Nicht mein Willy

In unserer Reihe „Etablierte Medien beklagen die Fehlerhaftigkeit der Wikipedia“ lesen Sie heute: die „Berliner Zeitung“.

Seit Bestehen der Internet-Enzyklopädie gab es immer wieder inhaltliche Fehler oder Auslassungen, die teilweise bewusst eingestreut wurden. Der Medienjournalist Stefan Niggemeier prüfte mittels Wikipedia die Recherchemethoden deutscher Redaktionen, als er Karl-Theodor zu Guttenberg nach dessen Ernennung zum Wirtschaftsminister einen weiteren Vornamen andichtete.

Nee.

45 Replies to “Nicht mein Willy”

  1. Ich hasse ja die bei solchen Fehlern oft auftauchenden „Ach, hackt doch nicht auf dem armen Praktikanten rum, höhöhö“-Kommentare (und das nicht nur, weil sie implizit behaupten, Praktikanten seien alle unfähig, was ich, der ich im Praktikanten-Alter bin, eigentlich gerne bestreiten möchte). Aber, äh, dem Kürzel nach ist das von einem Praktikanten/einer Praktikantin, also vielleicht nicht so sehr einhacken. Das hier lesen zu müssen, dürfte schmerzhaft genug sein.

  2. Da hat sich wohl ein Fehler eingeschlichen. Ich werde diese Schallplatte nicht kaufen, sie ist zerkratzt.

  3. Viel mehr als eine vermeintliche Schludrigkeit deutscher Medien repräsentiert diese Posse die Korinthenkackerhaftigkeit ihres medienjournalistischen Urhebers. Einen falschen Vornamen in das wichtigste Lexikon Wikipedia einschmuggeln und daraus allen Ernstes irgendwelche medienkritischen Schlüsse zu ziehen hat das Niveau eines Dummejungenstreichs.

  4. Oh Mann, ist das peinlich. Wenn ich andere der Fehlerhaftigkeit zeihe, sehe ich doch zu, dass ich in dem Absatz keinen Fehler habe… Oder mache ich da jetzt einen Fehler?

  5. @Stefan Niggemeier: Habe ich auch nicht behauptet.
    Letzten Endes ist das auch egal, wer genau diesen Kinderstreich im Medienblog Bildblog verzapft hat und Wellen damit im Medienteich geschl°Wpatscht hat.
    Das taugt allenfalls dazu, die relative Unsicherheit der Wikipedia-Quelle zu verdeutlichen. Den Medien ist wegen solcher Vornamens-Pillepalle m.M. kein allzu großer Vorwurf zu machen.

  6. Der B.Z.-Redakteur versteht die Ausdrücke „Ein Gastbeitrag von Anonym*“ sowie „*) Name ist der Redaktion bekannt“ nicht;
    Der Kommentator Doch versteht das Wort „Nee“ nicht und/oder hat den Link nicht angeklickt und/oder hat nach dem Klick auf den Link dieselben Ausdrücke wie der B.Z.-Redakteur nicht verstanden.

    Missverständnis über Missverständnis – aber kann ja mal passieren. (Das meine ich nicht sarkastisch).

  7. @16, Doch : Doch. Es ist den Medien insofern ein Vorwurf zu machen, als dass sie dieselben sind, die gerne mal von sich behaupten sie würden im Gegensatz zu Wikipedia verlässliche Informationen liefern.
    (Nein, ich habe dafür gerade keinen Einzelnachweis zur Hand, gibt aber genug, z.B. hier im Blog oder im Bildblog)

    P.S. wer sagt denn eigentlich, dass „anonym“ zum Bildblog gehört? (wg. „Kinderstreich“ usw.) Zumal ja von „Gastbeitrag“ die Rede ist…

  8. Ja, aber die Verläßlichkeit von Informationen erweist sich nicht unbedingt an der Richtigkeit eines von x Vornamen eines Ministers – sondern an Informationen von Relevanz. Dass Guttenberg nun auch Wilhelm heißt oder nicht, ist keine relevante Information, sondern eine nebensächliche Schmonzette – da unter seinem Rufnamen Karl-Theodor bekannt.
    Dass sich deutsche Medien noch groß in Gegenstellung zur Wikipedia bringen, ist mir außerdem auch neu. Das ist mir nur von Blogs bekannt. Wikipedia ist doch längst ein auch von den Medien allgemein anerkanntes Nachschlagewerk – wie sich auch an deren aktuellen Elogen zum zehnjährigen Bestehen Wikipedias zeigt.

  9. @20 allgemein verwendetes Nachschlagewerk – ja. Anerkannt – mitnichten. Als Quelle wird es schließlich nur sehr selten genannt.
    (Lasse mich da gerne korrigieren, kann auch sein, dass ich die falschen Zeitungen lese).

  10. @17: Die „B.Z.“ ist eine Springer-Postille, jemand nannte sie mal zu Recht: die kleine schmutzige Schwester der Blödzeitung. Unlesbar.
    Die hier gemeinte „Berliner Zeitung“ gehört zum DuMont-Konzern und ist (war jedenfalls mal) lesbar.

  11. @Thomas #13: Das Gleiche, wie ein Musikjournalist, nur dass er sich nicht mit Musik, sondern Medien auseinandersetzt.

    (Ich finde ja auch immer, dass Sascha Lobo zurecht als Internetblogger bezeichnet wird.)

  12. Ich finde ja, dass Sascha Lobo zu unrecht von den öffentlich-rechtlichen Medien für das Internet an sich gehalten wird. Die werde irgendwann mal ganz überrascht sein wenn sie feststellen dass das Internet keinen Irokesenschnitt hat!

  13. Ach, Doch. Natürlich ist der Xte Vorname des Freiherrn für den Gang der Welt nicht von Belang, möglicherweise nicht mal für ihn selbst. Das ist darum auch gar nicht der Punkt. Aber es ist doch interessant zu beobachten, wie verschiedene Redaktionen (oder nur eine, und alle anderen schrieben dann ungeprüft ab; ich weiß nicht, was schlimmer ist) sich rasch mal Informationen aus der Wikipedia ziehen, statt zur Quelle zu gehen. Man kann ja nicht davon ausgehen, daß der Karl-Theodor-zu-Guttenberg-Fall der _einzige_ Fall ist, in dem so verfahren wird, allerdings ist dieser Fall der einzige, in dem es auffiel, weil die Information dummerweise falsch war. Diese Fälschung war also ein aufschlußreiches Experiment.

    Pikant wird es dadurch, daß Wikipedia als Quelle gemeinhin und offiziell gar nicht ernstgenommen wird, weil sie (offenbar nicht zu Unrecht) als fälschungsanfällig gilt, während die Medien, die Wikipedia offensichtlich als Quelle nutzen, ihrerseits als verläßliche Quellen gelten – und zwar auch für die Richtigkeit der Angaben in Wikipedia-Artikeln. Da beißt sich die Katze in den Schwanz. Auf solcherlei darf ein Medienjournalist (Das ist jemand, der sich – analog zum Sportjournalisten, der über Sport schreibt – mit Medien beschäftigt) duchaus mal hinweisen, ohne daß man das als Korinthenkackerei empfinden muß.

    In Niggemeiers Blogeintrag ging es aber sowieso um eine andere Metaebene dieser ..äh.. Affäre.

  14. @ 23 Danke für den Hinweis, mein Fehler.
    Jojo (27) hat im vorletzten Absatz schön den Bildblog-Artikel zusammengefasst.

    Das Problem würde gelöst, indem Wikipedia stets als Quelle genannt würde, wenn es als Quelle verwendet wird. Dann würden die Wikipedianer es merken und nicht ihrerseits den Zeitungsartikel als Quelle verwenden, der den Wikipediaartikel als Quelle verwendet.

    Aber denn müssten die Journalisten an der Stelle ja offenbaren, dass sie sich Recherchearbeit von Wikipedia-Schreiben haben abnehmen lassen – was überhaupt nichts schlimmes ist! so ist Wikipedia ja gedacht, oder irre ich mich?! – und das wollen sie vermeiden. Ob nun aus wirtschaftlichen Gründen oder Eitelkeit… egal. Sie tun’s eben (meistens) nicht.

  15. @Doch.

    An diesem Fall war auch noch ein bisschen mehr dran als reines Abschreiben eines Fehlers (und das macht die Sache interessant, obwohl der Vorname an sich natürlich keine weltbewegende Sache ist).

    Der Autor des Artikels formulierte in der Ursprungsversion so, dass jeder Leser den Eindruck bekommen müsse, er kenne zu Guttenberg gut, oder habe zumindest einmal dabei gestanden, wenn man ihm die Frage nach seinen Vornamen stellt.

    Heißt: Hier hat man sich nicht nur einer Quelle bedient, die allein nicht hätte reichen dürfen – sondern mit dieser Information einen Artikel gestrickt, der Insider-Kenntnisse (Motto: Der Spiegel kennt sie alle – auch dann schon, wenn sie noch nicht groß sind) suggeriert.

    ZITAT:
    „Eine beliebte Journalistenfrage an ihn ist jene nach seinem kompletten Namen. Ob er den bitte einmal aufsagen möge. Manchmal macht er das dann auch. Und los geht’s: ‚Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Wilhelm Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg.’

  16. Die ganze Sache mit dem Vornamen war doch ein Paradebeispiel für das Problem der Medien aber auch der Wikipedia

    Aus der Wikipedia abschreiben und damit gleichzeitig wieder eine Quelle für die Wikipedia darstellen.

    Und was noch viel übler ist, bei so schlechter Recherche sieht man dann auch, wie es eigentlich um den Status als Qualitätsmedium steht.
    Regelmäßig wenn es in Artikeln um Computerspiele geht kann jeder Jugendliche des Landes in den Artikeln zehn Punkte aufzeigen die einfach nicht stimmen.
    Dazu muss man sich nicht mal professionell mit dem Thema auseinandersetzen, einfach nur etwas Ahnung haben.

    Wenn die Zeitungen und Fernsehsendungen aber schon bei solchen einfachen Dingen, die eigentlich sogar wirklich rein in der Wikipedia vollumfänglich recherchierbar wären, Fehler machen die mir als jemand der sich da auskennt auffallen, wie sieht das erst bei Themen aus, die ich selbst nicht kenne?

    Dass die Playstation nicht von Nintendo ist weiß ich, aber wer sagt, dass sie mit politischen Themen nicht ähnlich kreativ sind?!
    (Okay, schlechtes Beispiel, bei der Zensursula-Debatte haben ja eh alle Medien nur die falschen Behauptungen von Frau von der Leyen heruntergebetet^^).

  17. @SILen(e

    Wenn die Zeitungen und Fernsehsendungen aber schon bei solchen einfachen Dingen, die eigentlich sogar wirklich rein in der Wikipedia vollumfänglich recherchierbar wären, Fehler machen die mir als jemand der sich da auskennt auffallen, wie sieht das erst bei Themen aus, die ich selbst nicht kenne?

    Genauso? Ich finde ja nicht, dass man sich mit allem auskennen muss, aber diese, gerade beim Spiegel auffällige, Ignoranz gegenüber Fakten und die Arroganz in der vermeintlichen Darstellung derselben ist gerade in diesem Zusammenhang unerträglich.

  18. Gedanken eines Redakteurs.
    Der Artikel heisst „Wie ich Freiherr von Guttenberg zu Wilhelm machte“. Das ist doch der Blog von dem Niggemeier, oder? Dann hat *der* das also gemacht. Ich schreibs mal schnell in den Artikel rein.

  19. @Vetaro

    Nö, das war Bildblog. Mit der Autorenangabe „Anonym“. Das wäre ja so, wie im Fernsehen, wenn irgendwelche Youtube-Videos laufen und als Quelle wird dieses „Internet“ angegeben.

  20. Auf die Gefahr hin doppelt arrogant zu wirken: Das ist ja sonntags hier wie auf der Autobahn; da trauen sich Leute raus.

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