Dschungel-Journalismus aus erster Hand

Immer mittags verschickt RTL in diesen Tagen eine Pressemitteilung, in der (mit einer Sperrfrist bis nach der Sendung) steht, was am vergangenen Tag im Dschungelcamp passiert ist und am späten Abend im Fernsehen gezeigt werden wird. Das ist ein Angebot, das von einem Qualitätsmedium wie welt.de für die eigene, äh, Nachberichterstattung natürlich dankbar angenommen wird.
 

RTL-Pressemitteilung Welt.de-Artikel
Indira Weis und Mathieu Carrière müssen zur ersten Dschungelprüfung antreten. (…) Dirk Bach: „Die gute Nachricht: Ihr müsst nichts Unangenehmes essen. Die schlechte Nachricht: Ihr müsst etwas Unangenehmes in den Mund nehmen“. Indira Weis und Mathieu Carrière mussten zur ersten Urwald-Prüfung antreten. „Die gute Nachricht: Ihr müsst nichts Unangenehmes essen. Die schlechte Nachricht: Ihr müsst etwas Unangenehmes in den Mund nehmen“, kündigte Dirk Bach die Aufgabe für die beiden an.
Die Aufgabe: Auf einem Zahnarztstuhl sitzend müssen Indira und Mathieu nacheinander jeweils vier lebende Tiere für 20 Sekunden in den Mund nehmen. Dabei dürfen die Tiere nur mit den Lippen und so sanft wie möglich festgehalten werden, damit kein Tier verletzt wird. Was war konkret zu tun? Auf einem Zahnarztstuhl sitzend nacheinander jeweils vier lebende Tiere für 20 Sekunden in den Mund nehmen. Dabei dürfen die Tiere nur mit den Lippen und so sanft wie möglich festgehalten werden, damit kein Tier verletzt wird.
Und wie beim Zahnarzt üblich wird anschließend ein Abdruck genommen – in diesem Fall allerdings aus essbarem Schleim mit Mehlwürmern. Wenn das geschafft ist, kann jeder fünf Sterne holen (…). Den elften Stern gibt es für eine „Dschungel-Spülung“, die nur ein Kandidat vollständig austrinken muss. Und mit den magischen Worten „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ können Indira und Mathieu die Prüfung jederzeit abbrechen. Und wie beim Zahnarzt üblich wurde anschließend ein Abdruck genommen – in diesem Fall allerdings aus essbarem Schleim mit Mehlwürmern. Dafür bekam jeder fünf Sterne. Den elften Stern gab es für eine „Dschungel-Spülung“, die nur ein Kandidat vollständig austrinken muss. Mit den Worten „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ konnten Indira und Mathieu die Prüfung jederzeit abbrechen.
Tapfer nehmen Indira und Mathieu die Prüfung an und setzen sich auf die Zahnarztstühle. (…) Indira beginnt und bekommt in einer Nierenschale einen 20 cm großen Blauen Flusskrebs serviert. Sie greift das Schalentier, steckt es in ihren Mund und gibt mit Daumen hoch das „Go“. Tapfer nahmen Indira und Mathieu die Prüfung an und setzten sich auf die Zahnarztstühle. Indira begann und bekam in einer Nierenschale einen 20 Zentimeter großen Blauen Flusskrebs serviert. Sie griff das Schalentier, steckte es in ihren Mund und gab mit Daumen hoch das „Go“.
Der hintere Teil des Flusskrebses zappelt in ihrem Mund, die Scheren kneifen kräftig. Vor Schreck reißt Indira den Mund auf – der Flusskrebs fällt zu Boden, die Prüfung: nicht bestanden! Mathieu behält das Schalentier ohne Probleme 20 Sekunden im Mund. Der hintere Teil des Flusskrebses zappelte in ihrem Mund, die Scheren kniffen kräftig. Vor Schreck riss Indira den Mund auf – der Flusskrebs fiel zu Boden, die Prüfung: nicht bestanden! Mathieu behielt das Schalentier ohne Probleme 20 Sekunden im Mund.
2. Runde: Die Stars müssen nun eine Wasserspinne komplett in den Mund nehmen. Indira öffnet ihren Mund, empfängt die Spinne und lässt sie tapfer 20 Sekunden im Mund. (…) Indira: „Oh, Gott. Ich dachte, ich bekomme ein Zungenpiercing“. Die Stars mussten in der zweiten Runde eine Wasserspinne komplett in den Mund nehmen. Indira bestand dieses Mal. „Oh, Gott. Ich dachte, ich bekomme ein Zungenpiercing“, sagte sie.
3. Runde: Nun wird eine große Rhinozeros-Kakerlake gereicht. Deren Hinterteil muss in den Mund. Sonja Zietlow: „Du musst aufpassen, diese Kakerlake hat scharfe Füße und kann kratzen“. Indira öffnet den Mund (…). Das Tier spuckt, doch Indira hält durch. Mathieu Carrière wirft im Zahnarztstuhl seinen Kopf nach hinten, presst die Lippen zusammen und behält die Rhinozeros-Kakerlake 20 Sekunden im Mund. Eine große Rhinozeros-Kakerlake wurde in der dritten Runde gereicht. Deren Hinterteil muss in den Mund. Sonja Zietlow warnte: „Du musst aufpassen, diese Kakerlake hat scharfe Füße und kann kratzen“. Als Indira es in den Mund nahm, spuckte das Tier, doch die Sängerin hielt durch. Mathieu Carrière musste dieses Mal mit sich kämpfen. Er warf im Zahnarztstuhl seinen Kopf nach hinten, presste die Lippen zusammen. Geschafft.
Jetzt bekommen die Stars eine Stabheuschrecke in der Nierenschale serviert. Diese müssen sie quer in den Mund nehmen. Stabheuschrecken in der Nierenschale wurden als nächstes serviert. Diese mussten die beiden Dschungelcamper quer in den Mund nehmen.
Richtig zubeißen heißt es jetzt! Ein Abdruck aus essbarem Schleim mit Mehlwürmern muss in den Mund. Richtig zubeißen, hieß es zuguterletzt. Ein Abdruck aus essbarem Schleim mit Mehlwürmern musste in den Mund.
Die zweite Dschungelprüfung steht bereits fest: „Friedhof der Kuscheltiere“. Dafür wird der prominente Teilnehmer in einen Sarg gelegt, den er oder sie sich mit einigen Ratten teilen darf. Für jede ausgehaltene Minute erhält der Kandidat einen Stern. Doch damit nicht genug: Während des Sargaufenthalts wird die ursprünglich gläserne Kiste nach und nach freigelegt und dabei über eine 70 Meter hohe Schlucht gezogen. Nichts für einen Star mit Rattenphobie oder Höhenangst also! Der „Friedhof der Kuscheltiere“ wartet in der nächsten Folge von Dschungelcamp auf die prominenten Teilnehmer. Sie werden in einen Sarg gelegt, den er oder sie sich mit einigen Ratten teilen darf. Für jede ausgehaltene Minute erhält der Kandidat einen Stern. Doch damit nicht genug: Während des Sargaufenthalts wird die ursprünglich gläserne Kiste nach und nach freigelegt und dabei über eine 70 Meter hohe Schlucht gezogen. Nichts für einen Star mit Rattenphobie oder Höhenangst also.

Und falls Ihnen dieser Eintrag bekannt vorkommt, ist das kein Zufall. Manche Dinge ändern sich nicht.

(Auch beim Online-Auftritt des „Express“ verlässt man sich der Einfachheit halber auf die praktischen PR-Texte von RTL.)

49 Replies to “Dschungel-Journalismus aus erster Hand”

  1. Finde ich das jetzt traurig oder lustig, dass die Pressemitteilung mir von den Formulierungen her besser gefällt als der Welt-Artikel?

  2. Eigentlich bin ich mir jetzt schon gar nicht mehr so sicher. Ich glaube, ich hab mir den Unterschied nur eingebildet, weil es so schön gepasst hätte.
    Menschlich.

  3. Na und? Dazu ist der Reklametext doch da, damit ihn die Johurnaille nachdruckt. So war das doch schon immer (mal bei K.K. nachlesen), was es natürlich nicht besser macht. Aber ein Zeitung ist eben nur ein Zeitung: morgen wird Fisch drin eingewickelt (Jedenfalls früher, heut‘ holt man ihn aus’m Tiefkühldings).

  4. So ungefähr. Immer wenn ich meinen Laptop neustarte und es kalt ist, geht die M-taste ganz viele Stunden nicht, und ich muss die ms dann immer selbst reinkopieren (bisher ist mir nicht aufgefallen, wie viele ms man so in einem Satz braucht). Eben hatte ich den Kommentar schon abgeschickt und ich wollte euch einen weiteren, erklärenden, ersparen. Aber du musstest ja unbedingt einen provozieren. ^^

    ilch acht üde änner unter. *ggg*

  5. Und sowas machen Leute mit, und andere schauen es sich im Fernsehen an? In echt und freiwillig? Oder ist das alles nur Fake wie die Mondlandung, die ja tatsächlich irgendwo in der Wüste in Nevada gefilmt worden sein soll? Wann kommen endlich die Formate aus Richard Bachmans The Running Man? Blärgs.

  6. @ gnaddrig
    Gab es doch schon, im wunderbaren deutschen Fernsehfilm „Das Millionenspiel“, schlappe 12 Jahre vor „Menschenjagd“ erschienen.

    Der steckt voller toller Ideen, samt abgedrehter Fake-Werbung.

  7. Diese ganze Tiere-in-Mund-steck-Sache ist doch unglaublich sinnlos, oder? Ohne ein Ethik-Fass aufmachen zu wollen („denkt denn hier keiner an die Tiere?!“), es ist einfach sinnlos. Auch, wenn es in einer Fernsehsendung passiert. Aber darüber auch noch einen zusammenfassenden Text in einer Zeitung zu drucken, ist ungleich sinnloser – völlig egal, ob der Text eine minimal umgeschriebene PM ist oder nicht…

  8. Herr Niggemeier,

    das erschüttert mein Vertrauen in den deutschen Qual-itätsjournalismus nicht im geringsten ;-)

  9. @G. Keuschnig: Ist Ihnen schon mal die Alternative – gar nicht drüber berichten – in den Sinn gekommen?

  10. Traurig ist aber auch, dass die RTL-Presse die eigene Sendung nicht kennt. Es waren keine Ratten, sondern Kakerlaken. Ja, ich gucke Dschungelcamp. Traurig. (Aber Bach und Zietlow sind so wunderbar böse und die Kandidaten so herrlich blöd.)

  11. also ich bin ja bekennender dschungelcamp gucker. Zum einen, um zu schauen, wie die d und e promis wirklich alles tun, um nochmal ins fernsehen zu kommen und zum anderen, viel wichtigeren grund, um die genial zynischen kommentare von zietlow und bach zu genießen, denen es sichtlich spaß macht, ihre kandidaten durch den kakao zu ziehen.

  12. @15/Matthias
    Ja, natürlich, Wenn Sie sich die Mühe machen, meine Kommentare (auch zu anderen Themen) herauszusuchen, werden Sie feststellen, dass nicht die Nichtberichterstattung für eine sehr gute Alternative halte. Ich glaube allerdings, dass es in Redaktionen Auftragsknechte gibt, die verdingt werden, über so einen Dreck was zu schreiben. Ob sie’s wollen oder nicht.

    @16/Stefan Niggemeier
    Ja, vor zwei Jahren (ich rede ja auch nicht über Bücher, die ich nicht gelesen habe).

  13. ok aber mal ernsthaft: was soll die WELT da auch groß dran verändern. Aus solche kurzen Sätzchen macht man keine tolle Literatur, es geht doch nur um den Inhalt, und RTL wird kaum was dagegen haben, wem schadet man also hier?

  14. @arahf: Vielleicht bin ich da altmodisch, aber ich würde mir wünschen, dass die Journalisten, die über eine Sendung schreiben, diese Sendung auch gesehen haben. Natürlich kann man natürlich auch zur Beschreibung neuer Produkte einfach die Formulierungen des Herstellers verwenden, zur Vorstellung eines Landes die Pressetexte des Tourismusministers etc. Man sollte dann nur nicht so tun, als handele es sich um Journalismus.

    Oder anders gesagt: Wenn das unproblematisch ist, kann „Welt Online“ ja einfach über den Artikel die Quelle schreiben: „Text: RTL-Pressestelle“. Dann wissen die Leser, woran sie sind.

  15. Die weitgehend fehlerfreie Änderung der Zeitform ist doch eine großartige journalistische Leistung, das hätte nicht jeder Schreiberling geschafft …

  16. @Stefan Niggemeirer
    So ist es! Fehler kann nämlich jeder machen; diese zu finden, können nur wenige. OK gerade, wenn es um Formate wie das „Dschungelcamp“ geht ist das natürlich einfach. Da schmerzt die Recherche allerdings. Vor allem, wenn der Text hinterher noch „positiv“ ausfallen soll…

    Aber, das ist der Job, dafür bekommt man Geld, da muss man durch!

  17. So ist das eben wenn man irgendwas schreiben muß weil „die Leute das lesen wollen“ und man einerseits keine großartige Lust hat selbst zu recherchieren und andererseits gar keine Möglichkeit hätte an eigene Informationen zu gelangen.

    Soll die Welt wirklich jemanden nach Australien schicken, der dann maximal am Zaun des Produktionsgeländes auf und ab laufen kann und von der Security nicht reingelassen wird?

  18. @BlueKO
    andererseits gar keine Möglichkeit hätte an eigene Informationen zu gelangen

    Wir wärs denn schonmal damit, die besprochene Sendung einfach anzuschauen? Das würde mir als Recherche für den Anfang erstmal genügen.

    @Jo

    Vor allem, wenn der Text hinterher noch „positiv” ausfallen soll…

    Das ist halt doof, wenn man vorher schon weiß, was hinterher rumkommen soll, noch dazu, wenn man keine Ahnung hat, über was man da schreibt.

    Der lustigste Artikel zum Thema kommt aber ausnahmsweise mal von SPON . Fast genau so lustig, wie die reflexartigen Diskussionen.

  19. Und das nennen die dann Qualitätsjournalisums und dafür wollen sie dann Kohle. Dass sie PR eines anderen Mediums raushauen.

  20. Ich störe mich am Presse-Text in der Welt-Zeitung nicht. Er beschreibt weitgehend neutral den Inhalt der Sendung. Muss sich der seriöse Journalist selbtst überzeugen, dass tatsächlich Heuschrecken im Mund gehalten wurden? Für so ein banales Nicht-Ereignis?

    Es wäre etwas anderes, wenn um einem Kommentar gehandelt hätte, in dem die Sendung entweder empfohlen oder abgewertet worden wäre.

  21. @ SILen(e (#11): Ich meine nicht einen Film darüber, sondern wirklich produzierte Shows dieser Art. Früher haben sich die typischen Kandidaten in allen möglichen Talkshow lächerlich gemacht oder machen lassen, dann bei Big Brother öffentlich geduscht, jetzt lutschen sie Kakerlaken im Dschungelcamp. Da ist es doch nur eine Frage der Zeit, bis jemand im Interesse der Quote wirklich Herzkranke ins Hamsterrad schickt oder eine zünftige Menschenjagd veranstaltet. Länder, in denen man das einigermaßen unbehelligt (vielleicht gegen entsprechende, ähm, Provisionen) produzieren kann, müsste man im Prinzip doch finden können. Das wäre dann nach langen Jahren der weicheierdominierten Unterhaltung wieder panem et circenses in echt. Am Horizont sehe ich fast schon wieder Gladiatorenkämpfe…

  22. oder eine zünftige Menschenjagd veranstaltet

    Der Untergang des Abendlandes wird nun aber auch schon seit Einführung des Privatfernsehens gepredigt. Und das ist ja nu auch schon, öh, 25 Jahre her. Langsam wirds langweilig.

  23. @Linus: Die entsprechenden Sender arbeiten aber weiter kräftig daran. Daher muß man das auch ständig wiederholen.

  24. @ Linus (#29): Ach das Abendland, ja, das ist schon seit seiner Gründung fortwährend am Untergehen, genauso wie die Jugend mindestens seit Sokrates respektlos, schlecht erzogen und dumm ist. Da muss man gar nicht groß drüber reden, das sind praktisch definierende Merkmale der Menschheit. Dazu braucht’s kein Privatvernsehen o.ä. (dem Roman wurde übrigens im frühen 19. Jahrhundert auch unterstellt, er mache die Menschen dumm, vulgär, gewalttätig und sei geeignet, das Abendland in den Untergang zu treiben).

    Mir ging es in ##9 und 28 nicht um den Untergang des Abendlandes (der mag bevorstehen oder auch nicht, darüber soll diskutieren wer will), sondern darum, dass ich einfach nicht verstehe, wie man an solchen Shows selbst teilnehmen kann (so verzweifelt kann man doch Aufmerksamkeit nicht nötig haben), oder wie man sich sowas als Zuschauer ernsthaft (oder meinetwegen auch ironisch) regelmäßig reintun kann. (Das frage ich selbstverständlich nicht, um meine – ahem – sicher außer Frage stehende ethisch-moralische Integrität und mein hohes geistiges und ästhetisches Niveau herauszustellen und mich von der dumpfen Masse abzusetzen, sondern weil ich’s wirklich nicht verstehe.)

    Der Witz – wenn es da welchen gibt – müsste sich doch relativ bald abnutzen. Und da kommen dann die von Bachman beschriebenen Formate ins Spiel – die Leute stumpfen ab, es muss immer härter, fieser, ekliger usw. werden, damit es überhaupt noch jemanden interessiert. Und irgendwann hauen sich dann wirklich wieder Gladiatoren vor Publikum in Stücke, oder man macht eine schicke Foltershow oder so. Merkwürdiges Volk, die Menschen. Und besonders kurios im Fernsehen.

  25. @gnaddrig

    Vielleicht geht’s ja im Dschungelcamp gar nicht ums eklige? Das ist was, was aber auch die „Bild“ oder der Ekelfan nie kapieren wird. Das ist auch nicht Big Brother. Oder das Millionenspiel.

    Es geht darum, dass mediale Mechanismen entlarvt werden. Und das zur besten Sendezeit mit 7 Millionen Zuschauern. Wo sonst wird das inhaltsleere selbstfixierte Dummgeschwätz selbsternannter Prominenter so herrlich offen als solches entlarvt?

    Und außerdem: Es macht einfach Spaß.

  26. @ Linus (#34): Vielleicht geht es den Machern ja wirklich darum, mediale Mechanismen und das inhaltsleere selbstfixierte Dummgeschwätz selbsternannter Prominenter zu entlarven. Kann schon sein. Wer’s mag soll sich damit vergnügen. Aber eklig ist eklig, egal mit welchem hehren Ziel man das Eklige inszeniert. Und es ist mir nicht so wichtig, bei der Entlarvung der Möchtegernpromis zuzuschauen, dass ich mir den Scheiß freiwillig anschaue. Außerdem: Dass die Möchtegernpromis dort mehrheitlich nicht viel Gescheites zu sagen haben und es eigentlich keinen Grund gibt, weshalb über die überhaupt berichtet werden sollte, weiß ich auch ohne das Dschungelcamp.

  27. Es werden neben medialen Mechanismen zur Genüge auch soziale entlarvt. Dieses vermeintlich hehre Rudeldenken, das man ja ebenfalls zuhauf im Netz findet, jeder will seinen Kopf hübsch ins Licht gehängt sehen, dazu klebt man sich gerne an die Fersen von vermeintlichen Machern, bildet Gruppen, Parteien, doch letztlich ist jeder ein armes Würstchen, das nur an sein eigenes Show-off denkt.

  28. Im Gegensatz zu vielem, vielem anderen, wird das“Ekelige“ im Dschungelcamp aber liebevoll und durchaus kreativ inszeniert.

  29. Zum Glück muss ich arbeiten und komme so erst gar nicht in die Versuchung, das zu schauen.

    Zur journalistischen Umsetzung: hey, der WELT-Text ist tippfehlerfrei! Das ist im deutschsprachigen Journalismus eine echte Rarität.

    Und bei diesem Abschnitt

    Stabheuschrecken in der Nierenschale wurden als nächstes serviert. Diese mussten die beiden Dschungelcamper quer in den Mund nehmen.

    ist der Wille zur Eigenleistung unverkennbar. Man könnte nun glatt ins Rätseln geraten, wer nun wen in den Mund nehmen musste.

  30. Also verglichen mit den täglichen Schulaufsätzen diverser Meediendienste zum Dschungelcamp erscheint die RTL-Pressemitteilung geradezu Nannen-Preis-verdächtig…

  31. Wenn ich daran denke, welch fulminante Leistung der Carrière einst zu Beginn seiner Karriere mit dem Jungen Törleß hinlegte. Der konnte doch was. Warum macht der jetzt so etwas? Ich werde das nie verstehen.

  32. „Warum macht der jetzt so etwas?“

    Vielleicht, weil nicht jeder sich genötigt fühlt, mit jeder seiner Handlungen die Welt voranzubringen? Vielleicht, weil es Menschen gibt, deren Würde es gänzlich unangetastet lässt, wenn sie sich ein paar Tage lang zum Narren machen und die sich über die Gage danach aufrichtig freuen?

    Mir scheint dieses „Das würd ich für kein Geld der Welt machen“ wesentlich zynischer als das Konzept der Sendung (wenn man bedenkt, was ganz normale Menschen mitunter für viel weniger Geld machen müssen) und gebe hiermit offen zu: Ich würde das für Geld machen, und wenn hinterher ein paar Millionen meinen nackten Hintern gesehen hätten, es ginge mir an selbigem meilenweit vorbei.

  33. @ struwwelpeter (#41): Vielleicht, weil nicht jeder sich genötigt fühlt, mit jeder seiner Handlungen die Welt voranzubringen?

    Aber das tut er doch, jedenfalls wenn Linus in #34 recht hat :)

Comments are closed.