen, er ist da ja auch irgendwie nur reingeraten.

  339. @VonFernseher (bzg. com.392 u. 393)

    Eine Bibliothek o. ein Archiv bewahrt also auf, um ein bestimmtes Abbild zu zeichnen? Das ist interessant. Demnach, nach ihrer
    Auffassung, hat historische Wissenschaft Wirklichkeit abzuzeigen und nicht Konstruktionsmöglichkeiten – damit hätte es also die letzten 40 -50 Jahre historische Wssenschaft nicht gebraucht!
    Ich gab den historischen Anstoss, um von dieser sinnfreien moral, Schuld und Sühne, Verbrechen und Strafe Argumentation loszukommen. Das ist aber anscheinend nicht gewollt.
    Ich halte ürigens nichts davon, dass mein Stadtarchiv demnächst die Namen in ihren Akten, Dokumenten, Zeitungsartikeln durch Kürzel ersetzt. Ein Archiv hat die Funktion der Aufbewahrung und der Dokumentation. Sollte das Stadtarchiv Bsp. die regionale Tageszeitung archivieren, sollten dort auch alle Zeitungen seit Beginns Archivierens vorzufinden sein.

  340. Ich habe ja vergeblich vorzubringen versucht, dass ein google-indiziertes Blog mit einem Archiv nicht vergleichbar ist, insofern als es keine Mühe kostet, bei Google etwas nachzuschlagen. Versuche doch mal jemand nur mit dem Namen des Bildschreibers anderweitig zu recherchieren.

    Wenn es jetzt eine Person der Zeitgeschichte wäre, die auch die Historiker noch interessiert.

    Was Historiker und Soziologen wohl interessieren kann, das ist der allgemeine Umgang der Gesellschaft mit den Medien, und einerseits ließe sich das sehr wohl mit gekürztem Namen anrecherchieren – mit dem dann auffindbaren Material ist es dann aber ein leichtes in Bibliotheken die Primärquellen rauszusuchen, und, wenn es darauf ankommt – z.B. zum Abgleich mit anderen Quellen – zu verifizieren, dass es diese Person wirklich gibt, sie den Artikel geschrieben hat, und dabei …

    Generell bin nämlich auch ich dafür, dass die Vergangenheit transparent gemacht wird. Und ich vermute, dass die meisten, die hier eine Namensschwärzung befürworteten, oder doch zumindest auch aktzeptieren könnten, keine Geschichtsklitterung im Sinn haben, und auch nicht leichtfertig, aus übertriebener Güte, in Kauf nehmen würden. Vielleicht kann man das ja mal aktzeptieren.

    Dann bliebe noch der zweite Komplex, des Geradestehens für die eigenen Taten und Untaten, und da hängt ja vieles am Detail, wie ich finde – im vorliegenden Fall Bildredakteur beispielsweise: Macht er einen einsichtigen Eindruck, ist es ein Wiederholungstäter? Da habe ich meinen Eindruck korrigiert, und schlage mich jetzt nicht mehr in die Bresche dafür, den Namen zu kürzen. Ich würde aber dem Hausherrn auch nicht in den Arm fallen, falls er es täte. Ist ja auch sein Blog.

    Die Call-in-TV-Darsteller, da verhält sich die Sache etwas anders. Wollen die vielleicht ihre Jahre beim Fernsehen leugnen? Die können doch nicht erwarten damit durchzukommen?

    Aber ob davon eine heilsame Wirkung ausgeht bezweifle ich. In Einzelfällen vielleicht. Aber allgemein lernen wir nur aus eigenen Schmerzen, nicht aus denen des Nachbarns.

  341. @Martin
    Jedes Archiv trifft notwendigerweise eine Auswahl und wird dies hoffentlich, da sinnvoll, nach Relevanzkritierien tun. Es gibt auch z.B. Bücher, in denen in nachfolgenden Auflagen geschwärzt wurde. Dafür müssen die Bibliotheken ja nicht unbedingt ihr ungeschwärztes Exemplar wegwerfen, sondern nur unter Umständen aus dem Verleih nehmen. Wer sollte Stefan Niggemeier daran hindern – wenn er sich einst für das Löschen eines Namens im Blog entscheidet – den Originaltext zu archivieren?

    Wenn der Name aus dem Artikel im Medium Blog verschwunden ist, ist er doch damit nicht für immer aus dem Text getilgt. Ein Archiv ist ja nicht per se unbedingt öffentlich anzulegen.

  342. Irgendwann zieht einer mal den ganz großen Stromstecker heraus, und dann hat sich die elektronische Datenbank eh erledigt.

    ;-)

    Ich gebe zu, ich bin altmodisch. Für mich sind Bücher und gedruckte Medien noch etwas Handfestes, etwas Sinnliches, etwas Dauerhaftes. Vielleicht stelle ich also eines Tages fest, dass all die vielen Stunden Getippse im Web innerhalb einer Sekunde plötzlich futsch sind. Mitsamt all den (vor-)lauten Sebastians und den mühseligen Entgegnungen.

    Der elektronische Big Bang als Katharsis. Nette Idee für ein Drehbuch. Bis dahin mag ein Teil der Webgemeinde weiterhin dem Hobby frönen, eine Art Möchte-gern-Gauck-Behörde für Bild-Autoren und Call-TV-Moderatoren zu spielen.

    Wenn es denn der Wahrheitsfindung dient… jeder Jeck ist halt anders.

  343. @theo:

    Bis dahin mag ein Teil der Webgemeinde weiterhin dem Hobby frönen, eine Art Möchte-gern-Gauck-Behörde für Bild-Autoren und Call-TV-Moderatoren zu spielen.

    Nee. Doch nicht. Mir fällt dazu doch nichts mehr ein.

  344. Mir fällt dazu schon noch was ein, aber das ist dann auch mein letzter Kommentar, denn ich denke, dieser sagt am perfektesten aus, was ich nun von der ganzen Thematik halte. Aber am Besten, Ihr schaut selber:

    http://citv.nl/forum/viewtopic.php?p=180538#180538

    Eine Call-In-Moderatorin dürfte sich mit dieser Aktion sämtliche Chancen verbaut haben, jemals etwas negatives über Ihre Person auf bitten entfernt zu bekommen.

  345. Würde sich dieser Herr von der Bild bei mir bewerben, hätte ich erst einmal kein Problem damit, wenn ich im BildBlog über seine Verfehlungen lesen könnte. Ich kenne den Vorgang jetzt nicht im Detail. Für mich wäre nur interessant, wie lange der Vorfall zurück liegt bzw. ob es noch weitere solcher Vorfälle gibt (ist es ein Einzelfall oder zeichnet sich hier ein Grundproblem ab).

    Aber: Spätestens mit seinem Versuch, diesen Eintrag löschen zu lassen, hätte er sich für einen Job bei mir disqualifiziert. Er soll zu seiner Vergangenheit stehen und dafür sorgen, dass es nicht erneut einen Anlass dazu gibt, dass für ihn nachteilige Artikel im Internet geschrieben werden (müssen).

  346. Die Nachricht von dem Bild-Reporter ist doch so Egoistisch geschrieben, dass eine „Begnadigung“ echt nicht fair wäre. Der Mann zeigt in dem Text kein Zeichen von Reue. Nur ICH ICH ICH und das ist kein Zeichen von bedauern!

  347. In zwei Jahren sucht der Schreiberling einen neuen Job, der heute das Foto des Täters im Fall Mirko gänzlich ohne Unkenntlichmachung auf die Startseite von bild.de gesetzt hat. Er schreibt dann etwas von zerstörter beruflicher Zukunft und meint tatsächlich, derjenige, der diese Ungeheuerlichkeit dokumentiert, habe diese zerstört und nicht er selbst.

    Auf Verständnis vieler Menschen hier kann er ja dann berechtigt hoffen.

    Ich würd mir wünschen, so etwas würde jemanden für immer und ewig für jedwede auch nur annähernd journalistische Tätigkeit disqualifizieren.

  348. @SN, #403:

    Vielleicht, ganz sicher sogar überspitzt formuliert von mir. Ich suchte nach einem passenderen Vergleich.
    Um ein Bonmot ihrerseits aufzugreifen:

    Dass mir das nicht gelungen ist, ärgert mich.

  349. Just heute macht jener mutmaßliche ehemalige BILD-Reporter für eine andere Boulevardzeitung einen Live-Ticker aus Ägypten. In jeder fünften Meldung taucht sein Name auf, und es gibt so herrlich falsche Formulierungen wie „Die Internet-Zensur wird verhärtet“. Angeblich ist der Herr direkt auf dem Tahrir-Platz in Kairo, aber all seine Tickermeldungen lesen sich wie Agenturmeldungen. Null Atmosphäre. Sehr dubios. Naja, Hauptsache der Herr ist doch noch gut im Geschäft. :-)

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