Christian Jungblut hätte dankbar sein sollen, dass sein Text von der „Geo“-Redaktion überarbeitet und in so vielen Details geändert wurde, dass von seinem Schreibstil nichts übrig geblieben war. Der Anwalt von Gruner + Jahr teilte dem freien Journalisten mit, dass sein Manuskript von niemand geringerem als „einer Preisträgerin des 1. Preises beim Henri-Nannen-Preis 2008 — bekanntlich dem Nachfolger des Kisch-Preises — redigiert wurde“. Auch Peter-Matthias Gaede, der Chefredakteur von „Geo“, sei „als ein Preisträger des 1. Preises beim Kisch-Preis 1984 (…) sicherlich über jeden Zweifel erhaben“. Jungblut selbst hingegen hat nur einen 3. Platz beim Kisch-Preis 1986 vorzuweisen.
Es geht aber gar nicht um die Frage, ob die Reportage, die Jungblut für „Geo“ über den Deichbau in den Niederlanden geschrieben hat, nach der gründlichen Änderung durch die Redaktion besser war als vorher. (Seine blasse Erzählweise sei durch einen lebendigen und plastischeren Stil ersetzt worden, argumentierte der Verlag vor Gericht.) Es geht um die Frage, ob Jungblut als Urheber ein Recht darauf hat, dass sein Werk nicht gegen seinen Willen in einer massiv veränderten Form veröffentlicht wird.
Das Landgericht Hamburg entschied jetzt (308 O 78/10): Er hat dieses Recht. Das Gericht untersagte dem Verlag Gruner + Jahr, den entsprechenden Artikel „Plan B“ aus Heft 12/2009 weiter zu verbreiten. Entscheidend für das Urteil war dabei nicht die Zahl der Preise oder die Größe des Penis Egos der Beteiligten, sondern das Urheberpersönlichkeitsrecht, das dem Urheber das Recht gibt, „eine Entstellung oder eine andere Beeinträchtigung seines Werkes zu verbieten, die geeignet ist, seine berechtigten geistigen oder persönlichen Interessen am Werk zu gefährden“.
Es ist ein Verfahren mit grundlegender Bedeutung für das spannungsreiche Verhältnis zwischen freien Mitarbeitern und Redaktionen. Dass Texte nicht nur behutsam redigiert, sondern auch gravierend verändert werden, ist Alltag bei Zeitungen und Zeitschriften. Die wenigsten freien Journalisten können es sich allerdings erlauben, sich dagegen zu wehren.
Der 67-jährige Jungblut schreibt seit Jahrzehnten als freier Autor für „Geo“ und andere Magazine. Einige seiner Reportagen, zum Beispiel undercover als Steuermann auf einem Supertanker, sind als Bücher erschienen. Früher, sagt er, sei „Geo“ ein ausgesprochenes Autorenblatt gewesen, in dem die Schreiber und ihre spezielle Schreibe weit mehr respektiert wurden als bei anderen Zeitschriften. Heute seien extensive Textänderungen die Regel. Dadurch seien sogar so renommierte Autoren wie Horst Stern und die spätere Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller vergrault worden.
Der Veröffentlichung der Holland-Geschichte gegen seinen Willen geht ein über halbjähriges Hin und Her zwischen Autor und Redaktion voraus. Der Text, den Jungblut geschrieben hatte, sollte nach monatelangem Herumliegen erst schnell von einem Report zu einem Porträt umgeschrieben werden, um in ein spezielles Heftkonzept zu passen. Das wurde dann wieder verworfen, stattdessen gab es andere Änderungswünsche, woraufhin Jungblut eine neue Version schickte. Der Text, der ihm schließlich zur Abnahme geschickt wurde, war dann aber so sehr geändert, dass er ein Veto einlegte. Er teilte Chefredakteur Gaede mit, dass er mit einer Veröffentlichung in der vorliegenden Form nicht einverstanden sei.
Gaedes Antwort war schroff: „Das machen wir ganz einfach: Wir veröffentlichen den Text nicht unter Deinem Namen.“ Als Jungblut dagegen protestierte, legte der „Geo“-Chef nach: „Es war über all die Jahre gut für Dich, dass Deine Texte von GEO-Redakteuren redigiert worden sind. Nun haben wir es allesamt bald hinter uns.“
Jungblut untersagte die Veröffentlichung des umgeschriebenen Textes. „Geo“ ignorierte das und veröffentlichte den Artikel, der auf Jungbluts Artikel beruhte, aber nicht mehr Jungbluts Artikel war, unter Jungbluts Namen.
Der Verlag weigerte sich danach, eine Unterlassungserklärung abzugeben.“Wir bedauern, dass Ihr Mandant es augenscheinlich für richtig hält, eine langjährige Arbeitsbeziehung nun mit so schrillen Misstönen zu beenden“, erwiderte der Anwalt Gruner + Jahr einem entsprechenden Mahnschreiben.
Also traf man sich vor Gericht.
Jungblut beklagte eine „Entstellung“ seines Artikels. Seine Erzählweise sei durch eine reißerische Darstellungsweise ersetzt, Fakten lieblos aneinandergereiht und Zitate zum Teil verändert worden.
Gruner + Jahr berief sich auf einen Autorenvertrag, in dem dem Verlag das Recht „zur Änderung und Bearbeitung“ der Beiträge Jungbluts eingeräumt wird, „soweit diese Bearbeitung nicht den Sinn des Beitrags unzumutbar verändert“.
Das Landgericht urteilte, dass der Verlag sein Bearbeitungsrecht überschritten hat. In der Begründung listet es akribisch die Veränderungen auf, die die Redaktion vorgenommen hat: „Kaum ein Satz des Klägers wurde wortwörtlich übernommen.“ Auch Zitate von Personen und kleinste sprachliche Besonderheiten seien verändert worden. Ohne Zustimmung des Autoren hätte „Geo“ diese Bearbeitung nicht veröffentlichen dürfen.
Der von [„Geo“] umgeschriebene Text bringt vor allem zum Ausdruck, dass [„Geo“] einen anderen Sprachstil erwartet hat. Dieser Erwartung muss der Kläger (…) jedoch nicht gerecht werden. Er hat als Urheber das Recht, auf seinen Sprachstil zu bestehen oder andernfalls seine Veröffentlichung zu untersagen. [Die Zeitschrift] kann sich demgegenüber entscheiden, ob sie den Text im Stil des Klägers veröffentlichen will oder nicht.
Das Gericht wies auch Vorwürfe des Verlages, der Autor habe sich einer Zusammenarbeit verweigert, zurück. Das Urteil liest sich in jeder Hinsicht vernichtend für einen renommierten Verlag und eine trotz einbrechender Verkaufszahlen immer noch renommierte Zeitschrift. Gruner + Jahr wird untersagt, den Text zu nutzen – selbst ohne Namensnennung des Autors.
Gaede wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Fall äußern, deutet aber an, dass der Verlag wohl in Berufung gehen wird. Jungblut hat das Gefühl, dass der „Geo“-Chefredakteur grundsätzlich nicht bereit ist, das (im Kern unveräußerliche) Urheberpersönlichkeitsrecht anzuerkennen. Als er sich in einem früheren Fall schon über größere Änderungen beschwerte und sagte: „Ich bin kein Steinbruch-Lieferant“, habe Gaede erwidert: „Jeder ist hier Steinbruch-Lieferant.“ Gaede möchte dieses Zitat nicht bestätigen.
Jungblut sagt:
Ich habe diesen Prozess durchgezogen, weil ich zunächst einmal sehr verärgert war. Das gab sich aber recht bald. Ich wollte eine rechtsgültige Antwort darauf: Wie viel darf eigentlich eine Redaktion ohne das Einverständnis des Autoren verändern? Das ist sehr wichtig für alle Autoren und Reporter. Vielleicht werden die meisten ihr Recht nicht einfordern. Aber sie wissen jetzt, dass es möglich ist.
Der „Spiegel“ nennt die Entscheidung des Gerichts in seiner aktuellen Ausgabe ein „eher skurril anmutendes Urteil“. Vielleicht sagt das auch etwas über das eigene Verhältnis des Hamburger Nachrichtenmagazins zu den Rechten von (freien) Journalisten aus.
Nachtrag, 21.50 Uhr. Wolfgang Michal auf „Magda“ zum selben Thema:
Das ist ein bemerkenswertes Urteil. Es führt die Tätigkeit des Redigierens auf seinen ursprünglichen Zweck zurück: auf den behutsamen Umgang mit fremden Texten. Es fordert die Respektierung des individuellen Stils, die Reduzierung der redaktionellen Eingriffe auf das absolut Notwendige und die prinzipielle Einigung mit dem Autor.
Nachtrag, 23.50 Uhr. „Geo“-Chefredakteur Peter-Matthias Gaede antwortet in den Kommentaren.
Nachtrag, 3. November. Das Urteil im Volltext.
Nachtrag, 15.30 Uhr. Die „Freischreiber“ (ein Berufsverband freier Journalisten, bei dem ich Mitglied bin) haben ein ausführliches Interview mit Jungblut geführt.
Nachtrag, 6. Mai. Fortsetzung hier.
Interessantes Urteil, das ich in jedem Fall begrüße.
Wenn ich das mit dem „Urheberpersönlichkeitsrecht“ in diesem Fall aber viel damit zu tun, dass es sich um eine Reportage handelt. Bei trockenen Sachtexten wie Nachrichten etc. sollte dieser vom Gericht ausgesprochene „Autorenstilschutz“ also vermutlich weit weniger gelten, oder?
Sehr spannende Geschichte !
Wie oft habe ich schon Texte abgegeben, denen nach der Veröffentlichung jede ironische Spitze glattgebügelt und jeder sarkastische Unterton im Keim erstickt wurde, nicht zu reden von kritischen Wertungen, die dem Auftraggeber nicht genehm waren und ersatzlos gestrichen wurden.
Natürlich weiss man vorher, für wen oder was man schreibt, und wenn man damit Geld verdienen will/muss, gilt das Motto:
„Wes Brot ich ess des Text ich schreib“, und da sich wohl die allerwenigsten Schreiberlinge komplett frei von Vorgaben austoben können, muss man stets Kompromisse eingehen. Was aber in diesem Fall mit dem Autor und seinem Text geschah, ist einfach nur beschämend und das Verhalten der Chefredaktion unerträglich arrogant.
Kompliment an Jungblut für seinen Mut!
..holla, die waldfee!
Ich hätte nicht gedacht, dass es schon so schlimm fuer Journalisten ist.
Der Mut Herrn Jungbluts ist beachtlich, immerhin legt er sich mit Herren mit mittelalterlichem gutsherrengebaren an(das der Leute, nicht seines, natürlich) an.
Um so schlimmer, dass guter jounalistennachwuchs sich dies aus Angst vor Repressalien wohl nicht nachzuahmen trauen wird und wohl den gewünschten gefälligen Mainstream liefert.
Wo wir gerade beim Thema sind: Was hat es eigentlich mit diesen „Das neue GEO“-Anzeigen auf sich, die man jetzt überall sieht? Ich habe bisher weder auf der Website, noch im Heft irgendetws von einem Neustart mitbekommen. Ist hier die Kampagne einfach ein bisschen zu früh angerollt oder sind die Änderungen nur so marginal, dass ich sie übersehen habe?
Der Mann ist laut obigen Text 67 Jahre alt, da ist es etwas übertrieben, von „Mut“ zu sprechen. Nichtsdestotrotz ein dankenswerter Einsatz für Freie, weniger für Redakteure, die grausame Texte auf den Tisch bekommen. Ändern wird sich in der Realität vermutlich für keinen etwas.
Wenn dieses Urteil Bestand hat und es sich bis zu den Theaterautoren herumspricht, könnte es spannend werden…
Ich verstehe einige redigierende Journalisten nicht – ich schätze gerade den Stil eines jeden einzelnen Autorens. Wer will schon Einheitsbrei – und auch noch den subjektiven Einheitsbrei eines einzelnen Chefredakteurs. Arrogant und öde, das…
@Gruene Nase:
Jungblut war in den 80ern eine der Edelfedern des GEO. Wenn DER sich mit der heutigen Redaktion vor Gericht streitet, dürften Bucerius und Gillhausen (GEO-Gründer) im Grab rotieren. :-(
„..ein ausgesprochenes Autorenblatt gewesen..“ In der Tat. Ich erinnere mich, dass ich in der frühen Zeit von GEO eine London-Reportage gelesen habe und dachte: „Der Autor schreibt wie Karl-Heinz Wocker.“, worauf ich unter der Überschrift des Beitages nachgesehen habe. Und es war Wocker. Unverkennbar Karl-Heinz Wocker, der leider früh gestorbene Moderator aus der Anfangszeit der Radio-Bremen-Talkshow „3nach9“.
Auch an die under cover – Reportage von Christian Jungblut als Tanker-Steuermann kann ich mich erinnern und sein Name ist mir seit dem ein Begriff. Schon 67, der Gute? :-)
P.S.: Wer meine Histörchen anzweifelt, soll sich die London-Reportage beschaffen. Wocker schrieb dort unter anderem sinngemäß: „Die glühendsten Wagner-Verehrer leben noch immer im nebligen London.“ Ich denke, dass der Text mehr als 30 Jahre alt ist. Darum kann ich mich so gut daran erinnern. Und die Tankerreportage von Jungblut konnte einem das Blut in den Adern gefrieren lassen.
früher musste ich meine texte im blog auch immer durch eine zensur schicken. dann wurden blogs aber endlich durch die presse von jeglicher relevanz befreit.
@Christian Kurbjuhn
Das mit den Theaterautoren versteh‘ ich in diesem Zusammenhang nicht.
Sehr schön, wenigstens einmal ein Lichtblick.
@ Stefan
Woher hast du denn das Spiegel-Zitat her? Ich habe dazu nirgendwo einen Artikel auf SPON gefunden.
„Der „Spiegel” nennt die Entscheidung des Gerichts in seiner aktuellen Ausgabe ein „eher skurill anmutendes Urteil”. Vielleicht sagt das auch etwas über das eigene Verhältnis des Hamburger Nachrichtenmagazins zu den Rechten von (freien) Journalisten aus.“
Vielleicht sagt es auch nur einfach etwas über die Arbeits- und Vorgehensweise von Bertelsmann aus!
@ mich selbst
Okay, ich hätte aufmerksamer lesen sollen :>
Lieber Herr Niggemeier,
es bleibt dabei: Zu dem Gerichtsurteil, das Sie in Aufregung versetzt, äußern wir uns nicht, solange das Verfahren nicht abgeschlossen ist – auch wenn das bedeutet, dass wir Ihre auf Halbwissen basierenden Rückschlüsse ebenso aushalten müssen wie das Feindbild, das von einigen ersten Kommentatoren mit Pawlow’schen Reflexen aufgebaut wird.
Zumindest den unschuldigen Kisch-Preis hätten Sie gut aus dem Spiel lassen können. Es war nicht unsere Idee, ihn überhaupt in die Debatte zu bringen. Und einzig, weil da die Bronze-Medaille eines Autors aus dem Jahre 1986 frontal gegen uns in Stellung gebracht wurde, haben wir auf den ziemlich gut gefüllten Pokalschrank der festangestellten GEO-Redakteure verwiesen – in der vergeblichen Hoffnung, jemand würde erkennen, dass wir auf diesem Feld vernünftigerweise überhaupt nicht erst streiten sollten. Das Kisch-Kern-Weitspucken halten wir für ebenso unangebracht wie Ihre Interpretation, es ginge uns darum, wer das größte Ego, den längsten Penis auspackt. Übrigens: Es war eine Frau, die sich um den Text gekümmert hat, komplett penisfrei. Und es war eine Frau, die das fact checking bei diesem Text betrieben hat, also die Überprüfung auf sachliche Fehler; auch sie eher mit sachlichen Korrekturen als mit dem Längenvergleich von Schwellkörpern befasst.
Tja, GEO war ein Autorenblatt, und ist es nicht mehr, weshalb man sich mit Grausen von uns wendet, zitieren Sie. Die Zeugen, die aufgeboten werden für das angeblich schlimme “Heute”, Horst Stern und Herta Müller, sind allerdings keine guten. Horst Stern hat 1980 bis 1986 ab und zu für GEO geschrieben – dann wandte er sich seiner Herausgeberschaft von “Natur” sowie der Belletristik zu. Und Herta Müller, das geschieht selbst späteren Literaturpreisträgerinnen, hat uns vor rund 20, eher mehr Jahren ein einziges Manuskript geschickt, das wir nicht veröffentlicht haben. Wir, die Nachfahren, hoffen gleichwohl auf Milde.
Jedenfalls haben wir bislang 34 Jahre friedlich mit Hunderten von freien Autorinnen und Autoren zusammengearbeitet, nicht den Schlechtesten, nicht den Unbekanntesten, nicht den Erfolglosesten, ebensowenig den Willfährigsten und Kleinlautesten, die es allesamt (minus 1) offenbar ganz gut mit uns ausgehalten haben und noch tun. Und schon vor Ihrer feinsinnigen Headline, lieber Herr Niggemeier, wussten wir, dass Autoren Rechte haben.
Allerdings: Eine Zeitschrift, auch GEO, ist ja etwas anderes als eine Verleihfirma für leere Seiten. Es sollten sich jene mit dem Urheberrecht schon anhören, was jene zu ihren Werk sagen, die für das Wohl und Wehe eines Blattes in Haft genommen werden können. Deshalb macht sich speziell die GEO-Textredaktion, die einen gewissen Ruf in Qualität zu verteidigen hat, erhebliche Mühe bei der Redigatur und im Gespräch mit Autoren, wenn es um mögliche Verbesserungen geht.
Und, Entschuldigung, es gibt nicht allzu viele Texte, die in einem solchen Gespräch nicht noch ein bisschen gewinnen können. Schriftsteller haben dafür ihre Lektoren, freie Journalisten ihre Redakteure. Es geht hier nicht um “Gutsherrengebaren”, “Comicfreak”. Und es geht nicht um “unerträgliche Arroganz”, “Tobias”. Es geht um harte Arbeit an Texten, wie sie einfach nur selbstverständlich sein sollte – und wie es sie ganz selbstverständlich auch bei festangestellten Textredakteuren untereinander gibt und geben muss. Es ist kein Theater von uns “da oben” gegen “die da unten”. Und schon gar nicht sind wir eine Bügelanstalt, die zu “Mainstream” plattmacht, was irgendwie herausragt. Empfehlung: ein paar GEO-Reportagen unter den Aspekten Stil, Sprache, Dramaturgie, Erlebnis- und Reflexionsebene lesen – und DANN urteilen.
Well, in allen Fällen (minus 1) hat sich wohl noch niemand schämen müssen, wenn er sich in GEO veröffentlicht sah. Und ich bin sicher: Wir sind nicht ganz unschuldig daran.
Peter-Matthias Gaede
GEO
@Kassandra:
Bertelsmann?
Der Spiegel gehört zu 50,5 Prozent den Mitarbeitern, zu 25,5 Prozent Gruner und Jahr (ok, einer Bertelsmann-Tochter) und zu 24,5 Prozent den Erben von Rudolf Augstein.
(http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Spiegel)
Wenn mir ein Text nicht gefaellt, wuerde ich nicht wollen, dass jemand behauptet, ich haette den geschrieben. Was ist mit meinem guten Ruf als Autor? Es ist definitiv Betrug den Namen eines Autors unter ein Werk zu setzen, der es nicht verfasst hat. Und wenn die Reportage so verfaelscht wurde, hat er es eben nicht verfasst, sondern nur die Hintergrundinformationen geliefert.
@ Sven-P Eben!
@Kassandra: Erklär mir mal, wie jemand mit 25,5 Prozent Anteil in einem Unternehmen das Sagen hat. Meines Wissens braucht man dafür eine Mehrheit.
Hahahaha, sehr gelacht! Einfluss? Übergeordnet!
Lieber Herr Gaede,
es geht aber nicht um die Frage, ob der Text vorher besser war oder hinterher, ob vorher mehr Fehler drin waren oder hinterher. Es geht um die Frage, ob ein Autor damit leben muss, dass ein von ihm geschriebener Text stark geändert wird. Die klare Antwort, die das Gericht (nach meinem Verständnis zu Recht) gegeben hat: Nein, muss er nicht.
Die Vorgeschichte zu dieser Veröffentlichung, wie sie sich aus dem E-Mail-Wechsel ergibt, der auch dem Gericht vorlag, wirft wahrlich kein gutes Bild auf die Abläufe und die Kommunikation beim ach-so-Kisch-preis-gekrönten „Geo“. Ihre Formulierungen in den E-Mails und vor allem Ihr bewusstes Handeln gegen den Willen des langjährigen Mitarbeiters haben mich überrascht und empört. Und die Arroganz, die in der Formulierung „Well, in allen Fällen (minus 1) hat sich wohl noch niemand schämen müssen, wenn er sich in GEO veröffentlicht sah“ steckt, spricht Bände. Solche Argumente kennen viele freie Mitarbeiter: Sie sollen gefälligst dankbar sein, in der Publikation XY veröffentlicht zu werden, und dafür alles andere in Kauf nehmen.
Können Sie sich vorstellen, dass Herr Jungblut vielleicht nicht der erste ist, der sich geschämt oder geärgert hat über das, was aus seinem Artikel in „Geo“ geworden ist; dass er nur der erste ist, der es sich leistete und leisten konnte, Ihnen das in aller Deutlichkeit zu sagen?
Sie schreiben:
Ja. Niemand fordert die Abschaffung des Redigierens, ich jedenfalls nicht. Aber am Ende steht nicht nur der Name „Geo“ über dem Text, sondern auch der Name des Autoren darunter. Auch er muss damit leben und leben können, was Sie und Ihre Redaktion aus seinem Text machen. Dass diese Perspektive in Ihrer Erwiderung vollständig fehlt, lässt auf mich die Darstellung von Herrn Jungblut und das Urteil des Gerichts noch überzeugender wirken.
@16 Wie jetzt, Herr Gaede, Sie wollen keinen Kisch-Kern-Weitspuckbewerb, wienern dann hier aber über mehrere Zeilen Ihre Pokalsammlung? Reagieren Sie vielleicht auch deshalb so angestochen, weil Ihnen schon seit Quartalen die IVW-Zahlen zeigen, dass Ihnen die Auflage Ihres schönen grünen Hefts zwischen den Fingern zerrinnt und Sie partout nicht wissen, was Sie dagegen unternehmen sollen? Vielleicht sollten Ihre Starredigierer (ob mit oder ohne Penis) mal wieder mehr auf die individuellen Fertigkeiten der Autoren achten, anstatt alles geogrün zu färben. Ich würde GEO dann evtl. mal wieder kaufen.
hahaha, Notwendige Verbesserungen. Ich sass mal mit einem Geo-Dokumentar über einer „nach harter Textarbeit“ umformulierten Geschichte um zu checken was da so alles reinredigiert worden war (u.a. hatten Leute ihre Parteizugehörigkeit verloren und es hatten die (evtl etwas zu „hart an Texten arbeitenden“) Redakteure unterwegs Namen vertauscht…).
Da meinte der Dokumentar: „Und, wolln Se Ihren Namen noch drüber?“
Ich: „Wie jetzt?“
Er: „Naja, etwa einer von vier Autoren zieht seinen Namen zurück. Die Texte bekommen dann Fantasieverfasser Haben Sie sich nie gewundert, wieso es so viele Heiner Wielers (o.ä) im Heft gibt, die aber nie sonst irgendwo schreiben…?“
Nee, hatte ich nicht, bis dahin jedenfalls nicht.
Herr Gaede,
Sie irren.
Wenn Sie schreiben: „Es geht hier nicht um “Gutsherrengebaren”, “Comicfreak”. Und es geht nicht um “unerträgliche Arroganz”, “Tobias”. Es geht um harte Arbeit an Texten, wie sie einfach nur selbstverständlich sein sollte…“
– dann scheinen Sie noch nicht einmal den Text von Stefan Niggemeier gelesen zu habe. Nicht die „harte Arbeit an Texten“ war Gegenstand des Artikels hier (und des Verfahrens), sondern ihr Umgang mit den Rechten eines Autors.
Und da sind Sie zunächst einmal mächtig abgewatscht worden.
Ich hätte mir auch gewünscht, dass der Chef eines eigentlich ja noch angesehenen Blattes wie Geo etwas souveräner hier antworten würde. Ihre Schreibe klingt nach einem recht lauten Menschen. Ihre Sprüche gegenüber Christian Jungblut waren schlichtweg gossenhaft, ohne jegliches Niveau, respektlos.
In diesem Fall hat sich Christian Jungblut nicht schämen müssen, dass er gegen die Veröffentlichung war. Und ich bin sicher: Sie, Herr Gaede, sind nicht ganz unschuldig daran.
(Disclaimer: tragen Sie eigentlich Cowboystiefel, wenn Sie das Wörtchen „well“ benutzen?)
Weh, weh, weh, Niggemeier, was soll denn an dem Satz: „Well, in allen Fällen (minus 1) hat sich wohl noch niemand schämen müssen, wenn er sich in GEO veröffentlicht sah” arrogant sein. Welche Bände sprechen denn daraus? Ein bisschen Stolz vielleicht für eines der letzten Qualitätsmedien Deutschlands (wenn auch tatsächlich früher besser)?
Es wird Zeit, dass Ihnen endlich mal jemand den Stuhl unter dem breiten Gesäß wegzieht.
Die Fronten sind geklärt, es folgen: 70 unnötige „Kommentare“.
das wort disclaimer ist irgendwie reingerutcht und gehört rausgedacht
@ 26 Ist „Gruene Nase“ etwa ein Tarnname für Gruner-Nase? Herr Buchholz, sind Sie’s?
Herr Gaede, da ist mir Herr Niggemeier zuvor gekommen. Sie argumentieren hier mit einer unglaublichen Arroganz, gehen aber mit keiner Silbe auf die Kritik ein, dass ein Autor das Recht hat sein Werk so veröffentlicht zu sehen gedenkt, wie er es auch aufs Papier brachte (Minus des mögliches Redigierens). Als Leser möchte ich auch die Gewissheit haben, dass ein Artikel unter dem ein Autor genannt wird von diesem auch geschrieben wurde. Klingt komisch, ist aber so.
Geo ging leider den Weg vieler G+J-Publikationen, wie zB auch dem Stern, den man in den 80ern noch gerne las, aber inzwischen zur Konkurrenz der Bunten und nicht des Spiegel wurde, ist Geo nun auf Pro7-Galileo-Niveau angelangt, oder zumindest stark auf dem Weg dorthin.
Nein, ich heiße Konstantin. Jeder heißt doch bei euch Konstantin. Ab morgen heißt dann jeder bei euch Gaede.
Sehr geehrter Herr Gaede,
das Argument „Wir haben Ihnen doch nur geholfen, besser zu werden“ ist manches Mal unangebracht. Es würde ja bedeuten, dass Redaktionen per se besser wüssten, was besser sei. Und dem ist eben nicht so. Schon manches Mal haben sich Redakteure die Augen gerieben, dass etwas – zu Recht – beim (plus 10) Leser sehr gut ankam. Sogar besser als das, was man selbst als „Das Bessere“ etikettierte. Regelrecht überrannt wurden Medien bisweilen von der harten Realität, dass Andere – ob Autor oder Leser – den besseren Riecher, den besseren Stil, den besseren Einstieg, die bessere These, die besseren Zutaten hatten.
Wie oft wurde heute schon verkannt, was morgen Usus war?
Ein Text wird nicht automatisch dadurch besser, dass ihn eine Redaktion bearbeitet. Und es ist für den Schreiber extrem leidlich, seinen Namen darunter zu sehen, weil andere Redaktionen mitunter denken: DAS hat der geschrieben? Herrjemine!
Sie kennen doch das Geschäft. Oder glauben Sie, dass alle Redaktionen aller …. einer einzigen Meinung sind?
Über den Rest mag ich nicht urteilen, er entzieht sich meiner Kenntnis, aber das sei gesagt.
Unter anderem.
If you don’t know where you are going, you will probably end up somewhere else.
Laurence J. Peter
US educator & writer (1919 – 1988)
#33 war @ #31
Das „Problem“ wird sich von alleine lösen: G+J muss sparen, sparen, sparen. Bei den Wirtschaftsblättern gibt es schon eine zentrale Chefredaktion, die fleissig Reise zur Bertelsmann Stiftung spielt. Redakteure werden dann nur noch im Notfall kontaktiert. Wenn Geo nicht kräftig die Auflage steigert, wird es in Zukunft kostenneutral produziert. Schade finde ich, dass der Spiegel in der Meldung nicht darauf hinweist, dass G+J eine Sperrminorität hält.
Da ich den Text vorher/ nachher nicht gelesen habe, will ich zu der konkreten Sache nichts sagen. Irgendwie kann ich beide Seiten verstehen, jede hat halt ihre Interessen.
Ich finde aber, Herr Gaede hat hier in den Kommentaren seinen Standpunkt angemessen sachlich verteidigt, das halte ich für gelungene (Krisen-)Kommunikation, Respekt dafür.
(Man stelle sich vor das wäre im Hause NevenDumont passiert, und der Vorstand Kommunikation hätte hier wieder…. ok lassen wir das lieber ;)
@35:
„G+J muss sparen, sparen, sparen.“
Muss nicht. Soll. Rendite kann ja nicht hoch genug sein. Es sind letztlich die Controller, die Betriebswirtschaftler, die die Malaise zu verantworten haben. Dieses Gesocks konnte ich schon auf der Uni nicht ausstehen.
@36 Jetzt trollt hier sogar schon die GEO mit Multiaccounts!
[gelöscht]
Nur noch ein kurzer Einwurf, schließlich schlafen schon die Kicker von Werder Bremen gerade schlecht, und das sollten wir nicht auch noch tun: Wir reden hier von einem einzigen Fall, dem ersten in der Geschichte von GEO, in dem sich ein Autor so schlecht behandelt fühlt, dass er Richtern das Urteilen über Journalismus überlässt. Vielleicht gibt es sogar noch den einen oder die andere weitere/n, die fanden oder finden, wir hätten ihnen ihren besten Satz ausgeredet. Das kommt vor, wenn Menschen über Texte streiten. In 99,9 Prozent aber ist das nicht der Fall. Und deshalb bitte: Bertelsmann, der Spiegel, Gruner + Jahr – so globalgalaktisch sollten wir die Sache nicht gleich aufhängen. Diese Nacht ist garantiert nicht voller freier Autoren, die von GEO-Albträumen geschüttelt werden. Und auch keinem Gauck, keinem Trojanow, keinem Franzen haben wir Heftpflaster auf den Mund kleben müssen, damit er ja nicht berichte, wir versklavt man doch als GEO-Autor ist. Man mag sich, wenn’s denn der Triebabfuhr hilft, gerne über einen Fiesling an der Spitze eines – offenbar nicht gelesenen – Magazins echauffieren. Aber eines sollte man dabei bedenken: Beleidigt man dabei nicht all jene sehr guten freien Autoren, die gerne und häufig und komischerweise erfolgreich immer wieder für GEO schreiben? Und noch eine kleine Anmerkung zum „Früher war da alles besser“: einfach mal wirklich lesen und vergleichen. Kann helfen.
Peter-Mattihias Gaede
GEO
Ach, Herr Gaede, hätten Sie geschwiegen. wären Sie weise gewesen…
Kann man beide Versionen mal einsehen? Würde mich mal interessieren.
Herr Gaede,
Sie reden um den heißen Brei herum. Hier geht es nicht um die Qualität des Umschreibens, auch nicht um die Gefühle der Autoren, die dem erlauchten Kreis der GEO Schreiberlinge angehören, es geht um Urheberrecht. Auf der einen Seite die Hamburger Erklärung unterzeichnen, auf der anderen Seite dann aber Urheberrechte freier Mitarbeiter mit Füßen zu treten ist verlogener Opportunismus.
Herr Gaede, in Ihrem ersten Kommentar schreiben Sie:
Sind Sie wirklich derart betriebsblind, dass Ihnen der Hohn in der eigenen Formulierung nicht mehr auffällt? Vor allem liegt die Betonung auf „wenn ER SICH in GEO veröffentlicht sah“ – denn das LG Hamburg hat ja nun festgestellt, dass es eben NICHT Herr Jungblut war, DER SICH da veröffentlicht sah, sondern der Korrektor. Genau um diesen Punkt dreht sich das gesamte Urteil.
Bezogen auf Ihren letzten Einwurf liegt Herr Schewietzek vollauf richtig: „Es ist besser, zu schweigen und als Idiot verdächtigt zu werden, als zu reden und dadurch alle Zweifel zu zerstreuen.“ (Abraham Lincoln, 16. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika)
Ich halte Sie nicht für ignorant genug, nicht genau zu wissen, dass es weder Zu- noch Einzelfälle gibt; schließlich war der Eisberg, der die Titanic versenkte, auch nicht der einzige im Atlantik, und es war auch nicht das sichtbare Eis, das den Bauch des Schiffes aufschlitzte. Wenn sich also ein 67-Jähriger bemüßigt sieht, gegen den Verlag vor Gericht zu ziehen, kann man getrost davon ausgehen, dass es ihm gern eine Dunkelziffer an Autoren gleich tun würde – schwebte über ihnen nicht das Damoklesschwert, vom Verlag nicht mehr mit Aufträgen versorgt zu werden und somit beim ohnehin zunehmend kümmerlich werdenden Entgelt weitere Einbußen hinnehmen zu müssen. Nein, ein Heftpflaster braucht es nicht, um unzufriedene Autoren zum Schweigen zu bringen. Das Wedeln mit einem Überweisungsträger reicht ja auch schon – der kostet einmalig ein paar Cent (wenn überhaupt) und lässt sich immer wieder verwenden…
Mensch, ein sehr interessanter Beitrag.
„Beleidigt man dabei nicht all jene sehr guten freien Autoren, die gerne und häufig und komischerweise erfolgreich immer wieder für GEO schreiben?“
Igitt.
ich finde es bemerkenswert und vielsagend, dass herr gaede bei aller formulierungskunst in beiden posts nicht ein einziges mal auf die von stefan nochmal ausdrücklich präzisierte, eigentliche kritik eingeht.
das ist das schöne am schriftlichen diskurs: wenn sich jemand auf das bekämpfen von strohmännern (in diesem fall: „niggemeier hat was gegens lektorat“) konzentriert und die eigentlichen punkte aussen vor lässt, dann ist das für alle beteiligten gut sichtbar und wunderbar transparent.
„Und noch eine kleine Anmerkung zum „Früher war da alles besser”: einfach mal wirklich lesen und vergleichen. Kann helfen. “
Längst getan, Herr Gaede. Ergebnis: Früher, als sie noch nicht wie Publikumstitel aufmachte, war die Geo bedeutend besser und machte auch mehr Spaß, weil man ein Stück Erde in der Hand hielt, das man bereiste, nicht ein Blatt, das unbedingt am Kiosk noch ein paar mehr Käufer via Titelgeschichte anziehen will.
Tja, die Autoren und die „Gleichmacher“ in den Redaktionen, die alles auf langweiliges, farbloses Nachrichtentickerniveau stutzen wollen.
Ich kenne beide Seiten – habe Schrottartikel gerettet (wozu meistens schon ein paar bessere Zwischenüberschriften reichten), grammatikalisches Gestammel in lesbare Texte überführt – und erlebe als Autor, daß meine Texte entweder unverändert durchlaufen – oder aber völlig verstümmelt werden.
So darf man in D ja – huch – bloß keine Witze machen in den Texten. Das mögen zwar die Leser, aber Chefredakteure rasten meist aus. Die Serösität ihres Popelblatts steht auf dem Spiel!
Was auch ärgerlich ist, sind bei Fachartikeln oder -büchern veränderte Fakten. Und Lektoren, die eigentlich das Buch selbst schreiben wollen. Wenn ich Blitzfotografie hasse und beschreibe, wie man tunlichst ohne Blitz auskommt, und es dann heißt „der Leser will aber etwas über fortgeschrittene Blitzfotografie lesen, das ist nicht IHR Buch!!!“, nur weil ein anderer Autor gerne seine selbstgebauten Servoblitzgeräte in seinen Büchern anpreist…dann geht die Gleichmacherei soweit, daß ich wie der schreiben soll und nicht wie ich.
Bei einem anderen Verlag schmeißt der Lektor alles über das von den Lesern immer wieder kritisierte „und so legen Sie die Batterie in die Kamera“-Niveau hinausgehende, die Leserbitten aufgreifende, immer wieder aus den Manuskripten. Um dann auch meine Fotos gegen seine eigenen (natürlich verblitzt!) auszuwechseln – und meine Bildunterschriften dazu, die nun natürlich etwas ganz anderes beschreiben, als auf dem Bild zu sehen ist. Wie macht man den Autor vor allen Leuten öffentlich zum Deppen? Und natürlich gibt es keine Korrekturabzüge, damit man ja nicht die Zustimmung zu diesem Müll verweigern kann und damit ja gefälligst Sachfehler unter meinem Nahmen erscheinen.
Und wenn ich dann endlich einen Verlag gefunden habe, der vernünftig redigiert und meinen Stil am Leben läßt, die Leser zufrieden sind, das Buch nur gute Bewertungen bekommt – dann kommt der frühere Verlag mit der Jura-Keule: Denn ich habe ja nun endlich wieder meine Bilder verwendet statt die von Image-Bank und Lektor, die man zwar aus meinem letzten Buch rausgeworfen hatte, aber in einem älteren, 3 Jahre alten, da sind sie noch drin. Und damit wird das neue Buch nun als „Plagiat“ verboten und mir für meine Arbeit, für meine Fotos, noch mit Schadensersatzprozessen gedroht!
Nun habe ich die Arbeit eines Jahres vernichtet, einen fünfstelligen Schaden und der neue Autor, der immer brav den Lektor die Bilder aussuchen läßt (und wahrscheinlich immer noch meine alten Bildunterschriften darunter setzen läßt), sagt, ich wolle doch nur all die Verlage ins Verderben reiten und das sei eine Dienstleistung, mit der man den Lektor glücklich machen solle und nicht den Leser.
Ja, bei dem einen Buch ist es mir auch peinlich, daß mein Name drunter steht…
PS: Stefan, hier fehlt eine Selbst-Redigier-Funktion für erst nachher entdeckte grobe Tappfuhler und grammatikalisches Gestammel ;-/
@ S.Schwarzmeister/27: Sie wollen entscheiden, welche Texte/Kommentare sinnvoll und richtig sind? Endlich jemand, der sich traut, also ab in die GEO-Redaktion.
@ PM Gaede: „Gutsherrenart“ trifft es ziemlich gut; „Ich Chef, du nix!“. Aehnlich wie Politiker, viel reden (schreiben in diesem Fall), aber den Kern der Sache (Urheberrecht) aussen vor lassen. Die Penislaenge bezog sich eher auf die Beteiligten auf C-Level-Ebene und weniger auf die handelnde redigierende Redakteurin. Uebrigens: Wer das Internet anprangert und dort das Urheberrecht vehement einfordert, der sollte dieses Recht auch an anderer Stelle respektieren. Ansonsten ist dies Doppelmoral (hier waere ein weiterer Politikerverweis angebracht, aber um die geht es ja hier nicht).
Herr Gaede, alleine der erste Absatz in Ihrer Antwort auf den Artikel von Herrn Niggemeier ist ein Paradebeispiel des Lehrstücks, wie sich Chefredakteure kompetent und komplett in der Öffentlichkeit selbst diskreditieren. Anders gesprochen, wie schlecht Chefredakteure mit dem Medium Internet umzugehen verstehen. Das ist genau der Punkt, in diesem Bereich laufen Ihnen die Leser längst schon den Rang der Kompetenz ab. Überlegen Sie in einer stillen Sekunde, was das für Sie und Ihr Medium bedeuten wird.
Schlussendlich bleibt das Wissen: Menschen in Ihrer Position, denen die eigene Außenwirkung so schnurz ist, zählen auch nur noch die wenigen verbliebenen Minuten des eigenen Erfolges.
Und das empfinde ich in jedem Fall, auch unbekannterweise, als bedauerlich.
Es geht hier um viel mehr als um dieses einzelne Verfahren. Die Diskussion und die Antworten von Herrn Gaede sind mal wieder symptomatisch für die Schwierigkeiten, die angestammte Journalisten mit dem Verlust des Monopols auf Zugang zur Öffentlichkeit haben – und natürlich damit, dass auch ihr Tun inzwischen (endlich) öffentlich kontrolliert wird. Früher gab es eben ein solches Blog nicht, in dem sich von ähnlichen Vorgehensweisen Betroffene (Teile der Dunkelziffer, sozusagen) anlässlich eines prominenten Falles äußern konnten, sondern sie haben grummelnd daheim ihren Frust in sich hineingeschluckt. Herr Gaede kann nicht wirklich glauben, dass 99,9 % aller Fälle ohne Ärger übers Redigieren ablaufen – wenn doch, bedeutet das, dass er nicht mit seinen Autoren spricht. Entscheidend ist doch, dass die Redaktion offenbar ihrer Arbeit nicht nachgekommen ist – nämlich den Autoren vorher gründlich zu briefen und sich an den Rahmen zu halten, für den die Geschichte entstanden ist (oder sie eben nicht zu drucken). Diese offenbaren Versäumnisse wurden dann auf Kosten des Autors wettgemacht. Wer hat denn Herrn Gaede eigentlich dazu gezwungen, die Geschichte ins Blatt zu heben? Niemand, denke ich. Und weil Herr Geade einen Namen wie Franzen erwähnt: Würde er einen Text eines solchen Starautors einkaufen und wagen, ihn zu redigieren und dann unautorisert zu veröffentlichen, gäbe es großen Ärger mit dessen Verlag, Konventionalstrafen etc. Da ist nämlich auf einmal Geo in der schwächeren Position, was die Markenstärke betrifft, und muss sich freuen, einen solchen Autor bekommen zu haben. Bei Jungblut war es eben umgekehrt, und das hat die Rdaktion ausgenutzt. Übrigens sind Herrn Gaedes Äußerungen auch vor dem Hintergrund zu lesen, dass er seine Machtbasis ind er Redaktion sichern muss: Oft genug sind die Redakteure selbst höchst unglücklich darüber, dass sie Artikel auf Anweisung von oben so massiv umschreiben sollen, dass sie kaum wiederzuerkennen sind. Vielleicht (hoffentlich) nehmen sie diesen Fall als gelegenheit, die internen Verhältnisse offen zur Sprache zu bringen.
Laut IVW (Stand 03. November 2010) ist die verkaufte Auflage des Magazins „Geo“ in den vergangenen zwei Jahren um 20 Prozent gesunken: von 416.681 auf 332.713.
Rührend, wie der GEO-Chef sich hier zu erklären versucht, und dabei einzig and allein Nebensächlichkeiten aufgreift. Die Nervösität ist förmlich greifbar.
Kann ein Autor, nach starker Abänderung seines Werkes die Veröffendlichung untersagen – das ist hier Frage.
Alles andere ist doch nur Kampf um Nebensächlichkeiten. Wenn Herr Gaede hier die Ehre der Geo oder seine eigene meint verteidigen zu müssen weil der Herr Niggemeier selbiges angreift (zweifelslos), ist das sein gutes Recht.
Das heisst aber noch lange nicht, dass die Geo und und Er auch „Recht“ haben wenn es um die eigentliche Frage geht. Um das Recht des Autoren an seinem Artikel. Ob die Beschneidung der Rechte der Autoren bei Herrn Gaede nun Alltag oder Ausnahme sind – es ist passiert (plus 1). Und das Gericht teilt die Auffassung des Autoren über seine Rechte. Jetzt kann man natürlich über die 99,9% der anderen Autoren reden, Herr Gaede – aber es geht doch um den plus 1 Autoren. Die 99,9% sind sicherlich ihr Hauptgeschäft – um die geht es aber nicht. Die sind hier Nebenkriegsschauplatz. Höchstens. Es interessiert auch niemanden wenn sie (nur mal als Beispiel) sich 99,9% der Tage im Jahr an die Geschwindigsbegrenzung halten – wenn sie dann am Strassenrand mit dem Polizisten reden (oder am Ende mit dem Richter) interessiert nur das eine Mal wo sie es (unter umständen) nachweislich nicht getan haben.
Selbst vorbildlichstes Verhalten gegenüber 99,9% ihrer freien Autoren entschuldigt nicht den plus1 Vorfall.
Mir als Autor, der hin und wieder für GEO geschrieben hat, kommt die Malaise des Kollegen Jungblut nur allzu bekannt vor.
Was mal ein GEO-Text werden soll, geht zuvor durch mehrere Instanzen – Redakteur, Textchef(in), Chefredakteur (und dann Dok etc.), so weit, so okay – theoretisch. In der Praxis heißt das: Texte werden abgeschliffen und glatt gebügelt, bis sie dem Geschmack insbesondere eines einzelnen Herrn entsprechen. „pmg“ (Peter-Matthias Gaede), der mal bis in die neunziger Jahre ein begnadeter, sensibler Reporter war, lässt als Chef-Glattbügler leider genau diese Sensibilität vermissen.
Man muss zum Beispiel nur mal die GEO-Texte jüngerer Kollegen, die auch anderswo publizieren, genauer lesen – da fallen sie besonders auf: jene Passagen von erhabener Behäbigkeit, die in der GEO-Chefredaktion erdacht wurden. Eine ausgefallene Dramaturgie, ein ungewöhnlicher Tonfall? Ach Gottchen, lieber nicht!
Zu pmgs Verteidigung sei gesagt: Zu oft wohl hat er es schon mit Texten zu tun gehabt, deren Urheber mehr wollen als sie können; die manchen Satz gedankenfaul hinschreiben. Mit der Zeit macht dies misstrauisch, ja vielleicht sogar sprachpäpstlich. Doch genau dies ist fatal. Es lässt Autoren schon beim Schreiben daran verzweifeln, dass am Ende ohnehin vieles anders lauten wird – nach dem Eingreifen der chefigen Bügelhilfe. Es produziert Texte, die langsam die Neugierde auf das nächste GEO-Heft erdrosseln (oder ist diese Neugierde gar schon tot?).
Denn ich als Leser will auch ein gewisses Maß an Ungehobeltem, an Risiko, an Haltung, an Reibungsfläche auf all diesen Hochglanzseiten. Unter Peter-Matthias Gaede sind Autorenfreiheit und Redaktionsmut so dermaßen geschleift worden, dass es dafür die Wolf-Schneider-Gedächtnisplakette für Journalismus mit zusammengekniffenen Arschbacken geben müsste. pmg hat vor allem in den jüngsten seiner 16 Jahre als Chefredakteur keinen starken (Widerspruchs-) Geist neben sich geduldet, und er wird es wohl bis zur anstehenden g+j-verrentung so halten. Auch das ist leider Teil des Problems.
Wann habe ich zuletzt gehört, dass jemand ausrief: „Hast Du diese GEO-Geschichte gelesen?!?“ – „Die trauen sich was!“ Muss lange her sein.
Der Rest ist: Langeweile.
Nebenbei: Der SPIEGEL hat das Urteil nicht „skurill“ genannt, sondern skurril – beim SPIEGEL versteht man (zumindest) was von Rechtschreibung …
Es geht doch nur um den Fakt, dass jemand „nein“ gesagt hat und jemand anders „doch“ gemacht hat. So wie bei jeder Vergewaltigung, Zwangsheirat, Diebstahl, wenn jemand ein verunglimpfendes Foto eines anderen Menschen veröffentlicht, ein Lied umschreibt und veröffentlicht oder wie auch immer der Willen des einen vom Willen des anderen übergangen wird.
Ich finde es gut, dass diese Rechtslage durch einen gefühlsneutralen Gerichtsprozess in Erinnerung gerufen wurde. Ich persönlich hätte vielleicht noch mit einer gefühlsbetonten Aktion untermalt, aber das wäre gewiss illegal. Gut gemacht, lieber Autor. Vorbildlich.
Erstaunlich, wie jetzt auf das Urheberrecht abgehoben wird, wo uns doch an anderer Stelle immer wieder erklärt wird, dass künftig die Leser an allen Artikeln mit herumschreiben können. Dass sozusagen Texte zu creative commons werden, ähnlich wie wir das bei Wikipedia erleben.
Die Lösung im vorliegenden Fall wäre ja denkbar einfach gewesen. Der Autor hätte nur zustimmen müssen, dass der Artikel unter einem Pseudonym erscheint. Und dann hätte er künftig auf eine Zusammenarbeit mit GEO verzichten können.
Dass er dies nicht getan hat, bedeutet nicht zuletzt: Hier spielt Eitelkeit eine nicht unerhebliche Rolle. Und die ist altgedienten Journalisten nicht weniger fremd als Bloggern und Bloggerinnen (von einer bin ich erst kürzlich nach einer Textkritik öffentlich und in privaten Mails beschimpft worden.)
Es steht deshalb zu befürchten, dass das Urteil dazu führt, dass künftig Autoren mit Hinweis auf der Urheberrecht die „harte Arbeit am Text“ verweigern.
Der Hinweis auf die USA ist in diesem Zusammenhang besonders bezeichnend. Im angelsächsischen Raum weiß man nämlich, dass Schreiben nicht Ergebnis genialischer Eingebung ist, sondern verdammt hartes Handwerk. Deshalb gibt es dort creative writing-Kurse, deswegen greifen vermutlich Lektoren dort auch in die Texte von Jonathan Franzen ein und deswegen kennt der angelsächsische Journalismus die Trennung zwischen Reporter und Editor.
Die Perfidie des Arguments, dass doch alle „minus 1“ mit dem Vorgehen hätten leben können, ist dann zu verstehen, wenn man sich ansieht, in welchen Konstellationen es überhaupt zu Streitigkeiten um das Enststellungsverbot kommt – nämlich fast nie, obwohl es eine der drei Säulen des Urheberpersönlichkeitsrechts ist.
Vielleicht erinnert sich jemand an den Streit zwischen Herrn von Gerkan und Herrn Mehdorn im Jahr 2006 um den Hbf Berlin. Herr v. Gerkan hatte sich als Architekt des Gebäudes erfolgreich dagegen gewehrt, dass die Bahn den von ihm entworfenen Bahnhof anders baute, als er das geplant hatte. Auch hier ging es nur um das urheberpersönlichkeitsrechtliche Enststellungsverbot.
Interessant ist der seinerzeitige Hintergrund: Schnell wurde damals deutlich, dass Architekten nahezu nie auf dieses Recht zurückgreifen, weil die übergroße Mehrheit unter ihnen es sich schlicht nicht leisten kann. Es sich unter Berufung auf so etwas wie „Persönlichkeitsrecht“ mit portentiellen Bauherren (Auftraggebern) zu verscherzen, käme einem wirtschaftlichen und beruflichen Selbstmord nahe. Nur jemand wie Herr v. Gerkan, der gut genug aufgestellt ist und damals bereits über genug Prestige verfügte (vielleicht auch ein bisschen dickköpfig ist), konnte sich überhaupt für diesen Weg entscheiden. Die meisten anderen hingegen neigen eher dazu, um der wirtschaftlichen Vorteile oder auch nur des lieben Friedens willen auf die Geltendmachung des Entstellungsverbots zu verzichten. So viel zu den unveräußerlichen Persönlichkeitsrechten und dem nur auf den ersten Blick antiquierten Satz, Urheberrecht sei Menschenrecht.
Ich weiß nicht, ob diese Schilderung sich 1 zu 1 auf die Situation eines Journalisten übertragen lässt. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass die Argumentation, dass „alle anderen sich ja schließlich auch nicht wehren“, mit allergrößter Vorsicht zu genießen ist. Dies gilt insbesondere dann, wenn sie von Verwerterseite gegen den Urheber geführt wird. (Wäre der Urheber dieser Aussage anwaltlich beraten, hätte er sich möglicherweise nicht während eines laufenden Verfahrens in das Internetz geschrieben.)
Schönen Gruß,
Michael Hassemer
@Klardeutsch: Im konkreten Fall hat der Autor die „harte Arbeit am Text“ nicht verweigert. Und, ja, er hätte einer Veröffentlichung unter Pseudonym zustimmen können, aber — und das ist ja das Tolle an Rechten — nicht müssen. Ein freier Autor lebt davon, dass sein Name unter seinen Texten steht.
Sagen Sie mir noch, an welcher Stelle ich gesagt habe, dass Texte sozusagen creative commons werden? Oder gegen wen argumentieren Sie da an?
@51 Natürlich bestimme ich das, wer denn sonst?
Ok, schon die ersten Kommentare sind sinnfrei. Eigentlich schon der ganze Beitrag. Solange hier kein Urteil im Volltext verlinkt ist, weiss doch keiner über was eigentlich geredet wird.
Herr Gaede äußert sich hier: Das ist ein Fehler. Der einzige, der es bisher hier gewagt hat, die gottgleichen Eingebungen des Hausherrn zu kritisieren, dem war selbst mit einer Armada an Identitäten kein Erfolg beschieden.
Hier liest, wer zum Skandal aufgepustete Skandälchen mit wohlfeiler Empörung ans Tageslicht gezerrt sehen will. Eine kleine Portion billige Moral für unterwegs. Und wenn jemand, womöglich gar jemand, der irgendwo irgendetwas zu sagen hat, dann dagegen hält, dann „zeigt das doch nur mal wieder, wie verbohrt die Macher im Printjournalismus sind“ – oder so ähnlich.
Und weiterhin sitzen Niggemeier und seine Leute in der Badewanne, pinkeln rein und freuen sich, dass es so schön warm ist.
Ich fürchte, der Diskussion liegt ein Missverständnis zu Grunde. Es ist nämlich so: Arbeit mit Texten ist Teamarbeit. Ein Dramatiker gibt seinen Text aus der Hand, damit der Regisseur ein Stück draus macht (das oft ganz anders aussehen kann als vom Dramatiker zuvor angedacht … und dennoch finden die meisten Dramatiker das Ergebnis ganz gut, die einzigen, die sich über angebliche Entstellungen beschweren, sind am Ende die Theaterkritiker der „Welt“). Ein Schriftsteller gibt seinen Text aus der Hand, damit der Lektor ein Buch draus macht. Und ein Journalist gibt seinen Text aus der Hand, damit der Redakteur einen Artikel draus macht. Weder Regisseur noch Lektor noch Redakteur wollen den Autoren Böses, es geht nicht darum, einen Text in irgendeinen Mainstream einzupassen, es geht nicht darum, die ureigene Sprache des Autors zu verbiegen. Es geht schlicht darum, Kontexte herzustellen: zu einem Spielplan, zu einem Verlagsprogramm, zu einem Presseerzeugnis.
Es tut mir leid: Wenn ich als Redakteur einmal im Heft eine originelle sprachliche Wendung habe, ist das wunderbar. Wenn aber unabhängig voneinander drei Autoren im Heft diese sprachliche Wendung einsetzen, dann leidet das Heft darunter, dann muss ich handeln. Ein Autor weiß ja nicht, was, worüber und wie die anderen Autoren schreiben, den Überblick hat nur der Redakteur. Und dessen Aufgabe ist, das mit Augenmaß, Gespür für die Eigenarten eines Textes und im Zweifel auch nach Rücksprache mit den Autoren zu einem funktionierenden Ganzen zusammenzufügen.
Und dann gibt es eben auch die Grenzfälle. Ein Redakteur kann auch einmal dieses Augenmaß verlieren, er kann sich auf den verkehrten Aspekt konzentrieren, und am Ende ist der Text tatsächlich verunstaltet. Das kommt vor, auch ein Redakteur ist nur ein Mensch, der kann Fehler machen. Genau wie es Autoren gibt, denen ihr Ruf den Blick für eine gute Zeitschrift verstellt, die sich hinstellen und sagen: „Was fällt diesem Redakteurspinscher ein, mich redigieren zu wollen? Mich, der ich 1986 einen Kisch-Preis in Bronze erhalten habe?“ Auch Autoren sind fehlbar, und am Ende folgt dann ein unangenehmer Rechtsstreit.
Allerdings: Den Leuten, die hier von „Zensur“ schreiben, denen empfehle ich, einmal nachzuschlagen, was Zensur wirklich bedeutet. Um sich dann zu überlegen, ob ihr leichtfertiger Umgang mit diesem Begriff nicht Autoren, die unter echter Zensur leiden, wie ein Schlag ins Gesicht vorkommen muss.
@Niggemeier: Gibt es irgendwo eine „Vorher-Nachher“-Version des Artikels? Und wo findet man den Email-Verkehr, auf den Sie sich beziehen?
Hier wird wirklich so viel durcheinander gebracht….
@ 60: „Dass sozusagen Texte zu creative commons werden, ähnlich wie wir das bei Wikipedia erleben.“ Es gibt Unterschiede. Zwischen bezahlter und unbezahlter Arbeit.
@ 65: „Es ist nämlich so: Arbeit mit Texten ist Teamarbeit.“
Nicht automatisch. Auch da gibt es Unterschiede.
„Ein Schriftsteller gibt seinen Text aus der Hand, damit der Lektor ein Buch draus macht. Und ein Journalist gibt seinen Text aus der Hand, damit der Redakteur einen Artikel draus macht.“
Auch das ist nicht zwingend so. Und vor Druck hat der Bearbeiter nachzufragen, oh Änderungen genehm sind. Ansonsten könnte er ja gleich seinen eigenen Namen drunter setzen. (Was in manchen Fällen tatsächlich besser wäre…)
Und was, bitte, ist echte Zensur? Erklären Sie doch bitte den Unterschied zwischen echter und unechter. Ich hab mir ja auch die Mühe der Nachhilfe gemacht.
@65 / Zahnwart:
Bleiben wir auf dem Teppich. Das Wort Zensur fällt in allen Kommentaren bisher insgesamt zweimal. Davon einmal in ihrem Beitrag. (Und gerade zum dritten in meinem…)
Also bitte moralisieren sie hier nicht so scheinheilig und vor allem anlasslos.
Im Allgemeinen mag man ihren Ausführungen ansonsten ja gerne zustimmen, aber hier wird gerade über einen konkreten Fall diskutiert und sie kennen die Art und Weise der Veränderungen am Text anscheinend genau so wenig wie der Rest.
Also lassen wir doch einfach die Reaktionen des Herrn Geade auf uns wirken und berücksichtigen die hier und dort auftauchenden Erlebnisberichte von einigen (angeblichen) Geo-Autoren.
@65 Zahnwart: der einzige der von Zensur hier vorher geschrieben hat, war der Weltherrschen in Kommentar 10… und der meinte keine Texte von Autoren in Zeitschriften…
@64 unklartext: warum lesen sie hier nicht nur, sondern kommentieren auch noch?
Irgendwie hab ich bei jedem zweiten Kommentar das Gefühl, dass er bald in altrosa erscheint…
@ 40:
Herr Gaede, versuchen Sie doch einfach mal das Mittelchen „erfolgreiche Autoren“ nicht einzusetzen und damit keine Hierarchie anzutriggern. Lassen Sie genau das mal völlig beiseite. Dann kann sich Ihnen erklären, weshalb so viele Menschen nur noch oder fast nur noch im Internet lesen. Es ist genau das Gedankengut, dessen sie müde wurden. Genau deswegen kaufen sie keine oder kaum noch oder weniger verschiedene Zeitungen und Zeitschriften. Es geht nicht um die 3 Euro Fuffzig. Es geht darum, dass man diesen Ton, der das Gedankengut ausdrückt, einfach nicht mehr in seinem Kopf haben möchte. Es nervt, es langweilt, so gut wie alles ist falsch daran. (Daher mein Geständnis: GEO habe ich seit ca. 15 Jahren nicht mehr in der Hand gehalten.)
Sie müssen sich schon die Mühe geben, Ihre Leser verstehen zu wollen, um sie zu erreichen. „Papa sagt, wo’s lang geht“ ist nicht mehr. Die Zeiten sind vorbei. (Außer in den hauseigenen Reihen, da mögen die Mittel noch funktionieren…. Aber glauben Sie mir, selbst blutjunge Praktikantinnen durchschauen die Methoden und haben ihre eigene Meinung.) Und Sie müssen sich auch die Mühe geben, Autoren ernst zu nehmen. Manch einer kam durch die Hintertür wieder rein ….
@65 Zahnwart: Da bin ich aber ganz anderer Meinung; ich mein Ihre „Teamarbeit“ und Ihre Schlüsse daraus.
„Beleidigt man dabei nicht all jene sehr guten freien Autoren, die gerne und häufig und komischerweise erfolgreich immer wieder für GEO schreiben?“
Ja, das ist der Appell an den Corpsgeist. Wir – Autoren, Journalisten und Verlage – sitzen alle in einem Boot. Wir wollen nur das beste für den Leser. Streit schadet nur dem Ansehen des Blattes und damit auch den Schreibern. Der gleiche Corpsgeist und die wirtschaftliche Abhängigkeit führt dazu, dass praktisch kein Autor sich leisten kann, gegen Verlage und Redaktionen gerichtlich vorzugehen, wenn es nötig wäre. Dass es erheblich weniger juristische Auseinandersetzungen gibt, als in anderen Bereichen der Wirtschaft, ist im Grunde ein Trauerspiel, wenn man die Realität der Branche kennt.
Im Grunde ist doch nur festgestellt worden, dass ein Text von der Redaktion nicht als Legobaukasten missbraucht werden darf, um die Farben der Steine so zu sortieren, wie die Leitung meint, es würde das Auge des Lesers erfreuen. Wer das will, soll statt eine Redaktion lieber ein Hundefutter-Fabrik leiten, da kann er über den Fraß und die Etiketten der Dosen frei bestimmen. – und das beste: Hunde schreiben keine Blogs.
Die Debatte geht im Kern an der Problematik vorbei. Es geht nicht darum, dass Redakteure einen Text ändern, sondern darum, dass GEO einen Artikel veröffentlicht hat, den der Autor nicht mehr veröffentlicht sehen wollte. Das hat das Gericht zu Recht untersagt.
Dass es üblich ist, dass Autoren bisweilen unzufrieden sind mit Änderungen von Redakteuren, ist ein alter Hut. Artikel brauchen aber Überarbeitung. Wer glaubt, die erste Fassung eines Autors sei immer die beste, versteht nichts vom Journalismus. Ein guter Autor überarbeitet deswegen seinen Text selber mehrfach, bevor er ihn abschickt. Auch befreundete Kollegen, die Anmerkungen liefern, sind in der Redigatur-Phase sehr hilfreich.
Wenn dann trotzdem eine Redaktion den eigenen Text so sehr verändert, dass man mit dem Stück nicht mehr zufrieden ist, kann das drei Ursachen haben: Entweder man ist nicht gut genug (was im Fall Jungblut wohl kaum zutreffen dürfte), man hat sich mit der Redaktion nicht gut genug darüber unterhalten, was die Redaktion haben und man selber liefern möchte – oder man hat sich das falsche Blatt ausgesucht.
[gelöscht.]
@72 Jeeves: Und richtig schön wäre, wenn Sie mir auch noch sagen würden, welcher Meinung Sie genau sind.
[…] großer Freude las ich gestern im Blog von Stefan Niggemeier den Artikel Gericht erklärt „Geo“: Autoren haben Rechte: Der freie Autor Christian Jungblut hatte sich darüber geärgert, dass das Magazin „Geo“ einen […]
Vielleicht könnte Herr Gaede beim nächsten fact checking auch die Kirsche als „Stein“-Obst mal recherchieren lassen, wenn er sich schon solche Wortspiele mit dem Kisch-Preis treibt. Wer jemals mit Herrn Gaede zu tun hatte, wird schwerlich um eigene Erfahrungen mit Herablassung und Arroganz herumgekommen sein, die gern auch ohne Anlass zur Schau gestellt werden. Aber das ist natürlich seine Sache.
Ich denke, dass da jemand seine Position verkennt: Wenn GEO die Texte nicht mehr bearbeiten darf, dann hat dieser Querulant eben seinen letzten Text für dieses Blatt geschrieben. An talentierten Journalisten, die gängige Praxis in der Branche akzeptieren und eventuelles Unbehagen durch das Honorar abgegolten sehen, fehlt es nun wirklich nicht.
@79 dass jemand, der sich auf sein Urheberpersönlichkeitsrecht beruft (Schutz des Werks vor Verstümmelung oder so ähnlich im „Volksmund“) als „Querulant“ diffarmiert wird, sagt entweder einiges über Sie oder auch über die „gängige Praxis in der Branche“ aus.
Ich würde das Urteil gern online stellen, muss es aber vorher anonymisieren. Wenn jemand die Möglichkeit (Technik, Fähigkeit) hat, ein mehrseitiges PDF an den entscheidenden Stellen zu schwärzen…
Ich freu mich über Herrn Jungbluts Traute – es war eigentlich überfällig, das Thema einmal mehr in die Öffentlichkeit zu rücken: Nicht jeder Freie kennt vermutlich seine Rechte und kaum jemand wagt, sein Urheberrecht (nicht nur das Urheberpersönlichkeitsrecht gegen Entstellung des Werks, auch das Recht auf Namensnennung etc.) umfassend wahrzunehmen. Mit anwaltlicher Unterstützung nicht mehr einzufordern als sein gutes Recht, werte ich nicht einmal als persönlichen Affrond, sondern vielmehr als logische Konsequenz. Die Rechtslage scheint mir hier ziemlich eindeutig.
Auch ich hab das schon gehört: „Wir arbeiten mit 90 Freien zusammen und bisher haben alle diese Vereinbarung unterschrieben“ oder „Nutzungsrechte machen wir hier gar nicht.“
aus#16 von PMG:
„..es bleibt dabei: Zu dem Gerichtsurteil, das Sie in Aufregung versetzt, äußern wir uns nicht, solange das Verfahren nicht abgeschlossen ist – auch wenn das bedeutet, dass wir Ihre auf Halbwissen basierenden Rückschlüsse ebenso aushalten müssen wie das Feindbild, das von einigen ersten Kommentatoren mit Pawlow’schen Reflexen aufgebaut wird…“
Huiuiui. Wenig gelungene Publikumsbeschimpfung. Können die Charakterzüge Arroganz und Souveränität in einer Person vereinigt sein? Ich glaube nein..
Den (durch)gestrichenen Penis fand ich überflüssig; aber Herr Gaede reitet zu sehr darauf herum.
http://help.adobe.com/de_DE/Acrobat/8.0/Professional/help.html?content=WS866F7022-9062-4d81-8BD4-1248493988C1.html
@64 u. 79, unklartext: Obvious trolling is obvious. „Der einzige, der es bisher hier gewagt hat, …“ – wirklich? Sonst hat noch nie jemand gewagt, Niggemeier zu kritisieren? Das ist ein bisschen, als würden Sie im Wald stehen und behaupten, „hier wachsen seit 10 Jahren keine Pflanzen mehr“. „… dem war selbst mit einer Armada an Identitäten kein Erfolg beschieden.“ Sie stellen die Logik auf den Kopf – als ob die Armada an Identitäten seine Erfolgschancen erhöht hätte. Sofern derjenige berechtigte Kritik vorzubringen hatte, ist er damit nicht trotz der vielen Identitäten gescheitert, sondern wegen.
„Wenn GEO die Texte nicht mehr bearbeiten darf,“ – Sie ignorieren den Unterschied zwischen Redigieren und völlig Umschreiben; von nicht mehr bearbeiten dürfen ist ausschließlich in Ihrem Hirn die Rede, nirgends sonst, „dann hat dieser Querulant eben seinen letzten Text für dieses Blatt geschrieben.“ Joah, aber das Blatt hat ihm den Text eben trotzdem aus den Händen gerissen und damit gemacht, was es wollte, gegen seinen erklärten Willen, und nur das ist der Verstoß gegen seine Rechte und der Streitgegenstand.
Und Sie, was hoffen Sie denn mit Ihren Rundumbeleidigungen und Tatsachenenstellungen hier zu bewirken, nur mal so aus Interesse?
@Sebastian
Ich hol mir auf die Reaktionen einen runter.
@Niggi: #81 kann ich gerne für dich machen!
sie sind ein erbärmlicher journalist!
@jan söfjer: so sieht ein guter kommentar aus. danke.
lieber herr gaede,
sie schreiben: „Jedenfalls haben wir bislang 34 Jahre friedlich mit Hunderten von freien Autorinnen und Autoren zusammengearbeitet, nicht den Schlechtesten, nicht den Unbekanntesten, nicht den Erfolglosesten, ebensowenig den Willfährigsten und Kleinlautesten, die es allesamt (minus 1) offenbar ganz gut mit uns ausgehalten haben und noch tun. Und schon vor Ihrer feinsinnigen Headline, lieber Herr Niggemeier, wussten wir, dass Autoren Rechte haben.“
1. stellen sie sich vor, ich hätte diesen text von ihnen (oder einen beliebig anderen) umgeschrieben und ihnen zugeordnet. hätten sie das für gut befunden?
2. mein eindruck ist, daß sie (zumindest in ihrer antwort hier) denken, es ginge um die qualität. sonst würden sie nicht so darauf pochen, daß es viele autoren „ganz gut“ mit ihnen ausgehalten haben. es geht um urheberrechte, auf die die medienwirtschaft an ganz anderer stelle (stichwort google-suchergebnisse mit zitierung aus zeitungen) eine unumstößliche meinung zu haben scheint – da führt kein weg am urheberrecht vorbei.
@79: mag sein, daß der autor zum letzten mal für GEO geschrieben hat, vielleicht ist ihm das mit 67 auch egal. und es geht – hier scheinst du das urteil, so wie ich es kenne, nicht verstanden zu haben – nicht um bearbeitung sondern um eine so starke veränderung, daß vom ursprünglichen so gut wie nichts mehr geblieben ist. eine gängige praxis zu akzeptieren heißt noch nicht, daß diese praxis rechtens ist – auch das hat das gericht wohl in seinem urteil gesagt. „… und eventuelles Unbehagen durch das Honorar abgegolten sehen“ – das müssen dann aber immer nur gaaaanz kleine unbehagen sein, denn ich lese oft genug von einer unterbezahlung freier journalisten (bin selber keiner).
@64, 79 und 86: Sie sind ein Troll, weiter nichts. Deshalb ist es auch nicht wert, auf Sie noch weiter einzugehen.
Wie gewünscht, das Urteil: http://stefan-niggemeier.de/urteil.pdf
Kann man das ganze nicht auf einen einfachen Punkt herunter brechen? Nur wenn ein Autor zustimmt, darf sein redigierter Text auch publiziert werden. Das schlechte Ende des Redigierens kann sein, dass ein Text nach viel Arbeit nicht veröffentlicht wird. Das bestimmen jedoch nicht allein die Redaktion sondern auch die Autoren mit.
Das kann ich mir gut merken. Danke Herr Niggemeier!
@Stefan Niggemeier, #92: Ist es Absicht, dass der URL im Linktext nicht mit dem URL im Link übereinstimmt (der URL im Link geht wieder auf diese Seite)?
Jetzt müsste’s gehen.
Perfekt!
„Es ist nämlich so: Arbeit mit Texten ist Teamarbeit.“
Das ist grober Unfug, und Sie tun Ihrer Argumentation keinen Gefallen damit, dass Sie Theaterstücke mit anderen Texten in einen Topf werfen. Dramatiker (wie auch Drehbuchautoren) schreiben ihre Stücke als Basis für eine Inszenierung. Dass sie auch „gelesen“ werden können, ist ein Nebenprodukt des Prozesses.
Einem guten Lektor oder Redakteur ist nicht daran gelegen, Texten seinen eigenen Stempel aufzudrücken, sondern das Beste aus dem entsprechenden Autor rauszuholen — und zwar so, dass der Autor das auch einsehen und nachvollziehen kann. Schafft der Lektor das nicht, dann hat er entweder (a) seinen Job verfehlt und sollte sich lieber als Autor verdingen, oder (b) er hat sich den falschen Autor ausgesucht. „Teamarbeit“ unter Autoren ist natürlich grundsätzlich möglich, sofern sie freiwillig erfolgt.
@unklartext #79: Das meinen Sie jetzt nicht ernst, gell? Das ist so ganz besonders feine Ironie, oder?
Köstlich…
Aus einem schnöden „Er lächelt“ wird „eher zeigt sich eine Art ingenieurseeliger Vorfreude“… Na da weiss es aber jemand ganz genau…
Aus einer „Stahlkonstruktion“ wird ein „Stahlpfosten“… Ist der gemeine GEO Leser mit dem Wort „Konstruktion“ überfordert? Solche Plattheiten erwarte ich eigentlich bei „Galileo“ (das sind die mit dem Stahlatom)…
Beim lesen der Beispiele im Urteil wundere ich mich nicht, das sich der Autor gewehrt hat…
Durch 90 Kommentare durchgewühlt, und am Ende dennoch eher ratlos. Ich neige in Sachen „redigieren“ sehr zu Herrn Gaede.
Natürlich schmerzt es das Ego eines Autoren, wenn sein Text allzusehr bearbeitet wird. Niemand mag gerne an sich herumgedoktert sehen. Aber in der Sache stimme ich Herrn Gaede sehr zu: Es tut vielen Texten gut, noch einmal von einem weiteren Augenpaar gegengelesen zu werden. Da darf keine falsche Eitelkeit aufkommen.
Aber:
Leider geht diese Debatte ja völlig am eigentlichen Kern vorbei – wie hier in den Kommentaren ja auch schon mal erwähnt wurde.
Die Frage war: Wieviel Änderung verträgt ein Text, ehe er nicht mehr „mein“ Text, sondern „ein“ Text wird? Wo sind dem Redakteur Grenzen gesetzt? Ist der freie Journalist ein Auftragsarbeiter, der sich in Stil und Stoßrichtung seinem Auftraggeber unterordnen muss?
Auf diese Fragen antwortet leider auch Herr Gaede nicht und daher neigt am Ende die ganze Kommentar-Spalten-Leserei einer Zeitverschwendung zu.
Schade.
@ Aksel #99 Wenn’s aber tatsächlich nur ein Pfosten war? Dann braucht man ihn nun wirklich nicht Konstruktion zu nennen, selbst wenn’s ein Autor so wollen würde. Also, dass so ein Beispiel in einem Gerichtsurteil auftaucht, finde ich schon, nun ja, seltsam.
[Offtopic]
Ich muß es einfach mal aufschreiben:
Jetzt sind schon 100 Kommentare zu diesem Thema abgegeben worden und noch kein einziger mußte rot eingefärbt werden. Scheinbar ist das Thema für den entsprechenden Vielschreiber nicht persönlich genug.
[/Offtopic]
@SvenR:
unklartet ist Ironie. Ironie ist unklartet.
Alles klar? :-)
„Ich wünschte sehr, der Menge zu behagen,
besonders, weil sie lebt – und leben lässt..“
Ich muss mich sehr zurück halten, hier nicht das ganze Faust-Vorspiel rein zu schreiben. Aber da Michael Hassemer schon anmerkte, dass Urheberrecht Menschenrecht sei, doch noch paar Zeilen:
„Geh hin und such dir einen andren Knecht.
Der Dichter sollte wohl das höchste Recht,
Das Menschenrecht, das ihm Natur vergönnt
Um Deinet Willen freventlich verscherzen?
Womit gewinnt er alle Herzen,
Womit besiegt er jedes Element.?
Ist es der Einklang nicht, der aus dem Busen dringt
Und in sein Herz die Welt zurücke schlingt?..“
und immer fließt ein frisches, neues (junges) Blut. :-)
Doch dann kommt ein Redakteur daheur.
Und was der Teufel nicht schafft,
wird vom Lektor dahin gerafft. :-)
„Die Frage war: Wieviel Änderung verträgt ein Text, ehe er nicht mehr „mein” Text, sondern „ein” Text wird? Wo sind dem Redakteur Grenzen gesetzt? Ist der freie Journalist ein Auftragsarbeiter, der sich in Stil und Stoßrichtung seinem Auftraggeber unterordnen muss?“
Es gibt keine „Antwort“ auf Ihre Fragen, bzw. sie fällt von Fall zu Fall unterschiedlich aus. Man muss aber gar nicht ins Philsophieren abdriften, denn wie #93 beobachtet, ist die Sache recht simpel: Es kommt auf das gegenseitige Einverständnis an.
Sieht sich ein Autor nicht imstande, die Vorgaben eines Auftraggebers zu erfüllen oder die Änderungen an seinem Text zu akzeptieren, dann scheitert die Zusammenarbeit, und es wird nichts veröffentlicht. Sieht sich ein Auftraggeber nicht imstande, den Text eines Autoren anzunehmen oder erhält nicht die Zugeständnisse, dier er als notwendig erachtet, dann scheitert die Zusammenarbeit, und es wird nichts veröffentlicht.
Es ist also beiden Parteien daran gelegen, zum Einvernehmen zu kommen, und beide haben dabei ein Vetorecht. Ich halte das für eine vernünftige Abgrenzung der Zuständigkeiten.
@102, BlueKO: Es wäre schön, wenn du den/die Rosakommentatoren nicht auch noch provozieren würdest. Ich habe nämlich die Hoffnung, dass hier wieder vernünftige Artikel mit vernünftigen Kommentaren zur Normalität werden. Sonst macht es absolut keinen Spaß, diesen Blog zu lesen.
@ durbanite #101
Wer kann die Frage wohl eher beantworten? Der Autor, der vor Ort recherchiert hat oder der Mitarbeiter im Redaktionsbüro, der den Artikel umstrickt?
Tja, Urteil gelesen, und wie leider erwartet: Viel Lärm um nichts.
Die Änderungen gingen teilweise durchaus klar (z.b. „Pfosten“-Konstruktion“,“Hydrologie-Wissenschaftler“ – „Hydrologe“) teilweise halt nicht (neue Absätze reinschmeissen). Keiner wollte nachgeben, Gerichtsbuhei, gutes Urteil, jetzt spielt jeder die beleidigte Leberwurst und schiebt (angebliche?) hehre Ziele vor. Bischen Journalistengossip, keine neuen generellen Erkenntnisse[ schön der Verweis auf BGH, GRUR, 1960(!)]. Ausser “ Juhu den bösen Leuten da oben ham wirs aber gezeigt! “ bleibt von nem Fall, der Hoffnungen auf neue Erkenntnisse bzw. Tendenzen in der Rechtsprechung machte, nichts mehr übrig.
Ganz ehrlich: Das ist doch ein Urteil ohne jegliche Bedeutung für den journalistischen Alltag. Autoren sind darauf angewiesen, dass Zeitschriften Texte von ihnen abdrucken und dafür zahlen. Und wer zahlt, der bestimmt was geschrieben wird. Klar ist es schön, dass es ein Urteil gibt, dass die Rechte der Autoren hervorhebt. Aber wer verkauft wohl mehr Texte: derjenige, der sich mit den Mechanismen arrangiert und Änderungen zulässt oder derjenige, der mit Hinweis auf dieses Urteil Änderungen ablehnt? Wie viele Autoren sind in der Lage, auf Aufträge zu verzichten, deren Rahmenbedingungen ihnen nicht gefallen.
Es ist wie in richtigen Berufen: Theoretisch haben Arbeitnehmen die tollsten Rechte. Praktisch finden aber auch Arbeitgeber schnell einen Kündigungsgrund und Ersatz. Das mag man bedauern, aber das kann man nicht wegdiskutieren.
Es ist doch bezeichnend, dass ein 67-Jähriger diesen Sieg einfährt: Er wird es finanziell vermutlich verkraften, wenn auf seine Texte demnächst lieber verzichtet wird.
Dieser Beitrag enthält kein bisschen Ironie. Das mag bei anderen von mir anders sein.
@108 nicht mal in den „richtigen Berufen“ steckt Ironie? Ich bin kein journalist, also jetzt nicht angefressen, aber andere vielleicht…
Zu allem anderen was Sie schreiben – ja, stimmt, das ist die traurige Wahrheit. Die „take it or leave it“-Mentalität bei Arbeit-/Auftraggebern, die sie Ausnutzen und bei Arbeit-/Auftragnehmern, die sich ihr beugen. Die sollte man m.E. weder gutheißen (obwohl sie ja eigentlich „nur“ der Grundgedanke des Kapitalismus ist, oder?) noch ignorieren.
Da sich hier einige darüber unterhalten, ob GEO mit „Stahlpfosten“ recht hat oder Jungblut mit „Stahlkonstruktion“: Man kann sich das Denkmal in Nieuwerkerk aan den IJssel ankucken. Was ich dort sehe, ist ein Pfosten, auf dem eine Art Meßlatte angebracht ist, umgeben von einem zuckerhutförmigen Rahmen mit Verstrebungen. Da kann man durchaus also von einer Konstruktion reden, oder?
http://home.planet.nl/~veenhh/borderland/nederland/pa-extremes.htm
[das Denkmal ist auf dem zweiten Bild von oben zu sehen]
Man sollte sich aber nicht an dieser Petitesse aufhalten, sondern vielleicht eher diesen Satz aus dem Urteil lesen: „Kaum ein Satz des Klägers wurde wortwörtlich übernommen. Dass diese Umformulierungen sämtlich notwendig waren, um den Text veröffentlichen zu können, ist nicht ersichtlich.“
Wenig später heißt es, es seien sogar „wortwörtliche Zitate von Personen“ umformuliert worden. Dass Zitate erfunden oder, ähem, angepaßt werden, kenne ich von meiner Lokalzeitung, daß aber selbst GEO sich passend macht, was nicht so passend erscheint, hat mich erstaunt. Immerhin ahne ich jetzt, was der Magazin-Untertitel „Die Welt mit anderen Augen sehen“ wirklich sagen will.
Wer die Musik bezahlt, bestimmt nunmal, was gespielt wird. Dass es selbst da Grenzen gibt, wurde hier mal wieder gezeigt. Aber mehr gibt es da nun wirklich nicht reinzuinterpretrieren.
„Wie viele Autoren sind in der Lage, auf Aufträge zu verzichten, deren Rahmenbedingungen ihnen nicht gefallen.“
Das ist die Realität.
Zur Realität gehört aber auch, dass man als freier Autor langfristig ein Interesse daran hat, seinen Namen zu einer Marke zu machen. Dazu gehört es, abwägen und bestimmen zu können, was unter dieser Marke veröffentlicht wird. Klar wird man mehr als einmal in saure Äpfel beißen, weil man sich daraus längerfristig Vorteile verspricht. Es geht aber darum, dass man bestimmen kann, ob und wann man das tut.
Und zur Realität gehört übrigens auch, dass man langfristig nicht mehr Magengeschwüre als nötig austragen möchte. Die sind nämlich erstens auch nicht billig und schmälern zweitens ganz erheblich die Lebensqualität, die man sich durch faule Kompromisse teuer erkauft hat.
Stammen die Kommentare 16 und 40 tatsächlich von Herrn Gaede? Kann ich eigentlich kaum glauben, aber wahrscheinlich gilt auf für einen Geo-Chefredaktuer der Satz „Jeder blamiert sich, so gut er kann“…
Und falls Sie noch mitlesen, Herr Gaede: das mit der Aboerneuerung, nachdem ich es mir jetzt wieder leisten könnte, hat sich gerade erledigt.
[…] Fall beschreiben Wolfgang Michal und Stefan Niggemeier ausführlich, außerdem haben die Freischreiber ein Interview mit Jungblut veröffentlicht. […]
@108, unklartext: Und ich bin darauf reingefallen, haha, lustig. Das Problem ist, wenn Sie ein Phantasiepseudonym verwenden und den Tonfall eines typischen Trolls so gut treffen, sind Sie unmöglich von einem zu unterscheiden – falls diese Unterscheidung zwischen einem, der destruktiv in eine Diskussion eingreift, und einem anderen, der genauso destruktiv in eine Diskussion eingreift, dies aber mit insgeheim ironischer Haltung, überhaupt sinnvoll ist.
@K.F. Neumann
Die Empörung des kritischen Kunden? Ein bisschen sehr gewollt, oder?
Man kann das Vorgehen und die Beiträge von Geo-Redaktion und Herrn Gaede ja gerne missbilligen, nicht mögen, Sch**** finden. Aber muss das hier immer wieder auf ein möglichst simples „David gegen Goliath“ hinauslaufen? Muss hier immer wieder die einfache Freude siegen, wenn ein vermeintlich großer einen Fehler oder etwas, was wie ein Fehler aussieht, macht?
Ich kauf eh lieber das GEOLINO.
@ 108 / 111:
„Autoren sind darauf angewiesen, dass Zeitschriften Texte von ihnen abdrucken und dafür zahlen.“
Plus: Musik, gespielt, Macht.
Falsch. Es gibt eben auch das Internet. Und Redaktionen, die sich anders verhalten – für die schreibt man dann viel lieber. Denn Zeitungen, Zeitschriften sind auch auf Texte von Autoren angewiesen. Oder was will man sonst drucken? Es ist eben keine Einbahnstraße, wird aber oft so gehandhabt. Dann nimmt man eben die Abfahrt und sucht sich eine andere Strecke.
@ 117
Ehm offensichtlich interessiert sich immer noch keine Sau dafür was irgend jemand im Internet für ne Reportage hinschreibt, und andere Redaktionen in dem Bereich auch Fehlanzeige, sonst gäbs die Diskussion doch gar nicht und die GEO hätte gar niemanden mehr der für sie Artikel schreibt.
Ich kenne beide Seiten, da ich
– lange als Freier für unterschiedliche Medien geschrieben habe, deren Redakteure meine Texte mit ihren Redigaturen mal besser und mal schlechter gemacht haben,
– und nun als Textbesteller und -redigierer in einem Magazin sitze und dort versuche, aus den mir eingesandten Texten druckbare Geschichten zu machen. Die Kriterien, nach welchen ich über Druckbarkeit oder Redigierbedarf oder Undruckbarkeit/Unredigierbarkeit eines Textes entscheide, sind subjektive, aber ich hoffe: nicht beliebige. Denn sie sind begründbar und mit einem Autor auch diskutierbar.
Nach diesen Kriterien kann einer von zehn Texten, die ich bekomme, so ins Heft wandern – neun lasse ich umschreiben, zum Teil mehrfach und zum Teil auch ziemlich grundsätzlich, oder schreibe sie selber um. Und leider muss ich auch sagen, dass ich mich in aller Regel mit den Texten der alten Haudegen besonders schwertue. Ein Kisch-Preis-Träger von 1985 – egal ob silber oder bronze oder platin – schreibt anders als einer von 2005. In aller Regel leider behäbiger, schwerfälliger, umständlicher. Ich fürchte, liebe Leser da draußen, die Ihr jetzt für Autorenrechte und gegen Zensur streitet, Ihr wollt viele dieser Texte nicht unredigiert in den von Euch präferierten Heften lesen. Da würden Euch ganz schön oft ganz schön die Füße einschlafen!
Herzlich
Südschreiber
„Und leider muss ich auch sagen, dass ich mich in aller Regel mit den Texten der alten Haudegen besonders schwertue.“
Wenn die Schreibe eines Autors bei einem Magazin grundsätzlich als behäbig, schwerfällig und umständlich empfunden wird, spricht das nicht dafür, sie totzuredigieren, sondern dafür, sich weniger behäbig, schwerfällig und umständlich schreibende Autoren zu suchen.
habe ganz ähnliche erfahrungen gemacht wie #57 – und das belegexemplar mit meiner story undurchblättert in den archivschrank geworfen, weil ich nicht lesen wollte, was da unter meinem namen erschienen war.
der oberlehrerhafte tonfall, in dem hier aus der chefredaktion argumentiert wird, kommt mir ebenfalls sehr bekannt vor.
Ich möchte hier als einer, der nicht zur schreibenden Zunft angehört, auch noch meinen Senf als Laie dazu abgeben.
Ich finde das Gerichtsurteil richtig und gut, doch ist die Realität wohl eine andere. Es gibt in der deutschen Zeitschriftenbranche vermutlich nur noch wenige Verlage, die es sich leisten können Highendschreibe zu veröffentllichen, weil die Masse der Leser eigentlich garnicht daran interessiert ist, sondern lieber leicht verdaulichen Mainstream konsumiert. Keine Zeit, keinen Kopf usw. Wieviele der Geoleser sind überhaupt in der Lage die Qualität eines Artikels detailliert zu beurteilen? Ganz sicher nur eine Minderheit. Diese Minderheit kann einen Verlag nicht am Leben erhalten, also richtet sich der Verlag nach der Masse und „redigiert“ die Artikel für diese Zielgruppe. Das ist schade, besonders für den Autor, aber gang und gebe. In Zeiten des kostenlosen Internets sind leider immer weniger Leute bereit für Qualität zu zahlen. Das wird sich irgendwann ändern, aber bis dahin heißt es irgendwie zu überleben.
@119/südschreiber
Wer bestimmt denn, was „schwerfällig“, „behäbig“ oder „umständlich“ ist? Sie? Nach welchen Kriterien „schlafen Ihnen die Füsse“ ein? Wenn nicht alle diesen läppischen „Spiegel“-Stil kopieren? Wieso maßen Sie sich an, so etwas zu entscheiden?
@122/wils
Ihr Abfinden mit der Realität ist etwa nach dem Motto: Wenn eine Million Fliegen Scheiße (oder Gaede) fressen, bestelle ich auch eine Portion? Das kann’s doch nicht sein, oder?
@unklartext
Ist das alles wirklich so klar? Ich find, die Verlagswelt schillert, denn der Markt besitzt extrem viele Facetten, die sich im laufe der Zeit immer schneller wandeln.
Die einen haben überhaupt kein Problem damit ohne Rücksprache einen 5000 Zeichen Text auf 3000 zu kürzen, in dem einfach das Ende abgeschnitten wird und mit dem tollen Satz „Da nun.“ endet. Ich fand das peinlich. Bei anderen gibt es fast stündlich Nachricht aus dem Lektorat, dass mir fast unter Tränen sagt, es habe da noch einen Fehler gefunden und ob sie das ändern dürften. Für den einen geht die Welt unter wenn ein schnell geschriebener Text zwei Grammatikfehler findet, der nächste druckt ein Buch mit hunderten von Rechtschreibfehlern, die die Rechtschreibprüfung von Word gefunden hätte („Hauptsache raus“) und beim Fernsehen kenne ich persönlich 2 Legastheniker. Und dann gibt es noch das Heer derer, die sich ihren Lebensunterhalt durch dozieren und nicht publizieren verdienen. Diese haben natürlich immer den Durchblick, ihre Regeln und wissen aus Prinzip sowieso alles besser.
Und plötzlich erwische ich mich heute selbst dabei, wie ich selbst anfange mich über einen Text innerlich aufzuregen und nach dem Rotstift greife. Genau das ist der Punkt, an dem ich aber aussteige. In Zeiten wie diesen, in denen die Verlage langsam ausbluten, sollte man weder an Machtspielen, noch alten Traditionen kleben. Das haben so einige bereits getan und sind gescheitert – Redaktionen sowie Autoren. Bezahlt werden alle vom Leser und der hat an so etwas keine Freude. Der kennt in den meisten Fällen nämlich nicht den Namen des Autors, geschweige denn des Verlags. Und, schmeckt die Suppe wirklich besser, wenn Geschrei aus der Küche kommt?
Nicht nur durch die neuen Selbstvermarktungsmöglichkeiten der Autoren und Journalisten, auch die Kommunikationsprinzipien der Verlage werden sich ändern, da der Anspruch des Publikums sich gewandelt hat. Medien sind nicht mehr nur Sender, sie müssen in Interaktion gehen. Für die, die diesen Schritt noch nicht einmal intern, im Umgang mit freien Mitarbeitern, schaffen frage ich mich ernsthaft, wie sie diese neue Kommunikation herstellen wollen. Nur Schizophrene sind in der Lage nach vorne freundlich zu sein und nach hinten zu treten.
Das Urteil nennt ja viele allerliebste Beispiele, aber immer noch fehlt eine Seite, die beide Texte nebeneinander stellt, das man sie beurteilen kann, besonders, was das Sprachniveau 1985/2005 anbelangt. Ist wahrscheinlich juristisch nicht möglich, so eine Seite. Die Ausführungen des Redakteurs gehen komplett am Thema vorbei, denn Geo hat den Urheber und seinen Einspruch zum entstellten Text ignoriert, ihn veröffentlicht und das unter seinem Namen. Wie wäre es mit einer Umbenennung von „Geo“ in „Ego“ ?
[…] veröffentlicht seine Sicht der Dinge gestern kurz nach 19 Uhr und wenige Stunden später reagiert der Chefredakteur von Geo, […]
@123 Ich schätze mal, er maßt es sich an, weil es sein Job ist. Möglicherweise hat er gar Ahnung von seiner Arbeit? Hm?
Weshalb wird denn hier eine übliche journalistische Tätigkeit derart in den Schmutz gezogen? Ich bin sicher kein Freund von Hierarchien jeglicher Art, aber um professionell ein überregionales Printprodukt zusammenzustellen, ganz abgesehen von dem speziellen Fall hier, braucht es nun mal interne Kontrollinstanzen. Wo die ersten Aufschreie nach einem guten Redigat ertönen würden, würde es mal ausgelassen, sollte den Berufsaufregern hier klar sein.
Es ist doch sehr traurig, dass ein Chefredakteur wie Herr Gaede erst durch eine gerichtliche Auseinandersetzung lernt, dass das Urheberrecht auch für Geo gilt.
128:
„um professionell ein überregionales Printprodukt zusammenzustellen, ganz abgesehen von dem speziellen Fall hier, braucht es nun mal interne Kontrollinstanzen.“
Es hat, zum hundersten Male sei das hier erwähnt, nichts mit dem Redigieren per se zu tun. Es geht darum, dass sich hier ein Redaktionsleiter aufführt, als hätte er einen offenen Hosenstall. Und es geht darum, originäre Rechte zu beachten. Nicht mehr und nicht weniger. Das sollte doch eigentlich nicht so schwer zu verstehen sein.
129:
Wenn man seine Kommentare liest, hat er es offensichtlich immer noch nicht gelernt. Deshalb: Aufgemerkt Herr Gaede, mit Ihrer Handlungsweise und Einstellung, dem hieraus resultierenden Prozess, den zwangsläufig folgenden Artikeln und Diskussionen haben Sie GEO mächtig geschadet! Keine gute Idee angesichts steil nach unten gehender Auflagen. Was sagt denn Ihr Aufsichtsratsvorsitzender, Herr Buchholz dazu?
@92 unterliegt die Urteilsbegründung nicht auch dem Urheberrecht?
@staubib: lol.
Das ist in den USA mal herrlich einfach: was von einer öffentlichen Anstalt kommt, ist entweder geheim, oder public domain. Dazwischen gibts nix.
(und selbstverständlich hat auch der Urheber der Urteilsbegründung das Recht darauf, sie gegen Verfälschung zu verteidigen. Oder was meinst Du?)
Ich habe in Sachen Textänderungen auch schon so einiges über mich ergehen lassen. Aber es war letztlich immer meine Entscheidung (ich war zwar nicht mehr jung, brauchte das Geld aber trotzdem), wie weit ich dabei mitgehe. Der Gedanke, nicht mehr selbst über die Verwendung meiner Werke, seien sie nun gut oder schlecht, bestimmen zu können, ist mir ausgesprochen unangenehm.
Insofern begrüße ich das Urteil.
Machen wir uns nichts vor, mancher Redakteur/Vorgesetzter/Chef MUSS ganz einfach den Artikel/Antrag/Bericht seines Mitarbeites redigieren, damit er seine Position gerechtfertigt fühlt.
Wenn der Prof. nicht den Antrag seines Mitarbeiters umformuliert, käme ja raus, dass man den Prof eigentlich nicht braucht, weil der Mitarbeiter das ganz gut im Griff hat. :-D
@133Hähh? Ja Ja die USA ?!?
Mal ernsthaft: Es gibt in Deutschland zig (Fach-)Verlage, die mit Gerichturteilen gutes Geld verdienen. Für Bundesgerichte gibt es extra Pressestellen, die das ganze übersetzen und redigieren… Was solls:.. prüf es selber (sehr) junger Mann, aber bitte nicht in der USA
@staubib:
Verwechselst Du da Urheberrecht mit Copyright?
Ein Text von mir kann frei kopierbar sein, ohne daß mein Urheberrecht davon auch nur im mindesten beeinträchtigt wird.
Und ich dachte, Du wolltest auf die Schwärzung der Namen als unzulässige Veränderung des Originals hinaus …
Lieber Christian hier 3.11.X, 21.40-50 gelesen und in grossem ganzen 100% zu deiner eindeutigen Gunst verstanden, als Architekt und Kooperativer mit intern. bekannten Künstlern verstehe ich das bedauerliche Beziehungsproblem, einen guten Bauherrn kann/will/soll man der Brötchen wegen nicht vergraulen: Beispiel hier in Kopenhagen das Operngeschenk für 2,5 milliarden Kronen von Reder Mærsk und der über den Tisch gezogene Architektverfasser/urheber Henning Larsen, HL Architekts a/s.
GEO ein mit Multimilliardär Allyren auftretender Bundesstaats Unternehmen (Goliat) und ein kleiner Autodidakt (David) ? Wen traf der kleine Stein, ach die olle Biebel, die ist doch global gesehen längst Schnee von 2009.
Zum Schluss:
„ACHTUNG ACHTUNG EU STOPPT DEN PINISMUS“
(Pinismus von dem Namen Pia Kjærsgaard, DF (Dansk Folkeparti) abgeleitet, seid alle auf hut, wohlgemeint)
Liebe Grüss Dorle&Kurt
PS
Die Geschichte wiederholt sich nicht, kommt aber andauernd wieder
CLEFF ARKITEKTER
@Marc
Es gibt einen großen Unterschied zwischen einem Prof. und einem Redakteur: Universitätsmitarbeiter dürfen auch ohne Vorgesetzte arbeiten und sei es, dass sie sich selbständig machen. Die Journalisten dürfen aber nicht ohne einen verantwortlichen Redakteur publizieren: V. i. S. d. P..
Lange Debatte, in ihren sachlichen Phasen sehr interessant. Aber: Warum gibt es hier kaum jemanden, der unter seinem realen Namen schreibt? Wo doch der Name als Markenzeichen des Journalisten so oft in dieser Debatte leidenschaftlich als Argument angeführt wurde. Es wäre schon schön, wenn hier alle mit offenen Karten spielen würden, damit man weiß, mit wem man es zu tun hat.
Interessanterweise ist auch die Honorarfrage nur abstrakt behandelt worden. Ich nehme mal an, Geo hat dem Autor ordentlich Reisekosten bezahlt und ein für die Zeitschrift typisches Salär zugesagt (stolze Höhe, wenn man glauben darf, was man über Geo-Tarife so hört).
Sprich, die Redaktion investiert bei so einem Auftrag: Vertrauen (in die Fähigkeiten des Autors) und Geld (für die Produktion der Geschichte; nebenbei: ein üppig bezahlter Fotograf war ja auch noch unterwegs …) Nehmen wir also an, dass für den Beitrag mit allen Nebenkosten eine hohe vierstellige Summe oder gar mehr ausgegeben wurde. Es kann der Redaktion nicht egal sein, wenn dieses Geld schlicht als verballert gelten soll, also ist es völlig verständlich, wenn viel dafür getan wird, dass die Geschichte am Ende auch erscheint. Dass man sich mit dem Autor nicht über eine druckbare Fassung einig wurde, wissen wir inzwischen, dass der Ton seitens der Redaktion nicht sehr motivierend war, ebenso. Was nicht klar ist: Hat Christian Jungblut bei seiner Rückruf-Aktion angeboten, die ausgelegten Kosten zu übernehmen, auf das Honorar zu verzichten bzw. einen Vorschlag zur Güte gemacht?
Es ist ja so: Am Anfang solcher großen Reportagen/ Porträts steht immer ein Exposé, auf das sich Redaktion und Autor verständigen. Weicht die Redaktion von ihren Verabredungen ab, muss sie ein Ausfallhonorar anbieten. Hält der Autor nicht, was er ankündigte, wird’s schwierig. Die Redaktion investiert nun also viel Zeit (in die Diskussion, in die Bearbeitung etc.). Sie macht das nicht, weil sie sich sonst langweilen würde, sondern weil sie offenbar begründete Einwände hat (hätte sie etwas gegen den Autor oder das Thema, wäre doch sein Exposé schon aussortiert worden).
Insofern finde ich die Unterstellung, dass da irgendwer selbstherrlich an Texten herumdoktert, sehr naiv. Ich finde auch die Position vieler Journalisten, ihre Produkte seien eigentlich unantastbare Kunstwerke, absolut daneben. Manchmal gibt es diesen glücklichen Fall und dann ist die Redaktion nun wahrlich die erste, die Beifall klatscht. Aber machen wir uns nichts vor: Der Alltag besteht aus verdammt viel Feinarbeit an Texten. Und es gibt übrigens eine Menge freie Autoren, die für dieses gemeinsame Werkeln dankbar sind, weil sie nicht in dem Wahn leben, immer und überhaupt eine Punktlandung hinzulegen.
Soweit eine Minderheitenmeinung in dieser Debatte; nicht anonym und auch arg ausführlich, aber die Dinge sind halt nicht so eindimensional, wie hier doch viele denken.
Manuela Thieme; DAS MAGAZIN
@h.M.Voynich
Nein, das verwechsle ich nicht. Was ist denn Copyright? Lebst Du denn in der USA, in England.. ? Hier ging es doch um Urheberrecht.. nicht um Markenrecht..?
Und.. wenn ich 320 von Dir geschriebene Seiten von Harald Plutter kopiere und gut an einen Verlag verkaufe, ist dann Dein Urheberrecht nicht verletzt?
Warum soll das denn bei guten/schlechten juristischen Kommentaren oder URTEILEN anders sein?
Ums schwärzen ging es nicht. Immmerhin schwärzt der Betreiber hir mittlerweile. Ich dachte der markiert nur den Kevin altrosa ;-)
@ 139
Hallo Kurt, auch wenn das hier ein todernster Ort ist – selten so gelacht – kongligt Humorminister! Witz war schon immer die beste Waffe! Herr G., verstehen Sie das wenigstens ?
@Manuela Thieme, #141: Wenn Real-Namen, dann bitte auch Angabe des Planeten, auf dem man lebt. Dass Redaktionen freien Journalisten Reisekosten bezahlen, ist seit 2000 eine absolute Ausnahme und ungefähr so häufig wie ein 5er im Lotto. Reisekosten müssen heute in einer Mischkalkulation von Mehrfachverwertungen aufgefangen werden, das gilt auch für Geo, wie ich von einer Autorin weiß.
Ich glaube, diese Diskussion dürfen wir langsam ad acta legen – wenigstens 95% der Kommentatoren sind sich ohnehin einig, und Herr Gaede hat dazu gelernt und wird hier höchstens noch mitlesen und sich kaum weiter äußern. Einerseits, weil er mit seiner Sicht kaum „gewinnen“ kann, und andererseits, da jede weitere Offenbarung ein schlechtes Licht auf ihn und das Magazin bzw. dessen Redaktion wirft. Immerhin, Herr Gaede erweist sich somit als lernfähig, und die Medienlandschaft ist mit einem Kölner „Un-Fall“ schon gestraft genug…
Sehr geehrte Frau Thieme,
„Insofern finde ich die Unterstellung, dass da irgendwer selbstherrlich an Texten herumdoktert, sehr naiv. Ich finde auch die Position vieler Journalisten, ihre Produkte seien eigentlich unantastbare Kunstwerke, absolut daneben.“
Auch ich weise manchmal Unterstellungen, die mich direkt oder indirekt betreffen, energisch von mir, während ich im gleichen Atemzug selbst den Diskussionsgegner einer nicht beweisbaren Geisteshaltung bezichtige, weil es sich in ihrer (von mir freilich erst konstruierten) Absurdität so famos auf sie eindreschen lässt. In der Regel bleibt mir die Ironie meiner Äußerungen zunächst verborgen, wenn mir dieser spezielle Lapsus unterläuft.
So simmer halt.
Sehr geehrter Herr Peter-Matthias Gaede,
es gilt nach wie vor,
wer argumentiert,
der verliert.
Musste „reflexartig“ an diesen Gedanken krampfen, als ich Ihren Kommentar lesen „durfte“.
Aber Sie wissen ja selbst, wie gut Sie sind.
JO@144, genau deswegen wird über Kongresswahlen in den USA (wie auch bei den Präsidentenwahlen) von den ÖR mehr berichtet, als bei den Bundestagswahlen. Ende 20:15/ US Wahlen: Nachtsendung bis 7:00 Uhr Ich glaube so ziemlich jeder ÖR-Journalist fährt rechtzeitig auch zur richtigen Wahl!
Wieso verlinkt hier eigentlich niemand die Darstellung bei carta.de? Oder habe ich da etwas übersehen?
(Stefan: das ist doch eine Quervorlage für Deine Position – oder habe ich auch da etwas übersehen?)
@Manuela Thieme, #141: „Warum gibt es hier kaum jemanden, der unter seinem realen Namen schreibt?“
Ich weiß zwar nicht, wie Sie herausfinden könnten, ob jemand z.B. K.F. Neumann tatsächlich K.F. Neumann oder nicht doch vielleicht Manuela Thieme ist, aber was würde das ändern? Ist ein Beitrag, unter dem K.F. Neumann oder Manuela Thieme steht besser als einer unter dem staubib oder DL2MCD steht?
(offtopic, ich weiß, aber ich dachte, nach 149 Beiträgen ginge das)
@Marc-Oliver: Frau Thieme hat ihre Meinung sachlich, differrenziert unaufgeregt und nachvollziehbar vorgetragen und damit diesen Strang wie kaum ein anderer hier bereichert. Weder hat sie etwas „energisch“ von sich gewiesen, noch viel weniger hat sie auf etwas „eingedroschen“. Sie mögen anderer Meinung sein, ich finde es aber schade, nein, ich finde es wirklich ärgerlich, dass Sie so schnell mit diesem albernen Ton hantieren. So viele gute (und, nochmal, damit meine ich: ernstzunehmende, nicht die, die nciht Ihrer Meinung sind) Beiträger gibt es hier denn doch nicht, dass man sie dann gleich mal lässig abstrafen muss.
Wissen Sie, Marc-Oliver, ironisch finde ich, dass Frau Thieme die Sache mit der Selbstherrlichkeit auch gar nicht beweisen musste (wirklich? Hier kann man nicht von vielen lesen, dass „die Redaktion“ so eine Art Nordkoreakonstruktion sei, gegen die es die Autoren zu schützen gelte und die „alles“ „immer“ „sofort“, oder so ähnlich, in „den Mainstream“ überführen wolle?). Das haben Sie selbst erledigt, denn der Impetus Ihres Beitrags verkörpert genau das, was Sie in einer doch recht selbstgefälligen Weise anzuklagen sich durchaus erfolglos bemühn.
@151
Frau Thieme scheint den Strang hier nur unzulänglich gelesen zu haben zumindest die ernstzunehmenden Passagen. Dass ein Artikel nicht als Heiligtum gewertet wird und dass dieser durchaus verändert, verbessert, verschlimmbessert werden darf und soll, darüber war man sich hier recht früh einig. Dass es um ein gänzlich anderes Thema geht, und nun bin ich hier wohl der gefühlt hunderste, der dies benennt, um die Rechtmäßigkeit einer Redaktion einen Text unter dem Namen eines Autors zu veröffentlichen, dem dieser nicht zugestimmt hat.
btw. die Argumentation mit den zurückzuzuahlenden Reisekosten ist, freundlich ausgedrückt, naiv.
@152, JMK: Es stimmt, dass der Punkt von Stefan Niggemeier ein anderer war. Ob es ein „gänzlich anderer“ war? Es ist doch kein Zufall, dass die Debatte, immer wieder, auf die grundsätzliche Beziehung zwischen Redaktion und Autor kam. Möglicherweise gibt es eine Schnittmenge, die viele interessiert. Und warum soll man Herrn Niggemeiers Text nicht zum Anlass nehmen, das zu thematisieren – solange das in angemessener Weise geschieht? Ich verstehe, dass die Eigendynamik der Kommentare im Sinne von Sachlichkeit überprüft und ggf. gebremst werden sollte. Aber solange es sachlich um eine interessante Frage geht? Mein Eindruck ist, dass Frau Thieme den Artikel und viele Kommentare nicht unzulänglich gelesen haben muss, um ihren Kommentar zu schreiben, der ja auch ein Meta-Kommentar war. Im übrigen habe auch ich mich, jenseits der „ernstzunehmenden Passagen, über die Tendenz zur Schwarz-Weiß-Malerei geärgert.
Gut, das Reisekosten-Argument mag ein wenig vorschnell gewesen sein; die Frage nach dem „Vorschlag zur Güte“ fand ich legitim. Frau Thieme lebt auch nicht auf einem anderen Planeten; natürlich bezahlen Redaktionen auch Reisekosten, die guten nämlich.
@Detlef Borchers: Ich kenne Redaktionen, die immer noch freien Journalisten Reisekosten bezahlen, und habe auch selbst als Redakteur Aufträge an freie Journalisten erteilt, bei denen die Reisekosten bezahlt wurden. Und das im Jahr 2010.
Den bislang heftigsten Ärger wegen der Bearbeitung eines Textes hatte ich übrigens mit einem Kischpreisträger in Gold, der ein unfassbar gelangweiltes und langweiliges Manuskript abgeliefert hatte, das den Namen Reportage nicht verdiente. Ich schrieb den Text um und schickte ihm die neue Fassung zur Prüfung zu. Er schrieb zutiefst empört zurück, dass er sich von einem Banausen wie mir nicht redigieren lasse – und schickte einige Tage später eine sehr lesbare Neufassung, die dann auch so gedruckt wurde.
@141, Manuela Thieme: Wenn hier Leute unter einem Pseudonym schreiben, dann steht das überhaupt nicht im Widerspruch zu der Ansicht, dass der eigene Name eine Marke ist, die man nicht durch vermurkste Artikel beschädigt wissen will. Die Verwendung von Pseudonymen im Internet hat sich vor langer Zeit halt eingebürgert.
In Foren bevorzuge ich normalerweise auch Pseudonyme, einfach weil’s so üblich ist und weil ich überdies keine Lust habe, allein aufgrund meines Namens diskriminiert zu werden. Hier z.B. tue ich das nicht, weil ich erstens daran glaube, dass sich hier die meisten benehmen, zweitens an die Vernunft vom Niggi (ich bin immer versucht Nörgel-Nigge zu schreiben! :D) glaube und drittens i.d.R. meine Webseite nenne, auf der sowieso mein Name zu finden ist.
Nicht vergessen sollte man aber auch den Unterschied zwischen Kläger und Leser. Während Jungblut ein Journalist ist, dessen Name dessen Kapital ist, schreiben Leser einfach ihre Meinungen. Dass diese nicht zwingend ihren eigenen Namen unter einem Kommentar sehen wollen, kann handfeste Gründe haben. Man denke nur an potentielle Arbeitgeber, die den Kandidaten durchgoogeln.
@staubib:
„Und.. wenn ich 320 von Dir geschriebene Seiten von Harald Plutter kopiere und gut an einen Verlag verkaufe, ist dann Dein Urheberrecht nicht verletzt?“
Nicht, wenn ich sie als cc-by veröffentliche, oder als als cc-by-sa.
http://de.wikipedia.org/wiki/Creative_Commons
„Sie mögen anderer Meinung sein, ich finde es aber schade, nein, ich finde es wirklich ärgerlich, dass Sie so schnell mit diesem albernen Ton hantieren.“
Ich sehe keinen Anlass, jemanden abzustrafen, geschweige denn für eine Meinung. Ich kann bloß die Beiträge der von Frau Thiele zitierten „vielen Journalisten“, die angeblich behaupteten, „ihre Produkte seien eigentlich unantastbare Kunstwerke“, nicht finden. Ich halte jenen Verweis auf die vielen Unbekannten daher für eine rhetorische Luftnummer, die der von Frau Thiele (im Satz zuvor) als „naiv“ kritisierten Haltung an Unsachlichkeit mindestens in nichts nachsteht. Auch diese Meinung ist doch sicher gestattet.
@150: Wieso ich meinen Namen nicht mehr verwende, ist hinlänglich bekannt. Weil ein Richter der Ansicht ist, das sei ein unfairer Wetbewerbsvorteil, weil Leute mich dann glatt begeistert ob meines Schreibtsils kontaktieren könnten. Ja, Adresse und Telefonnummer wurde mir auch verboten, anzugeben. Und hgesagt, ich könne als Journalist gefälligst ein Pseudonym verwenden.
Zur Sache: Ob Geo nun gut oder schlecht redigiert hat, darum geht es doch gar nicht. Ich habe auch schon scharf redigiert. Auch schon zu scharf. Z.B., als ein schweizer Autor meinte „die öffentlich-rechtlichen Sender müssen noch viel mehr ins Internet“, worin ich als damaliger Chefredakteur anderer Meinung war, da wir in Deutschland die öffentlich-rechtlichen Sender bereits viel zu sehr im Internet haben, wo sie sogar kontrollieren wollen, wer mit wem noch per E-Mail korrespondieren darf und dies gegebenenfalls per einstweiliger Verfügung unterbinde und die strittigen E-Mails zu sich umleiten lassen. Und für die Internetnutzung Rundfunkgebühren verlangen. Von Stefan, dafür, daß er sein Blog schreiben darf, und von uns, dafür, daß wir hier kommentieren dürfen. Sie sind unsere Konkurrenz, doch wir müssen sie dafür bezahlen, e-mailen, bloggen, chatten, surfen zu dürfen. Darüber beschwerte sich der Autor beim Herausgeber, und ich war kein Chefredakteur mehr.
Der Punkt ist, a) der Redakteur muß dem Autor die korrigierte Version vor Abdruck zukommen lassen und b) dieser muß sein Ok geben.
In den meisten Redaktionen – online sowieso, da besteht technisch meist gar nicht mehr die Möglichkeit, von der Zeitknappheit ganz zu schweigen – findet a) heute nicht mehr statt. Damit schleichen sich auch Sachfehler in die Texte ein. Online kann man nachkorrigieren, gedruckt nicht.
Bei Büchern sollte es aber möglich sein, eine Korrekturfahne (gerne als PDF elektronisch) zu erhalten. Es ist ärgerlich, von Lesern wegen einer Abbildung angegangen zu werden, ohne auch nur zu wissen, was dort zu sehen ist (nämlich ein zuvor nie gesehenes Bild, das der Lektor privat geschossen hatte).
Ich habe a) sogar in Blogs eingehalten. Daß der Autor dann nicht b) gesagt hat („paßt mir so nicht“), sondern zum Chef gerannt ist, war überflüssig.
Wenn aber der Autor sagt „paßt mir so nicht“, dann muß sich der Redakteur auch dran halten. Denn es steht nunmal der Name des Autors unter dem Text, nicht der des Redakteurs.
Und um das ganze hier mal zu relativieren: In 95% der Fälle klappt die Zusammenarbeit zwischen Autoren und Redakteuren. Die Texte werden besser, und die Autoren lernen dabei auch selbst und liefern mit der Zeit auch von sich aus ordentliche Texte, schnallen die Linie des Mediums. ich war bei einem alternativen medium, da lieferten gerade die Politautoren anfangs fast unverständliches Gestammel und gegen Ende brauchbare Texte. Denn ich bin als Redakteur auch froh, wenig Arbeit zu haben (kürzen muß man ja online normalerweise nicht, schrecklich nur, wenn jemand Doktorarbeiten mit 80.000 Anschlägen abliefert, an denen man 3 Tage redigiert). Beschwerden gab es in der Zeit eigentlich seitens der Autoren nur, wenn ich mit der Überschrift mal zu deftig geworden war.
Es gibt aber halt Fälle, wo man unterschiedlicher Meinung ist. Und dann gilt nicht „Ober sticht Unter“, sondern „der Autor hat das letzte Wort“. Dann muß der Redakteur entweder seine Änderungen soweit zurücknehmen, daß er doch noch ein OK bekommt, oder den Text ablehnen. So blöd das dann auch ist.
Nicht mehr und nicht weniger sagt auch dieses Urteil.
@141/Manuela Thieme
Lange Debatte, in ihren sachlichen Phasen sehr interessant. Aber: Warum gibt es hier kaum jemanden, der unter seinem realen Namen schreibt? Wo doch der Name als Markenzeichen des Journalisten so oft in dieser Debatte leidenschaftlich als Argument angeführt wurde. Es wäre schon schön, wenn hier alle mit offenen Karten spielen würden, damit man weiß, mit wem man es zu tun hat.
Wenn einigen Journalisten keine Argumente mehr einzufallen drohen, ziehen sie die Karte der Pseudonyme. Haben Sie auch schon mal Schriftsteller gefragt, warum die evtl. Pseudonyme verwenden? Was macht ein Argument anders, wenn ich weiss, ob es sich um „Peter Schulze“ handelt oder um dessen Pseudonym „Heinrich Meier“?
Es gibt viele auch arbeitsrechtliche Gründe, warum hier mit Pseudonymen geschrieben wird. Sie dürften nicht interessieren, solange nicht Missbrauch damit getrieben wird (siehe Konstantin-„Affäre“). Der wahre Grund, anonyme Äusserungen in Blogs und Foren nur deswegen zu diskreditieren liegt darin, weil die so verunsicherten Journalisten kein Zuordnungs-Memory mehr betreiben können. Da sie es gewohnt sind, Person und Aussage immer miteinander zu verknüpfen (das erspart im idealfall die Auseinandersetzung mit der Aussage), sind sie verunsichert. Das „offene Visier“, was sie (und Sie) immer beklagen brauchen sie (und Sie) in Wirklichkeit nur, um bei passender Gelegenheit dem Diskutanten in die Augen zu stechen.
Die von Ihnen so oberlehrerhaft gelobte Diskussion wäre nicht einen Deut besser, wenn die Original-Namen bekannt wären.
Hallo allerseits,
ich habe diese Diskussion mit großem Interesse gelesen – wohl gemerkt, aus absolut neutraler Position. Bin weder Journalist noch Redaktionsmitglied, „nur“ jemand, der seine Brötchen mit guten Texten verdient. Und da ich den Jungbluth-Text (vorher/nachher) nie gesehen habe, kann ich mir bislang keine Meinung dazu bilden, welche der beiden streitenden Parteien hier eigentlich im Recht ist/war.
Aber eines springt hier doch sehr ins Auge: die sprachliche Selbstverliebtheit vieler Diskutanten. Bin etwas erschlagen von der Größe der Egos, die da toben. Auch Frau Thiema hat dergleichen angemerkt – und wurde natürlich sofort schnoddrig-eloquent (oder sagen wir besser: mit hochnäsigem Sarkasmus) zurechtgebügelt. Unberechtigterweise, wie ich finde. Sie ist eine der wenigen, die Sachlichkeit ins Spiel und einige Dinge klar auf den Punkt gebracht haben.
P.S. Wobei ich in Sachen Pseudonym, wie man sieht, nicht ganz mit ihr konform gehe :-)
@Detlef Gürtler: Ich sage nicht, dass überhaupt keine Reisekosten mehr gezahlt werden, ich sage nur, dass im Vergleich zu der Zeit vor 2000 sehr selten Reisekosten bezahlt werden. Stattdessen kommen mir Redakteure mit schlechtem Gewissen häufig mit Vorschlägen, wie man Außengigs finanzieren kann. Die Debatte zu den Auszeichnungen kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Journalistenpreise sind wie Hundehaufen. Irgendwann tritt man hinein und das wars. Durch die Bank weg Industrieschmeichlerei. Die Vorstellung, dass ich von einem Verlag ein Schreiben bekomme, in dem darauf hingewiesen wird, welche Königsscheibe ein Redakteur da vor seinen Verstand genagelt hat, finde ich belustigend.
GEO muss ja manchmal gar keine Reisekosten zahlen, weil sie die Bilder über Agenturen kriegen und dazu kalt unter Zuhilfenahme einiger abtelefonierter Eindrücke des Fotografen oder anderer, die sich vor Ort auskennen, eine „Reportage“ schreiben. Wirklich wahr. Und selbst in der kleinen Autorenbio unter dem Text wird das nur sehr zwischen den Zeilen klar, aber da muss man dann schon genau hinsehen und von solchen Praktiken wissen. Wirklich wahr.
@Manuela Thieme,
zu ihrer Frage nach den Klarnamen: weil wir uns schlicht in der Welt der Bloggs befinden. Hier kann, muss man nicht unter einem Klarnamen bloggen. Nicknames (auch mit dem Begriff „Künstlernamen“ übersetzbar) sind oft bereits langjährig etablierte Netznamen und nicht wenige Menschen haben jenseits der Nicknames mit ihren Klarnahmen kaum einen Bekanntheitsgrad. Ich finde die Rückfrage mit Verlaub merkwürdig, die allermeisten Journalisten und Autoren, die ich im realen Leben kenne, arbeiten sehr wohl auch unter einem Pseudonym – oft übrigens von außen so aufgedrückt, weil’s dem Image des Herausgebers nicht schmeckt (oft auch dem Image des Autoren, keine Frage). Kurz: nicht den Klarnamen verwenden ist auch offline so neu nicht und braucht daher nicht ausschließlich als negatives Merkmal einer Online-Diskussion aufgedrückt werden, noch verwundern.
Über Ihre Honoraranmerkungen indes kann man sich wundern. (Über etwaige Höhen muss hier nicht diskutiert werden, die kennt keiner außer den beiden Vertragspartnern im aktuellen Fall.) GEO hat eine Dienstleistung Text eingekauft und erhalten. So ich die Sachlage sehe mit einem gewissen Vertrauensvorschuss zum Autoren – man hat schon länger gemeinsam gearbeitet. Der Autor hat seine Dienstleistung, wie besprochen, abgeliefert und hat sich mit der Überarbeitung eines Dritten dem Redigieren seiner Arbeit im üblichen Maß einverstanden erklärt. Diese Textüberarbeitung erfolgte nicht mehr im üblichen Maß, der Autor konnte im Nachhinein seinen eigenen Text als seinen eigenen nicht mehr wieder erkennen und konnte somit mit gutem Gewissen nicht sagen: „Ja, das ist noch meine Arbeit unter der ich meinen Name setzen kann.“ Der Autor hat seine Arbeit geleistet. Warum soll er dann sein Honorar zurück zahlen? Weil sie soweit verändert wurde, dass er als Autor nicht mehr guten Gewissens seinen Namen darunter setzen kann? Dann würden hier auch die Rechte Dritter – desjenigen, der den Neuentwurf verfasst hat – verletzt. Ja, an dieser Stelle hat man auch als Autor gelegentlich die Pflicht zu sagen: darf nicht unter meinem Namen so publiziert werden. Es ist nämlich nicht der Verlag, der sein okay zu dieser Rechtsverletzung gibt, es ist der Autor!
Wohlbemerkt, hier geht es nicht um angemessenes Lektorat im Sinne einer üblichen redaktionellen Überarbeitung. Dagegen wird kaum ein Journalist etwas einzuwenden haben, die meisten von ihnen wissen, dass sie fehlbar sind und gelegentlich eine Arbeit im Team sogar besser werden kann. Hier ging es in der Tatsache darum, dass der Autor seine Arbeit nach dem Lektorat nicht mehr als seine eigene erkennen und somit namentlich kennzeichnen konnte. Wenn wir anfangen Autoren dieses Recht abzuerkennen, haben wir ein Problem!
Ja ja … Redakteure haben’s schwer, und Verleger noch viel mehr.
Die ermüdende Diskussion um alle möglichen Aspekte des institutionalisierten Publizierens im 21. Jahrhundert zeigt, dass es zum eigentlichen Thema im Grunde nichts zu sagen gibt. Denn im Kern geht es hier ja um die längst beantwortete Frage, wer denn nun über die Verwendung eines Textes zu bestimmen hat, sein Urheber oder irgendein Verlag.
Ich finde nach wie vor sehr befremdlich, dass die GEO dieses Fass überhaupt aufgemacht hat. Gut, dass es vom Landgericht Hamburg(!) gleich wieder geschlossen wurde.
@141 (manuela thieme):
bei diskussionen unter artikeln im internet hat das pseudonym für mich drei vorteile:
– für ein ablenken ad hominem steht nur die äußerung des pseudonymen teilnehmers zur verfügung. mut- und anmaßungen werden eher deutlich und unprüfbare aussagen, die auf naher kenntnis der person beruhen, sind nicht möglich. im idealfall ist die sachliche ebene der einzig mögliche schauplatz der unterhaltung.
– wo keine klarnamen benutzt werden, werden sie auch nicht missbraucht. so ein missbrauch könnte natürlich mit ganz herkömmlicher recherche in vielen fällen verhindert werden, klar. ich persönlich diskutiere lieber unter pseudonym und erspare dem hausherrn im zweifel die nachfragen. den missbrauch meines pseudonyms zu verhindern, ist einfacher. wie das geht, wurde hier vor kurzem wie plätzchenteig ausgebreitet. in der regel muss man dazu nicht einmal ip-adressen betrachten.
– unter pseudonym kann ich freier schreiben. diese freiheit bezahle ich aber damit, dass verweise auf meinen persönlichen hintergrund unprüfbar bleiben. das fällt mir immer wieder schwer, aber letztlich bringt es mich immer mal ein bisschen weiter, wenn ich merke, dass ich mich nur auf den öffentlichen teil des themas berufen kann. sie glauben ja gar nicht, wie viele kommentare ich schreibe, ohne am ende auf den „kommentar abgeben“-knopf zu drücken.
pseudonyme sind gleichermaßen ein verlust wie ein gewinn. on the internet, nobody knows that you’re a dog. ich weigere mich, das als mangel zu begreifen.
.~.
Frau Thieme:
Es ist ja der Redaktion unbenommen, die Recherchen des Reporters zu benutzen, denn die sind im Urheberrecht nicht eingeschlossen. Damit erübrigt sich auch die Frage nach der Rückzahlung der Reisekosten und Spesen. Wenn die Redaktion die Recherchen nicht nutzt, ist es ihr Problem, nicht das des Reporters, der seinen Artikel zurück gezogen hat.
Über das Honorar kann man streiten oder besser – sich einigen. Da der Reporter ja die Arbeit des Textens geleistet hat und das Stück meist auf das betreffende Blatt zugeschrieben wurde und es selbst mit größeren Änderungen, also Mehrarbeit, nur schwerlich an andere Zeitschriften/Zeitungen zu verkaufen ist, sollte er jedenfalls ein Ausfallhonorar bekommen – in der Regel wohl die Hälfte des ursprünglich abgemachen Honorars.
Das alles hängt jedoch von den Bedingungen ab. Liegt das Nichterscheinen an einer Verweigerungshaltung der Redaktion, wie offensichtlich im vorliegenden Fall, sollte das volle Honorar gezahlt werden. Im entgegengesetzten Fall wird es etwas komplizierter, da ein völliger Honorarausfall einen freien Journalisten mehr trifft, als einen Verleger, der jedenfalls ein Teilhonorar zahlen muss. Deshalb sollte auch dann die 50/50-Regel gelten.
99,9% sind glücklich mit GEOs Redigierkünsten. Einer nicht. Das sind also 999 Glückliche. Mögen mal einige dieser 999 hier ihre Sicht darstellen? Oder gibt’s das hier oben schon?
@Gregor Keuschnig (#159): Pseudonym führt zur Auseinandersetzung mit dem Text, nicht mit dem Autor. Schöne Erkenntnis. Da möchte ich mal den Umkehrschluss tätigen und behaupten, dass uns viele „Bestseller“ erspart geblieben wären, hätten die Autoren unter Pseudonym geschrieben…. Doch auch ein Pseudonym schützt nicht davor, sich einen guten oder nicht so guten Ruf zu erarbeiten.
Am Text den Autor zu erkennen, das kann erfreulich sein (s. oben # 9)
btw.: Die von mir oben erwähnte Reportage erschien doch erst in GEO 10.1984 und Karl-Heinz Wocker schrieb über Stratford upon Avon. London erwähnte er nur am Rande. (Asche auf mein altes Haupt.)
@169/polyphem
Da möchte ich mal den Umkehrschluss tätigen und behaupten, dass uns viele „Bestseller” erspart geblieben wären, hätten die Autoren unter Pseudonym geschrieben.
Das bestreite ich gar nicht, obwohl es darum gar nicht geht. Die Frage ist, ob ein Pseudonym einen Text per se diskreditiert. Das ist meines Erachtens nicht der Fall, wird aber immer wieder behauptet, auch um dem Argument nicht begegnen zu müssen.
dot tilde dot (#166) trifft es da schon sehr genau.
@Gregor Keuschnig (#170): Meine Anmerkung war nicht als Widerspruch zu irgend etwas gemeint. Nur eine Anmerkung. Ich war versucht, ein smily dran zu hängen, aber ich will emoticons auch nicht zu häufig benutzen.
Ihrer Wertung des Textes von dot tilde dot stimme ich gern zu.
@108:
„Es ist wie in richtigen Berufen: Theoretisch haben Arbeitnehmen die tollsten Rechte. Praktisch finden aber auch Arbeitgeber schnell einen Kündigungsgrund und Ersatz. Das mag man bedauern, aber das kann man nicht wegdiskutieren.“
sind dann verfahren in bezug auf die mißachtung der rechte von arbeitnehmern etwa nicht sinnvoll? nur weil es teilweise gängige praxis ist, heißt es doch nicht, daß es hingenommen werden kann/darf. klare gesetzliche vorgaben sind ja wohl von allen seiten einzuhalten. und ich finde, daß es dazu dann auch gerichtliche klarstellung braucht. genauso wie beim demonstrationsrecht – stichwort „münchner kessel“, es muß dem verletzer von rechten erschwert werden (insbesondere mit androhung von sanktionen), dieses fortzusetzen oder zu wiederholen.
und ich sehe es auch hier so, es kam ja nicht auf den inhalt an sondern gegenstand war, daß der verlag den text gegen den willen des verfassers abdruckte. genaugenommen braucht man dafür kein gericht, das ist bei bloßer sachkenntnis von grundzügen des urheberrechts klar (analog zum urteil des BGH gestern zur mietminderung ohne mängelanzeige, aber das nur nebenbei).
natürlich muß man sich mit bestimmten dingen arrangieren, und der verlag (bzw. der arbeitgeber) sitzt häufig genug am längeren hebel. aber man muß sich nicht alles gefallen lassen, sonst wird der hebel zum hammer.
ach ja, nachtrag: was ist daran so bezeichnend, daß ein 67jähriger den juristischen sieg einfährt? meinst du, das spielte für das gericht eine rolle?
@173
Wo schreibe ich das? Ich schreibe, dass ein 67-Jähriger es sich eher erlauben kann, es auf dieses Verfahren ankommen zu lassen als ein 27-Jähriger, der noch 40 Jahre lang davon leben muss, dass Zeitschriften seine Artikel in veränderter oder unveränderter Form abdrucken.
Aber das bringt hier alles nichts: Arbeitsrechtsromantik ist mir zuwider, wir leben zum Glück immer noch in einer Marktwirtschaft, und da werden sich flexiblere Autoren durchsetzen.
Arbeitsrechtsromantik.
Arbeitsrechtsromantik?
ArbeitsrechtsromantikArbeitsrechtsromantikArbeitsrechtsromantik.
Was für ein hässliches Wort…
Also plädiert unklartext für unarbeitsunrechtsunromantik – wahrhaftig ein Großmeister der dreifachen Verneinung.
@unklartext, #174
Mir scheint, die Industrialisierung wäre genau Ihre Zeit gewesen – „Marktwirtschaft“ pur, ganz ohne „Arbeitsrechtsromantik“. Echt doof, dass sich in der Zwischenzeit so viele romantisch verklärte Vollidioten für Arbeitnehmerrechte eingesetzt haben, sonst würden nach wie vor paradiesische Zustände herrschen. #facepalm
@Squeedly
Was erwarten Sie denn von der Zukunft? Wenn Deutschland vor der Wahl steht, die Standards hier weiter runterzuschrauben oder aber noch mehr Arbeitsplätze ins Ausland anwandern zu sehen: Wie viele der „Arbeitnehmerrechte“ werden wohl DE FACTO übrig bleiben?
Mir ist klar, dass viele Journalisten Träumer Wallraffscher Prägung sind. Das Erwachen wird für einige dann umso böser sein.
Da mögen Sie sich noch so oft mit der Hand vor’s Gesicht schlagen.
@ unklartext: Da ich Ihnen ungern Ihre Realität mit Fakten versauen möchte, bitte ich Sie weiterhin ganz, ganz fest an das neoliberale Zerrbild der Wirklichkeit zu glauben – das wird schon…
„neoliberales Zerrbild“ – Da hat aber einer ganz tief in die neo-sozialistische Begriffskiste gegriffen.
So, jetzt muss ich aber weiterarbeiten. Meine 0-EUR-Praktikantin braucht neue Instruktionen.
Ja:
@creezy #164: Zu Pseudonymen, aber vollkommen Off-Topic:
Als ich letztes Jahr zufällig Jens Weinreich traf, stellte er sich mir vor und auch ich sagte meinen Namen. Sein Gesicht bildete ein Fragezeichen. Ich habe dann begonnen – fast Fanboy-artig – von einem seiner Artikel zu schwärmen. Immer noch mit einem Fragezeichen im Gesicht fragte er: »Muss ich Dich eigentlich auch kennen?« Ich sagte, dass ich unter Pseudonym hauptsächlich bei Niggemeier aber auch ihm und anderen kommentiere. Als er dann sehr freundlich »Ach Du bist SvenR!« sagte, war das einfach großartig.
[gelöscht und weg.]
Jetzt aber herbei, liebe Zuwanderer, damit nicht in zehn Jahren in D die Arbeitskräfte knapp werden und womöglich wieder Arbeitsrechtsromantik aufkommt.
@SvenR: Faktencheck. Hart aber fair. Wenn Pseudonym auf Wirklichkeit trifft. ;-)
In der Debatte (natürlich nicht hier;-) gibt es immer wieder Leute (auch Journalisten), die den Sinn des Urteils nicht verstehen. Die reden dann ziemlich viel Unsinn daher: Wer zahlt, schafft an! sagen sie, oder: Wenn ich für etwas bezahle, dann habe ich auch das Recht, damit zu machen, was ich will. Was kriege ich nicht täglich für schlechte Manuskripte auf den Tisch. Soll ich die etwa mit allen Fehlern drucken? In dieser Preislage wird argumentiert.
Doch diese hemdsärmeligen Einfälle gehen am Thema vorbei. In Paragraph 2 Urhebergesetz wird schlicht und einfach festgestellt, was urheberrechtlich geschützt ist. Zum Beispiel Architektenentwürfe, Karten, Reden, Computerprogramme, Tabellen… und eben auch “Schriftwerke”. Und zu all diesen “Schöpfungen” oder “Werken” hat der Urheber laut Absatz 2 dieses Paragrafen eine persönliche Beziehung, die er auch gar nicht abtreten kann.
Eine Zeitschrift oder Zeitung kauft dem Autor per Vertrag auch nicht dessen Schöpfung oder Werk ab (was oft angenommen wird), sondern lediglich das Nutzungsrecht an diesem Werk (zu dem der Autor weiterhin in einem persönlichen Verhältnis steht. Er bleibt der Urheber, auch wenn er die Nutzung verkauft!). Das ist der Sinn des Urheberpersönlichkeitsrechts, das es in dieser Form nur in Kontinentaleuropa gibt. Und das hat traditionelle Gründe. Kann man ablehnen, ist aber so.
Die persönlichen Interessen des Urhebers am eigenen Werk (in diesem Fall: dass es nicht entstellt wird) darf ein Autor gemäß Paragraf 14 Urhebergesetz verteidigen. Das ist der eigentliche Punkt. Er muss es nicht (und viele tun es auch nicht), aber er kann.
Manche Autoren sind sehr tolerant, was Änderungen an ihren Texten angeht (einige sind vielleicht sogar dankbar dafür), andere wiederum nehmen es mit jeder Zeile sehr genau. Meine Erfahrung (aus Redakteurszeiten) ist, dass die “schwierigeren” Autoren oft die besseren sind. (Und hier gilt natürlich – wie immer in solchen Fragen – auch das Gegenteil: pflegeleichte Autoren können besser sein als schwierige). Doch diese Abstufungen spielen beim Urteil überhaupt keine Rolle.
Das oben beschriebene Urteil sagt lediglich: Wir haben hier einen interessanten Fall, in dem sich die beiden Seiten nicht einigen konnten. Das gibt uns Richtern die Gelegenheit, die Rechtslage zu klären. §2, §14 und §23 (Bearbeitungen dürfen nur mit Einwilligung des Urhebers veröffentlicht oder verwertet werden) sind eindeutig. Diese Klärung zum Urheberpersönlichkeitsrecht ist für viele Autoren eine große Hilfe.
Es ist ein Wink mit dem Zaunpfahl, die Zusammenarbeit zwischen Autoren und Redakteuren zu verbessern.
http://carta.info/35603/die-handschrift-des-reporters
Der Hamburger Freien-Stammtisch der dju (Deutsche Journalistinnen und Journalisten Union in ver.di) begrüßt das Urteil der 7. Zivilkammer des Landgerichts Hamburg, das der Hamburger Autor und Kisch-Preisträger Christian Jungblut gegen das Magazin GEO erstritten hat. Dieses Urteil stärkt nicht nur das Urheberrecht, sondern zeigt auch den Rahmen, den eine Redaktion gegenüber den Rechten von freien Autoren hat.
Wir fordern alle Redaktionen der Medienstadt Hamburg auf, sich dieses Urteil genau durchzulesen und es in Zukunft im Umgang mit ihren freien Autoren nicht nur zu berücksichtigen, sondern es auch aktiv umzusetzen.
Hamburg, 2. November 2010
185:
Dann hoffen wir mal, dass auch Frau Thieme noch hier mitliest. Ob allerdings der Geo-Chef den Kern der Angelegenheit nun versteht, dürfte eher unwahrscheinlich sein.
Ich kenne Herrn Jungblut und weiß, dass er nach wie vor vom Schreiben leben muss wie ein 30-, ein 40-, ein 50jähriger. Die wenigsten Freien können von ihrer Rente leben. Sie ist allenfalls ein Zubrot. Es gibt etliche Beispiele von hervorragenden Autoren, Freien, die im Alter über kaum finanzielle Mittel verfügten. Aber Schreiben hält ja bekanntlich jung.
@staubib:
Auch Gerichtsurteile fallen unters Urheberrecht – nämlich unter dessen Schrankenbestimmungen. Deswegen dürfen sie auch jederzeit (und vergütungsfrei) publiziert werden. Von dem in § 11 UrhG formulierten Leitbild des Urheberrechts sind sie ausdrücklich ausgenommen.
Marco Valdo
http://widmerwandertweiter.blogspot.com/2010/11/ich-bin-kein-steinbruch-lieferant.html
Viele streiten hier darüber, ob Redigatur einen Text besser oder schlechter macht. Wie Stefan Niggemeier richtig feststellte: Darum geht es in diesem Urteil nicht, sondern nur darum, ob ein Autor verbieten kann, dass sein Name über einem Text steht, der nicht mehr seiner ist.
Als Redakteur, der ständig Geschichten an freie Autoren herausgibt und redigiert – aber ebenso jahrelang als freier Journalist gearbeitet hat – möchte ich aber auch noch etwas zur Praxis des Redigierens sagen.
Sicherlich verstümmeln einige Redakteure Texte aus Zeitmangel, oder weil sie glauben, ihr Stilempfinden sei das einzig Gültige.
Sehr sehr sehr oft aber sind Veränderungen, Überarbeitungen, Nachrecherche (von Fakten und Zitaten!) in manchmal kaum glaubbarem Maß notwendig, weil Geschichten einfach schlecht sind. Weil Inhalte fehlen, Strukturen fehlen und Zitate sich nicht durch zu viel Schärfe auszeichnen (die dann zensiert werden soll), sondern durch Inhaltsleere und Langeweile. (Sagt der Anwalt: Betrug wird in §263 des Strafgesetzbuches geregelt.“)
Ja, manchmal sind Texte nicht gut, weil für niedrige Honorare nicht mehr Arbeit geleistet werden kann. Aber sehr oft ist offensichtlich, dass es Autoren nicht an Zeit fehlte, sondern an handwerklichem Können, und zwar grundlegendstem.
Diese Erfahrung teilen alle redigierenden Redakteure, die ich kenne – aus den unterschiedlichsten Ressorts und von den unterschiedlichsten Blättern.
Und, bitte nicht vergessen: Umso stärker diese Redakteure eine Geschichte überarbeiten, umso mehr Arbeitszeit brauchen sie dafür. Wenn man ein Festgehalt bezieht, ist der einzige Anreiz, diese Überstunden abzuleisten, der, dass man am Ende einen besseren Text haben möchte.
@188 Für welche Medien schreibt Herr Jungblut denn eigentlich? Viel zu finden ist im Netz nicht von ihm, jedenfalls nicht aus den letzten paar Jahren.
Muss zugeben ich beneide Herrn Jungblut um seine Macht: Ich schreibe hin und wieder für eine wöchentliche Beilage in einer großen Berliner Tageszeitung, die von einer Medienagentur in deren Auftrag erstellt wird. Nachdem es der Redaktion bei meinen ersten zwei Artikeln gelungen war, mit geringfügigen Änderungen und Einschüben (Bildunterschrift, kleine Umformulierung zur Formatanpassung, Unterüberschrift) insgesamt vier Fehler zu produzieren, bat ich darum, den nächsten Artikel vor dem Druck nochmal gegenlesen zu dürfen. Antwort: Das lasse die ach so enge Produktionszeit leider nicht zu! Klar hätte ich das Recht, mich dagegen zu wehren, dann verzichten sie eben in Zukunft auf meine Beiträge…
PS: In meinem Beitrag fehlt ein Absatz vor „Klar hätte ich das Recht…“. Das wurde natürlich von der Redaktion so nicht gesagt, war auch so deutlich genug…
Es gibt wirklich Leute, die Geo wegen der Texte kaufen?
Das Ganze bedeutet am Ende, dass interessierte Leser etwas vorgesetzt bekommen was inhaltlich dermaßen vom Eigentlichen abweicht, da es Lektoren gibt, die ganze Berichte dermaßen verfälschen und zu ihrem Gunsten (natürlich zum Wohle der Leserschaft) stimmig machen bis kein Satz mehr zum Eigentlichen passt? Schöne neue verfälschte Welt.
Grundsätzlich halte ich Lektorate für eine äußerst sinnvolle Einrichtung, und ich war meinen Lektoren bisher sicher mindestens genauso oft sehr dankbar, wie ich mich mit ihnen über Änderungen streiten musste.
Der springende Punkt liegt für mich aber darin, dass ich mir als Urheber eines Textes anmaße, zu wissen, was ich meine und wie ich es aufschreibe. Wenn ich merke, dass das bei der Redaktion bzw. im Lektorat nicht respektiert oder anders gesehen wird, hat die Zusammenarbeit für mich prinzipiell keine Zukunft.
@197
Selbstverständlich sind Lektoren keine überflüssige Angelegenheit. Sie sind schließlich dazu da, um Tipps zu geben oder um zu korrigieren. Aber dass ein Artikel völlig von dem abweicht was eigentlich geschrieben wurde, das halt ich schon für ein starkes Stück Dreistigkeit.
Was Herr Gaede hier zu seiner Rechtfertigung schreibt ist ein erhebliches Maß an Arroganz und absoluter Selbstüberschätzung. Das tut der Sache nicht gut und ich sehe es eher als Armutszeugnis der GEO-Redaktion. So tief kann und darf man als Jourmalist nicht sinken, als dass man noch frech provoziert.
Die Akte ist fast vom Tisch und Herr Gaede wird es verknusen können, obwohl durch ihn und vor allem durch Herrn Jungblut ein trauriges, aber endlich einsehbares Exempel, statuiert wurde.
irgendwie hat man das gefühl das hier jemand den zweiten dumont machen will. noch schlechter kann man sich nach außen hin nicht geben und verkaufen.
Interessant.
Also, ich kenne im Gegensatz zu Herren Gaede etliche Geo- und sonstige Gruner-Schreiber, die schon einige bittere Tränen vergossen haben bei der Zurechtschusterei ihrer Texte auf Blattkonzept. Nur, da gebe ich meinen Vorrednern recht, die wenigsten wollen und können es sich leisten, einen Strich zu ziehen (was ein solches Aufbegehren ja nun einmal bedeutet) und auf einen (Umsatzzahlen hin oder her) sehr renommierten Auftraggeber zu verzichten.
Aber, auch da gebe ich meinen Vorrednern recht, es bleibt nur zu hoffen, dass einfach sich immer mehr Leser des Lesens verweigern. Dann lahmt das hohe Ross ganz schnell und zieht den Karren mit den Pokalen nur noch sehr mühsam voran. Und was mit lahmen Rössern geschehen kann, weiß derjenige, der noch Kontakt zum echten Leben hat…
@Gaede
Sorry, aber die Antworten sind IMHO eine peinliche Vorstellung (da hätte man das „wir äußern uns nicht zu schwebenden Verfahren“ doch wahrlich dringendst einhalten sollen).
Als jemand, der Zeit seines Berufslebens mit dem Urheberrecht zu tun hatte und hat (als Buchhändler, Verlagsmitarbeiter und Programmierer), frage ich mich: Was ist so schwer an „die Redaktion hat das Recht, den Text eines (ihrer) Autoren (weitgehend unverändert) zu drucken – oder eben nicht“ so schwer zu verstehen ist?
Ach so: Hat sich bisher noch keiner beschwert, also ist es OK?
Die absoluten Herrscher vergangener Zeiten haben doch auch so argumentiert. Welcher Leibeigene hat sich schon groß beschwert? Und die, die es doch taten, mit denen wußte man richtig umzuspringen. Aber irgendein Untertan dem man (mindestens) den Zehnten abverlangt, kann ja auch nicht den Herrscher wechseln. Ein Autor heutzutage hingegen, kann ja jederzeit den Auftraggeber wechseln. Redaktionen, für anspruchsvollen Inhalt zumal, die stets auf der Suche nach (freien) Mitarbeitern sind, gibt es ja schließlich wie Sand am Meer …
[…] einen interessanten Fall aus dem Themenkomplex Medienrecht weist Stefan Niggemeier in seinem Blog hin. Es geht um eine Auseinandersetzung der Zeitschrift GEO mit dem Journalisten Christian […]
Guten Tag!
Inhaltlich dürfte das meiste geschrieben worden sein.
Warum ich trotzdem noch poste? Allein der Kommentar #16 macht es nötig.
Vielleicht sollte GEO mal ne Geschichte über „Arrogante Affen“ machen.
Beste Grüße
Hardy Prothmann
Mal wieder ein Fall, der ohne weitere Informationen, sprich zumindest beide Texte, kaum vernünftig zu beurteilen ist.
Ich bin sowohl Autor, dessen Texte von anderen redigiert werden, als auch Redakteur, und ich kenne beide Fälle: Redakteure, die Texte schlecht korrigieren und einem Tränen der Wut in die Augen treiben.
Und eben auch Schreiber, die zu schlechte Texte abliefern. Oder Texte, die vielleicht nicht schlecht sind, aber eben nicht das, was man wollte.
Diese Texte können durchaus auch von Leuten kommen, die vor 25 Jahren schonmal irgendwo ausgezeichnet wurden. Auch diese schreiben nämlich manchmal grottig oder lustlos, und manchmal liegt ihnen einfach ein Thema nicht. Nicht jeder, der einfühlsam schreiben kann, kann gut erklären. Nicht jeder, der erklären kann, kann auch witzig. Nicht jeder, der Fischer kann, kann auch Polder.
Sorry, auch wenn das hier manchen nicht gefällt: Aber in diesem Fall muss der Text eben geändert werden, weil ich als Redakteur für die Qualität der Artikel im Heft gerade stehe. Ich bekomme die bösen Leserbriefe, wenn das Niveau nicht stimmt, und mein Platz ist gefährdet, wenn zu viele Leser ihr Abo kündigen, weil krude Texte im Heft erscheinen.
Der Autor tut mir manchmal leid, das ist aber in diesem Moment zweitrangig.
Wenn Texte geändert werden müssen, gibt es nun zwei Möglichkeiten:
1. Man schickt den Text zurück. Das kostet meist mehr Zeit. Zeit, die man nicht immer hat. Trotzdem mache ich es normalerweise. Ich schreibe dem Autor eine mail, in dem ich ausführlich alle Punkte aufführe, die mir nicht gefallen. Dann warte ich. Mit etwas Glück kommt dann in absehbarer Zeit ein Text zurück, der ok ist.
Wenn ich Pech habe, ist der Text in der zweiten Version auch nicht besser. Manchmal trifft der Autor einfach den Stil nicht, und ich habe auch nicht den Eindruck, dass er ihn beim zweiten oder dritten mal treffen würde.
Was dann? Nicht veröffentlichen? Das hat verständlicherweise für alle Seiten Nachteile: Meine investierte Zeit ist verschwendet. Der Artikel muss neu geschrieben werden, und die Ausgaben für das Ausfallhonorar sind weg, vielleicht auch für den Flug. Für den Autor ist es auch nicht toll: Der bekommt zumindest weniger Geld.
Oder, Möglichkeit zwei, böse böse: Ich nehme den Text eben als „Steinbruch“ und bringe ihn selbst in eine Form, die ich als gut genug erachte. Wenn die Änderungen zu groß werden, fragen wir im allgemeinen, ob der Autor noch seinen Namen unter dem Text sehen möchte.
Bei Geo hat man das im vorliegenden Fall wohl nicht gemacht, was falsch ist. Ich denke aber schon, dass Jungblut besser beraten gewesen wäre, in diesem Fall einfach die weitere Zusammenarbeit einzustellen, statt die beleidigte Diva zu geben.
Denn eines steht fest: An der Praxis wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Ein Recht, seine schlechten Texte abgedruckt zu sehen, gibt es vielleicht im Netz, aber sonst nirgendwo.
@Twoface: Es geht nicht um das Recht, seine schlechten Texte abgedruckt zu sehen, sondern um das Recht, seine umgeschriebenen Texte nicht abgedruckt zu sehen.
@16 (Gaede)
Tja, Herr Gaede, wie allen Führungs“kräften“ ist ihr öffentliches Gebahren natürlich Tip-Top, Ihr Anzug sauber und, als jemand, der täglich den Kundengeschmack bedient, wissen Sie sich vorteilhaft zu verhalten.
Doch das Urteil spricht für sich selbst und gegen Sie. Ich rate jedem es zu lesen, um zu sehen, wie ein Reiseerlebniss (darum geht es ja bei GEO eigentlich) vollkommen entlebt wurde und der Leserschaft ein belangloser Bericht, der gute Stimmung und gutes Aussehen vermittelt, angetan wurde. Damit sich auch niemand vor dem Wasser fürchtet. Ja, es kommt mir, beim Lesen der verglichenen Sätze fast so vor, als hätten sie einem Bericht, in dem es um die Gefahren des Wassers geht, das gefährliche Wasser gleich entfernt.
Thema verfehlt. 6. Setzen!
Herr Gaede schreibt, wie nicht anders zu erwarten, sehr wortgewandt. Sicherlich stimmen einige Aussagen. Doch ich bezweifle, dass Herr Gaede vollumfänglich verstanden hat, was er denn da so zum Besten gibt. Unzweifelhaft wurden Zitate verändert und eine Einflussnahme genommen, die so nicht in Ordnung war. Vielleicht aber – und so wirkt dieser Kommentar auf mich- will hier jemand nicht akzeptieren, dass es Personen gibt, die nicht den Mund halten für Geld. So will es uns als Beispiel vorausgehen, dass uns Geld, Ruhm und Macht genommen werden kann, aber niemals die ganz spezielle Freiheit des Lebens (unbequeme) Entscheidungen zu treffen.
vielleicht war sein artikel einfach wirklich zu schlecht!?
hihihi, er hat pensi geschrieben
Ich verfasste im Auftrag von GEO einmal für sehr gute Bezahlung eine reine Fantasiegeschichte. Der Redaktion lagen spektakuläre Fotos eines französischen Fotografen vor. Was fehlte, war ein Text. Ich traf den Fotografen und schrieb nach seinen spärlichen Angaben eine frei erfundene Story. Sie spielte in Bhutan, das damals von der Außenwelt abgeschnitten war. Die Geschichte hieß „Die Straße der Tränen“ und erschien mit der Autorenangabe „Text und Fotos von John Degret“, einem, soweit ich mich entsinne, fiktiven Namen. Ich glaube nicht, dass der Text durch die Dokumentation ging. Sein ihm innewohnendes Pathos erübrigte merkliche Redigaturen. Das war 1989, der Chefredakteur hieß Hermann Schreiber. Peter-Matthias Gaede war Chefreporter.
Vor über 20 jahren gewann der Journalist und Schriftsteller Hans-Georg Behr (+) einen ähnlich gelagerten Prozess gegen den Jahreszeiten Verlag (in Gestalt der “tempo” und ihres Chefredakteurs M.
Peichl). Er kassierte, wenn ich mich recht entsinne, einen 5stelligen DM-Betrag dafür, dass Peichl einen Artikel von ihm bis zur Unkenntlichkeit auf die flotte Tempo-Linie umgebaut hatte und dennoch Behr als Autor nannte.
Peichl flog bald darauf und erfand später merkwürdige MTV_Formate und Ähnliches. Und Behr bekam über viele jahre keinen Auftrag mehr von irgendeiner in Hamburg produzierten Zeitung oder Zeitschrift. Immerhin: so hatte er die Zeit, seine Memoiren zu schreiben.
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Das (gnadenlose Herumschreiben) vermag auch zu erklären warum GEO so schlecht geworden ist. Ich glaube es war die Story über die DNA in den Dinosaurier-Eiern, die mich die GEO beiseite legen liess. Das ist vermutlich mehr als 20 Jahre her ;)
[…] die Rechte von Autoren am stärksten mit Füßen treten. Und ich meine damit namentlich die Zeitschrift GEO oder auch das […]
Man stelle sich nur mal vor, Salvadore Dali malte ein Bild und der Käufer geht hin und lässt die Hälfte des Bildes übermalen, weil es nicht zu seinem Wohnzimmer (Magazin, Journal) passte? Was für ein Frevel.
Ein Autor soll es aber hinnehmen, wenn seine Arbeit sinnentstellend verändert wird, gefälligst die Klappe halten und seinen guten Namen für den Pfusch hinhalten?
Ist mir völlig unverständig!
Klar kann ein Lektor einen Text korrekturlesen, stilistische und grammatikalische Fehler beheben und vielleicht hier und da einen Satz etwas umstellen, um es angenehmer lesbar zu machen aber er kann doch nicht einfach die Geschichte so umschreiben, wie es ihm gefällt? Und daß der Autor die Änderungen abnicken muss, ist doch klar?
Das muss man wirklich erst vor Gericht durchsetzen? Wo bleibt der Respekt vor der künstlerischen Arbeit?
Unglaublich.
Gruß, Frank
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