Manches ethische Dilemma löst sich in der praktischen journalistischen Arbeit wie von selbst. Als der „Stern“ im Juni vergangenen Jahres die über 200 Opfer des abgestürzten Airbus 447 im Bild zeigte, konnte das Blatt nach den Worten von Chefredakteur Andreas Petzold schon deshalb nicht die Genehmigung von Angehörigen oder Urhebern einholen, weil die Zeit dafür bis zum Redaktionsschluss viel zu knapp war. Und zeigen musste der „Stern“ die ganzen Opfer im Bild, weil er seinen Lesern laut Petzold nur so das ganze Ausmaß der Tragödie deutlich machen konnte.
Es ist vermutlich ein Fortschritt, dass der „Stern“-Chefredakteur sich überhaupt zu solchen Themen äußert. Im Zusammenhang mit dem Amoklauf von Winnenden hatte das Magazin Fragen nach der Herkunft der gezeigten Opferbilder und dem Einverständnis der Angehörigen noch mit dem Hinweis abgebügelt: „Zu Redaktions-Interna erteilen wir keine Auskunft.“
Aber seit der „Stern“ im Frühjahr berichtet hat, mit welchen Methoden eine Agentur für die „Bunte“ das Privatleben von Politikern ausgespäht hat, ist das Magazin in der unwahrscheinlichen Rolle des Verteidigers journalistischer Standards. Und so ritt Petzold auf einem sehr hohen Ross in eine Diskussion über „Grenzen der Recherche im People-Journalismus — Anforderungen an eine ‚lautere‘ Recherche“, zu der der Deutsche Presserat am Mittwoch in Berlin geladen hatte.
Es war ein Gipfel der Heuchler.
Patricia Riekel erklärte noch einmal, warum es ein öffentliches Interesse daran gegeben habe, Franz Müntefering auszuspionieren. (Das Wort „ausspionieren“, das Petzold benutzt hatte, verbat sich Riekel empört. Sie hätten „recherchiert“.) Dass der SPD-Politiker mit einer vierzig Jahre jüngeren Frau zusammen sei, mache „veränderte Akzeptanzen über Partnerschaften deutlich“, das seien Fragen, die „gesellschaftspolitisch relevant“ seien. Außerdem erinnerte sie daran, dass Müntefering sich zuvor aus der Politik zurückgezogen hatte, um seine schwer kranke Frau zu pflegen. „Wenn ein Spitzenpolitiker mit einer so emotionalen Entscheidung an die Öffentlichkeit geht, öffnet er auch sein Herz, und das Publikum schaut hinein“, sagte Riekel. „Und dieses Interesse bleibt bestehen.“
Riekel forderte zu unterscheiden zwischen dem, was man recherchieren darf, und dem, was man veröffentlich darf. Sie betonte, dass die „Bunte“ die bereits vorher ausgekundschaftete Beziehung von Müntefering erst öffentlich gemacht habe, als er selbst mit der Frau öffentlich aufgetreten sei. „Es darf keine Vorzensur geben, wenn einer Redaktion ein Verdacht oder ein Gerücht bekannt wird.“
Die Richtlinien zur Ziffer 4 des Pressekodex, auf die sich Riekel berief, erlaubt die „verdeckte Recherche“ nur im Einzelfall, „wenn damit Informationen von besonderem öffentlichen Interesse beschafft werden, die auf andere Weise nicht zugänglich sind“. Aber was sind Informationen von besonderem öffentlichen Interesse? Hans Leyendecker von der „Süddeutschen Zeitung“ nannte als Beispiel das Thema Tiertransporte, bei dem anders als durch Undercover-Recherche die wichtigen Informationen nicht beschafft werden könnten. Riekel erwiderte, sie persönlich interessiere sich auch sehr für Tiertransporte, „aber es gibt Menschen, die interessieren sich nun mal für andere Menschen. Das sei eine Frage des Standpunktes.“
Sie blieb dabei: Eine „Vorrecherche“ bei Gerüchten müsse in jedem Fall möglich sein. (Auf spätere Nachfrage stellte sich heraus, dass sich eine „Vorrecherche“ von einer „Recherche“ dadurch unterscheidet, dass sie bei der „Bunten“ so genannt wird.)
Nicolaus Fest aus der „Bild“-Chefredaktion überraschte Riekel und Publikum mit der Aussage, sein Blatt wäre Müntefering nicht wegen seiner neuen Liebe nachgestiegen. „Ich weiß nicht, was die politische Dimension dieser Geschichte sein soll. Es gab keine Protektion, es ist reine Privatsache.“ Die Rede kam auch auf den Fall des CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer: Die Diskussionsteilnehmer waren sich einig, dass es erlaubt war, seine Verhältnis zu einer Freundin, die auch ein Kind von ihm erwartete, öffentlich zu machen, weil Seehofer mit seinem intakten Familienleben Wahlkampf gemacht hatte und der Lebenswandel den Ansprüchen einer christlichen Partei widersprach. „Würden wir das auch bei einem Politiker machen, der freie Liebe propagiert“, fragte Fest und antwortete mit Nein.
Ein besonders bizarrer Nebenstrang der Diskussion beschäftigte sich mit freien Mitarbeitern. Die Diskussion um die Frage, welche Grenzen bei der Recherche des Privatlebens von Politikern im Auftrag von „Bunte“ überschritten wurden, wird nämlich dadurch erschwert, dass die Illustrierte die Recherche (oder, wie sie sagen würde: „Vorrecherche“) an eine dubiose Agentur outgesourct hatte. Deshalb ist umstritten: Was die „Bunte“ genau gewusst hat über das Vorgehen der Agenturleute, inwieweit sie dafür verantwortlich ist, aber auch, inwiefern schon die Auslagerung der Recherche ein Problem ist.
Riekel betonte, auf Outsourcing könne heute generell nicht verzichtet werden, aber die Freien müssten sorgfältig ausgesucht und kontrolliert werden. Die „Bunte“ erarbeite gerade eine Art Verhaltenskodex, in dem sich die Freien zu „korrekten Recherchemethoden“ verpflichten. Riekel hielt schon in ihrem Einführungsstatement ein ebenso flammendes wie rätselhaftes Plädoyer für die „30.000 Freelancer“, die „nicht besser oder schlechter“ arbeiteten als festangestellte Journalisten. „Der Status entscheidet nicht über die Qualität eines Journalisten“.
Beim „Stern“ sieht man das anders. „Das Kerngeschäft darf man nicht outsourcen“, forderte Petzold. In Bezug auf investigative Recherchen sagte er: „Jeder freie Mitarbeiter, den ich beschäftige, erhöht das Risiko.“
Nicolaus Fest hatte in der Diskussion neben Riekel und Petzold lange Zeit fast vernünftig und seriös gewirkt (er wies Petzold darauf hin, dass Freie vor allem bei Spezialthemen oft über Kontakte verfügten, die die Redaktion nicht habe, und formulierte in Bezug auf Recherchemethoden: „Der Zweck heiligt das Mittel, aber der Zweck muss stimmen“). Sein seinem Wesen eher entsprechende Einsatz kam erst, als es um Nicht-Prominente ging, um Menschen, deren Fotos Medien veröffentlichen, weil sie Opfer von Unglücken oder Verbrechen geworden sind. Zur „Love Parade“ sagte er: „Die Leute, die dahin gingen, sind zu einem hohen Teil von Exhibitionismus oder Voyeurismus getrieben.“ Er verstehe nicht das „merkwürdige Missverhältnis“, dass Menschen, die kein Problem haben, fotografiert zu werden, wenn sie dort ihre Brüste entblößen, andererseits nicht gezeigt werden wollen, wenn der Anlass ein „journalistischer“ ist, weil sie nämlich zum Opfer des Unglücks wurden. Er beklagte hier eine „Instrumentalisierung des Persönlichkeitsrechtes wie bei Prominenten“: Man sei mit der Veröffentlichung von Fotos einverstanden, „solange es schöne Fotos sind“.
Den Leitfaden, den der Presserat gerade zur Berichterstattung über Amokläufe vorgelegt hat [pdf], nannte Fest „außerordentlich problematisch“. Er stößt sich schon am ersten Satz in der ersten Empfehlung, wonach die Redaktion „sorgfältig zwischen dem öffentlichen Interesse an dem Geschehen und den Persönlichkeitsrechten des Täters abwägen“ müsse. Fest hält eine solche Abwägung für absurd: Der Amoklauf bringe ein öffentliches Interesse mit sich wie kein anderes Verbrechen. Über den Täter soll man teilweise nur anonymisiert berichten dürfen, auf die Nennung von persönlichen Details über die Opfer soll ganz verzichtet werden: „Das ist ein massiver Eingriff in das Berichterstattungsrecht“, sagte Fest.
Bei allen Meinungsunteschieden — die Argumentationsmuster von Riekel, Fest und Petzold ähnelten sich frappierend: Wenn ihre spezielle Form der Sensationsberichterstattung nicht erlaubt sei, könne man gar nicht berichten und der Journalismus sei insgesamt bedroht. Natürlich konnte sich auch keiner von ihnen zu einem klaren Bekenntnis dazu durchringen, auf die ungenehmigte Verwendung von Privatfotos aus sozialen Netzwerken zu verzichten. Nach zwei Stunden Diskussion blieb der Eindruck: Journalistische Ethik ist für sie nicht mehr als der nachträgliche Versuch, Entscheidungen zu rechtfertigen, die man unter dem Druck von Zeit und Konkurrenz und nach dem Kalkül der Steigerung von Auflage und Aufmerksamkeit trifft.
Zum Glück war dann da aber noch Jürgen Christ, ein freier Fotograf aus Köln und ein Mann, dem Sonntagsreden fremd zu sein scheinen. Er achte „peinlich genau“ darauf, die Gesetze einzuhalten — „aber nur aus praktischen Gründen“, um keinen Ärger mit der Justiz zu bekommen. „Jemandem mit dem Auto zu verfolgen, ist doch nichts verwerfliches“, sagte er, und auch am Anmieten einer gegenüberliegenden Wohnung zur Observation konnte er nichts verwerfliches finden — ob der Pressekodex solche „verdeckte Recherche“ nun in der Regel untersagt oder nicht. Dass die Beschatter von Müntefering einen Bewegungsmelder in die Fußmatte einbauen wollten, fände er hingegen „nicht gut“: Es gebe doch praktische Kameras mit Bewegungsmelder!
Fröhlich erzählte er, wie er versucht hatte, ein Foto von dem Chefs eines Spendenvereins mit dessen Luxuswagen zu bekommen. Als tagelanges Observieren nicht half, bat er einen Taxifahrer, ganz dicht am Wagen vorbeizufahren, dann an der Tür zu klingeln und zu sagen, er habe da vielleicht eine Schramme verursacht. Der Mann hat zwar nur seinen Assistenten nach unten geschickt. Aber er hat aus dem Fenster geguckt, und Christ hatte sein Foto.
„Für wen arbeiten Sie so“, fragte Patricia Riekel ihn und kannte die Antwort natürlich. „‚Spiegel‘, ‚Focus‘, ‚Stern‘, ‚Bunte’…“
Ich glaube, es war ein Maserati, und kein Ferrari.
Ich frage mich, was diese Menschen denken, wenn sie morgens beim Rasieren in den Spiegel schauen?
Was für *kraftausdruckderwahleinsetzen*.
Bereitet Dir das keine körperlichen Schmerzen, das live und in Farbe anzukucken? Mir tuts schon beim Lesen weh…
Da hat sich ja ein schönes Netzwerk Vorrecherche zusammengefunden.
Die Empörung über die Verwendung von Fotos aus sog. sozialen Netzwerken, ist doch ziemlich lächerlich.
Ein Foto das ins Internet gestellt wurde ist eben kein privates Bild mehr, sondern für jedermann sichtbar.
Wenn ich überall in meiner Heimatstadt Fotos von mir an die Bäume hängen würde, könnte ich mich auch nicht darüber beschweren, wenn irgendjemand eines davon abrisse und z.B. in einer Kneipe an die Wand hängte.
Vergessen wir doch einfach das ganze Alibi-Geschwätz von Ethik und Moral: Einem Großteil der Medien und ihrer Mitarbeiter geht’s doch nur um Kohle und Ruhm. Dazu wird all das getan, wofür die werte Kundschaft bezahlt – egal, welche Mittel dafür notwendig sind. Ein Bedarf für das Füttern der „niederen Instinkte“ scheint ja vorhanden zu sein.
Nur noch wenige Journalisten sehen sich in der Rolle eines Korrektivs, der so genannten „5. Gewalt“ im Staat. Es scheint wie im Sport zu sein: Je mehr Geld und Erfolgsdruck im Spiel sind, desto verkommener werden die Sitten. Vielleicht sind bald nur noch weitgehend von Werbekunden, Auflagen und Einschaltquoten unabhängige Medienschaffende die einzig verlässlichen Quellen. Für Teilbereiche gilt das meines Erachtens schon; diverse Blogs liefern dafür ganz gute Indizien.
@vauxi: Ach. Und das Urheberrecht gilt auch nicht im Internet? Ich darf mir jedes Bild, das jemand irgendwo im Internet veröffentlicht hat, einfach nehmen und auf meine Seite stellen?
@#1
Die Riekel denkt sich beim morgendlichen Rasieren: „hoffentlich kann mich der Diekmann jetzt nicht sehen.“
@Stefan Niggemeier,
Wollen wir jetzt wirklich eine Diskussion über das Urheberrecht führen?
Für mich als Libertären, ist das Konstrukt des „geistigen Eigentums“ völliger Schwachsinn. Was veröffentlicht wurde ist nunmal öffentlich, daher sollte man sich eben vorher überlegen was man von sich veröffentlicht.
@vauxi: Und was hat man Euch beim „Bild“-Volontariat noch beigebracht?
@ Wolfgang,
Nette Verschwörungstheorie.
Ja ne is klar, wenn jemand eine andere Meinung vertritt, müssen da zwangsläufig finstere Mächte wie der ach so pöhse Springerkonzern dahinter stecken.
Ich kann Sie aber beruhigen, abgesehen davon dass ich Bild gelegentlich lese habe ich keinerlei Verbindungen zu dem Blatt.
@vauxi: Das Internet ist aber nicht deine Heimatstadt, ein soziales Netzwerk kein Baum und eine Kneipe erreicht nicht ganz die Auflage der BLÖD-Zeitung. Mit dem Ins-Netz-stellen ist noch lange nicht die Erlaubnis zur beliebigen Weiterverbreitung verbunden, schon gar nicht, wenn Bilder von Toten aus Ihren Profilen zusammengesucht werden. Außerdem: sagen wir mal, du hingest ein Bild einer vermissten Person in die Dörfer, und die Person kehrt wohlbehalten zurück. Nun hat sich aber wer so ein Plakat abgerissen, ein paar Leute aus der Kneipe über dich und diese Person ausgefragt, da war vielleicht auch noch ein übelgelaunter Ex oder so in der Kneipe und jetzt kommt irgendeine krude Story mit den Bildern deines Suchplakates auflagenstark auf die Frühstückstische Deutschlands. Wie findste das?
…
Allgemein zum Thema, aus meiner laienhaften Sicht: verdeckte Recherche macht nur dann Sinn, wenn offene Recherche aus diversen Gründen (Gefährdung des Reporters, kein zu erwartender Erkenntnisgewinn) unmöglich ist, und diese heimliche Beobachtung aus Gründen des öffentlichen Interesses gerechtfertigt ist. Das ist wohl auch in etwa was Leyendecker meinte. Es gibt dann eben offensichtliche Fälle (Feldforschungen im zwielichten Milieu), in denen oben genanntes zutrifft, und eigentlich ebenso offensichtliche Fälle, in denen es nicht zutrifft, wie das private Liebesleben von Politikern, das mir persönlich schnuppe ist. Aber genau von solchen Geschichten leben ja all diese un- und auch schon die halbseriösen Medien. Für die ist das natürlich durchaus von Interesse, denn Bettgeschichten von Promis sind ja eigentlich ihr Lebenselixir. Wie man dieser Ausspioniererei ein Ende setzen kann, das weiß ich als Laie wiederum nicht… aber die Fachleute ja auch nicht.
@Mia
Vielleicht wurde nicht explizit eine Erlaubnis zum Weiterverabeiten erteilt, aber jeder muss sich doch darüber im Klaren sein, dass das geschehen wird.
Exhibitionisten die sich über Voyeure beschweren, ist das nicht irgendwie reichlich absurd.
Wenn ich einen 100 €- Schein auf die Straße lege, so hat natürlich niemand das Recht diesen mitzunehmen, all zu große Hoffnungen, dass er morgen noch da liegt würde ich mir allerdings trotzdem nicht machen.
@Stefan: Voyeurismus (Typo)
@vauxi: Es geht nicht um eine „andere Meinung“, sondern um eine offensichtliche Unkenntnis oder Negierung der geltenden Rechtslage. Nach Deiner Logik dürfte ich auch auf meiner Webseite z. B. komplette Pro7-Sendungen oder den Inhalt der ARD-Mediathek anbieten, die sind ja auch im Internet für jeden sichtbar und somit nicht mehr „privat“. Die würden mir aber was husten…
@vauxi
Klar, wann immer die technischen Möglichkeiten gegeben sind, muss jeder damit rechnen, dass sie genutzt werden. Heißt natürlich nicht, dass es i.O. ist. Nur weil ich das notwendige Instrument zur Vergewaltigung immer bei mir habe, darf ich es noch lange nicht in jede Öffnung schieben, die mir vor’s Rohr kommt. Nur weil ein Sportschütze oder Jäger Schusswaffen hat, darf er damit nicht Leute umlegen.
Nur weil ich Bilder von mir [und möglicherweise anderen] über die heutigen weltweiten Netze austausche, bedeutet das nicht, dass jeder Arsch die jederzeit nehmen darf, um damit Auflage zu machen. Über die abgestufte Art der Veröffentlichung, die durch das Internet entstanden sind, mag man diskutieren wollen. Allerdings gibt es schon seit Jahrzehnten den Begriff des ‚besonderen öffentlichen Interesses‘, das sich u.a. dadurch von normaler Neugier unterscheidet, nicht jeden zur öffentlichen Person zu erklären, weil es irgendeinem Leser gerade in den Kram passt.
Offenbar hat Herr Fest das zumindest auf der Konferenz ganz richtig erkannt: Seehofers Fehltritt hatte eine sehr deutliche politische Dimension, während Müntefering nur ein älterer Herr mit Vergangenheit war. Der Widerspruch in öffentlichem Auftritt und privatem Leben war das Entscheidende – Wasser predigen, Wein trinken.
Ich würde gerne sagen, früher hatten Journalisten noch den entsprechenden moralischen Kompass, der ihnen anzeigte, was berichtenswert ist und was nicht. Aber das wäre verklärende Nostalgie. Die großen Namen, die einem so einfallen, von Tucholsky bis Mencken, waren die Ausnahmen.
Ach ja, keiner sagt, dass es einfach ist.
@Vauxi: Wirklich abstruse Vergleiche, die du hier anstellst. Das Recht am eigenen Bild sowie das Urheberrecht gibt es nicht umsonst. Nur weil ich ein Bild von mir in einem Netzwerk veröffentliche, heißt das noch lange nicht, dass ich mein Konterfei in der Bild sehen will.
@ vauxi
Sie haben gerade sehr schoen selbst enlarvt, wie die perfide Argumentationskette von Bild & Co in Sachen private Fotos aus sozialen Netzwerken laeuft.
Ein Bloed-Bildredakteur stoebert im Privaten von Ungluecksopfern und kopiert ungefragt Fotos in sein Blatt. Soweit, so illegal. Daran gibt es ueberhaupt nichts zu ruetteln. Aber natuerlich erscheint dieser Diebstahl manchen Leuten weniger schlimm, wenn es sich beim Opfer um einen Exhibitionisten handelt. Wer legt wiederum dafuer die Kriterien fest? Richtig, der Bloed-Bildredakteur.
Denn Facebook-Profil -> Exhibitionist.
Ohjee, da haetten wir dann ueber 10 Millionen Exhibitionisten in Deutschland, da kann einem ja uebel werden.
Nun komm ich zurueck zu Ihrer 100€-Geschichte.
Die geht nemich eigentlich ein wenig anders.
Es ist der Bildredakteur, der bei Ihnen zu Hause einbricht (Gartentuer war ja offen), Ihren 100€-Schein mitgehen laesst, ihn auf die Strasse legt, zwei Minuten liegen laesst und ihn dann einsteckt (lag ja einfach so auf der Strasse herum).
Warum muss man eigentlich mit Redakteuren, deren Verleger ernsthaft Leistungsschutzrechte einfordern, noch ueber solche Dinge diskutieren?
Achja, Sie sagen es, Herr Niggemeier, es sind halt armselige Heuchler…
@vauxi:
Die Informationen werden zu einem bestimmten Zweck in ein soziales Netzwerk gestellt. Anders als dein platzierter 100€-Schein (der übrigens ebenso wenig einfach mitgenommen werden dürfte). Dieser Zweck beinhaltet eben nicht die Veröffentlichung in einem landesweiten Presse-Erzeugnis.
Vor einiger Zeit wurden mal die Bilder einer Co-Pilotin und weitere Details aus einem sozialen Netzwerk in der Bild „ausgebreitet“. Alles nur, weil sie im Cockpit saß, als ihr Flieger durch eine starke Windböe von der Landung abgehalten wurde (siehe bildblog: Co-Pilotin, Hamburg)
Die Details hatten absolut nichts mehr mit den Ereignissen bei der Landung zu tun. Wenn sie diese Informationen genau so einfach durch Haustür-Gespräche bei den Nachbarn erlangt hätten, wäre das dann immer noch OK für dich?
Wenn du einen 100€-Schein auf die Straße legst, dich dabei zufällig ein „Bild-Reporter“ beobachtet, daraufhin bis nach Hause verfolgt und deinen Nachbarn ein Foto und etwas Hintergrund von dir abschwatzt, wärst du dann auch über eine Story „Der Irre mit der dicken Brieftasche“ in der nächsten Ausgabe erfreut?
Mensch, vauxi, endlich hab ich’s verstanden: Deshalb heißt es also Urheberrecht, weil es sich letztlich für den Urheber rächt!
@rauskucker #6: Ich hab‘ ja extra offen gelassen, wo sich rasiert. Weil ich finde, dass das etwas ist, was man mittels Vorrecherche herausfinden muss.
@ 4, wolfgang: die publizistische wirkung eines mediums hängt natürlich auch von der menge der leser/zuschauer/hörer ab. gerade deshalb ist die „bild“ auch in der lage kampagnen zu fahren. wer also möchte, dass seriös recherchierende journalisten wirkung entfalten (nur so wird die vierte gewalt auch zu einer), müsste auch interesse an einer hohen auflage/einschaltquote haben.
nun habe ich beim hörfunk vor nahezu 20 jahren die erfahrung gemacht, dass der hörer, wenn er die wahl zwischen einem dummen und einem dümmeren programm hat, zielsicher das dümmere wählt. so entstand der einheitsbrei der formatsender.
langer rede kurzer sinn: medien kommen nicht umhin, ihren kunden inhalte zu präsentieren, die sie auch interessieren. das streben nach auflage und quote muss nicht automatisch unethisch sein (kann es aber sehrwohl).
ob blogs inzwischen die seriöseren/besseren/relevanteren informationsquellen sind, wage ich zu bezweifeln. für mich sind sie bisher noch eine ergänzung zum traditionellen journalismus. zum teil entwickeln sie eine interessante kontrollfunktion in bezug auf andere medien. ein schönes beispiel dafür ist das bildblog. allerdings möchte ich auch zu bedenken geben, dass dort täglich nur vier bis fünf artikel über zu beanstandende berichterstattung erscheinen. und das bei einem heer von lesern, das die medienszene genau beobachtet und teilweise kleinlichst auseinander nimmt. (wenn die bild beispielsweise von der „5. gewalt“ gesprochen hätte, wäre das schon einen hämischen seitenhieb über das eigene selbsteverständnis wert gewesen).
wenn es denn, bei all den journalisten, die in diesem land rumlaufen und jeden tag eine zeitung oder programm machen, nicht viel mehr zu finden gibt, dann zeigt das doch eher, dass viele ihre arbeit sauber erledigen.
ganz vergessen, das hier anzuhängen:
http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/29159/
Sehr hübsch die Aussage von Nicolaus Fest, man sei mit der Veröffentlichung von Fotos einverstanden, „solange es schöne Fotos sind”. Ja, entschuldigung: Natürlich ist das so! Gerade als Privatmensch achte ich natürlich darauf, nicht popelnd, futternd oder tot mit verdrehten Gliedmaßen in die Öffentlichkeit gezerrt zu werden. Und das hat überhaupt nichts mit dem Kontrollwahn von Promis zu tun, an den Fest erinnert: Mein Abbild hat ja keinen Nachrichtenwert, der irgendwie beschönigt wird, wenn ich sage, dass ich so bitte nicht gezeigt werden will.
Und @ vauxi: Sie haben den Unterschied zwischen „selbst publizieren“, „anschauen“ und „weiterverbreiten“ nicht einmal im Ansatz verstanden.
@20 olfinger: Ups, da hatte ich ja die so genannte 4. Gewalt (Medien) mit der 5. (Lobbyarbeit, manche sagen auch, die Blogs sind’s) verwechselt – ist natürlich heutzutage nicht immer ganz zu trennen.
Aber zum Thema: Natürlich hast Du Recht, dass der „impact“ meist mit der Auflage/Quote/Verbreitung einhergeht. Problematisch wird’s aber, wenn die Verbreitung auch direkt mit der Höhe der Einnahmen korreliert. Da scheint die Versuchung ab einem unbestimmten Punkt groß zu sein, allein auf die Masse und nicht mehr auf Klasse zu setzen – als alter Hörfunkmann kenne ich das Phänomen auch.
Dass nicht mehr Irrungen und Verwirrungen der traditionellen Medien in Medienblogs wie Bildblog auftauchen, liegt aber nicht daran, dass es nur so wenige davon gäbe. Vielmehr gehen die meisten Klöpse im Grundrauschen unter und werden mangels Zeit, Fleiß oder Relevanz gar nicht erst aufgegriffen. Frag‘ mal Herrn Heinser, wie viele Leser-Hinweise er jeden Tag nicht berücksichtigen kann oder will.
„Man sei mit der Veröffentlichung von Fotos einverstanden, „solange es schöne Fotos sind“
aber das IST ja gerade das Persönlichkeitsrecht, dass man keine „unschönen“ Fotos von sich sehen muss, die „schönen“ logischerweise um so lieber.
Die gleiche Argumentation passiert wenn Promis etwas schlimmes zustößt, und der Boulevard das dann genau verfolgt mit der Begründung, vorher hätte der Promi auch alles gezeigt, also dürfen wir in schweren Stunden auch alles rausfinden und berichten.
Das Problem ist, dass Chefredakteure und Herausgeber schwach sind.
Das Volk schreit in seiner Mehrheit nach allen Bildern und Videos und O-Tönen. Denn es ist zu faul zum Lesen.
Ich glaube, wenn jemand eine saubere Reportage über acht DIN A4 Seiten schreibt und auf Bilder verzichtet, wird der Text nicht gelesen.
Reduziert man dagegen den Text, schmückt ihn mit vielen „sensationellen“ Bildern und glaubt, bei jedem zerknickten Grashalm einen Skandal entdeckt zu haben, wird man Leser anziehen.
Und Leser bedeuten Auflage, Werbeeinnahmen und dadurch auch Umsatz und hoffentlich Gewinn.
Die wirtschaftliche Abhängigkeit und die charakterlosen Leser zwingen schwache Chefredakteuere und Herausgeber zu schlechter journalistischer Arbeit.
Zur „Love Parade” sagte er: „Die Leute, die dahin gingen, sind zu einem hohen Teil von Exhibitionismus oder Voyeurismus getrieben.” Er verstehe nicht das „merkwürdige Missverhältnis”, dass Menschen, die kein Problem haben, fotografiert zu werden, wenn sie dort ihre Brüste entblößen, andererseits nicht gezeigt werden wollen, wenn der Anlass ein „journalistischer” ist, weil sie nämlich zum Opfer des Unglücks wurden.
Ich freue mich immer wenn Leute so in eine Schublade gesteckt werden und den Status als Individdum abgesprochen bekommen – dann weiss ich das ich dem der dies sagt nicht mehr zuhören muss. Sojemand hat sich für jede Diskussion disqualifiziert.
Zum Rest bleibt nur zu sagen, dass ich einigem wenigen von dem was Herr Niggemeier hier kritisiert sogar zusprechen kann. Wenn Herr Seehofer mit heiler Familien-Welt Walkampf macht aber dies nichts mit der Wahrheit zu tun hat – ist es die Pflicht der Presse da den Finger die Wunde zu legen. Oder der Maserati-typ.
Das Eindringen ins Privatleben von Menschen die ihr Privatleben in der Öffendlichkeit aber nicht ausbreiten kann dies aber nicht rechtfertigen. Schon gar nicht bei Opfern oder mutmaßlichen Tätern.
@ wolfgang: ich hatte auch das zweifelhafte vergnügen, beim öffentlich/rechtlichen hörfunk an einen quotengeilen chef zu geraten. o-ton: „bei der ma zählt ein dummer genauso viel wie ein kluger. und die dummen lassen sich leichter fangen. also machen wir jetzt programm für die dummen.“
und so ein typ ist jetzt kulturchef in einem sehr rennomierten programm.
aber trotz und alledem mussten die öffentlich rechtlichen sich den neuen seh- und hörgewohnheiten stellen. es nützt ja nichts, anspruchsvolles programm unter ausschluss der öffentlichkeit zu machen. und mann kann die leute ja nicht zum einschalten zwingen.
Um bei Facebook Bilder reinzustellen braucht es doch wirklich eine exibitionistische Ader. Von mir müssen weder schöne noch unschöne Bilder veröffentlicht werden.
@vauxi: Das Römische Recht kannte tatsächlich kein geistiges Eigentum. Das Immaterialgüterrecht ist eine moderne Entwicklung. Der Schutz von nicht materiellen Dingen wird aber allgemein als positive Entwicklung gesehen. Gerade in der Neuzeit wird dieses Recht immer wichtiger und warum sollten nur greifbare Güter geschützt werden?
Wenn Sie tatsächlich „libertär“ denken (im Sinne von anarchistisch), dann wird man Sie wohl nicht vom Gegenteil überzeugen können. Zum Glück ist diese Ihre Meinung aber ein absolutes Minderheitenprogramm.
@Bujacka: Die klauen ja nicht nur bei Facebook, sondern teils auch von privaten oder Vereins-Websites herunter. Und ist wirklich jeder exibitionistisch, der sein Bild auf seine Homepage und unter Copyright stellt (in der Hoffnung, dass sich alle Besucher daran halten)?
Dass ich das noch erleben darf: Blog-Kommentare verteidigen (zurecht!) das Urheberrecht. Bis vor kurzem las ich leider allzu oft nur das Gegenteil (a la @vauxi).
btw, fällt mir jetzt erst auf: Es sollte eigentlich „exhibitionistisch“ heißen – das „h“ ging mir ebenso flöten wie Bujacka…
Offenbar ist bei ungewöhnlichen „Recherchemethoden“ zumindest theoretisch auch ein gewisser publizistischer Zusatznutzen möglich; man fasst es nicht.
@Vauxi-Diskussion
Die Mona Lisa ist im Louvre öffentlich ausgestellt, aber wenn man sie mit nach Hause nehmen will verursacht das diverse Probleme.
Im Internet verhält sich das freilich etwas anders, weil hier Bilder nicht materiell entwendet, sondern dupliziert werden. Trotzdem: Ich betreibe jeden Tag eklatanten Exhibitionismus, weil ich mein Gesicht an meinem restlichen Körper befestigt quer durch die Öffentlichkeit schleife. Dabei erstreckt sich meine Hoheit aber nicht nur auf den Content (Gesicht), sondern auch auf mediale Darstellung und kontextuelle Inszenierung. Niemand hat z.B. das Recht dazu, mich ungefragt zur Werbefigur für ein Produkt zu machen.
Dies begründet sich darauf, dass die menschliche Wahrnehmung durch Assoziation funktioniert. Deshalb hat der Kontext einer Botschaft Einfluß auf die Botschaft selbst (man denke z.B. an Beuys und die Putzfrau). Unser Persönlichkeitsrecht ist darum eigentlich das Recht darauf, Einfluß darauf ausüben zu dürfen, wie andere Personen uns wahrnehmen – was ergo auch die Kontrolle der Kontextualität des eigenen Erscheinens einschließt. Da, wo uns diese Kontrollmöglichkeit genommen wird, wird auch unsere Persönlichkeit verletz.
Wenn ein Kontext aber in der Intertextualität verloren gegangen wird… verliert mensch leicht mal die Hegemannie über seinen Urheberschaft. :-)
(wann ist eigentlich wieder Buchmesse in Ffm?)
@polyphem
In neunzehn Tagen. Warum? Wollen Sie ein Buch haben – einen Vertrag – einen Preis?
@JO: Sie nehmen mich nicht ernst. Ein Buch habe ich schon, Vertrag und Preis hätte ich natürlich gern – und einen Kalender, damit ich 19 Tage abzählen kann.
Schöner Verweis :) Hegemann hat sich ja damit verteidigt, dass sie Kontext ohne Persönlichkeit verwendet hat. Vermutlich, um die Wahrnehmung ihrer Mifti analog zu ihrer Wahrnehmung von Airen zu gestalten. Airen dagegen sah den Kontext als untrennbar mit seiner Person verbunden.
Ergebnis: Eine Geschichte über verletzte Persönlichkeiten mit Persönlichkeitsverletzung.
@Bujacka #28:
Um bei Facebook Bilder reinzustellen braucht es doch wirklich eine exibitionistische Ader.
Nein, braucht es nicht.
@Christian, #26
Ich sehe es genauso. Es mag Fälle geben, in denen tatsächlich ein öffentliches Interesse an einer Berichterstattung über das Privatleben einzelner (prominenter) Personen besteht. Aber mit welch abenteuerlichen, oft zirkulären „Argumenten“ Vertreter der Medien den Menschen ihre Privat- und Intimsphäre absprechen und sich dabei auch von ihnen offenkundig völlig fremden höchsten Gerichten (EGMR, BVerfG) nicht irritieren lassen wollen lässt einen schaudern.
Müntefering? Der hat ja auch gesagt, warum er sich aus der Politik zurückzieht. Love Parade-Teilnehmer? Die tanzen ja auch alle nackt. Katastrophenopfer? Die sind ja schließlich auch bei Facebook registriert. Promis generell? Nutzen die Medien ja auch zu ihrem Vorteil.
Man übertrage doch mal manche Argumente à la vauxi in die sontige „reale“ Welt: Wer einen Laden eröffnet, der Kundschaft Zugang gewährt und Waren verkauft, darf man bei dem auch Partys feiern? Muss er einem alle Sachen in seinem Laden, vielleicht auch private, verkaufen? Oder darf man sie sich einfach nehmen?
Mit dem Persönlichkeitsrecht scheint das so zu gehen.
Er verstehe nicht das „merkwürdige Missverhältnis”, dass Menschen, die kein Problem haben, fotografiert zu werden, wenn sie dort ihre Brüste entblößen, andererseits nicht gezeigt werden wollen, wenn der Anlass ein „journalistischer” ist
Soll das heißen, dass das Abbilden von nackten Brüsten für den Bild-Oberen kein Journalismus ist? Was für eine Aussage!
Petzold: „Jeder freie Mitarbeiter, den ich beschäftige, erhöht das Risiko.”
Aha, dann gilt wohl auch: „Jeder feste Mitarbeiter, den ich beschäftige, erhöht die Trägheit“ (beliebiger Verleger)
Interessant jedenfalls, wie da anhand eines Status, den eine Redaktion durch Festanstellung oder Kündigung ja beliebig ändern könnte, die Integrität festgemacht wird.
Die Frage ist meiner Meinung nach, was muss ich als Verlag wirklich den Leuten zeigen und was nicht. Aber wie war der blöde Spruch nochmal schlechte News verkaufen sich besser als gute :(
Schon allein der Gedankengang, man müsse sich rechtfertigen, warum sein Bild nicht veröffentlicht werden soll, zeigt doch, dass gewisse Leute keinen Respekt vor der Persönlichkeit anderer haben.
Ganz zu schweigen davon, dass ich überhaupt keine Kontrolle darüber habe, welche Fotos von mir in der Öffentlichkeit erscheinen. Gerade neulich an einer Sportverantstaltung teilgenommen, kurz darauf finde ich mich auf dem Foto zum Artikel. Damit habe ich absolut kein Problem (netter Anlass, guter Artikel und ich…naja, ich war noch nie fotogen ^^ ) – aber wenn ich morgen zu Tode vergewaltigt werde und die BILD klaut dieses Foto aus dem Artikel mit der Überschrift „WOLLTE DIESE FETTE SPORTLERIN IHREN SEX-TOD?“ – wo ist da mein Exhibitionismus?
Bitte um Erklärung vauxi…
Ein kleiner Korrekturvorschlag für den 2. Satz:
Es gibt keinen Airbus 447 – gemeint ist offensichtlich Air France Flug 447 (die abgestürzte Maschine war ein Airbus A330). Der Satz sollte also eher lauten: „… über 200 Opfer des Air France Fluges 447 im Bild zeigte …“
Wie Cyborgs! Mental und cerebral schon leicht umgebaut, so wirken sie auf mich. „Er verstehe nicht…“ und „ein massiver Eingriff in das Berichterstattungsrecht“ – diese wie in einer Art Wahn gesprochenen Sätze zeigen vielleicht, dass sie wirklich so drauf sind. Ohne böse Absicht eigentlich, weil der Rausch der Informations- und Werte-Bruchstücke zu schnell durch ihren Geist düst. Es bräuchte einen starken Willen und Ziele-Setzen, entweder selbst oder durch den Chef. Der aber eben auch in Trance ist. Faszinierend ist immer dieser Moment, wenn es in der Geschichte umschlägt und die so tough erscheinenden „Kriegsgewinnler“ schwächer werden und das Leben wieder normaler und wohltuender verläuft…
Es ist doch anstrengend und viel zu zeitintensiv, wenn wir die paar Dinge, die uns wertvoll sind, ständig neu aushandeln. Bald wird es da wieder Mindeststandards geben, an die sich auch die meisten halten. Bei anderen Themen war das genauso – erst liefen fast alle viel zu lange mit, dann wurde die Abwehr und das Zurückscheuen immer größer und nun ist es besser geregelt und wird teilweise ganz gut umgesetzt. An den Einzelnen darf man nicht allzusehr denken, mehr an die Nächsten.
Man muß nur diese Zeitphase deutlich vor sich sehen und darauf ungeachtet des Wellenganges zusteuern. Die Prosecco-Gischt verläuft sich wieder…
Sehr interessanter Beitrag. Bitte weiter so.
@ polyphem
Da habe ich mich wohl falsch ausgedrückt. Ich nehme Sie ernst, mag das was und wie Sie schreiben und würde jeder Zeit ein Buch von Ihnen kaufen.
@JO: Sorry, ich hätte bei #37 ein smily setzen sollen.
Und den Gipfel der Heuchelei erklimmt heute Felix Disselhoff im „Stern“ ganz spielend:
„Das Problem ist wie so oft nicht die Nachricht, sondern wie mit ihr umgegangen wird. Während ausgebildete Journalisten darin geschult sind, sensibel mit Daten von Personen umzugehen und Fakten zu recherchieren, steht hingegen bei Twitter die Meinung schnell fest.“
http://www.stern.de/panorama/nach-amoklauf-in-loerrach-das-web-spottet-1605548.html
Bitte die Kotztüte bereithalten:
http://www.stern.de/panorama/nach-amoklauf-in-loerrach-das-web-spottet-1605548.html
Der Medienjournalismus schafft sich ab.
@Der Dude: Diese seltsame Stern-Nummer hat Bildblog schon kurz nach Dir aufgegriffen.
@47 Möwe
Das ist weder eine künstliche, noch eine neuartige Entwicklung. Zum Exhibitionismus auf der einen Seite gehört eben der Voyeurismus auf der anderen. Der Konflikt zwischen beiden Parteien bestimmt das Gesicht der Medienlandschaft.